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Giuseppe Italiano über die Tour de France 2002

<typohead type=3>Tagebuch I</typohead>

 

Freitag 5. Juli – Wir alle bestanden Gesundheitscheck (zur Überraschung von Marcella) und dann ließen wir die Präsentation über uns ergehen. Wir sind schon seit Mittwoch hier und natürlich trainieren wir jeden Tag. Aber mir fehlen hier noch immer die Berge! Ich teile mein Zimmer mit GMD und Kevin – sie sind in Ordnung. JJA, Peter und Andreas, die ein anderes Zimmer teilen, gehen sich schon gewaltig auf den Wecker. JJA ist so enthusiastisch, Peter posaunt ständig heraus, was er noch alles erreichen wird und Andreas beschwert sich immer, wie sehr er diese langen Rundfahrten haßt.

 

Samstag, 6. Juli – Ich habe nie den Sinn von einem Prolog verstanden. Du wärmst dich eine Stunde auf und fährst 10 Minuten – und nie ist ein Berg zu sehen! Warum nur? Alex war hoch motiviert und dachte, er hätte ausgezeichnete Chancen – leider schätzte er die engen Kurven falsch ein ... er hat sich nicht wirklich verletzt, er verlor nur ein bißchen Haut – naja ein bißchen viel Haut .......

 

Sonntag, 7. Juli – Die erste Etappe und die Dinge entwickeln sich schon schlecht. Als ältester und erfahrenster Fahrer im Feld, bin ich mehr oder weniger verantwortlich für Dinge während dem Rennen. Heute wollte Peter attackieren, Marcella wollte, dass Alex geht und Inga dachte, JJA wäre der Richtige. Und wer saß wohl zwischen den Stühlen ... meine Ohren taten mir schon weh von dem Geschrei der 2 Ladies über den Funk. Schließlich habe ich Andreas die Erlaubnis gegeben, dass er freie Fahrt hat. So mußte ich mir wenigstens nicht mehr sein Gejammer anhören – natürlich stoppten Inga und Marcella damit sich gegenseitig anzuschreien und begannen mich anzuschreien.

 

Montag, 9. Juli – Heute erhielt ich eine Menge Beschwerden anderer Fahrer über Kranks neue Zick-Zack-Taktik. Heute zählten wir 17 Stürze, für die er verantwortlich war – er stürzte nicht einmal. Die Straßen waren heute wirklich von Fans überflutet, manchmal mußte man sich seinen weg richtig freikämpfen. Die Fans erkannten aber, dass ich ein Fahrer eines deutschen Teams war und feuerten mich immer wieder mit wildem Gebrüll an – ich fühlte mich wie Zuhause, umgeben von meinen Kindern, Brüdern und Schwestern, von meinen Nichten und Neffen.

 

Dienstag 9. Juli – Endlich in Frankreich – zu Kevins Erleichterung, er wird immer so konfus bei der europäischen Geographie. Nur der Abend, was für ein Desaster! Der nächste Krach zwischen unseren Chefinnen über unseren Speiseplan fürs Abendessen. Schließlich lösten wir Fahrer das Problem, in dem wir uns zum nächsten McDonnalds aufmachten. Ich konnte mich nicht selbst mit den Burgern vergiften, aß Salat und warnte die anderen eindringlich vorsichtig zu sein, aber hören die auf mich? Natürlich nicht. Ich kann es immer noch nicht glauben, Alex mampfte 4 große Portionen Pommes und 6 Big Macs in sich hinein und trank 3 Milch Shakes – ob das so klug war?

 

Mittwoch, 10 Juli – Jeder beschwerte sich heute, wir hassen einfach die Zeitfahren. Alex jammerte am wenigsten, hauptsächlich, weil er schon nach 2 Kilometer den Anschluß verlor. Sein Abendessen gestern war wohl doch nicht so optimal! Krank beschwerte sich, weil kein anderer von uns bereit war die Führung zu übernehmen – haha! Er führte die ganze Zeit, weil er es selbst wollte – da vorne sieht er uns nicht und muß sich keine Sorgen machen, dass Leute um ihn herum sind. Marcella wollte immer, dass wir langsamer fahren, Inga trieb uns immer weiter an. Sie wollte das Zeitfahren so schnell wie möglich hinter sich bringen, Kranks Katze fuhr im Teamfahrzeug mit und mir scheint es, dass Inga und die Katze nicht gut miteinander auskommen ............

