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Interview mit Christoph von Kleinsorgen (Team Coast)

Dezember 2002

 

 

1. Du bist bereits mit 19 Profi geworden. Damals war Coast noch ein äußerst mittelmäßiges GS2 Team. Würdest du diese Team Wahl wieder so treffen, oder würdest du ein größeres Team bevorzugen. War der frühe Wechsel ins Profilager so richtig, oder würdest du bei einer erneuten Möglichkeit diese Entscheidung zu fällen anders wählen?

 

Ich würde das immer wieder so machen. Ich hatte im 1 Jahr die Chance das Profi-Leben zu sehen ohne direkt die großen Rennen fahren zu müssen. So konnte ich mich langsam daran gewöhnen. Für mich war als 19 jähriger der Sprung in die Profiklasse sowieso ein großer Schritt. Aber ich habe gedacht, vielleicht ist das die einzige Chance und die muss ich nutzen. (zum Glück habe ich das auch gemacht)

 

2. Was oder wer hat dich zum Radsport gebracht?

 

Ich habe eigentlich früher nur MTB mit Freunden gefahren. Die waren alle älter als ich und sind auch teilweise MTB-Rennen gefahren. Die haben dann irgendwann gesagt das ich doch mal ein paar MTB-Rennen fahren sollte. Diesen Rat habe ich dann befolgt und fuhr dann 2 Jahre lang Rennen. In dieser Zeit kam dann ein neuer Trainer in den Verein (RSV-Coesfeld) der mich dann betreute. Dimitry Botschkarew war dann ausschlaggebend das ich auf die Strasse wechselte. Er hat mir dann alles über Renntaktik sowie Traininglehre beigebracht.

 

3. Wann und wie fiel für dich die Entscheidung, Profi zu werden?

 

Ende 1999 hatte die damals noch als GS3 fahrende Mannschaft "Leonardo Coast" Kontakt mit mir aufgenommen. Ich habe mich dann mit dem Sportlichen Leiter getroffen und der sagte mir, dass es sein könnte das die Mannschaft eine Kategorie höher eingestuft werden könnte. Im gleichem Atemzug sagte man mir aber, dass sich für mich nichts ändern würde und ich trotzdem in dem Team fahren könnte. Ein paar Tage später habe ich dann unterschrieben.

 

4. Welche persönlichen Ziele hast du? Was glaubst du, kannst du in deiner Laufbahn erreichen? Und was ist dein größter sportlicher Traum?

 

Ich habe als Ziel, ein guter Rennfahrer zu werden. Momentan habe ich die Aufgaben, meine Mannschaft, sowie die Leader zu unterstützen. Ein Rennen zu gewinnen ist für mich momentan noch kein Thema, dafür haben wir unsere Leader wie Zülle, Casero oder für die Klassiker Hoj und Michaelsen.

 

Wenn meine Entwicklung weiter so ansteigt, denke ich, dass ich in ein paar Jahren auch vorne mitfahren kann. Mir liegt ja mehr das Frühjahr, die belgischen Rennen sowie Klassiker.

 

Zu meinem sportlichen Traum zählt unter anderem ein Sieg bei einem Weltcup-Rennen (Paris Robaix).

 

5. Was war bisher das schönste Erlebnis in deiner Karriere?

 

Der Start bei dem Weltcup-Rennen Paris Roubaix

 

6. Durch was zeichnet sich das Team Coast deiner Meinung nach aus?

 

Durch Teamgeist sowie gute Moral.

 

7. Wie siehst Du Deine Zukunft bei Coast?

 

Momentan denke ich das ich weiter bei der Mannschaft fahren werde. Man weiß ja nie was noch passiert. Die Team-Leitung möchte mich in das Klassikerteam weiter integrieren und aufbauen.

 

8. Wie steht Deine Familie (Eltern, Freundin, Freunde ...) zu Deinem Beruf als Radprofi?

 

Also, meine Familie steht komplett hinter mir. Mein Freundeskreis ist leider klein geworden da man sehr viel unterwegs ist. Es sind nur noch die "guten alten Freunde" da. Im Moment habe ich keine Freundin.

