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Caisse d´Epargne

Giro 2010 - Nachbetrachtung



Das Team

Marzio Bruseghin

Andrey Amador

David Arroyo

Arnold Jeannesson

Vasil Kiryienka

Pablo Lastras

Alberto Losada

Rigoberto Uran

Xabier Zandio

 



Die Rückschau...

Mit einer Mischung aus erfahrenen Recken und hoffnungsvollen Talenten ging Caisse d’Epargne in die erste Grand-Tour der Saison.

Für die Gesamtwertung hatte man mit dem früheren drittplatzierten des Giro d’Italia von 2008, Marzio Bruseghin und dem ebenfalls schon unter die Top10 gefahrenen David Arroyo ausgezeichnete Optionen am Start.

 

Jedoch schon das Auftaktzeitfahren in Amsterdam verlief bei weitem nicht nach Wunsch für das spanische Team. Vasil Kiryienka war mit dem 29. Platz der Bestplatzierteste seiner Mannschaft.

Diese nicht gerade positive Tendenz setzte sich in den folgenden Etappen fort. Auf der von Wind geprägten dritten Etappe von Amsterdam nach Mittelburg büßt Brusgehin durch einen Sturz jegliche Chancen auf eine Top-Platzierung in der Gesamtwertung ein. Er erreicht das Ziel mit einem Rückstand von beinahe acht Minuten. Einzig der Spanier Arroyo kann sich in der ersten Gruppe halten und damit seine Gesamtklassement-Ambitionen wahren.

 

Nach dem Ruhetag bzw. Transfertag (von den Niederlanden nach Italien) stand mit dem Mannschaftszeitfahren eine weitere wichtige Etappe an. Mit dem Aufgebot das Caisse d’Epargne an den Start brachte konnte man mit einer Top-10 Platzierung spekulieren, vor allem da viele andere Mannschaften nicht gerade in Top-Besetzung bei diesem Giro am Start waren.

Es kam jedoch ganz anders. Caisse d’Epargne landete auf einem enttäuschenden 18. Rang mit über 2 Minuten Rückstand auf die siegreiche Formation von Liquigas.

Eine weitere Hiobsbotschaft für die Mannschaft war die Tatsache dass Bruseghin bei der siebten Etappe nicht mehr an den Start gehen konnte. Ein bitterer Moment für den Mann der diese Rundfahrt schon einmal auf dem Podium beenden konnte.

 

Jedoch ließ sich das Team dadurch nicht unterkriegen. Bei der hammerschweren Etappe nach Montalcino, die zum Teil über die Schotterpisten der Strade Bianche führte, gelang David Arroyo mit einem 5. Platz ein Top-Ergebnis, das ihn in der Gesamtwertung weiter nach vorne brachte. Als am nächsten Tag die erste Bergankunft des Rennens am Monte Terminillo anstand konnte er diese Leistung nicht ganz wiederholen – jedoch hielt er seinen Abstand zu den Favoriten in Grenzen und wahrte somit alle Chancen in der Gesamtwertung.

 

Auf der 11. Etappe, die von Lucera nach L’Aquila über eine epische Distanz von 260 km führte setzte sich das Team auf ganz starke Weise in Szene. Gleich zu Beginn der Etappe ging eine über 50 köpfige Spitzengruppe in der neben David Arroyo auch noch Andrey Amador, Alberto Losada und Vasil Kiryienka von Caisse d’Epargne vertreten waren. Der Vorsprung dieser Spitzengruppe betrug zeitweise über 15 Minuten auf die Gruppe der Favoriten auf den Giro-Gesamtsieg. Das Team Caisse d’Epargne war einer der Garanten dafür, dass diese Spitzengruppe am Ende mit einem Vorsprung von über 12 Minuten auf den zur damaligen Zeit führenden Alexander Vinokourov das Ziel erreichte.

Der Kapitän des spanischen Teams David Arroyo verbesserte sich auf dieser Etappe von einem unbedeutenden Platz auf Rang 2 der Gesamtwertung.

In den folgenden Etappen verrichtete die spanische Mannschaft viel Nachführarbeit um den Vorsprung von diversen Ausreißergruppen in Grenzen zu halten.