 

 

<typohead type=3>Tagebuch Teil II, Beppo und seine Tour-Eindrücke, weiter geht's! </typohead>

 

Donnerstag, 11. Juli – Der nächste langweilige Tag. Weit und breit kein Berg, nicht mal ein Hügel, nur vereinzelte Bodenschwellen! Schlimm genug, aber jetzt beginnen Marcella und Krank sich gegenseitig anzugiften. Ich bin eigentlich nicht überrascht, niemand kommt mit ihm aus (außer die Katze). Deswegen schläft er auch in einem Einzelzimmer und der Rest des Teams muß sich zu dritt oder zu viert in ein Zimmer pferchen. Selbst Inga und Marcella teilen sich ein Zimmer – sie schreien sich gar nicht mehr an, laut Inga ignorieren sie sich nur mehr gegenseitig – sie findet diese Ruhe richtig erfrischend.

 

Freitag, 12. Juli – Das nächste Sprintfinale und von GDM war nichts zu sehen – er war ziemlich am Ende des Feldes. Er sagte, es scheint so, als hätte er im Moment nicht die richtigen Beine und ich muß sagen, er fährt wirklich schlecht. Ich sehe ihn auch nicht oft auf dem Zimmer, er schleicht sich ziemlich oft davon ...... Ich bekam heute wieder einige Beschwerden über Krank, es scheint so, dass er mit den Franzosen seine Scherze treibt, aber zum Glück verursachte er keine weiteren Stürze.

 

Samstag, 13. Juli – Peter attackierte heute kurz vor dem Ziel, nachdem er uns erzählte, dass er die Etappe gewinnen will – beinahe wäre ich gestürzt, so lachen mußte ich. Natürlich funktionierte es nicht so, wie er es geplant hatte. Jetzt machen uns die Zwillinge Probleme, als ob wir nicht schon genug hätten. Ralf, ich meine Stefan, kommt einfach nicht in Tritt. Und heute mußte ich quasi meinen Beutel in der Verpflegungszone von Stefan, ähh Ralf, richtig erkämpfen.

 

Sonntag, 14. - Juli GDM wird von Tag zu Tag schlechter, er agiert wie eine schlappe Schlafmütze, aber jetzt fand ich heraus warum .... dabei frage ich mich, wie lernt er nur die ganzen Hostessen kennen, wenn er nie aufs Podium kommt? Dazu verschlechtern sich die Verhältnisse zwischen Krank und Marcella und zwischen Inga und Marcella immer mehr (am Abend hatten wir heute zwei Berge von Spaghettis und Reis auf unserem Tisch stehen – sonst nichts, nur Reis und Spaghettis!). Dafür fühlen sich Ralf und Stefan besser, nachdem sie eine Sitzung mit Dr. Saki hatten und Stefan, ich meine Ralf, freut sich schon richtig auf das morgige Zeitfahren ...... toll, es ist nicht seine Stärke! Sein Zwillingsbruder ist um einiges besser, schade, dass er nicht fahren kann.

 

Montag, 15. Juli – Ich verstehe es einfach nicht – Ralf, natürlich Stefan, wurde 3.. Ich kann mir nicht erklären, wie das möglich war. Die Offiziellen waren so überrascht, dass sie ihn prompt zur Dopingkontrolle schickten und er bestand sie ohne Probleme. Er fuhr so stark, dass ich nicht glauben kann, dass er schon 8 Etappen hinter sich hat. GMD wurde mit Abstand Letzter, aber das ist zur Zeit normal für ihn.

 

Dienstag, 16. Juli - Ruhetag und ich verbrachte ihn auf die bestmögliche Art – umgeben von meiner Familie. Einige der anderen beschwerten sich darüber, weil viele Leute um uns herum waren. Dabei waren es nur meine Frau, unsere 6 Kinder, meine Eltern, die Schwiegereltern, zwei meiner Brüder mit ihren Frauen und 9 Kindern, drei meiner Schwestern mit ihren Männern und 11 Kindern – es war doch noch die Hälfte meiner Familie hier! Mein größtes Problem war, wie ich meinen Kindern erklären soll, warum bei "Onkel" GMD, "Onkel" Stefan und "Onkel" Ralf so viele Frauen in den Zimmern herum schwirrten.... Durch die Besuche kam ich heute nicht zum Trainieren. Ich hoffe, dass ich morgen keine Probleme bekommen werde.

