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Giro-Tour 2006 von Checker



25.05.2006: "Ruhetag" oder Sella-Runde

Naja, von Ruhetag kann nicht wirklich die Rede sein. Wir hatten zwar nicht vor, die Giro-Etappe im Friaul zu besuchen, jedoch schmiedeten wir große Selberfahrer-Pläne. Die Sella-Runde hatten wir uns vorgenommen, eventuell noch mit dem Falzarego/Valparola als Dessert. Und der Tag begann mit blauem Himmel und Sonnenschein, was will man mehr? Nun, vielleicht ein sauberes und verkehrstüchtiges Rad. Unsere Drahtesel sahen nach der gestrigen Regen-und Dreckschlacht aus wie Sau. In Ermangelung von Eimer, Gartenschlauch, Hochdruckreiniger etc. glänzten wir mit einer revolutionär neuen Technik: Trinkflaschen am Wasserhahn der campingplatzeigenen Hundebar (!) aufgefüllt und damit das Rad abgespritzt. Diesen Vorgang wiederholten wir etwa 30mal, und danach – sahen die Räder zwar immer noch irgendwie mistig aus, aber es sollte schon gehen.



Grödnerjoch

Kurzer Autotransfer nach La Villa im Alta Badia, vier Kilometer vor Corvara. Das Panorama war überwältigend, es könnte ein toller Tag werden. Leider ging es Basti und Gotzi nicht gut, und noch in Corvara entschieden sie, wieder zum Auto zurück zu fahren und dort nun wirklich einen Ruhetag zu verbringen. Also nahmen nur Corny und ich das Grödnerjoch in Angriff. Wir fuhren relativ locker los, ich fotographierte und filmte vom Rad aus. Die Grödnerjoch-Passstrasse schlängelt sich mit vielen Kehren und moderater Steigung hinauf. Die Landschaft – ein Traum!



Grödnerjoch

Weiter oben gaben wir etwas mehr Gas, um einen hinter uns fahrenden Rennradler auf Distanz zu halten Oben am Pass war es nicht gerade angenehm – etwa 10° C und Wind – und so blieben wir nicht lange. Die Langkofelgruppe zeigte sich – sagte ich schon, dass die Landschaft traumhaft ist ? Vom Grödnerjoch ging es sechs Kilometer bergab, dann stand sofort der nächste Anstieg zum Passo Sella auf dem Plan. Irgendwie fühlte ich mich nicht so gut bergauf, fand den richtigen Rhythmus nicht. Um mir nichts anmerken zu lassen, trat ich voll in die Pedale und hängte Corny erstmal ab Motivierend wirkten die vielen Radtouristen, die es hier zu überholen gab. Viele von ihnen gehörten einer amerikanischen Radreisegruppe an, zu erkennen an einer rosafarbenen Marschtabelle am Lenker.



Corny am Sellajoch

Oben angekommen, wollten wir erstmal zünftig Mittag essen. Also rein in die gute Gaststube! Hier herrschte Selbstbedienung, wir ließen uns jeweils einen Teller schmackhaften Essens geben und gingen an die Kasse zum Bezahlen. Ich öffne mein Portemonnaie – hmm, wo ist denn der 20-€-Schein, der heute früh noch hier drin war? Moment mal, am Vormittag haben wir ja noch ein paar Sachen im Supermarkt eingekauft… Eine Inventur des Münzgeldes ergab einen verfügbaren Gesamtbetrag von ca. 4 €. Das reicht in etwa für ein halbes Essen, also gaben wir unsere Teller unauffällig wieder zurück und gingen gut gelaunt nach draußen. Hier gab es streng limitierte Rationen Banane und Riegel – ist für einen Radsportler sowieso viel authentischer…



Corny und Checker am Pordoi

Sieben Kilometer Abfahrt vom Sellajoch folgen, etwa genauso lang geht es postwendend hinauf zum Passo Pordoi. Immer noch fühle ich mich nicht wirklich fit, aber das ist jetzt bestimmt schon der einsetzende Hungerast. Oben verzehren wir unseren letzten Proviant, trinken unsere Radflaschen leer und treffen eine Gruppe von dicken bayrischen Mountainbikern, die sich abfällig über Cornys Freizeit-Pedalen äußern ("Doa musst a'moi aufrüst'n!") und auch sonst nicht gerade zurückhaltend waren.



Abfahrt vom Pordoi

Die Abfahrt vom Pordoi nach Arabba war natürlich vom Feinsten: über 30 Spitzkehren auf neun Kilometern, dazu guter Asphalt. In Arabba konnten wir zumindest unsere Trinkflaschen auffüllen, allerdings öffneten sämtliche Geschäfte, in denen wir unsere 4 € in etwas Essbares hätten investieren können, erst später wieder. Also, was tun? Die Sicherheitsvariante wählen und via Campolongo-Pass auf kürzestem Weg nach La Villa zurück fahren? Oder den großen Umweg über den Falzarego nehmen? Wir hatten drei Pässe in den Beinen, nichts mehr zu essen und lediglich Leitungswasser bei uns, und unser Entschluss stand auch schnell fest: Wir fahren natürlich über den Falzarego



Falzarego

Irgendwo würden wir unterwegs schon einen Laden finden. Taten wir auch, etwas später in Pieve. Auf dem Weg dorthin erhielten wir kurz Gesellschaft von einem Mitglied der amerikanischen Radtouris. Sehr lustig: Auf den Flachstücken und leichten Abfahrten fuhr er mit dampfmaschinenartigen Atemgeräuschen und Ulle-bei-der-ersten-TdF-Bergankunft-Gesicht an uns vorbei, an den kleinen Anstiegen holten wir ihn relativ locker wieder ein und zogen unsererseits mit Puls-120-Gesicht vorbei. Also entweder wollte er nicht zulassen, dass da Leute mit MTB und Trekkingrad vor ihm herumturnen, oder der Kurs über Gruppen- und Windschattenfahren stand erst am Tag darauf an



Langkofelgruppe am Abend

In Pieve labten wir uns an Rosinenbrot, Kuchen und Cola (für 4 € kann man ja doch eine ganze Menge kaufen). Einigermaßen gestärkt nahmen wir bald den Falzerego in Angriff, und: endlich! Jetzt öffnen sich die Beine, es läuft rund, der Rhythmus ist gefunden. Sehr schön, so muss eine Bergfahrt aussehen! Leider ist der Spaß nach elf Kilometern schon wieder vorbei und die Passhöhe erreicht. Noch den kleinen, aber feinen Stich zum Valparola weggedrückt, und ab geht es in die rasante Abfahrt zurück in das Alta Badia. Nach ziemlich genau 80 Kilometern erreichen wir wieder unser Auto, wo Basti und Gotzi erwartungsgemäß warten. Die beiden haben sich in der Zwischenzeit von ein paar einheimischen 10jährigen beim Fußball abfrühstücken lassen



Marmolada am Abend

Noch ist der Tag nicht vorbei. Innerhalb weniger Stunden geht es zum zweiten Mal – jetzt im Auto – über Grödnerjoch und Sellajoch, um ins Fassatal zu gelangen. Nach einigem Suchen finden wir einen gemütlichen Campingplatz in Pozza di Fassa. Es ist 20:30 Uhr, spät genug. Duschen, essen (dieses Mal gibt's nur kaltes "Buffet") und bald danach ab ins Zelt. Morgen steht wieder Giro-Stress an…




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