Andrei Kivilev
„Niemals geht man so ganz,
irgendwas von Dir bleibt hier!“
Ein Mensch ist von uns gegangen! Ich kannte ihn, aber ich wusste nicht, wer er war!
Ein Mensch, ein Radprofi, ein Ehemann, ein Vater, ein Sohn ... ein Teamkollege ... ein Freund!
Ein Freund! Das habe ich oft über ihn gehört! Ein Freund – ein Mensch, freundlich, zuvorkommend, fair!
Ich kannte nicht die Seite hinter dem Radprofi. Ich kannte ihn fast nur im Radtrikot! In meinen Erinnerungen ist er allgegenwärtig. Ich denke an die Tour de France. An die Etappe, auf der er den Grundstein für seinen größten Erfolg gelegt hatte und der ich beiwohnen durfte. Ich denke an die Meisterschaft von Zürich vom letzten Sommer, als ich kurz neben ihm stand.
Die Freude über Siege, die Enttäuschung über Niederlagen verschweißt mich ganz eng mit dem Team, mit dem Fahrer!
Was uns verband? Die Liebe zum Radsport und das Wissen, wie schnell alles vorbei sein kann! Und vielleicht auch der Gedanke: „Aber es wird schon nichts passieren!“ Der Profi ist sich dessen bewusst und verdrängt! Der Fan auch!
Der Glaube lebt bis Illusion stirbt! Die Illusion starb an einem Tag im März! Und mit ihr starb ein Mensch!
Ein sonniger Tag auf dem Weg zur Sonne. Course au soleil – das Rennen zur Sonne ! Sonne im Herzen, die Sonne auf dem Trikot – und mit einem Mal wird alles dunkel!
Jetzt ist er wieder auf dem Weg zur Sonne! Nicht der, der er war, sondern der, der er ist!
Ich habe die Bilder nicht gesehen, habe nur gehört von einem Sturz und bin zur Tagesordnung übergegangen. Hab nichts geahnt von seinem Kampf ums Überleben! Die Nachricht, dass er diesen Kampf verloren hat ist ein Schlag für mich – aus heiterem Himmel!
Ich bin geschockt und in tiefer Trauer! Die Übertragung des Rennens zu sehen ist für mich fast eine Pflicht! Der Blick in die Gesichter der Teamkollegen schmerzt.
Tränen machen niemanden lebendig. Aber sie tragen Trauer nach außen und erleichtern somit!
Am Ende der Etappe, die keine war, bricht plötzlich die Sonne durch die Wolken!
Ich bin dabei, Gedanken, Gefühle zu ordnen. Meine Radsportwelt ist aus den Fugen gerissen! Ich möchte die heile Welt zurück, weil ich nicht weiß, wie es weiter gehen wird. Weil ich vielleicht ein wenig Angst habe vor dem, was kommen wird! Und weil er mir fehlen wird!
Ich weiß nicht, wie ich das, was geschehen ist, einordnen soll! Wie gehe ich mit der Trauer um um einen Menschen, den ich als Mensch nicht kannte, der mir aber trotzdem nahe stand – irgendwie!
Es mag nur wenig trösten, dass er starb, wofür er gelebt hat! Ich hoffe, er war glücklich im Leben und im Sterben!
Seine letzte Reise führte ihn zur Sonne!
Ich bin mir sicher, er wird die Menschen, die ihm nahe standen, weiter begleiten! Er wird bei seiner immer Frau sein, wird seinen Sohn aufwachsen sehen! Er wird bei seinen Freunden sein, bei seinen Teamkollegen – bei Siegen und bei Niederlagen! Er wird neben ihnen sein, sie werden ihn wahrnehmen und es nicht merken!
Es ist ein beklemmender Gedanke, dass sein Name nie wieder in einer Startliste zu sehen sein wird, dass er mir in keinem Fahrerlager, bei keinem Start, bei keinem Rennen, im Ziel nicht mehr begegnen kann, dass er nie mehr in einem Rennen zu sehen sein wird! Aber er wird da sein, irgendwie!
Er wird weiterleben – in Erinnerungen, auf Bildern, in Gedanken!
Und vielleicht als wärmender Sonnenstrahl!
