Aber nicht nur die radsportlichen Großereignisse begleitet er mit seiner Kamera. Ebenso gern fotografiert er die Rennen der Nachwuchsklassen.
Bei den Meisterschaften der Junioren und der U23 ist er ständiger Gast. Ganz egal ob Straße, Cross oder Bahn.
In seinem Archiv finden sich viele der heutigen Stars in jungen Jahren.
1990 kam er von der Deutschen Cross-Meisterschaft der Junioren nach Hause und berichtete von einem Fahrer, der in Turnschuhen am Rennen teilnahm und einen 3. Platz belegte. "Den müssen wir unbedingt im Auge behalten. Aus dem Jungen wird was." so erzählte er damals seinem Vater. 1997 gewinnt dieser "Junge" als erster Deutscher die Tour de France. Noch heute bekommt Roth beim Gedanken an die Siegerehrung auf dem Champs Elysee eine Gänsehaut.
Sehr viele der Fahrer begleitet Roth über deren ganze Karriere hinweg, die meisten Fahrer kennen ihn persönlich. Fährt er während eines Rennens auf dem Motorrad an Rolf Aldag vorbei, so begrüßt dieser ihn lachend mit: "Hast Du auch Dein Fensterleder dabei?", (Anmerkung des Autors: Mit einem Fensterleder schützen die Fotografen ihre Kamera vor Nässe)
Die meisten Rennen verfolgt er im Auto. Hingegen ist er bei den großen Deutschen Rennen (Rund um Köln, Henninger Turm, Deutschland Tour und HEW`s) sowie der Flandern-Rundfahrt auf dem Motorrad unterwegs. Gerade bei der Flandern-Rundfahrt ist dies notwendig um an möglichst viele Bilder zu kommen.
Mit dem Auto kommt man kaum an die wichtigen Streckenpunkte heran. Die Belgischen Fans machen sich einen Sport daraus die "Renners" möglichst oft zu sehen. Schnell steckt man da im Stau. Außerdem ist der Abstand von der Muur von Geraardsbergen, einem Streckenabschnitt der oft zur Entscheidung über Sieg oder Niederlage führt, zum Ziel einfach zu gering um dies mit dem Auto zu schaffen. Ungern erzählt er seiner Frau von den halsbrecherischen Fahrten die notwendig sind um pünktlich den Zielort Merbeke zu erreichen. "Manchmal sind es bei der Flandern-Rundfahrt nur ein paar Sekunden, die wir früher als der Sieger am Zielstrich sind."
Es genügt aber nicht irgendeinen Motorradfahrer zu verpflichten. Fahrer und Fotograf müssen sich genau kennen. "Der Fahrer muss wissen welche Bilder ich brauche, ob ich eher über die rechte oder linke Schulter hinweg fotografiere." Roth schwört hierbei auf die Belgier. Sie steuern ihr Motorrad sicher durch das Peloton und sind mit einem großen Wissen was den Radsport betrifft ausgestattet.
Was aber nützt der beste Motorradfahrer wenn es dann beim Zielsprint nicht hinhaut. "Ein Fotograf der behauptet bei bisher jedem Sprint das perfekte Bild hinbekommen zu haben sagt nicht die Wahrheit." Er erinnert sich an einen Sprint in der vergangenen Saison als 5-6 Fahrer um den Sieg kämpften. "Man wusste nicht auf welchen Fahrer man draufhalten sollte." Selbst nach dem Zieleinlauf konnten sich die Fotografen nicht sicher sein auch wirklich den Sieger erwischt zu haben. Zum Glück arbeiten einige Fotografen sehr eng zusammen, so dass man sich in einem solchen Fall gegenseitig hilft.
Angesprochen auf die große Zahl der Radsportfans und gleichzeitigen Hobbyfotografen bei den Rennen reagiert er ziemlich gelassen. Solange sie ihn seine Arbeit machen lassen stören sie nicht. Irgendwie scheinen sie für ihn auch dazuzugehören. Schließlich hat er auch so angefangen.
"Schlimm ist es nur, wenn man durch deren Unachtsamkeit ein entscheidendes Foto nicht bekommt." Er erinnert sich an ein Rennen im letzten Jahr, bei dem einem seiner Kollegen beim Zielsprint der Ellbogen eines Hobbyfotografen in die Quere kam. Nichts war es mit dem Siegerfoto. Da reagieren die Profis dann auch schon mal ganz schön sauer.