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Walter Rütt

 

 


Portrait

Bereits mit 16 Jahren als Amateur, eilte Walter Rütt von Sieg zu Sieg. Siegen wollte er auch am 5.8.1900 in Magdeburg beim Kaiserpreis, scheiterte jedoch an Albert Leopold. Trotzdem hatte er  Glück, denn August Lehr erkannte das Riesentalent des Jungen, schenkte Walter ein Rennfahrrad und überredete ihn dazu, noch im selben Jahr Berufsfahrer zu werden.

 

Es dauerte etwas, bis sich die ganz großen Erfolge einstellten, doch seine Starts reichten aus, um die Rennfahrerwelt auf ihn aufmerksam zu machen. Vor allem als er 1902 den "Wundersprinter" Major Taylor besiegen konnte, sprossen die Erwartungen an ihn. 

 

1904, nachdem er Ellegaard anläßlich der Eröffnung der Pariser Buffalo-Bahn besiegte, galt er als bester Sprinter der Welt. (Insgesamt sind beide 169 Mal gegeneinander angetreten, Ellegaard siegte 85, Rütt 84 Mal (1)).

 



Arend - Huber - Ellegaard - Rütt - Bader
Der Start zum Grossen Berufsfahrer-Fliegermatch.
Sportpark Friedenau, 3. Juli 1904

In Deutschland verschlechterten sich die Bedingungen für Flieger. Das große Interesse galt den Dauerfahren, die hinter ihren Motorschrittmachern die rennszene beherrschten. Für die Sprinter gab es kaum noch etwas zu verdienen. Daher ging Rütt ins Ausland, er lebte die nächsten Jahre in Paris, fuhr in Australien und in den USA. Hier gewann er 1907 zum ersten Mal das New Yorker Sechstagerennen (>>> Rütt: Sixdays 1907 New York), 1909 und 1912 konnte er diesen Erfolg wiederholen. Grosses wurde von ihm in Deutschland berichtet, wahre Heldentaten machten die Runde und so wurde 1909 in Berlin das erste Sechstagerennen auf deutschem Boden veranstaltet. Leider mit mäßigem Erfolg, denn der Meister Rütt, der Publikumsmagnet, war nicht anwesend. Er wagte es nicht nach Deutschland einzureisen. Er hatte versäumt seiner Musterungspflicht (Gestellungspflicht) nachzukommen und befürchtete bei der Einreise verhaftet zu werden.  Auf diplomatischem Wege, letztlich auf Fürsprache des Kronprinzen hin, wurde die Sache geregelt und 1910 konnte sich Walter Rütt seinem Berliner Publikum wieder zeigen: Der überlegene Sieger des zweiten Berliner Sechstagerennen hieß Walter Rütt. (s. a. Rütts Schilderung seines schönsten Rennens: >>> Rütt: Sixdays 1910 New York)

 



Stol - Rütt - Frau Rütt und Sohn
Rütt und Stol als Strandkanonen 1911

Die Begeisterung war riesig, viele wollten nun Six-Days veranstalten, auch kleine Orte meinten mithalten zu können. "So auch der Besitzer des Radfahrerlokals "Waldvilla" bei Dresden! Als Schauplatz wurde im alten Schlachthof eine Bahn errichtet. Nach langem Zögern ließen sich auch Rütt-Stol verpflichten, allerdings mußte die "Star-Mannschaft" den anderen, weniger bekannten Mannschaften sechs Runden Vorsprung geben. Rütt-Stol willigten ein und die wilde Jagd begann. Die beiden Meisterfahrer wollten durch kräftige Spurts die Vorgabe aufholen, doch die kleine Bahn war diesem Tempo nicht gewachsen; noch vor Ablauf der ersten Runde tat Rütt einen schweren Sturz und brach sich das Schlüsselbein. Stol wollte die Ehre seiner Mannschaft retten und versuchte verbissen  das Feld zu sprengen. Mit umwerfenden Erfolg: Ein Sturz auf der Geraden machte auch ihn kampfunfähig, und das Favoritenpaar war schon am ersten Tag aus dem Rennen." Rütt gewann anschließend trotz Schlüsselbeinbruch mit Stol das 3. Berliner Sechstagerennen. (2)

 



Rütt als "Schirmherr" der Rennfahrer Grossmann, Arend, Ostermeier, Stol

1913 war nach Rütts eigener Aussage, sein bestes Jahr, es wurde gekrönt mit dem Weltmeistertitel. "Ich weiß noch, daß ein unbeschreibliches Gefühl des Triumphes mich erfaßte, als das Publikum in der Auslaufrunde mir begeistert zujubelte und meine Kameraden mich auf ihren Schultern zum Ziel brachten, wo mir der Vorsitzende der UCI die goldene Weltmeisterschaftsmedaille anheftete und die goldgestickte Schärpe umhing. Es war alles wie ein Traum, und es ist mir unmöglich, alles zu Papier zu bringen, was nach dem Erreichen eines nach Jahren gesteckten Zieles auf mich einströmte." (aus Walter Rütts Erinnerungen, 1934, (4)). Das Jahr 1913 endete aber unangenehm, er stürzte in Paris schwer und erlitt einen Schädelbruch. 

