Zitat zum Zieleinlauf der 3. Etappe in München: "Der das ganze Rennen begleitende Rüsselsheimer Polizist arbeitete auf der Strecke ausgezeichnet und brachte wieder alle "Wilden" schnell aus dem Rennen. Gegen den Ansturm der vielen unerwünschten Begleiter, Autos, Motorradfahrer und Radfahrer, die sich kurz vor München zu uns gesellten, war er natürlich machtlos. Das Unheil blieb denn auch nicht aus, aber an dem Sturz, der sich bei dem Massen-Endspurt ereignete, ist die absperrende Münchener Polizei nicht schuldlos. Anstatt die wilden Begleiter vorher abzulenken, ließ sie (sie) frisch-fröhlich mit den 34 spurtenden Rennfahrern durchfahren. Dazu kam noch, daß ein für eine Firma reklamefahrender Radfahrer im Dreß, der garnicht dazugehörte, aber ebenfalls von einer Anzahl Begleiter umgeben war, zusammen mit den Deutschlandfahrern am Ziel eintraf, ohne daß dies von der Polizei verhindert wurde. Die Spurtstraße war also in diesem Moment vollkommen verstopft, und die 34 Mann, von denen doch jeder einen der ausgesetzten Geldpreise gewinnen wollte, ballten sich auf dem übrigbleibenden Teil der Straße beängstigend zusammen. Autos und Motorradfahrer spurteten verzweifelt mitten im Felde, und es war ein Wunder, daß nur drei Mann mit einem kleinen BMW karambolierten. Am schlimmsten war Dinale mitgenommen. Neben zahlreichen blutenden Wunden zog er sich eine heftige Prellung an der rechten Seite zu und mußte, nachdem man ihn aufgehoben hatte, mit schmerzverzerrtem Gesicht von zwei Sanitätern über das Band geschleppt werden. Sein Landmann Giuntelli und der Luxemburger Krier kamen glimpflicher davon."
"Solche Begeisterung wie in Breslau herrschte nirgends. Ich glaube, die Jungens haben das Hotel, in dem die Fahrer wohnten, die ganze Nacht belagert. Am Morgen wenigstens konnte man vor Gedränge kaum auf die Straße zu seinem Wagen. Und am Start erst! Ein solches Heer von Fußgängern, Radlern und Radlerinnen haben wir kaum jemals gesehen!
Wir trafen auch Vinzelsberg, den Breslauer Opelvertreter. Auf unsere Frage, wie es möglich sei, daß bei einer derartigen Radsportbegeisterung die Rennbahn so schlecht besucht sei, erwiderte der ehemalige Sprinter und Tandempartner Webers: "Nirgends ist die Arbeitslosigkeit so groß wie in Breslau. Das sehen sie ja an den Massen um 1/4 10 Uhr vormittags am Start ... ." "
"Barthélémy und Piccin trafen mit erheblichem Rückstand im Wannsee-Stadion ein. Später erfuhr man, daß sie sich verfahren hatten, kein Wunder bei der schlechten Wegemarkierung vom Beginn des Weichbildes der Reichshauptstadt an. Viele Wagen, auch der unsrige, haben in den letzten Kilometern einen falschen Weg eingeschlagen. Bis dahin war so etwas bei dieser Rundfahrt nicht vorgekommen, weder in Hessen, noch in Baden, Bayern, Sachsen und Schlesien. Ausgerechnet in Berlin mußte das passieren?" "Auf der Fahrt nach Magdeburg riß ein Franzose - wer es war, haben wir nicht gesehen - unter unbändigem Gelächter einem gemächlich dahinradelnden Gendarmen die Mütze vom Kopfe und warf sie weg, wie man es mit den gar zu aufdringlichen "wilden" Rad- und Motorfahrern zu machen pflegt. Uns lief es eiskalt über den Rücken, denn das war ja glatte Beamtenbeleidigung, aber der wackere Grüne verstand Spaß und ließ den Missetäter ziehen, vielleicht aber auch, weil er vorher wußte, daß er auf seinem vorsintflutlichen Drahtesel den Verbrecher doch nicht eingeholt hätte. So etwas kann aber auch schief gehen!"
Zitate und Bilder: Illustrierter Radrenn-Sport 1931 Archiv Wolfgang Schoppe
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