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Giro-Tour 2006 von Checker



24.05.2006: Kronplatz

Checker am Furkelpass

Da wir quasi halbzivilisiert – ohne Zugang zu irgendwelchen Medien - durch Norditalien reisten, konnten wir uns fernab von Fuentes, Hijos, Amigos und Eigenblut uneingeschränkt auf die Kronplatz-Etappe freuen. Der Kronplatz – so etwas die Vereinigung von Angliru und Finestre. Ein riesiges Spektakel war zu erwarten, und wir würden dabei sein. Geil! Natürlich mussten wir erstmal dorthin kommen. Also schälten wir uns zu etwas unchristlicher Zeit aus den Schlafsäcken, luden unseren Luxusschlitten voll und verließen knurrenden Magens - Essen hatten wir so gut wie keins mehr – den lauschigen Campingplatz in Terlago. Und auf der Autobahn strebten wir mit Vollgas Richtung Norden. Zwischenstopp in Brixen. Neben dem Erwerb von etwa 40 kg Lebensmitteln, Batterien für diverse Radcomputer und Ersatzspeichen für Cornys Rad gönnte ich mir einen endlich mal einen Kaffee. Naja, was ich da bekam, verdient noch nicht einmal die Bezeichung "Fingerhut" (der Kaffee hätte mindestens die Konsistenz von heißem Teer haben müssen, um so eine Menge zu rechtfertigen). Egal, bald konnten wir wieder aufbrechen und legten im Pustertal, am Fuß der Steigung nach Terenten/Falzes, eine ausgiebige Damiano-Cunego-2004-Gedächtnis-Frühstückspause ein.



Frühling auf dem Furkelpass

Als wir Richtung Bruneck weiterfuhren, begann es zu regnen. Und warm war es auch nicht gerade, 11° C. Hmm, sieht nicht gut aus. Am Campingplatz in St. Lorenzen angekommen – es war ziemlich genau Mittag - ließ der Regen nach und hörte schließlich ganz auf. Dummerweise fing es wieder an zu schütten, als wir uns eine Stunde später hoffnungsvoll auf den Weg zum Kronplatz machten. In einem der 56 halbfertigen Tunnel, die zu den 56 Baustellen auf der Strasse nach Longega gehören, machten wir Halt, da der Regen Überhand nahm. Und fuhren irgendwann doch weiter nach oben.



Auch bei Regen cool

In Longega bogen wir links ab, hier beginnt offiziell der 17 Kilometer lange Anstieg zum Kronplatz. Bis San Vigilio verlief die Kletterei recht entspannend, sogar der Regen ließ wieder deutlich nach. Eigentlich optimales Bergfahr-Wetter. Etwa 5 Kilometer vor dem Furkelpass wird die Strasse schmal – und steil. Bis zu 16%. Nichtsdesdotrotz macht die Fahrt Spaß, und ein paar kleine Fotopausen müssen auch sein. Kritisch wurde es, wenn nach oben fahrende Mannschaftsbusse überholten, da die Strasse nicht viel breiter als vier Meter ist. Im Großen und Ganzen verlief alles reibungslos - lediglich der Gerolsteiner-Busfahrer hätte mich beinahe nach allen Regeln der Kunst in den Strassengraben geschoben. Honk… 

Die letzten 2 Kilometer zum Furkelpass waren noch einmal richtig schwer, praktisch ständig über 10%. Das erste, was ich, am Abzweig zum Kronplatz angekommen, mitbekam: die Naturstrasse darf nicht mit dem Rad befahren werden. Na gut, müssen wir eben ein Stück nach oben laufen. Das zweite, was ich mitbekam, war die Außentemperatur: 2° C. Na Mahlzeit…



Sandy Casar

Nach und nach trafen die anderen drei Recken oben ein. In dem großen Gasthof am Pass zogen wir uns erst einmal in Ruhe um und gönnten uns ein alkoholfreies Heißgetränk. Auch ein Fernseher stand dort, um den sich selbstredend eine ganze Traube an Menschen bildete. Merkwürdig – es ist schon 15:30 Uhr, und die Fahrer gondeln immer noch im Tal entlang. Die müssten doch schon längst im Anstieg zum Würzjoch sein! Erst als wir irgendwie das Pustertal erkannten – durch das wir selbst wenige Stunden vorher gefahren waren – wurde uns des Rätsel Lösung bewusst: kein Würzjoch heute! Sehr schade… Draußen hatte mittlerweile wieder Niederschlag eingesetzt. Dieses Mal allerdings handelte es sich um Schnee. Im Gasthof machten Gerüchte die Runde: Auch der Kronplatz wird gestrichen. Allerdings dauerte es noch einige Zeit, bis die offizielle Bestätigung kam: Das Ziel wird an den Furkelpass verlegt. Tja, das nennt man "dumm gelaufen". Aber die Entscheidung war auf jeden Fall nachvollziehbar. Wir zogen alle verfügbaren Kleidungsstücke an – inklusive Wollmütze und langen Handschuhen – und liefen, teilweise über schlammige Das-waren-mal-Wiesen (in Radschuhen ganz besonders vergnüglich), etwa einen Kilometer nach unten. Eine Rechtskurve mit geschätzten 13% Steigung erschien uns als geeigneter Platz. Absperrgitter standen hier auch keine mehr. Und nach nicht allzu langer Wartezeit kam dann, von einem exzessiven Begleitmotorrad-Hupkonzert angekündigt, die Spitzengruppe angebraust. Mit – oh Wunder – Basso an erster Stelle! Er und Piepoli waren gerade dabei, das Phonak-Bergbison und Pellizottel zu versenken. Nach zehn Minuten war der ganze Spuk aber schon wieder vorbei. Meine Bilder sind dieses Mal besser geworden, einige wenige Fahrer sind tatsächlich erkennbar



Matze, Lude und Co.

Oben am Ziel bekamen wir noch den Rest der Siegerehrung sowie das heillose Chaos nach einer Etappe mit. Unseren genialen Plan, auf der anderen Seite nach Olang abzufahren, hatten anscheinend auch fast alle anderen, und so warteten wir erst einmal geduldig auf eine eventuelle Beruhigung der Situation. Einmal wollte sich direkt vor uns ein CSC-Wagen an einem anderen vorbeischieben. Dummerweise stand rechts noch das Absperrgitter und der Außenspiegel war im Weg. Plötzlich geht die Scheibe runter, und etwa einen Meter vor uns sehen wir den leibhaftigen Birillo, wie er seelenruhig den Außenspiegel einklappt und dann wieder das Fenster hochkurbelt. Mir fällt nicht mehr als ein dämliches "Ciao, Ivan!" ein , aber immerhin hat er zurück gegrüßt. Abfahrt nach Olang. Immer noch schiebt sich eine endlose Autoschlange den Berg hinunter, aber wir haben ja bereits Übung im Überholen   Unten im Tal angekommen, bricht sogar noch die Sonne durch, und der Kronplatz präsentiert sich frisch verschneit. Wieder zurück auf dem Campingplatz, genießen wir die extravaganten Duschen (50 Cent für 5 Minuten warmes Wasser ). Und heute gehen wir auch mal ordentlich essen, das haben wir uns verdient!




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