Text und Fotos: Akeem
Die ganze Geschichte beginnt eigentlich damit, dass ich während meines Zivildienstes Erich Krauß kennenlernte, der mindestens so radsportbegeistert ist wie ich. (Vielleicht kennt jemand seinen Sohn Sven, der beim RSV Öschelbronn/Baden-Würtemberg fährt, ein erfolgreicher Juniorenrennfahrer, u.a. Jugendolympiasieger '99 und Deutscher Meister auf der Straße '99. Leider hatte er Anfang 2000 einen Kniescheibenbruch -Gute Besserung!-)
Es entwickelte sich dann auch schnell die Idee, im Juli 2000 zur Tour de France zu fahren. Da Erich dies in den letzten Jahren bereits gemacht hatte, war die Planung und die weitere Organisation kein Problem mehr. Das eigentlich Problem war, einen Termin zu finden. Ursprünglich wollten wir eine Woche lang mit der Tourkarawane ab der Etappe Draguignan - Briançon der Tour folgen. Da ich aber zu dieser Zeit mein Konto durch einen Ferienjob bei dem Autobauer mit Stern aus Sindelfingen, dessen Aktien zur Zeit praktisch wertlos sind, aufbessern mußte (ich war ja vorher auch bloß Zivi), war sehr schnell klar, dass ich wohl keine Woche lang Urlaub bekommen würde.
<typohead type=3>Und los geht's!</typohead>
Kurz und gut! So bin ich schließlich am Freitag, 14.07.2000 nach der Frühschicht (!!!) mit meiner Schwester und dem Ziel, Montag zur Spätschicht(!) wieder da zu sein, losgefahren. Trotz zähestem Ringen konnte ich niemand anderes auftreiben aber jetzt weiß ich endlich, wozu es gut ist, eine jüngere Schwester zu haben... :-). Nee, mal im Ernst, dafür, daß sie diese Aktion mitgemacht hat, bin ich ihr heute noch dankbar. Alleine war es mir dann doch zu riskant!
So ging die Reise los. Französisch war für uns beide kein Problem und sogar das Auto war ein Franzose ("Pöscho"). Es konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Eigentlich! Wir machten uns gegen 16.00 Uhr auf den Weg in Richtung Briançon. Und es lief -mit kleineren Ausnahmen- auch nicht schlecht. So fuhren wir über die A 81 nach Zürich und weiter über Bern, Lausanne, am Genfer See vorbei nach Chambéry und Grenoble, wo wir um 24.00 Uhr ankamen.
Wir fuhren dann weiter über den Col du Lautaret nach Briançon, was nochmals ungefähr eineinhalb Stunden dauerte und waren dann schließlich gegen 1 Uhr 30 in Briançon. Nun mußten wir nur noch auf den Col d'Izoard, wo uns Erich und ein Bekannter, der mit ihm fuhr, schon einen Platz reserviert hatten.
Doch schon früh mußten wir feststellen, dass dies wohl nicht ganz so einfach werden würde, da die Auffahrt von Briançon aus mit Absperrgittern und einem "Einfahrt verboten"-Schild gesperrt war :-(. Nachdem wir uns noch kurz mit zwei Franzosen unterhalten hatten und diese uns mitteilten, dass die Gendarmerie erst vor 15 Minuten hier durchgefahren sei, hatten wir uns schon damit abgefunden, mindestens die Nacht im Tal zu verbringen.
Doch dies änderte sich relativ schnell, als uns ein anderes Auto(wohl auch nur ein Tourist, wie sich später herausstellte...) überholte und in Richtung Gipfel fuhr. So fassten wir kurzerhand den Entschluß, diesem Auto zu folgen. Das gelang uns aber nicht ganz (was im Nachhinein unser Glück war) und so war er schon am Gipfel, als wir noch ca. vier bis fünf Serpentinen unterhalb waren. Plötzlich sah ich, wie am Gipfel ein Blaulicht blinkte und das Auto vor uns wurde später wieder ins Tal eskortiert. Während dessen hatte ich geistesgegenwärtig das Licht ausgeschaltet und war unter Todesangst in einen Feldweg eingebogen. Ich glaube mein Puls war damals ähnlich hoch, wie der von Brägel (Brägel:"Held" einer Kolumne der Zeitschrift "Tour"), wenn er sich tatsächlich mal aufs Rad schwingt.
<typohead type=3>Angekommen... </typohead>
So standen wir in besagtem Feldweg und hatten die Hosen gesch.... bzw. gestrichen voll. Wir trauten uns nicht einmal uns im Auto zu bewegen, als die Gendarmerie das andere Auto an uns vorbei ins Tal geleitete, weil wir Angst hatten, dass sie auch uns suchen würden, was sie aber zum Glück unterließen.
So "schliefen" wir von 2 Uhr 30 (als der Adrenalinspiegel wieder etwas gesunken war) auf den Vordersitzen in Jacken gehüllt (da es bitter kalt war...) bis 6 Uhr 30, als die Kälte in uns hoch stieg und uns aus unseren süßen Träumen (nicht wirklich...) riß. Und erst jetzt realisierte ich, dass wir mit mächtig viel Glück hier oben geblieben sind. Während dessen zitterte ich vor Eiseskälte und Freude gleichzeitig.