 

<typohead type=3>Tagebuch III, Endlich Berge!!! </typohead>

 

Mittwoch, 17. Juli – Was für ein bescheidener Tag – Ich war leer, völlig leer. Krank mußte zurück, um mir zu helfen, dahinter Marcella, die den ganzen Tag nur schimpfte. Dann gab es wieder einen Streit zwischen ihr und Inga, ob mir nicht noch vielleicht andere helfen sollten. Je näher wir an Pau heranrückten desto besser ging es mir, ich löste sogar öfters Krank ab – “Der Berg ruft“. Ich hätte es besser wissen müssen und den gestrigen Tag lieber trainiert, als ihn mit der Familie zu verbringen ...........

 

Donnerstag, 18. Juli – Berge – und ich bin glücklich! Heute verlor ich 7 Minuten gegenüber den amerikanischen Postmann, der weitaus beste des Teams. GDM kam nicht mal über den ersten Berg – Schlappschwanz! Bei der Hälfte des Col de Ausbique stieg er vom Rad, suchte sich ein schattiges Plätzchen und wartete auf Inga (Er wollte auf keinen Fall mit Marcella fahren, ich verstehe ihn, meine Ohren klingeln noch von gestern). Am Abend war Krank völlig außer sich und stammelte irgendwas von der Katze, einem Bär und Jäger, ich verstand kein Wort davon.

 

Freitag, 19. Juli – Glaubt es mir, Krank macht Probleme! Was stellte er heute nicht alles an, außer dass er Ralf, natürlich Stefan, nicht von seinem Rad in die Felsen beförderte. Stefan beendetet zwar die Etappe, aber seine ganze linke Seite war bandagiert. Ich war heute wieder gut drauf – wie kann einer bloß schlecht fahren und keinen Spaß haben, bei dieser wunderschönen Gebirgslandschaft?

 

Samstag, 20. Juli - Der schlimmste Tag meiner Karriere – wir verloren 2 Fahrer und beinahe wurde das gesamte Team rausgeschmissen. “Stefan“ kam heute mit all seinen Bandagen an den Start – nur waren die an seinem rechten Arm und Bein. “Ralf“ zeigte sich heute mit einer langen Hose und langen Ärmeln, das bei der Hitze! Es stellte sich dann schnell heraus, dass sie sich seit dem Zeitfahren bei ihren Etappenstarts täglich ablösten. Unnötig zu erwähnen, dass beide aus der Tour verbannt und nach Hause geschickt wurden. Kevin protestierte dagegen sofort, er drosch Phrasen über ihre Rechte, einen fairen Prozess und unschuldig, solange nicht die Schuld bewiesen sei, usw.. Die Veranstalter erinnerten ihn, dass er in Frankreich sei und nicht in den USA und schmissen ihn aus dem Rennen, nachdem er sich zu heftig beschwert hatte. Ich glaube sie hätten das ganze Team beinahe disqualifiziert, hätte Inga nicht zu heulen begonnen .....

 

Sonntag, 21. Juli – Praktisch hatten wir heute unseren nächsten Skandal – Krank wurde heute 4. Am Mount Ventoux, einen Platz hinter mir! Ich erreichte die Plazierung auf altmodische Weise, mit Talent und eigener Stärke. Krank schaffte es, weil Inga ihm fälschlicherweise Katzenfutter zur Verpflegung reichte. Ich glaube jetzt müßten sie “Whiskas auf die Dopingliste setzen. Peter startete heute wieder ein paar Ausreißversuche, natürlich ohne Erfolg. Er ist so leichtsinnig, dass es mich immer wieder wundert, dass er nie einen Abhang herunter fällt!

 

<typohead type=3>Tagebuch Teil IV, Erholsame Ruhe, die Gefahren plötzlicher Popularität und noch mehr Berge </typohead>

 

Montag, 22. Juli – Der zweite Ruhetag und dieses Mal machte ich es anders. Ich erzählte meiner Familie, dass sie zu Hause bleiben soll. Es schmerzte sie zwar, aber sie hielten sich daran. Der Tag endete so ruhig und war eine echte Erholung – Ich hatte nie die Idee, dass es so sein könnte. Als ich heute Vormittag trainieren war, sah ich Krank in einem ernsten Gespräch mit dem Chef der amerikanischen Paketlieferanten und ich könnte schwören, dass sie sich über die verschiedenen Marken von Katzenfutter unterhielten.