Den endgültigen Lohn für diese Strapazen sicherte sich das Team dann jedoch auf der 14. Etappe nach Asolo, die über den gefürchteten Monte Grappa führte. David Arroyo erreichte das Ziel mit einem Rückstand von 2.25 Minuten auf den Tagessieger Nibali und übernahm damit das Rosa Trikot des Gesamtführenden.

 

Am nächsten Tag stand eine der schwersten Etappen des diesjährigen Giros auf dem Programm. Sie begann in Mestre und endete nach 222 km auf dem wohl steilsten Berg der Rundfahrt, dem Monte Zoncolan.

Am Beginn des Schlussanstiegs bekam Arroyo durch die Tempoverschärfung von Liquigas augenblicklich Probleme. Er verlor den Anschluss an die Favoriten um Ivan Basso, Cadel Evans und Alexandre Vinokourov. Doch durch die aufopferungsvolle Arbeit seines jungen, französischen Teamkollegen Arnold Jeannesson konnte er seinen Rückstand im Rahmen halten. Er erreichte das Ziel mit einem Rückstand von 3.50 Minuten auf Rang 11 – Das Rosa Trikot hatte er verteidigt und durfte es somit auch über den Ruhetag hinweg behalten.

 

Nach diesem Ruhetag stand eine weitere Hammeretappe auf dem Programm. Ein Bergzeitfahren auf den Kronplatz über 12,9 km. Klar war von vornherein dass Arroyo Zeit auf die Favoriten verlieren wird, die Frage lautete nur wie viel. Am Ende stand für ihn ein guter 16. Platz mit 2.16 Minuten Rückstand auf den überlegenen Etappensieger Stefano Garzelli. Er hatte das Rosa Trikot wieder verteidigt. Nach diesem Tag stand immer noch ein Vorsprung von 2.27 Minuten auf den Zweiten in der Gesamtwertung, Ivan Basso, zu Buche. Eine weitere erfreuliche Meldung für das Team Caisse d’Epargne gab auf dieser Etappe durch Rigoberto Uran. Der talentierte Kolumbianer beendete die Etappe auf einem sehr guten siebten Rang.

 

Am nächsten Tag stand eine weitere Bergetappe auf dem Programm. Diese führte von Bruneck aus über das Gampenjoch und endete auf dem 1400m hoch gelegenen Peio Terme. Wenn Arroyo hier seinen Vorsprung verteidigen könnte, war klar dass er das Trikot für weitere zwei Tage spazieren fahren dürfte, da die darauffolgende 18. Etappe die Charakteristik eines Bügelbretts aufwies.

Arroyo verteidigte nicht nur sein Trikot, er kam auch zeitgleich mit seinen größten Widersachern Ivan Basso und Cadel Evans ins Ziel. Mit einem immer noch komfortablem Vorsprung von 2.27 Minuten ging es also in die letzten Giro-Tage. Langsam konnte man schon mit dem Podium spekulieren – wenn nicht sogar mit mehr.

 

Doch dann kam die Königsetappe des diesjährigen Giros. Die Etappe die auf 195 km von Brescia nach Aprica führte, und neben einigen anderen Bergen vor allem den gefürchteten Mortirolo beinhaltete. Auf dieser Etappe würde Klassement gemacht werden, so viel war vorher schon klar. Bis zum Beginn des Mortirolo schien Arroyo alles im Griff zu haben. Er wirkte locker und seine Teamkollegen waren an seiner Seite.

Doch als wie zu erwarten Liquigas das Tempo verschärfte bekam er Probleme und musste Basso, Evans und Co ziehen lassen. Der Rückstand auf die wie entfesselt fahrenden Liquigas-Männer Basso und Nibali, sowie den Androni-Profi Scarponi näherte sich schnell der 2 Minuten Marke. Aber auch andere Fahrer hatten an dem extrem steilen Berg ihre Probleme. Kurz vor dem Gipfel hatte Arroyo schon fast zu Cadel Evans aufgeschlossen. Auch Sastre, Gadret und Vinokourov waren in Reichweite. In der Abfahrt legte der Spanier dann aber so richtig los. Er ließ seinen Landsmann Sastre und den Franzosen stehen und schloss schon bald auf den eigentlich guten Abfahrer Vinokourov auf. Mit ihm zusammen ging er auf das kurze Flachstück vor dem finalen Schlussanstieg nach Aprica. Der Rückstand auf die drei Führenden Italiener konnte bis auf 40 Sekunden zusammengestampft werden. Arroyo schien das Rosa Trikot schon sicher verteidigt zu haben, doch es sollte ganz anders kommen.