 

Als der erste Weltkrieg ausbrach hielt sich Walter Rütt in den USA auf. Mit einem dänischen Pass, ausgestellt auf den Namen Oskar Walter, kehrte er über Dänemark, seine Frau war Dänin, nach Deutschland zurück und ließ sich einziehen. Während des Krieges fungierte er als Ausbilder von Kraftradfahrern.

 



Brand der Rütt-Arena

Nach 1925 wurde Rütt sportlicher Leiter beim Berliner Sechstagerennen. Mit großem persönlichem finanziellen Engagement errichtete er in in der Neuköllner Hasenheide (Berlin) eine Radrennbahn für Fliegerrennen, die "Rütt-Arena", die 1931 durch einen Brand völlig zerstört wurde.

Luftbild der Rütt-Arena

Rütts Bericht über den Brand

Video vom Brand der Rütt-Arena

 

Nach dieser Katastrophe verdiente er als Verkäufer in einem Radsporthaus seinen Lebensunterhalt "bis er zum Reichssportlehrer, einem dem heutigen Bundestrainer vergleichbaren  Funktion, berufen wurde und Sportler ausbildete und führte. Für sein Engagement  im nationalsozialistischen Sport bekam Walter Rüt nach dem zweiten Weltkrieg  harsche Kritik." (4)

 

Walter Rütt starb 23. Juni 1964 im Alter von 80 Jahren verarmt und vergessen.

 

Quellen:

(1) A. Klimanschewsky, Der entfesselte Weltmeister

(2) W. Gronen/W. Lemke, Geschichte des Radsports, 1987

(3) Sport-Album der Radwelt, 2., 3., 4., 11., 12. Jahrgang

(4) Ruttkus/Schoppe, Im Glanz und Schatten des Regenbogens



Ergebnisse:

1901

1. Platz G.P. von Hamburg

1902

1. Platz G.P. von Duisburg

1903

34 erste Preise in kleineren Rennen

"Formrückgang durch Krankheit" (1)

1904

1. Platz Grosser Eröffnungspreis der Pariser Buffalo-Bahn

1. Platz G.P. von Nantes

1. Platz G.P. von Buffalo, Paris

1. Platz G.P. der Republik

1. Platz G.P. der U.V.F.

1905

1. Platz Meilenrennen in Sidney (AUS)

1. Platz Sommerkriterium Paris

1. Platz Vierermatch, Amsterdam

1. Platz Sommer-Kriterium, Paris-Buffalo

1. Platz Tandemrennen , Antwerpen mit H. Mayer

 

Auf ausländischen Bahnen errang er insgesamt 20 erste, 20 zweite und 14 dritte Plätze, einschließlich Tandem.

1906

1. Platz Meilenrennen, Melbourne (AUS)

1. Platz Halbmeilenrennen Melbourne (AUT)

1. Platz Internationale Meisterschaft, Melbourne

1. Platz G.P. von Lille

1. Platz Grosser Ausstellungspreis von Roubaix

1907

1. Platz Fremdenpreis, Paris

1. Platz Tandemrennen, Finanzpreis von Paris

1. Platz Sechstagerennen New York

1908

1. Platz Zehnmeilenrennen, New York

1. Platz Aprilpreis, Paris

1. Platz G.P. von Angers

1. Platz G.P. von Kopenhagen

1909

1. Platz G.P. von Tours

1. Platz G.P. von Neuilly

1. Platz G.P. von Kopenhagen

1. Platz Sechstagerennen New York

1910

1. Platz Sechstagerennen, Berlin

1. Platz Rosenpreis, Köln

1. Platz Goldenes Rad von Berlin

1. Platz Sechsstundenrennen, Breslau

1. Platz Fremdenpreis von Paris

1. Platz Meisterschaft von Deutschland

1911

1. Platz Pfingstpreis, Berlin-Zehlendorf

1. Platz Sechstagerennen, Berlin

1. Platz Preis der Nationen, Berlin

1. Platz Meisterschaft von Europa, Leipzig

1. Platz Sechstagerennen, Frankfurt

1. Platz Colonia-Preis, Köln

1. Platz G.P. von Duisburg



Hauptfahren auf der Olympia-Bahn am 28. Mai 1911
Rütt schlägt Wegener, Stabe und Grossmann

Auf deutschen Bahnen erreichte er 1911 38 erste, 10 zweite, 4 dritte Plätze auf dem Einsitzer, 11 erste und 3 zweite Plätze mit dem Tandem.

