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47. Paris-Roubaix 1949

 

Datum: 17. April 1949

Distanz: 244 km, kürzeste Strecke in der Geschichte des Rennens

Fahrer am Start: 217

Fahrer im Ziel: 109

Durchschnittsgeschwindigkeit: 39,356 km/h

 



der Rennverlauf

kurz nach dem Start

Wäre der Ausgang des Rennens nicht gewesen, würde dieses Jahr in den Analen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Doch so wird 1949 immer eine besondere Fußnote bekommen.

 



l'Equipe schrieb:
Es war zu schön... Es war schon zuviel am Start: Zuviele große internationale Namen unter den 217 Startern, und vor allem zu schönes Wetter. Aber ja ! Man hatte unser Paris-Roubaix verändert...

217 Fahrer hatten sich am Ostersonntag eingefunden um die Fahrt in die Hölle des Nordens, in die kriegszerstörte Region, aufzunehmen. Mit dabei einige Prominenz: Die Gebrüder Fausto und Serse Coppi sowie Fiorenze Magne aus Italien, Ferdi Kübler, der schweizer Crack, Vorjahressieger Rick Van Steenbergen, Marcel Kint und Brik Schotte aus Belgien sowie die Franzosen Louison Bobet, Louis Caput und André Mahé. Schönes Wetter, das eher in den Juni als in den April passte, versprach Milderung der Strapazen aber auch weniger Dramatik.

 

Eine der spannenden Frage war, würde der im Vorjahr von Van Steenbergen aufgestellte Streckenrekord von 43,612 km/h gebrochen werden können? Vorab: Er wurde es nicht, er wurde erst 1964 von Peter Post neu aufgestellt.

Eine andere, würde es ein Duell zwischen Van Steenbergen und Fausto Coppi geben?

 



Die ersten Stunden tat sich wenig, in einer langen Kette, doch geschlossen, rollte das Feld mit bis zu 50 Kilometern die Stunde dahin.

 

Bild zeigt einen Teil des langezogenen Pelotons vor Chantilly


Lediglich ein paar Stürze führten zu etwas Aufregung, denn mit dabei Ferdi Kübler und Rick Van Steenbergen, für die damit die Osterfahrt zu Ende war.  

 

Pawlisiak
kollidiert mit Kübler
beide müssen aufgeben


Einige Attacken gab es, sie blieben aber ohne Konsequenzen. Alle warteten gespannt auf die Côte von Doullens, hier könnte doch, wie schon häufig, eine Vorentscheidung fallen. Wahrhaftig, zwei Mann griffen an, Bernard Gauthier und Louis Deprez setzten sich ab, eine weitere Gruppe löste sich und schluckte die beiden Ausreißer nach wenigen Kilometern. Gemeinsam jagten sie gen Roubaix, das Peloton nicht weit dahinter.

 

Gauthier und Deprez versuchen wegzukommen
bei Arras waren sie eingeholt


das Peloton hetzt hinterher


Entscheidungen

Die Entscheidung bahnte sich erst 26 Kilometer vor dem Vélodrome an: Jacques Moujica griff an, Mathieu und Leenen folgten. Aus dem 1 Min und 45 Sek dahinter liegenden Peloton konnte sich André Mahé verdrücken und aufschließen.



Mathieu stürzte und musste reißen lassen. Niemand zweifelte mehr daran, dass die drei Führenden den Sieg unter sich ausmachen würden. Gemeinsam erreichten sie das Stadion, nur dass sie die Innenbahn zu Fuß mit geschultertem Rad über die Pressetribüne betraten - ein Ordner hatte in den Wirren das Trio zusammen mit den Begleitfahrzeugen vom Eingang weggelotst. Ein Journalist wies ihnen danach den Weg durch den kleinen Presseeingang. Während Moujica, dessen Pedal auf den letzten Metern noch gebrochen war, nicht mitsprinten konnte, rollte Mahé vor Leenen über den Zielstrich.

 

Mahé-Moujica-Leenen-Mathieu
Moujica-Mahé-Leenen
Moujica bricht das Pedal


Die große Verfolgergruppe kam unmittelbar danach auf dem rechten Weg angerauscht mit Serse Coppi als dem Schnellsten.

 

Serse Coppi


Serse und Fausto Coppi legen Einspruch ein

Rennleiter Boudard war zwar etwas verwirrt ob der Geschehnisse, zögerte aber nicht lange, überreichte André Mahé den Siegestrauß und schickte ihn auf die Ehrenrunde. Allerdings hatten beide nicht mit den Coppi-Brüdern gerechnet, die sofort offiziell Einspruch erhoben, schließlich gibt es vorgeschriebene Routen, an die sich alle halten müssen. Prompt wurde jetzt Serse zum Sieger ausgerufen.

 

Fünf Tage später warf die Französische Radfahrerunion nach einer zweistündigen Beratung auch diese Entscheidung um, erneut konnte Mahé vor Leenen jubeln. Doch da kannten sie die Italiener schlecht, den Coppis spielte man so nicht mit. Die UCI wurde angerufen und diese beschloss das Urteil aufzuheben, die entgültige Entscheidung solle im November fallen. Fausto wusste dies zu nutzen, kurz vor dem angesetzten Termin ließ er verlauten, dass er sehr gerne im nächsten Jahr dieses wundervolle Rennen bestreiten wolle, doch wenn seinem Bruder der Sieg nicht zuerkannt würde, wäre er sehr wahrscheinlich nicht am Start....

Da die Belgier auch nichts gegen Serse einzuwenden hatten und der französische UCI-Vorsitzende Achille Joinard wiedergewählt werden wollte, musste ein Kompromiss her: Serse Coppi und André Mahé wurden zu Siegern ex aequa, gleichberechtigten Gewinnern, erklärt.

 

Fausto Coppi hielt Wort, er trat 1950 an und gewann wie es sich gehörte.



Endklassement

Mahé während seiner Ehrenrunde

1. André Mahé (Fra) und Serse Coppi (Ita) 6:11:59 h

3. Frans Leenen (Bel)

 



Trinkpause

4. Jacques Moujica (Fra)

5. Georges Martin (Fra)

6. André Declercq (Bel)

7. Florent Mathieu (Bel)

8. Roger Gyselinck (Bel)

9. Albert Anciaux (Bel)

10. Josef Verhaert (Bel)

>>> mehr Info



 

Quellen:

P. Sergent, A Century of Paris-Roubaix, 1997

Miroir Sprint, Nr. 150, 19. 4. 1949

 

&copy cycling4fans.de

Maki, März 2006


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