Ich sehe in ein Gesicht und ich sehe die Freude
Ich erinnere mich noch sehr gut an die vergangene Austragung von Paris-Nizza. Auf der Etappe, die am Ende Alexandre Vinokourov gewann, fuhr Andrej Kivilev in einer fünfköpfigen Spitzengruppe, in der auch Jens Voigt steckte. Der Anstieg dauerte lange, und die Kamera zeigte immer wieder die Gesichter und man konnte sie ganz genau studieren. Immer wieder führte Andrej die Gruppe an, aus seinem erschöpften Gesicht triefte die pure Freude an seinem Beruf und an seinem Leben. Er genoss die Qual, die Umgebung und den Erfolg und strahlte auch im Ziel noch breiter als breit.
Dieses Gesicht wird uns 2003 nur noch in Rückblicken über den Weg laufen. Sein Name wird nicht mehr in den Startlisten der großen internationalen Rennen stehen. Der Radsport hat einen sympatischen Kämpfer, lebenslustigen Vater und grandiosen Menschen verloren. Andrej Kivilev war ein Fahrer, dem man immer wenn er im Bild war seine Fröhlichkeit ansah, und bei dem man fühlte, dass er ein wunderbarer Mensch war, ohne ihn persönlich zu kennen.
Ich kann es immer noch nicht fassen, aber ich wünsche allen zukünftigen Radsportlern und der Familie meine guten Wünsche zukommen lassen.
R.I.P. Andrej Kivilev
(Niki)
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das leben wird uns gegeben und es wird uns genommen - und alles hat einen sinn, den wir nur nicht sehen...
"es wird aussehen als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein"
(Raktajino)
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gute reise, andrej kivilev (danke dafür an manic!) - als mann, der ebensoviele versionen seines namens wie fans hatte, wirst du mir immer in erinnerung bleiben! natürlich auch als exzellenter bergfahrer, der in meiner persönlichen beliebtheitsskala ganz weit oben angesiedelt war.
leider werde ich auch den anblick, wie du regungslos auf der straße gelegen hast, noch länger mit mir herumtragen!
mach's gut
moritz." (Glgnfz)
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Ich möchte hiermit mein Beileid der Familie und seinen
Freunden aussprechen.
Ansonsten bin ich immer noch sprach- und fassungslos.
(Ulla)
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ich möchte allen mein Beileid ausprechen die Andrej persönlich kannten und trauere um diesen Menschen. Es kam unglaublich unvorbereitet, ein richtiger Schock.
(TourOnline)
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„Andrei,
ich kannte Dich, aber ich wusste nicht, wer Du warst! Ich bin aber glücklich, dass es Dich gab! Du hast als Radprofi mir viel Freude bereitet! Dein Tod war ein Schock für mich! Ein Schlag, den ich nur schwer verdauen kann! Es ist das brutalste, was ich als Radsportfan je erlebt habe! Ich habe viele Tränen vergossen! Es werden sicher noch Tränen folgen! Sie werden trocknen, der Schmerz wird vergehen - irgendwann! Aber die Erinnerung an Dich wird bleiben! Mich tröstet die Hoffnung, dass Du Deinen Frieden gefunden hast!“
(Tine)
1998
Platz 2 Tour du Chili
Platz 10 Tour de Mediteranéen
Platz 13 Paris – Tours
Platz 19 WM Straße Valkenburg
Platz 53 Gesamtwertung Giro d’Italia
1999
Platz 5 Meisterschaft von Zürich
Platz 7 Criterium International
Platz 16 Mailand – San Remo
2000
Platz 2 Tour de Haut Var
Platz 2 Etappe Midi Libre
Platz 3 Trophee Laigueglia
Platz 5 Etappe Criterium Dauphine Libere (M.Ventoux)
Platz 6 Tour de Mediteranéen
Platz 7 Classique des Alpes
Platz 9 Gesamtwertung Criterium Dauphine Libere
Platz 32 Gesamtwertung Tour de France
2001
Sieger Rud du Sud
Etappensieg Criterium Dauphine Libere
Platz 2 bei 2 Etappen Rud du Sud
Platz 2 Etappe Midi Libre
Platz 4 Gesamtwertung Tour de France
Platz 4 Etappe Criterium Dauphine Libere
Platz 4 GP Villers
Platz 5 Gesamtwertung Criterium Dauphine Libere
Platz 8 Classique des Alpes
Platz 27 Mailand San Remo
Platz 36 Lüttich – Bastogne – Lüttich
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