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10/21/04

Madonna del Ghisallo

Eine besondere Pilgerstätte im radsportverrückten Italien

 

Text: Christine, Fotos: Cyclingimages



Madonna del Ghisallo


"Oh Madre del Signore Gesù, Ti preghiamo di volerci benignamente assistere e proteggere nelle nostro attività ciclistiche!"

"Oh Mutter unseres Herrn Jesus, wir bitten Dich, uns gütig beistehen zu mögen und uns zu beschützen bei unserem radsportlichen Tun!"

ein Radfahrergebet

Jahr für Jahr steht im goldenen Oktober das "Rennen der fallenden Blätter", der Giro di Lombardia, auf dem Programm. Und Jahr für Jahr fiebern die Bürger von Magréglio diesem Radsportklassiker entgegen. Das Rennen hat das hoch über dem Comer See gelegene Bergdorf weit über seine Grenzen hinaus bekannt gemacht, man kann es sogar als Pilgerstätte im radsportverrückten Italien bezeichnen.

 

Das Ziel der Radsportfans ist eine kleine Kapelle, die der Madonna del Ghisallo geweiht ist, der Schutzpatronin der Radprofis und gläubigen Freizeitradfahrer. Das 400-Seelen-Dorf liegt an der kleinen Passstraße namens Ghisallo, die an den steilsten Stellen Steigungen von bis zu 14 Prozent aufweist. Ghisallo zählt seit Jahren zu den Schlüsselstellen der Lombardeirundfahrt. Auch viele Freizeitradler versuchen sich - meist aus Bellaggio kommend - immer wieder an dieser prestigeträchtigen Strecke.

 

Nach einer mittelalterlichen Legende reiste der Graf Ghisallo durch Magréglio als er von Räubern überfallen wurde. Als er das Bild der Jungfrau Maria in einem Straßenschrein erblickte, löste er sich von seinen Feinden und suchte dort Zuflucht. Er betete um Schutz und entkam so auf wundersame Art und Weise seinen Angreifern.



Blick auf den Comer See

In der Neuzeit war Madonna del Ghisallo zunächst bekannt als Schutzpatronin der Reisenden. Immer mehr Radfahrer legten hier eine Pause ein um in der kleinen Kapelle zu beten. Das brachte nach dem zweiten Weltkrieg Pater Ermelindo Vigano, Pfarrer von Magréglio, auf die Idee, die Kapelle dem Radsport zu weihen und die Jungfrau Maria (Madonna) vom Vatikan als erste  „Principale Patrona di Ciclisti Italiani“ (dt.: Patronin der italienischen Radsportler) segnen zu lassen. Daraufhin ernannte am 13. Oktober 1949 Papst Pius XII. Madonna del Ghisallo zur Schutzpatronin der Radfahrer.

 



Vor der Kirche stehen Bronzebüsten von Fausto Coppi, Gino Bartali und von Pater Ermelindo, dem ehemaligen Pfarrer von Magréglio, dem dieser Wallfahrtsort zu verdanken ist. Etwas entfernt hiervon kommt man an einem Denkmal eines gegensätzlichen Paares vorbei: Der Sieger auf seinem Rennrad streckt zum Triumph die linke Faust gen Himmel während der Verlierer enttäuscht am Boden sitzt.



Die Kapelle ist sowohl Gotteshaus als auch Pilgerstätte. Hier beteten schon die großen Stars des italienischen Radsports: Alfredo Binda, Gianni Motta, Fausto Coppi, Francesco Moser, Ercole Baldini, Gino Bartali, Marco Pantani oder Mario Cipollini. Ihre Radsportunikate wie z.B. Rennräder, Trikots oder Fotos hängen wie Trophäen an den Wänden der Kirche – teilweise hinter Glas, wohl aus Angst vor Diebstahl.





Auf ausländische Touristen trifft man hier oberhalb des Comer Sees eher selten. Sie bevorzugen das 20 km entfernte Bellaggio am Ufer des Lago di Como. Neben der Madonna del Ghisallo könnte aber auch Giovanni Cermenati aus Magréglio ein Grund sein von Bellaggio in das Bergnest aufzubrechen. Er gilt als letzter Produzent von hölzernen Radfelgen auf der Welt. Aus dem Holz der slowenischen Buche fertigt Giovanni Radfelgen – solch edle Produkte sind mittlerweile eine Rarität.

 

Der Eintritt in die Radsportkapelle ist kostenlos, das wird für das geplante Museum, das hier entstehen soll, vermutlich nicht mehr gelten.

 

Anreise: 

kürzeste Strecke: Como - Erba – Canzo - Magréglio/Madonna del Ghisallo [30 km; 40 Minuten per Auto]

am See entlang: Como -  Torno – Bellaggio - Visgnola – Magréglio/Madonna del Ghisallo [40 km; ca. 80 Minuten per Auto)

 


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