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Franz Seidl

 

 


Portrait

Ende des 19. Jahrhunderts erlebte der österreichische Radsport eine kurze aber intensive und erfolgreiche Phase. Wien und Graz waren die bekanntesten Zentren. Aus der Grazer Trainerschule gingen einige bekannte Rennfahrer hervor, unter anderem auch der berühmte Däne Thorvald Ellegaard, der in seinen Anfangsjahren unter Alexander Geyer lernte.

 

Der österreichische Fahrer Franz Seidl gehörte ebenfalls zu dessen Schülern, blieb aber nur wenige Jahre dem Radsport treu. Wie so manch andere Radfahrer entdeckte er seine Liebe zu den anderen neuen Fortbewegungsmitteln Automobil und Flugzeug und gab zu deren Gunsten das Leben auf der Radrennbahn auf.

 

Franz Seidl fuhr bereits mit 16 Jahren als Amateur erfolgreich Rennen, so dass es nicht lange dauerte bis er eine Berufsfahrerlizenz erwarb. Zwei Jahre später, 1897, bestritt er überwiegend Rennen als Steuermann auf Mehrsitzern, soll aber auch auf Niederradeinsitzern immer besser geworden sein. Überwiegend trat er auf der Wiener Rennbahn an. Bekannt wurde sein Name, als er sich mit dem deutschen Fahrer Bruno Büchner zu einem Tandem-Team verband. Das Duo galt bald als fast unschlagbar. 1899 wurde sein erfolgreichstes Jahr. Neben vielen Tandem-Siegen gelang es ihm auf der Kürfürstendammbahn in Berlin den Großen Preis von Deutschland vor Arend, Huber und Büchner zu erringen.

 

1900 bildete er mit Anton Huber ein neues, ebenfalls sehr erfolgreiches Tandempaar. Der größte Triumph der beiden war der Finanzpreis in Paris am Tage des Großen Preises von Paris. Bis zu seinem Ausstieg aus dem Radsport 1903 lieferte er gegen die Großen seiner Zunft manch weiteres gutes Rennen.

 

Seidl wechselte in den Automobilsport über. Im Dienste des Brauereibesitzers Dreher fuhr er nach 1903 Autorennen. Später wechselte er erneut und widmete sich dem Flugsport. Im Juni 1913 brachte ihm diese Hinwendung den Tod. Er starb bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Wien.

 

"Seidl war heute der schnellste und couragierteste Fahrer und versagte morgen ganz. Entweder leistete er Grosses oder nichts."

"Mit Seidl schied einer der besten Fahrer der Welt und der beste Flieger Österreichs von der Bildfläche. Wohl viele Sportsfreunde werden sich noch der schlanken sehnigen Gestalt des jungen Wieners erinnern und viele alte Sportsfreunde werden noch an die Schnelligkeit denken, die Seidl im Endspurt oder bei Handicaps im Anfang entwickeln konnte. Die Tandemsiege Seidls mit Büchner und Huber werden stets unvergessen bleiben. Wie von einer Sehne geschnellt schossen die berühmten Paare jedesmal aus dem Rudel heraus, um einen leichten Sieg zu feiern, oder sie rangen ihre Gegner noch in den letzten 100 m nieder."



Bruno Büchner und Franz Seidl

Quellen:

Sport-Album der Radwelt 8. Jahrgang, 1910

 



Ergebnisse:

Zu seinen zahlreichen Erfolgen auf Tandem liegen mir keine Ergebnisse vor.

 

1895-1897, Amateur

viele Erfolge in Österreich

1898

2. Platz Grosser Preis des Deutschen Rennfahrer-Verbandes, Berlin Friedenau

1899

3. Platz Grosser Preis von Hamburg

1899

1. Platz Grosser Preis von Deutschlan, Berlin Kürfurstendamm

2. Platz Grosser Preis von Köln

3. Platz Österreichisches Derby, Berlin

4. Platz Grosser Preis von Hamburg

1900

1. Platz Grosser Preis von Köln

2. Platz Grosser Preis von Hamburg

1. Platz Finanzpreis, Tandem mit Huber, Paris

1901

3. Platz Grosser Preis von Köln

3. Platz Westdeutsches Derby, Köln

1902

3. Platz Europameisterschaft über 10 km

3. Platz Grosser Preis des Deutschen Rennfahrer-Verbandes, Frankfurt a.O.

1903

2. Platz Grosser Jubelpreis von Ludwigshafen, 1200m

3. Platz Grosses Fliegermatch, Dresden

Auf deutschen Bahnen belegte Seidl 1903 3 zweite und 4 dritte Plätze auf Einsitzer, einen ersten, 2 zweite und einen dritten auf Mehrsitzer. Er verdiente 1235.- Mark.

 

Zwischen 1896 und 1903 belegte er auf deutschen Bahnen insgesamt 40 erste, 30 zweite und 15 dritte Plätze, damit liegt er auf Rang 4 unter den ausländischen Fahrern. Sein Verdienst betrug in dieser Zeit 15 407,50 Mark, hier lagen etliche andere große Namen vor ihm.



 

Maki, Januar 2013


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