Die Zielgerade erscheint uns, von unten betrachtet, zu voll, also stellen wir uns an der vorletzten Kurve, 500 m vor dem Ziel auf. Das hat außerdem den Vorteil, dass wir schön im Schatten sitzen können. Und unterhalb eines Mauerabschnitts stehen einige Teamwagen, was nicht weiter interessant wäre, würde sich nicht auch der baby-rosa Jean-Delatour-Laster darunter befinden, der auch ohne Rosa schon schrecklich aussehen würde. Hehehehe, bietet uns ausreichend Lästerstoff für die nächste Viertelstunde.
Außerdem können wir uns angesichts des U 23 Rennens schon mal auf die Tücken eines Rundkurses einstellen.
- "War das jetzt die Spitzengruppe?"
- "Nein, der da ist der Führende."
- "Aber das Feld ist ja dicht dahinter!"
- "Quatsch, das Feld ist eine Runde zurück!"
- "Nein.... die werden gleich eingeholt..oder?"
- "Nein... zuerst sind zwei, dann noch einer.. der da ist schon überrundet!"
- "Was?"
- "Und das Feld?"
- "Da kommt erst noch die Spitzengruppe!"
- "Und das Feld ist eine Runde zurück???"
- "Ja!!!"
(Anmerkung der Autorin: Wir haben es übrigens noch herausbekommen! *g*)
Als wenig hilfreich erweist sich der das Rennen begleitende Kommentatorenwagen, obwohl er einen Lautsprecher auf dem Dach hat. Da er aber ja in etwa 2 Sekunden an einem vorbeirauscht, bekommt man nur folgendes mit: "....brrschhhmblin der Führung istgrmpfmbl....." na toll!!!
Inzwischen überkommt uns das Bedürfnis, etwas vom Rennverlauf des Elite-Rennes mitzubekommen. 500 Meter vor dem Ziel befinden wir uns ja direkt hinter dem Mond und leider hat keiner daran gedacht, ein Radio mitzunehmen. Anrufe von Anika bei Bruder und Eltern verlaufen ergebnislos, da die jeweils als erstes von ihr wissen wollen, wie denn das Rennen so stünde.... (Wir sind beim Rennen, wir sind fast am Ziel, das bedeutet: wir wissen von nix...)
Während wir noch herumstehen, Brötchen oder Süßkram essen (je nachdem) läuft inzwischen das U 13 Rennen (meine ich zumindest oder U 11? Keine Ahnung). Ein paar Eltern stehen an der Strecke und feuern ihre Filiusse und auch vereinzelte Filias an. An der 500 Meter Kurve wird es durchaus mal kritisch und ein Kleiner fliegt, von einem Konkurrenten behindert, sein Unheil vor Augen, lauthals schimpfend in einem Salto über den Lenker... sieht schlimmer aus, als es ist. Der Knabe überlegt zwar kurzfristig, ob er anfangen soll zu weinen, scheint dann aber zu wütend dazu und stampft, von Helfern wieder auf die Beine gestellt, von dannen.
Außerdem erhalten wir Neuigkeiten von unseren beiden Teeniegrazien, die uns übers Handy erreichen. Sie haben sich bei den Duschen herumgetrieben, die Unterhose eines Juniorenfahrers gefunden und sie dem Nächstbesten unter die Nase gehalten. "Ist das deine?" Und der Kerl war auch noch so blöd zuzugeben, dass es seine wäre... Nun, die beiden hatten ihren Spaß, das war offensichtlich. Kommen die Renners mit den vereinzelten Zielbereich-Chicks ja ganz gut alleine klar, muss man jeden Juniorenfahrer eindringlichst vor den seit neuestem auftretenden Duschkabinenküken warnen.
Irgendwo hatten die zwei dann noch Presseausweise ergattern können, sind ins Pressezentrum gestratzt und natürlich hochkant wieder hinausgeflogen. Beim nächsten Rennen hefte ich mich an ihre Fersen, das wird sicher ein unterhaltsamer Tag *g*.
Mir geht es so etwa zwei Stunden vor dem geplanten Zieleinlauf auf den Senkel, dass wir nichts vom Männer-Rennen mitbekommen und beschließe, die Zielbereichssituation zu erkunden und vielleicht einen Zwischenstand mitzubekommen.
An der Zielgeraden ist es gar nicht so voll, wie wir von unten befürchtet hatten. Bis 50 Meter vor dem Ziel kommen Yvonne und ich gut durch. Auf der Leinwand ist zeitweise das Rennen zu sehen und irgendwann bequemt sich sogar der Sprecher mal einen Zwischenstand durchzugeben. Eine Spitzengruppe ist weg, allerdings mit wenig bekannten Namen. Dahinter befindet sich eine Verfolgergruppe. Abstände bekommen wir in der Viertelstunde, die wir dort stehen, keine geliefert. Wer in der Verfolgergruppe ist, auch nicht, außer dass Telekoms drin zu finden sind. Wo das Hauptfeld abgeblieben ist, wird nicht erwähnt. Prima!
Mit diesen dürftigen Infos wandern wir zu den anderen zurück und bekommen halb das Rennen der ganz Kleinen mit, die auf ihren Minirädern mit noch kleineren Übersetzungen um die Ecken gepacet kommen, als hätte sie jemand aufgezogen... Sehr süß!
Wir beschließen, uns doch an die Zielgerade zu stellen und laufen, nun alle gemeinsam, wieder zurück und ergattern ein schattiges Plätzchen 150 Meter vor dem Ziel. Hier lässt es sich aushalten. Außerdem können wir schön die Fahrer identifizieren, die sich haben abhängen lassen und den direkten Weg in Richtung Duschen wählen. Sie müssen alle an uns vorbei, da die Duschen oben beim Ziel sind, hehehehe.
Festina scheint es schon ganz schön zerbröselt zu haben aber nur Casero wird die Ehre zuteil ins Ziel kutschiert zu werden.