 

9. Was bedeutet Dir persönlich der Kontakt zu Deinen Fans?

 

Für mich ist es eine schöne Sache Fans zu haben die einen unterstützen. Bei einem jungen Rennfahrer gibt das immer gute Moral zu hören das auch mal sein Name genannt wird. Von Jahr zu Jahr kennen mich mehr Leute und das macht mich ja in gewisser Weise auch stolz, da meine Leistung im Sport akzeptiert wird. Ich freue mich immer wenn ich sehe, dass meine Mannschaft und auch ich bei den Fans gut ankommen.

 

10. bekommt man einen Ernährungsplan? wie oft muß man zum Arzt? muß man sich extra versichern, z.B.Berufs-unfähigkeit? Sind die Prämien bei den Versicherungen besonders hoch? Gibt es Tabus? Was darf man nicht machen, bzw. nicht essen? Wird zusätzlicher Sport vorgeschrieben, oder liegt das an einem selbst, oder ist der im Training integriert?

 

Nicht jeder bekommt einen Ernährungsplan aber der der einen möchte bekommt einen. Zu der Frage mit dem Arzt. Man muss mindestes 4 mal im Jahr zur allgemeinen Untersuchung von der UCI. Ich gehe lieber öfter, da ich noch relativ jung bin und die Arzte mich deshalb lieber öfter untersuchen wollen. Die Prämien bei der Versicherung sind nicht anderes als normal. Was man machen darf oder nicht ist bei jedem anders. Es ist wichtig das man seine Aufgabe im Team erledigt. Das selbe gilt auch für das Essen. Es gibt Rennfahrer die legen sehr viel wert auf ausgewogene Kost. Ich finde diese Ernährung auch besser. Aber es gibt genug Rennfahrer die nicht darauf achten und trotzdem sehr gut und schnell fahren. Bei mir ist der Ausgleichsport direkt im Trainingsplan (Schwimmen).

 

11. Hat man viel Kontakt zu den anderen Teamkollegen, oder wohnt, mehr oder weniger, jeder in seiner Stadt, bzw. Land?

 

Die meisten Rennfahrer wohnen doch schon weit auseinander. Aber der Kontakt ist natürlich unter einander sehr gut. Man hat ja schließlich ca.: 60-120 Renntage sowie gemeinsame Trainingslager auf dem Programm. Da sieht man sich schon relativ oft.

 

12. Wie reagieren alte Teamkameraden auf deinen Erfolg?

 

Meine alten Teamkollegen sind eigentlich alle froh das ich das geschafft habe. Ich treffe mich auch noch mit ihnen um z.B. zu trainieren. Dort sind sie natürlich immer "heiß" auf die neuen Geschichten aus dem Profi-Lager. Sie rufen auch öfter mal an um sich zu erkundigen wie es läuft und was ich denn so mache.

 

13. Kennst du das Stadtlohner Kriterium? Bist du schon mal dort gefahren?

 

Ja das Rennen kennen ich sogar sehr gut. Ich bin dort schon öfter gefahren. Ich hoffe das ich dieses Jahr dort starten kann. Das Rennen ist bei mir sozusagen "um die Ecke" und deswegen finde ich das Rennen sehr interessant.

 

14. 2000 bist du neben Fahrern wie Alexander Aeschbach und Simone Mori gefahren, ein Jahr später hast du zwar nicht das Team gewechselt, aber es standen nun Alex Zülle, Fernando Escartin, Lars Michaelsen und Frank Hoj an deiner Seite. Außer den Fahrer veränderte sich auch das Renprogramm ganz elementär. ( Was hat das für dich bedeutet? )

 

Das mit den Rennfahrern war zum Anfang eine für mich ganz neue und nicht gerade leichte Situation. Man kannte die Rennfahrer sonst nur aus dem TV und jetzt fährt man in der selben Mannschaft. Aber nach dem ersten Trainingslager hat man sich daran gewöhnt und die "Stars" besser kennen gelernt. Nach den ersten Rennen war man dann ein Team und alle haben sich super verstanden. Das Rennprogramm war für mich nicht so anders. Ich bin zwar andere Rennen gefahren aber meine Aufgabe war erst mal die Selbe. Wenn man als Helfer fährt (und lernen soll) ist das Rennen nicht so wichtig. Natürlich konnte ich dann auch mal bei einem Weltcup Rennen teilnehmen. Das ist dann schon was besonders.

