In den nächsten Runden bekommen wir von Magnus Bäckstedt demonstriert wie kurz der Weg von der Spitze des Feldes direkt vor den Besenwagen sein kann. Eben noch hat ganz vorne Tempo gefahren, dass man Mitleid mit seinem Velo bekam, jetzt lässt er sich nur noch vom Besenwagen ins Ziel schieben (direkt vor Commesso fahrend, was auch ein Bild für sich ist...).
Wegen Magnus Bäckstedt werde ich übrigens noch das ganze Wochenende gehänselt. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass er sich mit "ä" schreibt und inzwischen passe ich auf, dass ich das auch korrekt schreibe und ausspreche (als wenn ich wüsste, wie sich der Name schwedisch ausspricht....). Jedenfalls finden die anderen das ganz offensichtlich pedantisch von mir und jetzt heißt es jedes Mal, wenn ein gewisser großer Schwede in Sichtweite ist: "Guck mal, da ist Magnus BÄCKstedt!" "Da ist BÄCKstedt, hast du gesehen?" usw. grrrrrrrrrr.
Aber ihre Arbeit haben die Jungs von Credit Agricole gemacht, immerhin ist die Spitzengruppe wieder eingefangen, dem Gelben Trikot von Jens Voigt droht für heute keine Gefahr mehr und es kommt zum Sprint, den dann Erik Zabel gewinnt.
Wir überlegen, was mit dem angefangenen Tag noch so anzustellen wäre. Zuerst einmal ins Hotel einchecken (wo wir hören, dass andere Gäste erstaunt fragen, ob ein "Radfahrertreffen oder so was" in der Stadt wäre...), dann ein wenig Sightseeing in Sachen Ansbach. Ist eine wirklich schöne kleine Stadt mit einem riesengroßen zentralen Park, in dem wir herumschlendern, bis der Hunger uns wieder in die Fußgängerzone treibt.
Ansbach macht Party.
Auch wenn sich letztlich nur wenig für das Radrennen interessiert haben (Simones Wirtin gibt ihr dafür auch eine Erklärung: "Letztes Jahr ist es voller gewesen aber da ist auch der Sohn von Dr. Jaksche mitgefahren..." ), jetzt am Abend ist der Bär los. Mehrere Bühnen mit Livemusik für unterschiedliche Geschmäcker sind aufgebaut und in der Stadt ist es proppenvoll. Die Jugend ganz Frankens scheint sich hier heute abend versammelt zu haben. Wir setzen uns, um zu gucken und zu lästern nur gibt es leider wenig zu lästern, da die meisten jung und hübsch und gut gelaunt sind...
<typohead type=3>Die Verwirrung des G.G. aus I. Teil 1 </typohead>
Am nächsten Morgen kommen wir pünktlich im Startbereich an, um die ersten Teamankünfte zu verfolgen. Saeco bildet die Vorhut und Salvatore Commesso quält sich aus dem Wagen, nur um missmutig festzustellen, dass er eine Absperrung beiseite räumen muss, um sich auf die nächste Bank setzen zu können. Armer Kerl... lol
Die Bänke in der Nähe der Teamwagen erfreuen sich bei dem wunderschönen Wetter großer Beliebtheit und sind bald mit diversen Radfahrern belegt, die Zeitung lesen oder die Ruhe vor dem Start zu einem kurzen Sonnenbad oder ein wenig Konversation nutzen. Letztere Disziplin ist bei einem relativ jungen Telekom-Neuling in Vollendung zu bewundern.
Auf der Suche nach guten Fotomotiven wandern wir mehrmals den Bereich mit den Teamwagen ab und können dabei den Weg des Herrn Klier Richtung Einschreibung verfolgen. Er braucht ziemlich lange, da er überall hängen bleibt, wo er eine Möglichkeit zum Quatschen wittert und davon gibt es eine Menge. Über Bäckstedt, Rabobänker, Nürnberger und einige andere Stationen redet er sich gen Einschreibung (es ist ein Wunder, dass er die überhaupt pünktlich erreicht hat...)
