1. - 9. August 2006
Düsseldorf - Karlsruhe
Gesamtdistanz: 1392 km plus ein Prolog 5,5 km
Etappen: 8 plus Prolog
Teilnehmer am Start: 176
Rundfahrt haben beendet: 162
Gelbes Trikot: Gesamtführender
Rotes Trikot: Führender der Punktewertung
Gepunktetes Trikot: Führender der Bergwertung
Weißes Trikot: Nachwuchswertung
TEAMS: 20 ProTour-Teams:
Davitamon-Lotto / Quick Step - Innergetic / Team CSC / Caisse d'Epargne-Illes Balears /Euskaltel - Euskadi / Astana-Würth / Saunier Duval - Prodir / Ag2r Prevoyance / Bouygues Telecom / Cofidis, le Credit Par Telephone / Credit Agricole / Française des Jeux / Gerolsteiner / T-Mobile Team / Lampre-Fondital / Liquigas / Team Milram / Rabobank / Phonak Hearing Systems / Discovery Channel Pro Cycling Team
UCI-Kategie: ProTour
Veranstalter: Deutschland Tour GmbH
Die 30. Austragung der Deutschlandtour stand von Beginn an unter keinem guten Stern. So wusste niemand, wie sich der Dopingskandal 'Operación Puerto' um Jan Ullrich, Ivan Basso und viele andere auf das Zuschauerinteresse niederschlagen würde. Die ARD hatte sogar angekündigt ihr Engagement zu überprüfen, wenn das Dopingproblem nicht gelöst würde und nicht genügend Fans für befriedigende Einschaltquoten sorgten. Zudem wirkte sich der neue Termin, eine Woche nach der Tour de France, negativ auf die Zusammensetzung des Starterfeldes aus und die Kraftreserven der teilnehmenden Fahrer, die schon die Grande Boucle in den Beinen hatten, neigten sich bei den meisten dem Ende zu. Auch der Wettergott hatte mal wieder kein Einsehen mit der Deutschlandtour, denn es regnete praktisch während der gesamten Rundfahrt.
Favoriten gab es keine vor dem Start, denn niemand konnte die verbliebenen Kräfte der Frankreichfahrer einschätzen. Mit Patrik Sinkewitz und Levy Leipheimer waren immerhin die Sieger der beiden letzten Austragungen am Start. Außerdem konnte man etwas von der Astana-Mannschaft um Alexandre Vinokourow, der mit seinem Vorgänger-Team Liberty Seguros von der Tour wegen des Doping-Skandals ausgeschlossen wurde erwarten und Gerolsteiner hatte mit Stefan Schumacher und Georg Totschnig zwei weitere heiße Eisen im Feuer.
Für die Sprintankünfte gab es dagegen einige klare Favoriten. So konnten sich die Fans auf packende Duelle zwischen Erik Zabel, Gerald Ciolek, Andre Greipel, Danilo Napolitano und einigen anderen freuen.
Doch zunächst stand der Prolog in Düsseldorf auf dem Programm. Schon am Rhein spielte das Wetter den Fahrern einen bösen Streich. Viele Fahrer (u.a. Schumacher) stürzten und verloren bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wertvolle Zeit. Der Sieger des chaotischen Prologes war somit der junge Russe Vladimir Gusev. Er verwies Linus Gerdemann und Sebastian Lang auf die Plätze.
Prolog © rexite.de |
Der zweite Abschnitt führte das Peloton nach Bielefeld. Vorbei an Erik Zabel’s Heimatort, weswegen der Sprinter von Milram natürlich besonders motiviert war. Aber der bis dato relativ unbekannte Kasache Bazayev überraschte die Sprintstars und gewann den Massensprint, der lange nicht gesichert war, denn kurz vor dem Ziel gab es noch einen beachtlichen Anstieg zu bewältigen. Stefan Schumacher, Evgeny Petrov und später Sebastian Lang versuchten ihr Glück mit einer späten Flucht, doch die Teams der Sprinter vereitelten alle Versuche dem Feld zu entrinnen.
Auch am folgenden Tag wurde es im Finale wieder hügelig und dieses Mal gelang es einer Gruppe das Ziel vor dem dezimierten Feld zu erreichen. Bei weiterhin schlechtem Wetter konnten sich Jens Voigt, Davide Rebellin und Andrey Kashechkin lösen und da sie bis zum Schluss sehr gut harmonierten, retteten sie einen knappen Vorsprung ins Ziel. Der neue deutsche Vorzeigeprofi Jens Voigt setzte sich schließlich durch, wobei er etwas davon profitierte, dass Davide Rebellin in der letzten Kurve aus den Pedalen rutschte.
