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Yeti's Wiesbauer-Tour 2003

Text und Fotos: Yeti

 

<typohead type=3>Salzburg 2003 - Generalprobe und Premierensieg!</typohead>

 

Nachdem ich gerade so in Fahrt war, nahm ich selbige wenige Tage nach der D-Tour wieder auf, diesmal allerdings in anderer, nämlich südlicher Richtung. Zum ersten Mal wagte ich mich zum Verfolgen eines Sportereignisses über die Grenzen meines schwarzrotgoldenen Vaterlandes und überschritt dieselbe in Richtung RWR. Genauer gesagt nach Salzburg, um der ersten Etappe der Wiesbauertour beizuwohnen.

 

Bepackt mit allem, was der gemeine Profifan so zu Rennen mitschleppt bestieg ich am Morgen des Pfingstmontag frohgemut und bester Stimmung in München-Ost den Regionalexpress in Richtung Südosten. Durch die schöne Landschaft vor dem Abteilfenster (Chiemsee, Chiemgauer Alpen...hach!) und die Aussicht auf ein erneutes Live-Radrennen wurde meine Laune auch mit jedem Kilometer noch besser.

 

Nach gut 2 Stunden Fahrt fand ich mich in der Salzachstadt wieder, wo am Bahnhof ein internationales C4F-Treffen seinen Anfang nahm. Die Delegation bestand genauer gesagt aus Chris Combüs, Werner und Novalis, die die gastgebende Nation repräsentierten und aus meiner Wenigkeit, damit das Treffen auch international wurde.

 

Und obwohl der ORF für den Tag Gewitter und Regen vorhergesagt hatte, war es einmal mehr tropisch heiß und schwül. Wir wähnten uns eher bei der Tour de Langkawi als bei der Wiesbauertour, schon die zehn Minuten Fußmarsch von Hbf zum Schloss Mirabell reichten völlig aus, damit wir total durchgeschwitzt waren.

 

Team Bianchi


Nachdem wir kurz durchs Fahrerlager geschlichen waren und uns die Fahrer von Palmans um die Nase fuhren wurde beschlossen erst mal einen geeigneten Standplatz an der Strecke zu suchen. Einfacher gesagt als getan. Wir hatten zwar die Marschtabelle aber keinen Stadtplan zur Hand. Somit war einige hundert Meter nach dem Ziel nicht mehr feststellbar wo die Strecke entlanggehen sollte, da auch nichts abgesperrt war.

 

Nächster Plan: Team Saeco bzw. Hotel desselben suchen. Namentlich Gerrit Glomser, seines Zeichens Vorjahressieger und Lokalmatador. Auch Fehlanzeige...nix....na ja wenn man nicht weiß in welchem Hotel die Lieblinge sind ist es eher schwer sie zu finden...

 

Zurück zu Start und Ziel. Dort schon jede Menge Menschen. Wie war das, Radsport interessiert in der Alpenrepublik niemanden? In Salzburg sah das anders aus!

 

Nun ging die Teamvorstellung über die Bühne, bei der wir uns das ein ums andere Mal über den Toursprecher amüsierten.

 

Mit den österreichischen Stars gab es immer kleine Interviews, mit Bernhard Eisel, der die Tour fürs österreichische Nationalteam bestreitet und gleich einmal klarstellte, das er die Tour de France nicht fahren würde, wie der Sprecher irrtümlich behauptete.

 

Dann kam Team Fakta und mit ihm der "Kanalbrigadier" Werner Ribi Riebenbauer. (es sei nur am Rande kurz erwähnt, er ist wieder vollkommen schlammfrei!) Frank Hoj grinst die ganze Zeit vor sich hin und ist mal wieder äußerst praktikertauglich!

 

Die Mini-Rabos Part 1


Es kommt das Team Rabobank, hier ist es der österreichische Meister der U 23, Bernhard Kohl, der im Mittelpunkt des Interesses steht. Die "Mini-Rabos" sind ja fast irgendwie ein U 23-Team (auch wenn oggi es anders sieht...) und wir grinsen in uns rein, als der Herr Sprecher ganz wichtig erklärt, dies sei das jüngste Team der Rundfahrt, kein Fahrer sei älter als 23... das ist einmal so bei einem U 23-Team... Niels Scheuneman macht der Aussprache seines Namens mal wieder alle Ehre!

 

Bernhard Kohl stellt sein Team vor...

 

Dann kommen die Bianchis und mein Herz schlägt höher. Die Trikots schauen gut aus und ich freu mich das es das Team noch gibt und ich sie fahren sehen konnte!

 

Team Cofidis schaut auch aus wie eine U23-Abordnung der Mannschaft!

 

Als nächstes ist Landbouwkrediet an der Reihe und hier ist es der Sprinter Tom Steels der kurz befragt wird. Er wird als dreimaliger belgischer Meister vorgestellt, Novalis meint dazu nur trocken: "Im Trinkflaschenwerfen?"