Aber auch Abc's kleinem Graziano Gasparre laufen wir mehrmals über den Weg ("war er das wieder?"), inzwischen hat er bemerkt, dass sich da jemand offenbar für ihn interessiert, denn er wirft uns verstohlen skeptische Blicke zu....
Schließlich erfolgt der Start und man braucht kein Hellseher zu sein, WELCHER Telekomfahrer immer noch am Reden ist..... "Conversation-Klier"! Simone fragt sich besorgt, was der arme Junge wohl bei Einzelzeitfahren macht....
Von jetzt an bis zum Ende dieses Tages dominiert ein Wort: STAU!
Auf dem Weg von Ansbach nach Forchheim bleiben wir auf der Autobahn stecken. (Immerhin sind wir fast problemlos aus Ansbach wieder rausgekommen....)
Nach einer halben Stunde und einer zurückgelegten Strecke von etwa 500 Metern, hören wir dann Verkehrsnachrichten: Unseren Stau verursacht irgendein Lastwagen, aber eine nicht näher definierte "Radveranstaltung" in der Nähe sorgt sogar für "erhebliche Behinderungen" ....
Eineinhalb Stunden und etwa 6 Feuerwehr- und 5 Abschleppwagen später löst sich der Stau dann auf...
Dank Anitas "binnurneholländerinundihrwißtjadiekönnenkeinautofahren" - Einstellung, ignorieren wir die Absperrungen und fahren auf der Strecke zum Ziel (keine Sorge, die Fahrer waren schon durch, wir haben keinen behindert *g* )
In Forchheim, was uns übrigens nicht so gut gefiel wie Ansbach, meiden wir mal wieder den rosa eingefärbten Zielbereich und stellen uns ein Stückchen weiter hinten an die Strecke. Einziger Nachteil: wir bekommen die Rennzwischenstände nicht mit, die am Ziel durchgegeben werden.
Aber so blüht uns immerhin eine Überraschung, denn als die ersten beiden Ausreißer um die Ecke gebogen kommen, knicken wir fast ein: Salvatore Commesso! Ob dem jemand Dampf gemacht hat in seiner Mannschaft? Vielleicht war er deshalb so schlecht gelaunt am Morgen: "Hmpf, heute muß ich was arbeiten..."
Naja, wir sind jedenfalls so verblüfft, dass wir seinen Mitausreißer nicht erkennen. Ist allerdings auch nicht so schlimm, da beide wieder eingefangen werden und es zum Massensprint kommt. Zabel gewinnt mal wieder aber Rolf Aldag wird Zweiter, sowohl der Etappe als auch in der Gesamtwertung, was zumindest Simone und mich freut.
Wir sind uns immer noch nicht ganz sicher, ob Aldag nicht sogar durch die Zeitgutschriften die Gesamtwertung gewonnen hätte, wenn Zabel ihn die Etappe hätte gewinnen lassen... aber vermutlich hätten doch noch ein oder zwei Sekunden gefehlt.
Jens Voigt ist eh ein verdienter Sieger mit einer Mannschaft, die sich wirklich aufgeopfert hat.
<typohead type=3>Die Verwirrung des G.G. aus I. Teil 2 </typohead>
Nach der Zielankunft laufen wir zu den Teamwagen, um zu gucken, was da noch so passiert. Eigentlich sitzen wir nur faul in der Sonne und den abfahrenden Wagen im Weg. Könnte durchaus gefährlich werden, denn eine Erkenntnis, die wir dort gewinnen, ist, dass weder die Fahrer noch deren Betreuer autofahren können... Jens Heppner touchiert einen leichtsinnigerweise nur etwa 5 Meter von ihm entfernt stehenden Betreuer mit seinem Telekomaudi und wann immer ein italienischer Wagen an uns vorbeifährt, ziehen wir automatisch die Füße ein... sicher ist sicher.
Dass die Teamwagen alle irgendwie lädiert sind, hatte man uns schon mal im TV erzählt aber dort wurde es mit dem Autorennen der Teamchefs während des Radrennens erklärt. Wir glauben das nicht mehr, die brauchen kein Rennen, um ihre Autos zu demolieren.