Auf der 3. Etappe schlug dann wieder die Stunde der Sprinter. Jungstar Gerald Ciolek setzte sich gegen Erik Zabel durch. Damit bewies Ciolek erneut, dass sein Titelgewinn bei der deutschen Meisterschaft 2005 keine Eintagesfliege war.
Gerald Ciolek gewinnt © Capture The Peloton |
Auch der folgende Tag endete mit einem Sprint, wenn auch unter vollkommen anderen Vorraussetzungen, denn die Zielgerade in Bad Tölz war ansteigend. Einen Kilometer vor dem Zielstrich probierte erneut Jens Voigt sein Glück und obwohl er gestellt wurde, zeigte er damit wieder, dass seine Form mehr als ordentlich war. Und wie schon auf der ersten Etappe gab es einen Überraschungssieger, denn man wusste zwar, dass der Australier Graeme Brown endschnell ist, aber bislang konnte er im Straßenradsport keine nennenswerte Erfolge einfahren. Erik Zabel gewann wieder nicht, aber durch die Zeitbonifikationen, die er sich auf der Strecke sicherte, eroberte Zabel das Führungstrikot.
Allerdings war ihm klar, dass er es am nächsten Tag wieder verlieren würde, denn es ging in die Berge. Oder doch nicht? Denn beim Startschuss blieben plötzlich alle Fahrer stehen. Sie weigerten sich über den Kühtai-Sattel zu fahren, da die Abfahrt bei diesem Wetter eine Gefahr für die Gesundheit der Fahrer darstellte. Die Organisation gab den Protesten der Fahrer nach, was zumindest diskutabel ist, denn die Jedermänner mussten den Pass überfahren. Trotzdem konnte die Etappe noch eine gewisse Selektion herbeiführen, denn am Ende galt es den Weg hinauf nach Seefeld in Angriff zu nehmen. Für einige Mitfavoriten war schon an diesem Tag klar, dass es nichts mit einer vorderen Platzierung bei der Deutschlandtour 2006 werden würde. Zu den größten Verlieren gehörten Linus Gerdemann, Patrik Sinkewitz, Georg Totschnig und Alexandre Vinokourow. Stattdessen kämpfte sich vorne nach einem beeindruckenden Kampf Jens Voigt ins Gelbe Trikot. Die Etappe gewann allerdings Vorjahressieger Levy Leipheimer, der damit alle Kritiker, die ihm Lustlosigkeit vorgeworfen hatten, Lügen strafte.
Die Frage vor der Königsetappe zum Arlberg war, ob Voigt sein Trikot verteidigen konnte, obwohl er kein ausgewiesener Bergfahrer ist. Zunächst gab es eine Kuriosität für den regelmäßigen Zuseher zu bewundern. Sebastian Lang und Erik Zabel konnten sich am Hahntenjoch von ihrer Fluchtgruppe lösen und so fuhren die beiden, nicht gerade als Bergziegen bekannten Fahrer, auf der schwierigsten Etappe ganz vorne vor dem Rest. Auf diesem Weg sicherte sich Sebastian Lang das Bergtrikot und es sah sogar so aus, als ob die beiden eine realistische Chance hätten, durchzukommen. Am Ende aber war es doch wieder an den Favoriten den Tagessieg unter sich auszumachen. Als Leipheimer seine Attacke setzte, hielt Voigt zunächst dessen Hinterrad, musste allerdings langsam abreißen lassen, nur Kashechkin konnte Leipheimer folgen. Es sah so aus, als ob Leipheimer Voigt an diesem Tag entscheidende Zeit abnehmen könnte, aber Voigt kämpfte sich mit allerletzter Kraft auf einem flacheren Stück wieder heran und entschied sogar den Zielsprint deutlich für sich.
Perfekte Vorzeichen also für Voigt vor dem Zeitfahren, dem letzten Abschnitt, bei dem Klassement gemacht werden konnte. Und der Kämpfer zeigte auch in Bad Säckingen, dass er der mit Abstand beste Fahrer dieser Rundfahrt war. Mit mehr als einer Minute Vorsprung sicherte er sich den Sieg im Zeitfahren und damit auch den Sieg der Deutschlandtour 2006.
© Capture the Peloton |
Die letzte Etappe war noch einmal etwas für die Sprintergarde. Graeme Brown siegte erneut und Erik Zabel musste sich erneut mit dem undankbaren zweiten Platz zufrieden geben. Trost für ihn, dass er wenigstens das Punktetrikot gewann.