 

Team ELK-Haus kommt auf die Bühne und wir stellen fest, das der Iro-Ösi keiner mehr ist, Patrick Riedesser hat jetzt gar keine Haare mehr, nur noch eine Zeichnung mit dicken schwarzen Linien auf dem kahlen Schädel. Was wohl abc dazu gesagt hätte? Sagen mir die Namen bei Volksbank und Elk wenigstens noch ein bisschen was, beißt es bei Hervis-Copyright und ARBÖ Merida Graz völlig aus...

 

Die Stimmung im schwitzenden Publikum steigt rapide an, als der "Espresso Rosso" auf die Bühne kommt und mit ihm die Startnummer Eins, Gerrit Glomser, der Lokalheld. Er hat extra die D-Tour verlassen um auf heimischen Straßen als Titelverteidiger zu starten. Jetzt klicken die Kameras... meine auch. Er wird ein bisschen länger interviewt, sagt das sein großes Ziel heuer die Tour sei. Kurze Zeit später stelle ich fest, das es hier noch richtig gemütlich, familiär zugeht. Gerrit wird neben der Bühne schon wieder interviewt, er ist der Star vor Ort, aber niemand bedrängt ihn. Nach dem Interview steht er zwei Meter neben mir und gibt der Freundin ein liebevolles Bussi zum Abschied. In D undenkbar das Ulle einfach so zwischen den Fans steht und die ihn in Ruhe lassen.

 

Der Start rückt näher und wir suchen uns eine strategisch günstige Position an der Absperrung. Ich komme direkt neben dem Bianchi-Teamwagen zu stehen und bin glücklich. Zwei Fahrer und den sportlichen Leiter des Lieblingsteams vor der Nase, was braucht der Radsportfan mehr zum Glücklichsein...

 

Einer der Fahrer trinkt noch was während Andreas Petermann am Radl beschäftigt ist. Dabei fällt mir auf, das auf den Trinkflaschen noch immer der bunte Coastschriftzug prangt...langsam blick ich da nicht mehr durch!

 

Schließlich ertönt der Startschuss. Ganz gemütlich setzt sich das Fahrerfeld in Bewegung und wird mit Applaus verabschiedet. Die Auftaktetappe der diesjährigen Wiesbauertour findet auf dem Kurs statt, auf dem 2006 auch die Straßenrad-WM ausgetragen werden soll. Die Entscheidung ob Salzburg den Zuschlag bekommt fällt während der diesjährigen WM im kanadischen Hamilton. Die C4F-Delegation aus Salzburg würde sich natürlich sehr über eine positive Entscheidung in dieser Hinsicht freuen...eine WM quasi vor der eigenen Haustür! Super wär's!

 



Steffen Radochla

Als die Fahrer außer Sichtweite sind suchen wir uns ein schönes Plätzchen im Schatten auf der anderen Straßenseite. Wir stehen etwa 200 m vor dem Ziel, als das Fahrerfeld knapp 30 min nach dem Start zur ersten der geplanten 3 Zieldurchfahrten kommt. Besonders aktiv zeigt sich das Team ELK aus Vorarlberg, das für seinen Sprinter Martin Fischerlehner fährt.

 

Nachdem die Fahrer die zweite Runde in Angriff genommen haben schreiten wir zu unserer persönlichen Verpflegungskontrolle und nehmen in einem gemütlichen Gastgarten was Flüssiges und Kaltes zu uns.

 

Zwischen der ersten und der zweiten Zieldurchfahrt liegt diesmal eine Stunde, die erste Runde rund um Salzburg wurde auf dem geplanten Zeitfahrkurs von 2006 ausgetragen, nun geht es über den Parcours des Straßenrennens.

 

Auf dem Weg zurück zu Start und Ziel bzw. zur zweiten Zieldurchfahrt bleiben wir diesmal an einer Kreuzung stehen, die wunderschön im Schatten liegt. Das sich das Fahrerfeld nähert ist unüberhörbar. Es scheint nicht nur die Strecke getestet zu werden, nein, auch sämtliche Polizisten, die dem Feld auf Motorrädern voraus fahren, testen was das Zeug hält. Und zwar ihre Blaulichter und Martinshörner. Und es sind viele unterwegs, sehr viele. Nach C4F-Schätzungen mindestens pro Team einer. Wenn nicht mehr...Wiederum ist das grünrote Elk-Team sehr aktiv beim Sprintanziehen.

 

Jetzt ist wieder eine Stunde Ruhe auf dem Mirabellplatz, ab geht's in den Park. Werner hat einen Kuchen dabei und der wird nun verzehrt. @Werner: War wirklich gut!!!

 

Man sitzt und quatscht und wartet auf die Fahrer. Es ist inzwischen kurz vor 14 Uhr und wieder eine Stunde Warten angesagt auf die Herren Profiradler.

 

Die dritte Zieldurchfahrt gab es dann um 3, fast eine Viertelstunde lag das Feld hinter der Marschtabelle. Aber es war ja auch wieder sooo heiß heute. Wir überlegten, ob die das wohl bis zum endgültigen Zielsprint wieder reingeholt haben würden.

