Welche Schimpfworte? ;-) Nein, das wollen die Leser ganz bestimmt nicht wissen, oder??... Deshalb frage ich lieber, ob Du echte Freundinnen unter den Kolleginnen hast? Wenn ja, wer zählt dazu?
Klar hab ich Freundinnen im Team, aber ich hab insgesamt nur 2-3 Menschen, die ich als echte Freunde bezeichnen möchte. Und bis sich so eine Freundschaft entwickelt, muss ich mit demjenigen schon einiges an Zeit verbringen, und da wir alle überall wohnen und uns fast nur bei den Einsätzen sehen hat sich (bis jetzt) noch keine echte Freundschaft entwickelt...
Gleich treffe ich mich mit der Häusler Claudi und lass mir von der dieses kleine Fest hier in München zeigen. Ganz ohne Radfahren ;-)
Bei echten Freunden aber bin ich wohl ganz schön wählerisch...
Kann frau vom Profi-Radsport leben?
Das entwickelt sich gerade langsam aufwärts. Es gibt immer mehr Teams, die bereit sind etwas zu zahlen. Anders können sie auch nicht überleben, weil die Fahrer sonst abwandern. Von mir kann ich sagen, dass ich mein Studentenleben damit finanzieren kann, aber zum Sparen langts noch nicht. Die meisten von uns studieren ja auch noch nebenher oder haben schon eine Ausbildung!
Ziehst Du im Zuge dessen eventuell sogar in Erwägung, nach Beendigung Deines Maschinenbau-Studiums und je nach Beruf das Rad zumindest "profimäßig" an den Nagel zu hängen?
Ähh nein, eher andersherum. ;-) Solang ich noch Spaß dran hab und sich der Aufwand in meiner Fahrweise zeigt, möchte ich weitermachen und erstmal das "normale" Berufsleben hinten anstellen. Vielleicht als Ausgleich fürs Hirn ein kleines Aufbau-Fernstudium oder ein Sprachkurs oder so. Nix zu stressiges!
An den unangenehmen Dingen des Radsport-Lebens kommen auch wir leider nicht vorbei - Thema Doping: Du hast vielleicht auch die entscheidende Bergetappe der Tour de France live am Fernsehen mitverfolgt. Was ging Dir unmittelbar durch den Kopf, als Du die Leistung von Floyd Landis gesehen hast? War das für Dich im ersten Moment "normal" oder hattest Du damals bereits Bedenken?
Ist ja doof im Nachhinein zu sagen, "Ich hab sowieso schon vorher genau gewusst, dass der was genommen hat..." - na ja, jeder hat mal einen guten oder auch einen schlechten Tag, und kommt ja auch immer drauf an, was die anderen machen...
Wärst Du zu einer kurzen Stellungnahme zur Doping-Situation im Radsport bereit?
Heikles Thema... Also, dass bei den Männern einiges nicht ganz sauber ist, lässt sich ja nicht mehr wirklich verheimlichen. Ist die Frage welchen Anteil die Athleten daran haben. Immerhin geht es bei den Männern auch darum, soviel Geld zu verdienen, dass man auch für nach dem Profidasein gesorgt hat und eine Familie ernähren kann - und diese Chance besteht im Männerradsport ja auch. Dazu kommt, dass der Zuschauer sich natürlich freut, wenn die Sportler möglichst lange, möglichst harte Rennen möglichst noch ein bisschen schneller fahren, damit die Leistung immer unmöglicher wird und immer besser zu bewundern ist... Und wie's aussieht lohnt sich die Investition, zumindest finanziell.
Ich will damit nicht sagen, dass die Sportler unschuldig wären, aber sie werden auch von den Medien, Veranstaltern, Betreuern, Zuschauern, Fans, ... dahin getrieben.
Die meisten Zuschauer wissen jedoch nicht, dass es gerade in diesem Bereich enorm wichtig ist, eine professionelle medizinische Betreuung zu haben. Einerseits um die vorhandenen Risiken einer gesundheitlichen Gefährdung möglichst klein zu halten. Aber auch, weil es als medizinischer Laie nahezu unmöglich ist, eine Dopingkontrolle "negativ" zu überstehen, wenn man von verbotenen Mitteln Gebrauch gemacht hat.
Bei den Frauen ist das wieder eine andere Grundlage - 100% sauber wird auch bei uns nicht gefahren, es gibt ja immer wieder vereinzelte Fälle. Auch wenn der Frauenradsport im Verhältnis zu den Männern stark unterbewertet ist, ist es in dieser Hinsicht vielleicht sogar gut für uns, dass im Frauenradsport nicht so viel Geld steckt... Also, es scheitert schonmal an den finanziellen Möglichkeiten. Dazu kommt, dass Frauen vielleicht eine andere Einstellung zu ihrem Körper und ihrer Gesundheit haben. Die meisten wünschen sich ja schon nochmal eine Familie und (eigene) Kinder, und für viele ist es das nicht wert, den Körper vorher im und mit dem Radsport zu zerstören...
Und auch wenn ich jetzt mit Doping etwas schneller fahren würde, ausgesorgt hab ich nach meiner Karriere ganz bestimmt nicht!
Vielen Dank für das Gespräch, Eva Lutz und einen schönen Saisonabschluss und natürlich auch Urlaub. Werden wir Dich denn auch im kommenden Jahr für die Nürnberger am Start bewundern dürfen?
Ob ihr mich bewundern wollt, ist eure Sache. Auf jeden Fall werd ich noch mindestens zwei Jahre das blaue Nürnberger-Trikot tragen. ;-)