© Capture The Peloton |
Die Deutschlandtour ist durchaus eine Rundfahrt auf sehr hohem Niveau, aber im Vergleich zum Vorjahr machte die Austragung 2006 einen Schritt zurück. Das lag einerseits am Dopingskandal in Spanien und dem damit verbundenen gesunkenen Interesse der Öffentlichkeit und der Medien. Wobei man sagen muss, dass es hätte schlimmer kommen können, denn die Einschaltquoten waren ganz ordentlich und es säumten auch viele Zuschauer die Strecken, die ARD kündigte daher an, auch im nächsten Jahr wieder präsent zu sein. Andererseits müsste man vom Termin unmittelbar nach der Tour de France abrücken. Organisatorisch spielt die Rundfahrt weiterhin in der oberen Liga, wobei man sich in Zukunft überlegen sollte auch mal den Norden Deutschlands anzusteuern, um aus der Deutschlandtour eine echte Deutschlandtour zu machen.
Zusammenfassung von Perry
1. Jens Voigt (Ger) CSC 32:11:10 h
2. Levi Leipheimer (USA) Gerolsteiner + 1:38'
3. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana +2:23'
4. Vladimir Gusev (Rus) Discovery Channel +2:33'
5. Evgeni Petrov (Rus) Lampre-Fondital +2:57'
6. Marzio Bruseghin (Ita) Lampre-Fondital +3:42'
7. Inigo Cuesta Lopez De Castro (Spa) CSC +4:08'
8. Stijn Devolder (Bel) Discovery Channel +4:09'
9. Eddy Mazzoleni (Ita) T-Mobile +4:36:
10. Pablo Lastras Garcia (Spa) Caisse d'Epargne-Illes Balears +4:38'
Punktewertung:
1. Erik Zabel (Ger) Milram 115 Pkte
2. Jens Voigt (CSC) 88 Pkte
3. Andrey Kashechkin (AWT) 62 Pkte
Bergpreis-Wertung:
1. Sebastian Lang (Ger) Gerolsteiner 21 Pkte
2. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana 21 Pkte
3. Jens Voigt (Ger) CSC 20 Pkte
Nachwuchswertung:
1. Vladimir Gusev (Rus) Discovery Channel 32:13:43 h
2. Stefan Schumacher (Ger) Gerolsteiner +2:15'
3. Thomas Dekker (Ned) Rabobank +3:49'
Teamwertung:
1. Gerolsteiner 96:42:18 h
2. Team CSC +0:13'
3. Discovery Channel Pro Cycling Team +3:01'
die Trikots © Capture The Peloton |
Prolog, 1.8.2006
Strecke: 5,5 km
Schnitt: 41.50 km/h
1. Vladimir Gusev (Rus) Discovery Channel 6:42'
2. Linus Gerdemann (Ger) T-Mobile
3. Sebastian Lang (Ger) Gerolsteiner +0:01'
4. Laszlo Bodrogi (Hun) +0:03'
5. Alexei Markov (Rus) +0:08'
6. Frédéric Finot (Fra)
7. Sébastien Rosseler (Bel)
8. Inigo Cuesta Lopez De Castro (Spa)
9. Tomas Vaitkus (Ltu) +0:09'
10. Alexandre Vinokourov (Kaz)
Strecke: 198 km
Schnitt: 41.16 km/h
1. Assan Bazayev (Kaz) Astana Team 4:43:06h
2. Danilo Napolitano (Ita) Lampre-Fondital
3. Erik Zabel (Ger) Team Milram
4. André Greipel (Ger) T-Mobile Team
5. Alexandre Usov (Blr) AG2R Prevoyance
6. Claudio Corioni (Ita) Lampre-Fondital
7. Vicente Reynes Mimo (Spa) Caisse d'Epargne-Illes Balears
8. Manuele Mori (Ita) Saunier Duval-Prodir
9. Roy Sentjens (Bel) Rabobank
10. Josep Jufre Pou (Spa) Davitamon-Lotto
Assan Bazayev © Capture The Peloton |
Danilo Napolitano © Capture The Peloton |
Strecke: 181,5 km
Schnitt:
1. Jens Voigt (Ger) CSC 4:22:25 h
2. Davide Rebellin (Ita) Gerolsteiner
3. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana Team
