Die Veranstalter hatten sich die Kritik an den leichten Etappenprofilen der letzten D-Touren zu Herzen genommen und präsentierten 2002 wesentlich bergigere Abschnnitte. Schließlich träumten die Macher davon, bald ganz oben in der UCI-Rangliste der nationalen Rundfahrten anzukommen, die Kategorie 2.2, immerhin eine Aufwertung gegenüber 2001, genügte ihren Ansprüchen noch nicht. Allerdings von einer Rundfahrt durch Deutschland konnte man beim besten Willen nicht sprechen. Die Beschränkung auf sieben Tage und fehlende finanzielle Mittel der Städte im Osten mögen die Hauptgründe dafür gewesen sein, doch so mancher Fan empfand die Streckenführung als sehr ungerecht und es hagelte Kritik.
Die Besetzung der Rundfahrt war nicht schlecht. Die beiden deutschen Teams Coast und Gerolsteiner wollten nicht wieder Telekom das Spiel überlasssen, vor allem Coast, das nicht zur Tour de France zugelassen war, wollte unbedingt glänzen. Auch die ausländischen Mannschaften rechneten sich Chancen aus. Das deutsche Zugpferd Jan Ullrich war erneut verhindert, diese Jahr durch eine Knieoperation.
Die ersten beiden Etappe verliefen wie gehabt: Erik Zabel gewann den Massensprint. Das ändert sich am nächsten Tag im Schwarzwald hoch zum Kandel. COAST machte seine Ankündigug war, sie attackierten und Aitor Garmendia gewann vor dem ONCE-Fahrer Igor Gonzales de Galdeano. Die Fahrer des Teams Telekom erlebten einen schwarzen Tag und Alexander Vinokourow (Telekom) musste bereits seine Hoffnungen auf einen erneuten Tour-Sieg begraben.
Beim Einzelzeitfahren am vierten Tag kam Gerolsteiner zum Zug: Michael Rich gewann vor Tobias Steinhauser und Uwe Peschel, drei Teamkollegen auf den ersten Plätzen. Garmendia musste das weiße Trikot an Gonzales de Galdeano abgeben.
Und Telekom? Sie spielten in der Gesamtwertung keine Rolle mehr, allein Erik Zabel hatte noch die Chance die Ehre der Mannschaft ein wenig zu retten. Was er auch mit seinem dritten Etappensieg am darauffolgenden Tag tat.
Die vorletzte Etappe führte bei Regen, Sturm und Kälte in die Alpen - zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschland-Rundfahrt. Es hätte ein spannender Tag werden sollen und können, doch die Fahrer spielten nicht mit. Eine neunköpfige Ausreißergruppe fuhr zwischenzeitlich 18 Minuten Vorsprung heraus, der bis zum Ziel auf etwas mehr als 11 Minuten schrumpfte. Stéphane Augé (Jean Delatour) war der schnellste dieser Kopfgruppe, die noch aus 7 Fahrern bestand. Das restliche Peloton trudelte gemeinsam ein und ließ die Sprinter vor.
Auf dem letzten Abschnitt gab es keine Änderungen im Gesamtklassement mehr. Es kam zum Massensprint und Erik Zabel fuhr zum vierten Mal als Sieger über den Zielstrich. Dies konnte jedoch die Medien nicht daran hindern, das Team Telekom, welches keine Fahrer unter den ersten 10 im Gesamtklassement plaziert hatte, mit Häme zu überziehen.
An sich äußerten sich die Veranstalter zufrieden mit dem Ablauf. Ein ausländischer Sieger passte gut in das Konzept, hoffte man doch so die Attraktivität der Rundfahrt europaweit zu erhöhen. Dazu zwei von drei deutschen GSI-Teams auf dem Podium, das zeigte doch, dass in Deutschland der Radsport blühte. Aber die Zuschauerzahlen waren sowohl an de Straße als auch vor dem Fernsehapparat rückläufig. Inständig hofften daher viele, dass dies allein auf die parallel stattfindende Fussball-WM zurückzuführern sei.