Sechs Friedensfahrtsiege, fünf Weltmeistertitel und zweimal Olympiagold standen am Ende der achtziger Jahre für die Fahrer der DDR zu Buche. Durch den Mauerfall und die politische Wende im Osten, trat man 1990 unter anderen Voraussetzungen zur Friedensfahrt an. Fahrer wie Ludwig, Raab, Kummer und Ampler haben gut dotierte Profiverträge unterschrieben und stehen für die 43. Austragung nicht mehr zur Verfügung. Zum letzten Mal tritt eine Nationalmannschaft der DDR an. Frank Kühn, Jens Heppner, Falk Boden, Bert Dietz, Steffen Rein sowie Martin Goetze rollen letztmalig mit Hammer und Sichel auf der Brust an den Start.
Vieles hat sich verändert. Die Tribüne auf der Karl-Marx-Allee in Berlin ist eine Nummer kleiner, statt der Parteiführung der SED, empfängt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die Sportler. Mit Jan Svorada aus der Tschechoslowakei gewinnt ein Fahrer, der auch heute noch als Profi für so manchen Sprintsieg gut ist.
Im Jahr eins nach der Wiedervereinigung steht die Friedensfahrt abermals vor einer großen Krise. Deutschland und Polen ziehen sich als Ausrichter zurück. Von offizieller Seite ist die Friedensfahrt nicht mehr gewünscht. Etwas "Anrüchiges" haftet an ihr. Bundestrainer Peter Weibel und Wolfram Lindner lassen sich aber nicht beirren und schicken eine gut besetzte Mannschaft an den Start.
1992 dann ist Berlin Startort der 45. Friedensfahrt. Die Berliner wollen dies als Werbung für ihre dann letztlich gescheiterte Olympia Bewerbung nutzen. Organisatorische Mängel kennzeichnen die Etappen in und um Berlin. Am Ende der ersten Etappe kommt es somit zu einem Novum in der Radsportgeschichte. Durch ungenaue Streckenführung und mangelhafte Absicherung steuert das mittlerweile auseinandergebrochene Peloton das Ziel vor dem Roten Rathaus aus zwei verschiedenen Richtungen an. Erst als am darauffolgenden Tag die Sächsiche Polizei die Streckensicherung übernimmt, läuft das Rennen in geordneten Bahnen.
Steffen Wesemann feiert in diesem Jahr seinen ersten von insgesamt vier Friedensfahrtsiegen. Unterstütztung erhält er von Erik Zabel.
Dem Tschechen Pavel Dolezel ist es zu verdanken, dass die Friedensfahrt auch im Jahre 1993 rollt. Sechsmal kurbelte Dolezel selber bei diesem Traditions Rennen mit. 1993 kaufte er dann die Rechte an der Friedensfahrt und sorgt für deren Fortbestehen.
Als erste Sportgruppe der höchsten Kategorie, nimmt im Jahre 1996 das Team Telekom an der 49. Friedensfahrt teil. Acht Etappen gewinnen die Fahrer in Magenta. Steffen Wesemann erringt zum zweitenmal den Gesamtsieg. Viel wichtiger ist aber das Renommee, dass die Friedensfahrt durch den Start der Telekomer erhält.
Eigentlich schien schon vor dem Start alles klar zu sein. Gewinner konnte nur ein Fahrer mit dem großen T auf der Brust sein. Und wer außer Steffen Wesemann kam hierfür in Frage? Geehrt wird aber Uwe Ampler am Ende dieser Fahrt. Trotz dreijähriger Wettkampfpause bezwingt er nach einer taktischen Meisterleistung seiner polnischen MROZ Mannschaft das Team Telekom und allen voran Steffen Wesemann. Pikantes Detail am Rande: Vor seiner Wettkampfpause fuhr Uwe Ampler beim Team Telekom und verließ dieses im Streit.
Mit Bjarne Riis nimmt erstmals ein Tour de France Sieger an der Friedensfahrt teil.
Im darauffolgendem Jahr stellt sich Steffen Wesemann dann auf eine Stufe mit Richard Szurkowski und Uwe Ampler. Er gewinnt zum viertenmal die Friedensfahrt. Mit Hof ist zum erstenmal eine westdeutsche Stadt Etappenort.
Gesamtsieger:
1990 Svorada (TschechoslowakeiI)
1991 Rjaksinski (UDSSR)
1992 Wesemann (Deutschland)
1993 Bilek (TschechoslowakeiI)
1994 Voigt (Deutschland)
1995 Padrnos (TschechoslowakeiI)
1996 Wesemann (Team Telekom)
1997 Wesemann (Team Telekom)
1998 Ampler (Mroz)
1999 Wesemann (Team Telekom)
2000 Wadecki (Team Nürnberger)
2001 Piil (Team Telekom)
2002 Sosenka (Mróz)
2003 Wesemann (CCC Polsat)
2004 Scarponi (T-Mobile)
2006 Cheula ( Unibet.com)
Beitrag von Stephan