Als auch die auf der Abfahrt abgehängten Sastre, Gadret und Evans wieder zum Spanier aufschließen konnten kam Uneinigkeit auf. Der Rückstand auf Basso, Nibali und Scarponi stieg sekündlich an. Selbst als alle in der Gruppe konsequent durch die Führung gingen stieg der Rückstand weiter an. Die Fahrer waren am Ende ihrer Kräfte. Arroyo versuchte alles, doch gegen die an diesem Tag überragend agierenden Italiener hatte er keine Chance. Das Rosa Trikot war verloren. Arroyo erreichte das Ziel mit über 3 Minuten Rückstand auf den Tagessieger Scarponi. Nach der Etappe lag er aber immer noch an zweiter Stelle des Gesamtklassement. Nun galt es eine Podiumsplatzierung zu verteidigen.

 

Die vorletzte Etappe der Rundfahrt war noch mal richtig schwer. Von Bormio aus ging es über den Forcola di Livigno, den Passo di Eira, den Passo di Foscagno und schlussendlich über das Dach des diesjährigen Giros, den Gavia-Pass (2618 m hoch). Die Etappe endete auf dem Passo Tonale.

Arroyo konnte bis zum finalen Anstieg direkt an der Seite von Ivan Basso und den anderen Podiums-Favoriten bleiben. Als dann Evans angriff bekam er leichte Probleme, ohne jedoch jemals in die Gefahr zu geraten seinen zweiten Rang in der Gesamtwertung zu verlieren.

Er beendete die Etappe auf Rang fünf, hinter dem überraschenden Sieger Johann Tschopp, Cadel Evans, Ivan Basso und Michele Scarponi, jedoch sogar noch knapp vor Vincenzo Nibali.

 

Auf dem abschließenden 15 km langen Zeitfahren in und um Verona galt es nun diesen zweiten Platz zu verteidigen. Und das gelang Arroyo auch. Er verlor zwar noch einige Sekunden auf seine Konkurrenten um den zweite Podiumsrang, Nibali und Scarponi, doch mit seinem vorhandenen Zeitpolster konnte er das locker verschmerzen.

 

Der dreißigjährige Spanier wird also Zweiter des Giro d’Italia 2010 – Wer hätte das vor dem Start der Rundfahrt schon erwartet?

 



Fazit

Mit so einem tollen Giro konnte man beim Team Caisse d’Epargne vorher sicher nicht rechnen. Wobei man sich natürlich schon Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden in der Gesamtwertung gemacht hat. Das der dafür eigentlich vorgesehene Fahrer Marzio Bruseghin schon zu Beginn der Rundfahrt aussteigen musste war sicherlich Pech.

Doch mit Arroyo war schnell ein perfekter Ersatzkapitän gefunden der in die Bresche sprang. Sicher hatte er auf der Etappe nach L’Aquila Glück, ohne das er sicher am Ende nicht so weit vorne in der Gesamtwertung gelandet wäre. Doch solche eine Gelegenheit muss man erst einmal nutzen und dafür braucht man Qualitäten, die beim Spanier offensichtlich vorhanden sind.

Auch die jungen Fahrer im Team haben ihren Mann gestanden. Die beiden jungen Klettertalente Jeannesson und Amador haben gezeigt, dass man in Zukunft einiges von ihnen erwarten kann. Und auch der Kolumbianer Uran wird immer besser, so dass er eines Tages sicher selbst eine dreiwöchige Rundfahrt vorne beenden können wird.

 

Alles in allem ein sehr zufriedenstellender Giro für das spanische Team, dessen Saisonhöhepunkte eigentlich bei den anderen beiden großen Landesrundfahrten liegen.

 

 

Text: t-mobiler


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