 

Es war so. Immer noch auf der gleichen Parkbank sitzend hörten wir gegen viertel nach drei vom Ziel einen Lautsprecher krächzen die Fahrer würden sich nähern. Alles Graffl zamgepackt und an die Strecke. Ein Sponsor der Tour ist die Firma Kettler, und nun gibt es erst mal eine Präsentation ihrer Produkte - wohlgemerkt wenige Meter hinter der Ziellinie. Auch die Journalisten stehen wieder sehr nah hinter der weißen Linie und bei uns werden Erinnerungen an das diesjährige Gent-Wevelgem und Tom Boonen wach. Es wird aber rechtzeitig Platz gemacht.

 

Zuerst dröhnt uns mal wieder die österreichische Polizei die Ohren voll. Ich hänge mit letzter Kraft und einem Arm an der Absperrung, mit dem anderen schwenke ich ganz fleißig ein kleines grün-gelbes Wiesbauerfähnchen. Mit einem Fuß stehe ich auf der Absperrung drauf und verrenke mir den Hals. Allerdings habe ich in dieser Haltung eine wunderbare Sicht auf die Ziellinie, die etwa 20 m vor uns liegt.

 

Der Sprecher kündigt die Fahrer an, wo bleiben sie, ich stehe gerade nicht gut!!!

 



Die Mini-Rabos Part 2

Endlich kommen sie. Da wir dem Streckensprecher nicht zugehört haben auf der letzten Runde, wissen wir nichts über die momentane Rennsituation. Schnell ist aber klar - Massensprint. Wird Team Elk nochmals so offensiv fahren wie bei den drei Zwischensprints unterwegs, was machen die anderen Sprinterteams, wie sind die schnellen Leute über die zwei Bergwertungen in Eugendorf (Kat. 3) gekommen?

 

Um mich rum sind so viele Leute, so richtig sehen tu ich jetzt nichts mehr. Die Ziellinie jedenfalls nicht. Als die Fahrer an uns vorbeischießen ist ein Bianchi ganz vorn. Ich hab mich selten so sehr gefreut bei einem Radrennen. Der erste Sieg für das Team, das ist so verdammt wichtig gewesen...allerdings ist die Freude ringsum deutlich verhaltener, man hatte wohl auf einen rotweißroten Tageserfolg gehofft. Wir machen uns auf den Weg zur Siegerehrung, aus einem Lautsprecher tönt das Ergebnis: Steffen Radochla vom Team Bianchi hat gewonnen, super super super!!!

 

Das ist das erste gelbe Trikot fürs neue Team, besser kann es wohl gar nicht laufen! Den Gedanken zur Siegerehrung zu gehen hatten außer uns aber leider noch mehr Fans gehabt und so standen wir in der sechsten oder siebten Reihe...gesehen hab ich nicht so wirklich alles. Rinaldo Nocentini und Simone Cadamuro haben sich auf dem Stockerl zusammen krank gelacht, die Witze hätte ich auch gern gehört.

 

Die ersten drei in Salzburg waren damit also Steffen Radochla (Bianchi) vor Simone Cadamuro (De Nardi Colpacck) und Bernhard Eisel (Nationalmannschaft Österreich).

 

Die ersten drei Plätze im Gesamtklassement belegten nach der Etappe Steffen Radochla, Simone Cadamuro und Martin Fischerlehner, der dank der Bonussekunden aus den gewonnenen Zwischensprints noch aufs Stockerl kam.

 

Das weiße Punktetrikot bekam Steffen Radochla, das weiß-rote Bergtrikot Rinaldo Nocentini, bester Sprinter war Martin Fischerlehner im grüne Trikot und das blaue Trikot für den besten Österreicher im Gesamtklassement wurde in Salzburg an Bernhard Eisel verliehen, der übrigens mit RWR-Trikot und fdjeux.com-Hose unterwegs war.

 

Alle Geehrten bekamen langen und fairen Applaus vom Publikum, das fand ich sehr schön.

 

Persönlicher Höhepunkt für mich war aber die Übergabe des gelben Trikots an Steffen Radochla. Das war das beste was diesem Team passieren konnte nach den ganzen Querelen um Sperren, Geldsorgen und Zukunftsangst. Radde sah auch sehr glücklich aus.

 

Die Ehrendamen haben gar nicht mehr aufgehört den jungen Sachsen abzubusseln!!! Um das ganze auch recht feierlich wirken zu lassen gab es eine triumphale Musik und die drei auf dem Stockerl strahlten um die Wette. Wir machten natürlich jede Menge Fotos während der Siegerehrung.

 

Nocentini schrieb nach der Siegerehrung noch Autogramme, leider hatte ich mein Büchlein nicht greifbar, arghhhhh!!!

 

Der gelbe Radochla war leider schnell weg, so wie der Rest der Fahrer auch und so beschlossen wir, den Ort des Geschehens ebenfalls zu verlassen und nochmals was Flüssiges und Kaltes zu uns zu nehmen.

 

Schließlich trabten wir vier zurück zum Salzburger Hauptbahnhof und bestiegen unsere Züge Richtung Heimat. Mein Zug fuhr um 18:13 Uhr ab, um halb neun war ich daheim und wie nach jedem Radrennen verschwitzt und müde aber glücklich und zufrieden!


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