Aber es gab keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Er war ja ansonsten in guter gesundheitlicher Verfassung, hochmotiviert und wartete ungeduldig auf den Saisonstart. Und der Mangel an Rennkilometer würde, natürlich, keine negativen Effekte auf seine Tour de France-Vorbereitung haben, teilte zumindest sein Sportlicher Leiter mit, um gleich anschließend zu verkünden, dass Beloki weitere sechs Wochen keine Rennen fahren würde.
Nach genau der halben Zeit heilte sein Knie auf wundersame Weise und Beloki nahm am Criterium International teil. Und was widerfuhr ihm in seinem ersten Rennen nach sieben Monaten Zwangspause? Er stürzte, natürlich. Nicht schwer, aber er beendete die Etappe als letzter, 12 Minuten nach dem vorletzten. Ein ausreichender Grund, das Rennen vorzeitig zu beenden.
Als nächstes nahm er die Baskenlandrundfahrt in Angriff, quasi sein Heimatrennen. Es war noch schlimmer als beim Criterium International. Dieses Mal stürzte er nicht, aber er musste erkennen, dass er dem Peleton nicht folgen konnte. Er stieg während der ersten Etappe aus.
Die ganze Sache fing also gar nicht gut an und sie wurde eher schlechter als besser. Beloki beendete kein einziges Rennen in der Vorbereitung und musste seinen Traum vom Tour de France-Podium aufgeben. Er sah sich nicht mehr als ein Konkurent um eine Podiumsposition. Die nächste Bombe platzte im Juni: BLB gab bekannt, dass sie ihr Sponsoring am Ende der laufenden Saison beenden würden. Der finanzielle Aufwand für die sich abzeichnende ProTour sei einfach zu hoch.
Letztendlich löste sich all das für immer aufgrund eines anderen medizinischen Problems. Das Knie war wieder in Ordnung, aber Belokis Allergien schlugen zu. Um es kurz zu machen, Beloki führte an, er sei Asthmatiker und benötige ein bestimmtes Medikament. Sein Team teilte mit, medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass er kein Asthmatiker sei und sie ihm deshalb die Einnahme dieses Medikaments untersagten, da es auf der Dopingliste stehe.
Das bedeutete totale Frustration für alle Beteiligten. Auf Seiten des Team weil sie eine anständige Stange Geld für einen Fahrer bezahlten, der bisher noch nichts gebracht hat. Auf Seiten Belokis weil er sich vom Team und vom Sponsor schlecht behandelt fühlte. Es wurde bekannt gegeben, dass der Vertrag gekürzt und zum Ende der Saison auslaufen würde.
Aber trotz aller Missgeschicke war er immer noch nicht bereit, endgültig aufzugeben. Gegen alle Erwartungen gab er im Juni bekannt, dass er definitiv die Tour de France fahren würde, und zwar „mit Ambitionen“.
Aber es sollte nicht sein. Nur ein paar Tage später verließ er das Team überraschend schnell. Damit waren auch seine Tourpläne beendet – laut Vertag durfte er die Tour entweder für BLB oder gar nicht fahren. Beide Seiten erklärten sich mit der Trennung zufrieden, aber der Team-Manager Jean-Rene Bernaurdeau teilte später noch einmal gegen seinen früheren Fahrer aus, indem er sagte, „Beloki sei ein Fehleinkauf gewesen ... und die Unterzeichnung des Vertrags ein Fehler.“
Ende Juli unterschrieb Beloko schließlich einen Vertrag bei Saunier Duval und konnte mehr oder weniger wieder normal Radrennen fahren. Er hat seitdem zwar keine Bäume ausgerissen, aber immerhin beendete er wieder die Rennen. Er startete bei der Vuelta als Kapitän und Teamchef Jexean Matxin gab mutig (oder auch übermütig) bekannt, dass „wir mit Beloki die Vuelta gewinnen werden.“ Beloki selbst kam sehr zuversichtlich zu der Rundfahrt und teilte mit, sein Ziel sei „eine Topplazierung in der Gesamtwertung.“ Trotz dieser vollmundigen Ankündigungen machte sich sein Mangel an Rennkilometer sehr schnell bemerkbar und er stieg auf der 16. Etappe völlig erschöpft aus mit mehr als 90 Minuten Rückstand auf den Führenden.
Aber die Beloki Saga war immer noch nicht zu Ende. Eigentlich sollte sein Vertrag mit Saunier Duval auch für die Saison 2005 gelten, aber er blieb dem Team nur wenige Monate treu. Anfang dieses Monats stieg er aus dem laufenden Vertrag aus ohne Angabe von Gründen und ist zur Zeit kurz davor, erneut einen Vertrag mit Manolo Saiz und dem Liberty Seguros Team zu unterzeichnen.