 

15. 2001 war für Coast ein ziemliches Katastrophenjahr. So gab es zum Beispiel nur einen Saisonsieg und die erhofften Ergebnisse blieben insgesamt aus. Hast du deine eigenen und die Erwartungen der anderen erfüllt und wie bist du mit dem Mißerfolg des Team umgegangen?

 

Man darf die Leistung nicht mit der von diesem Jahr vergleichen. Letztes Jahr waren wir in dem 1 Jahr GS1. Das war für die meisten neues Gebiet. Das dann alles nicht so klappt, wie man sich das vorstellt ist vorhersehbar. Die Mannschaft hatte ein paar "Kinderkrankheiten" die man erst mal loswerden musste. Zum Ende der Saison ging es dann schon deutlich besser. Zu meiner Person ist eigentlich nur zu sagen, dass ich für mich mein Ziel erreicht habe. Ich habe die Chance bekommen weiter bei Coast Powerade zu fahren. Die sportliche Leitung war eigentlich auch zufrieden sonst hatte ich keinen neuen Vertrag bekommen.

 

16. Worin siehst du die Hautursachen für Doping?

 

Der enorme Erfolgsdruck!! Angst vor dem Verlieren!

 

17. Diskutiert ihr unter Kollegen und im Team mit Trainern und sportlichen Leitern das Thema offen und häufig oder ist es eher ein Randthema, nur vorhanden, wenn wieder einmal jemand positiv getestet wurde?

 

Man spricht schon über das Thema, aber nur wenn es etwas Neues gibt. Ich finde das man darüber sprechen sollte, aber nicht in einer Rundfahrt, das drückt dann nur die Moral. Ich bin einer der für den sauberen Sport ist, aber wenn man dann hört, dass einer bei dem Giro auf Kokain positiv war, fällt man doch vom Glauben ab. Aber momentan denke ich, ist man auf dem richtigen Weg wieder einen sauberen Sport zu bekommen.

 

18. Sollte noch mehr im Kampf gegen das Doping unternommen werden oder greifen dei Maßnahmen? Wenn mehr unternommen werden sollte, was schlägst du vor?

 

Man ist auf dem richtigen Weg. Die Kontrollen sind schon ganz gut. Ich denke jetzt liegt es an jedem selbst. Wie man am Giro gesehen hat funktionieren die Kontrollen auch.

 

19. Hattest du zu Beginn Ehrfurcht vor Namen wie Alex Z. oder Fernando E. oder waren es schon immer "nur" Teamkollegen?

 

Für mich sind es zwar Team-Kollegen aber der Respekt vor der Leistung die Sie gezeigt haben und auch noch zeigen ist natürlich da. Im ersten Jahr habe ich nicht so viele Rennen mit den "Großen" gefahren und habe sie zum größten Teil auch nur im TV gesehen. Jetzt fahre ich mehr mit Ihnen und ich muss sagen, die sind alle super nett und gut drauf.

 

20. welches ist deine Lieblings-Internetseite?

 

www.cyclingnews.com und www.radsport-news.de

 

21. Schmecken dir Nudeln noch?

 

Ja klar! Ich habe damit noch keine Probleme. Wenn ihr das jetzt Mauro Gianetti (38 Jahre, sehr lange Profi, jetzt bei Coast Powerade) fragen würdet dann könnte ich das verstehen. Aber Mauro mag Nudeln auch noch.

 

22. Hast du Haustiere?

 

Ja, ich habe ein Hund und zwar einen Dalmatiner.

 

23. War es eine große Ehre für dich im C4F und Coast-Gewinnspiel Antwort von einer der Fragen zu sein?

 

Ich finde es super. Das zeigt mir ja, das ich so langsam auf dem Radsportmarkt Fuß fasse. Das ein wenig Interesse an meiner Person ist. Und das ist doch nur gut für mich.

 

Diese Fragen wurden von cycling4fans gesammelt und Christoph von Kleinsorgen hat sie schriftlich beantwortet


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