Lucien Lesna war sicher einer der besten Dauerfahrer in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Der Schweizer erlernte das Radfahren erst mit 26 Jahren, wurde aber bereits nach einem Jahr Schweizer Meister. Mit 31 Jahren, 1894 gewann er Bordeaux-Paris, ein Sieg, den er 1901 wiederholte. Der gelernte Uhrmacher wandte sich nach seinen Erfolgen der Bahn zu und konnte auch hier überzeugen. 1895 stellte er in Dijon einen Stundenweltrekord auf und wurde Meister von Frankreich über 100 km. (Er hatte wohl die französiche Staatsangehörigkeit angenommen.)
"Lesna war der erste Dauerfahrer, der ein Motortandem als Führung benützte. Mit dieser Maschine ging er im Winter 1898/99 nach Australien und verdiente dort viel Geld."
1901 erhielt er finanzielle und materielle Unterstützung einer amerikanischen Fahrradfirma (Cleveland), worauf er sich erneut der Straße zuwandte - mit sehr großem Erfolg, fast alle Rennen konnte der mittlerweile 38jährige für sich entscheiden. Leider musste er bei Paris-Brest-Paris aufgrund eines Sonnenstichs aufgeben.
1901 und 1902 hiess der Sieger von Paris-Roubaix Lucien Lesna. 1901, nach einer langen gemeinsamen Flucht mit Gougoltz, profitierte er von einem Hungerast seines 'Gefährten', dem selbst seine eigenen Schrittmacher nicht mit Proviant aushelfen konnten, solches war bislang noch nicht vorgekommen und Lesna, ganz offensichtlich taub geworden von den extremen Anstrengungen, hörte die bescheidene Bitte Gougoltz's um etwas Brot, nicht. Von Schwäche gezeichnet versuchte dieser noch zu drohen: "Banditen, ihr seid alle Banditen, ich bringe euch um... ", es half nichts. Der überlegene Sieger Lesna konnte den letzten Kilometer unter großem Applaus gemächlich genießen. (Gougoltz wurde 18., 3 Stunden und 10 Minuten nach dem Gewinner.)
Auch 1902 waren zwei Fahrer gemeinsam bei Regen dem Felde enteilt: Lesna und Wattelier hatten alle anderen um viele Minuten distanziert. Lediglich Garin versuchte verzweifelt den Anschluss herzustellen, vergebens. Bei Arras vermochte auch Watteliers nicht mehr zu folgen, das Ziel erreichte er 8 Minuten nach Lesna, der sich überglücklich feiern ließ.
1903 gab Lesna das professionnelle Radfahren auf und wandte sich dem Automobilismus und dem Motorzweiradfahren zu. Ein schwerer Unfall, bei dem seine rechte Kniescheibe zertrümmert wurde und ihm ein steifes Bein bescherte, beendete seine sportliche Karriere. Gemeinsam mit dem ehemaligen Schrittmacher Pastaire gründete er 1903 in Paris ein Massageinstitut.
Er starb 1932 bei einem Motorradunfall.