4. Erik Zabel (Ger) Milram +0:05'
5. Kim Kirchen (Lux) T-Mobile
6. Nick Nuyens (Bel) Quick Step-Innergetic
7. Eddy Mazzoleni (Ita) T-Mobile
8. Stefan Schumacher (Ger) Gerolsteiner
9. Josep Jufre Pou (Spa) Davitamon-Lotto
10. Gorazd Stangelj (Slo) Lampre-Fondital
1. Gerald Ciolek (Ger) Wiesenhof Akud 4:56:22 h
2. Erik Zabel (Ger) Milram
3. André Greipel (Ger) T-Mobile
4. Luke Roberts (Aus) CSC
5. Mark Renshaw (Aus) Credit Agricole
6. Alexei Markov (Rus) Caisse d'Epargne-Illes Balears
7. Rony Martias (Fra) Bouygues Telecom
8. Roy Sentjens (Bel) Rabobank
9. Danilo Napolitano (Ita) Lampre-Fondital
10. Koldo Fernandez De Larrea (Spa) Euskaltel-Euskadi
1. Graeme Brown (Aus) Rabobank 4:34:38 h
2. Stefan Schumacher (Ger) Gerolsteiner
3. Erik Zabel (Ger) Milram
4.Mark Renshaw (Aus) Credit Agricole
5. Volodymyr Bileka (Ukr) Discovery Channel
6. Davide Rebellin (Ita) Gerolsteiner
7. Manuele Mori (Ita) Saunier Duval-Prodir
8. Francesco Failli (Ita) Liquigas
9. Roy Sentjens (Bel) Rabobank
10. Danilo Napolitano (Ita) Lampre-Fondital
1. Levi Leipheimer (USA) Gerolsteiner 3:44:20 h
2. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana Team +0:03'
3. Marzio Bruseghin (Ita) Lampre-Fondital
4. Jens Voigt (Ger) CSC
5. Leonardo Piepoli (Ita) Saunier Duval-Prodir
6. Vladimir Gusev (Rus) Discovery Channel +0:17'
7. Inigo Cuesta Lopez De Castro (Spa) CSC +0:29'
8. Andy Schleck (Lux) CSC +0:36'
9. Eddy Mazzoleni (Ita) T-Mobile
10. Evgeni Petrov (Rus) Lampre-Fondital
Strecke: 180 km
Schnitt: 37.83 km/h
1. Jens Voigt (Ger) CSC 5:11:48 h
2. Levi Leipheimer (USA) Gerolsteiner +0:02'
3. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana +0:08'
4. Evgeni Petrov (Rus) Lampre-Fondital +0:10'
5. Stefan Schumacher (Ger) Gerolsteiner +0:36'
6. Johann Tschopp (Swi) Phonak Hearing Systems +0:41'
7. Eddy Mazzoleni (Ita) T-Mobile
8. Pablo Lastras Garcia (Spa) Caisse d'Epargne-Illes Balears
9. Anton Luengo Celaya (Spa) Euskaltel-Euskadi
10. Inigo Cuesta Lopez De Castro (Spa) CSC
Einzelzeitfahren
Strecke: 38,2 km
1. Jens Voigt (Ger) CSC 45:03 h
2. Laszlo Bodrogi (Hun) Credit Agricole +1:03'
3. Sebastian Lang (Ger) Gerolsteiner +1:04'
4. Alexandre Vinokourov (Kaz) Astana + 1:05'
5. Levi Leipheimer (USA) Gerolsteiner +1:14'
6. Andrey Kashechkin (Kaz) Astana + 1:20'
7. Stijn Devolder (Bel) Discovery Channel +1:21'
8. Vladimir Gusev (Rus) Discovery Channel +1:33'
9. Stefan Schumacher (Ger) Gerolsteiner +1:38'
10. Jason Mccartney (USA) Discovery Channel +1:49'
Strecke: 172,1 km
Schnitt: 45.56 km/h
1. Graeme Brown (Aus) Rabobank 3:46:38 h
2. Erik Zabel (Ger) Milram
3. Danilo Napolitano (Ita) Lampre-Fondital
4. Rony Martias (Fra) Bouygues Telecom
5. Gerald Ciolek (Ger) Wiesenhof Akud
6. Luciano Pagliarini Mendonca (Bra) Saunier Duval-Prodir
7. Steffen Radochla (Ger) Wiesenhof Akud
8. André Greipel (Ger) T-Mobile
9. Hervé Duclos-Lassalle (Fra) Cofidis
10. Mark Renshaw (Aus) Credit Agricole
Graeme Brown © Capture The Peloton |
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