Ein kleiner Rückblick auf den letztjährigen Giro: Euskaltel war bedingt durch die Einführung der Pro-Tour zum ersten Mal seit Gründung des Teams am Start der Italien-Rundfahrt. Ein Team gespickt mit Namen wie Haimar Zubeldia, Aitor Gonzalez und Samuel Sanchez, also fast der kompletten ersten Garde des Teams, versagte wie fast in der ganzen Saison 2005. Lediglich Sanchez konnte in der erweiterten Spitze mitfahren und einen 17. Platz im Gesamtklassement belegen. Auch der damalige Neo-Profi Igor Anton konnte anfänglich im Mittelgebirge gut mithalten, ehe ihn die Strapazen ins Grupetto zwangen. Da Anton dieses Jahr schon ein sehr rennreiches Frühjahr in den Beinen hat, wird er trotz starkem Auftritt bei der Tour de Romandie, nicht am Start stehen. Ebenso bedauerlich ist die Nicht-Nominierung von Gorka Verdugo, der bei der Klasika Primavera, dem ersten Rennen nach seiner Verletzung, eine gute Form nachwies, aber seither keinen weiteren Einsatz bekam um sich für den Giro zu empfehlen. Ansonsten kann man sagen, dass die Verantwortlichen in Anbetracht der Saisonprioritäten schon das richtige Team zusammengestellt haben. Die großen Namen fehlen, aber durch die gute Mischung aus Erfahrung und Jugend kann vielleicht das große Ziel, ein Etappensieg, erreicht werden.
Die Fahrer:
81 Benat Albizuri (Spa)
82 Andoni Aranaga (Spa)
83 Koldo Fernandez (Spa)
84 Iker Flores (Spa)
85 Markel Irizar (Spa)
86 Roberto Laiseka (Spa)
87 David Lopez (Spa)
88 Antton Luengo (Spa)
89 Iban Mayoz (Spa)
Die Kapitäne des Teams werden Laiseka und Lopez sein. Laiseka ist der deutlich erfahrenste Mann im Aufgebot und wird sich vermutlich ein paar Hochgebirgsetappen rauspicken auf denen er den Erfolg in einer langen Flucht sucht. Mit einem Etappensieg wäre Laiseka im Spätherbst seiner Karriere noch das seltene Kunststück gelingen Etappen bei allen drei GTs gewonnen zu haben. Ob er die Form dazu hat, ist schwer zu sagen. Bei seinem letzten Rennen, der Klasika Primavera im April, zeigte er sich in einer frühen Fluchtgruppe aus der er dann weder positiv noch negativ herausstach.
Mit höchster Spannung darf der Auftritt von David Lopez beim Giro erwartet werden. Er gilt als einer der Fahrer, die es hier zum internationalen Durchbruch bringen könnten. Einige Stimmen aus dem Baskenland nehmen im Zusammenhang mit seiner Teilnahme sogar schon die Worte Gesamt-Top10 in den Mund. Das dürfte zwar etwas hoch gegriffen sein, doch im Normalfall sollte er auf jeden Fall bestklassierter Euskaltel-Fahrer in Mailand sein. Lopez, der ein guter Kletterer und passabler Zeitfahrer ist, hat als größten Erfolg in dieser Saison den Gewinn des Bergtrikots beim Criterium International vorzuweisen. Er wird versuchen in den ersten beiden Wochen nicht unnötig Zeit liegen zu lassen und dann in der für die Gesamtwertung entscheidenden dritten Woche vorn dabei zu sein.
Eine Art Kapitänsrolle dürfte auch Koldo Fernandez zukommen. Er ist der klar stärkste (da einzige) Sprinter des Kaders, umso bedauerlicher, dass er hier erst seine erste GT bestreiten darf. Nun ist es aber endlich soweit und dann kriegt er ausgerechnet so ein sprinterfeindliches Monstrum vor die Nase gesetzt. Es heißt also vor allem Erfahrungen sammeln und vielleicht kann er auf den drei, vier flachen Etappen ja mit einer Top10-Platzierung glänzen.
Flores, Aranaga, Albizuri und Mayoz werden ein aggressives Quartett für die flachen und welligen Etappen sein. Neben Laiseka dürfen in Iker Flores die größten Hoffnungen in einen Etappensieg gesetzt werden. Er fuhr überraschend starke Nordklassiker, bringt die Erfahrung aus mehreren Grand Tours mit und soll sich in einer ordentlichen Form befinden. Während Flores sich im Hoch- bis Mittelgebirge am wohlsten fühlt, darf es für Andoni Aranaga ruhig ein klein wenig flacher sein. Dafür ist Aranaga ein absoluter Killer aus Fluchtgruppen und ist für baskische Verhältnisse ein Topper in belgischen Rennen und könnte bei der Ankunft auf der Zitadelle die Hoffnung des Teams sein. Doch wie bei allen Teilnehmern wird viel von der Form abhängen, ob er dazu kommt diese Qualität auszuspielen. Neo-Profi Benat Albizuri fiel in diesem Frühjahr vor allem dadurch auf, dass er, obwohl nicht der Superendschnelle, in Sprints jeglicher Art reingehalten hat. Die Motivation scheint zu stimmen, ob die Kraft bei ihm nach einem pausenarmen Frühjahr allerdings noch für den Giro reicht, darf bezweifelt werden. Ebenso wie Albizuri fährt Iban Mayoz seine erste Grand Tour. Sich in Fluchtgruppen zeigen und Erfahrungen sammeln muss auch für ihn die Devise sein.
Markel Irizar wird das tun, was er immer tut: Helfen, Wasser holen, die Kapitäne aus dem Wind halten. Ein echter Arbeiter auf dem Rad und eine Hoffnung, dass Euskaltel vielleicht doch nicht die rote Laterne im Mannschaftszeitfahren belegen wird. Der letzte Fahrer im Aufgebot ist Bergfloh Antton Luengo. Man merkt bei ihm deutlich wie es nach zwei eher unbefriedigen Jahren mit der Leistung voran geht, aber die Gebirgsetappen des Giro sollten für eigene Ambitionen doch noch zwei Nummern zu groß sein. Wenn er jedoch die Eindrücke des Frühjahrs bestätigt, kann er einen guten Helfer für Laiseka und Lopez in den Bergen abgeben.