 

Von den deutschen Fliegern verdiente er mit weitem Abstand am besten. 

 

- In den Jahren 1907-1911 lag sein Verdienst weit über dem anderer deutscher Flieger. -

1912

1. Platz Sechstagerennen, Berlin

1. Platz G.P. von Berlin

1. Platz G.P. von Kopenhagen

1. Platz G.P. von Mailand

1. Platz Sechstagerennen New York

1. Platz Flieger-Herbstpreis Münster

1. Platz Preis des Handels und der Industrie, Paris

1. Platz Herbsthandicap, Kopenhagen

 

Insgesamt errang er 1912 auf deutschen Bahnen 20 erste und 2 zweite Plätze; auf ausländischen Bahnen waren es 8 erste, 2 zweite Plätze und ein dritter. 

Dem Verdienst nach war Rütt der erfolgreichste deutsche Flieger auf in- und ausländischen Bahnen.

 

- Mit großem Abstand führt er die Einkommens-Liste der erfolgreichsten deutschen  Flieger zwischen 1908 und 1912 an -

1913

1. Platz Weltmeisterschaft im Sprint

1. Platz G.P. von Deutschland

1. Platz Jubiläumspreis Kopenhagen

1. Platz G. P. von Paris

1. Platz G.P. von Berlin

1. Platz G.P. von Kopenhagen

1914

1. Platz Grosser Winterpreis, Berlin

1. Platz Eröffnungspeis von Newark (USA)

1. Platz Meilenfahren, Newark

1915

1. Platz Grosser Osterpreis, Berlin

1916

1. Platz G.P. von Berlin

1. Platz G.P. von Hannover

1. Platz Jubiläumspreis, Berlin

1917

1. Platz Grosser Pfingstpreis, Berlin

1. Platz G.P. von Halle

1. Platz G.P. von Berlin

1918

1. Platz Grosser Aprilpreis, Berlin

1. Platz Goldene Armbinde, Dortmund

1. Platz Rheingoldpreis, Essen

1919

1. Platz Grosser Stadionpreis, Berlin

1. Platz Grosser Pfingstpreis, Essen

1. Platz Grosses Fliegerderby, Berlin

1. Platz G.P. von Berlin

1. Platz G.P. von Thüringen

1. Platz G.P. von Hannover

1. Platz Meisterschaft von Deutschland, Dresden

1. Platz G.P. von Köln

1. Platz G.P. von Plauen

1920

1. Platz Eröffnungspreis, Chemnitz

1. Platz Preis der 'Rad-Welt', Hannover

1. Platz G.P. von Nürnberg

1. Platz G.P. von Essen

1. Platz G.P. von Hannover

1. Platz G.P. von Chemnitz

1. Platz G.P. von Dresden

1. Platz Meistercshaft von Deutschland, Köln

1. Platz "Preis Bourrillon", Mailand

1921

1. Platz Fliegerpreis von Newark (USA)

1922

1. Platz Grosser Sachsenpreis, Dresden

1. Platz Grosser Sommerpreis, Leipzig

1. Platz Fliegermatch, Berliner Sportpalast

1923 

1. Platz Fliegertreffen, Kopenhagen

1. Platz Sprintertreffen, Plauen

1. Platz Grosser Fliegerpreis, Chemnitz

1. Platz Fliegerkampf, Düsseldorf

1. Platz Grosser Fliegerpreis von Schlesien

1. Platz Stadionpreis, Berlin

1. Platz Meisterschaft von Deutschland

1. Platz Sprinterkampf, Kopenhagen

1924

1. Platz Ostermatch, Köln

1. Platz Vierertreffen, Essen

1. Platz Intern. Sprinterkampf, Chemnitz

1925

1. Platz Preis der Nationen, Berlin

1. Platz 13. Berliner Sechstagerennen

1. Platz Jubiläumspreis von Köln

1. Platz Sprinterkampf, Elberfeld

1. Platz Fliegerkampf der Jubilare (Rütt 25 Jahre, Arend 30 Jahre Rennfahrer), Berlin

1. Platz Sprinterkampf, Magdeburg

1. Platz Intern. Sprinterderby, Lodz

1. Platz Jubiläumspreis der Sprinter, Dortmund

1. Platz Sprinteromnium, Aachen

1. Platz Leipziger Messepreis

1. Platz Grosser Messepreis, Wien

1. Platz Intern. Sprinterrennen, Budapest

1. Platz Punktefahren, Berlin 

 

&copy Cycling4fans

Januar 2005




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