 

Dienstag, 23. Juli – Ein traumhafter Tag, 226 Kilometer und 7 Bergwertungen! Ich wurde 13., meine Glückszahl. Heute verloren wir den nächsten Fahrer – JJA wurde von einem deutschen TV-Sender interviewt, es dauerte ziemlich lange und er übersah die Zeit und verpasste die Einschreibung! Für Inga und Marcella wieder ein Grund aufeinander loszugehen. Marcella hätte dafür sorgen müssen, dass sie das Interview rechtzeitig beenden, Marcella hielt dagegen, dass Inga offensichtlich nicht weiß, wie wichtig Medienpräsenz ist, Inga sagte ... oh, was für einen Unterschied macht es?

 

Mittwoch, 24. Juli – Heute stieg der nächste aus – uns klebt das Pech einfach an den Schuhen! Peter riß wieder mal aus, raste den Galibier wie ein Verrückter herunter – na gut, niemand weiß, was tatsächlich passierte. Ich denke, er verfehlte eine Kurve und flog über den Abhang hinab. Aber er hatte nochmals Glück im Unglück und landete auf ein paar Büschen, unglücklicherweise trug er keinen Helm, verlor seine Kappe und seine Glatze wurde von den Büschen ziemlich schlimm zerkratzt ... er kletterte zurück auf die Straße und wartete bis ihn Inga einsammelte.

 

Donnerstag, 25. Juli – Ich hasse es zu prahlen, aber ich kann es kaum glauben, wie gut ich heuer in den Bergen der Tour fuhr. Ich beendete die Etappe mit 27 Punkten für die Bergwertung. Heute verloren wir fast den nächsten. Andreas beschwerte sich wieder mal, wie sehr er nicht diese dreiwöchigen Rundfahrten haßt. Er war kurz vor der Aufgabe und Krank mußte ihn schließlich über alle Pässe schleppen. Ich glaube, ich weiß, warum Andreas seine Meinung änderte und sich entschloß im Rennen zu bleiben – unser zweites Teamauto gab gestern seinen Geist auf (nicht gerade überraschend beim Fahrstil unserer 2 Damen). Er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, die Etappe zusammen mit Inga, Marcella und der Katze im selben Auto zu beenden.

 

<typohead type=3>Tagebuch Teil V, Ein Italiener in Paris </typohead>

 

Freitag, 26. Juli – Schlußendlich sagten wir “Auf Wiedersehen“ zu den Bergen – heute waren da keine richtigen Berge mehr, gerade einmal ein paar größerer Hügel. Andreas schockte heute jeden, als er sich in eine Außreißergruppe schwindelte und die Etappe als 7. beendete! Ich dachte Inga würde ohnmächtig, so überrascht war sie. Jetzt fehlen nur mehr 2 Etappen und ich bin 100 %ig überzeugt, dass ich das Rennen beende und wenn ich den Champs Elysssee mit 2 platten Reifen meistern muß!

 

Samstag, 27. Juli – Das Zeitfahren – eine Stunde Qualen. Ich überlebte es, mehr kann ich nicht sagen. Heute passierte mir etwas seltsames. Der Kapitän der Blinden Lotterie kam zu mir und wollte mich was fragen. Er Spanier, ich Italiener und sein Englisch ist noch schlechter als meins, so dauerte es seine Zeit, bis wir uns verstanden. Es stellte sich heraus, dass er wissen wollte, wie er einen Kontakt mit Dr. Saki knüpfen kann. Er würde gerne seine Angst bekämpfen vorne im Wind zu fahren, dass er nicht immer an den Hinterrädern der anderen lutschen muß. Ich stellte sie ihm vor, kein Problem.

 

Sonntag, 28. Juli – Alle drei von uns kamen heute ins Ziel! Ich mußte heulen, so glücklich war ich – Inga und Marcella standen mir um nichts nach – es war das erste mal im während der Tour, dass sie sich in jedem Punkt einig waren! Krank startete eine lange Soloflucht – er murmelte irgendwas über den Verrat von Dr. Saki – aber natürlich wurde er vom Feld geschluckt, kurz bevor wir Paris erreichten. Inga entschied dannach, dass unser Budget noch für eine kleine Feier ausreichte. Sie schlug vor, dass wir das nächste McDonalds aufsuchen sollten, aber nicht mit uns ...... so gingen wir in eine Pizzaria. Was für einen besseren Weg gibt es, die erste Tour de France vom Team C4F zu beschließen!

 

 

Beitrag von Susan und Werner


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