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Luca Peccuraro - Teil 1

Es gibt Tage, da bewegt sich ein Rad wie von alleine. Und es gibt diese, wo man noch so hart treten kann, der Rhythmus will einfach nicht kommen. Heute war einer dieser schrecklichen Tage. Luca Peccuraro spürte wie sich sein Trikot an seinen Körper pappte, es herrschte brütende Hitze und er hatte noch 40 Kilometer quer durch die Alpen vor sich.

Erneut griff der Italiener zu seiner mit allem möglichen gefüllten Energiedrinks, in der Jugend hatte das auch noch besser geschmeckt. Er passierte die dritte Bergwertung des Tages und quälte sich in die Abfahrt. Er sollte den Giro nur als Vorbereitung zur Tour mitrollen, aber was bringt einem das, wenn man direkt auf der 11. Etappe ausscheidet.

Er fiel ins nächste Grupetto zurück und erkannte den Sprinter seines Bilena-Teams Nicola della Guardia, ein exzellenter Mann, der aber noch schwächer über die Berge kam, als eine Schnecke, die einer anderen in deren Schleimspur hinterherläuft.

Das Grupetto war gut 40 Fahrer groß, er sah den Holländer Gert van de Bloomenveld, den er noch aus seiner Jugendzeit kannte. Bloomenveld war nicht grade eine Bergziege, aber Luca war überrascht den jungen Niederländer hier hinten anzutreffen. Auch er war erst 25, aber mit größeren Ambitionen in diesen Giro gestartet. Peccuraro war ein akribischer Statistiker und wusste, dass der Mann aus dem Land ohne Berge bis heute auf einem guten 16.Rang gelegen hatte.

"Heut den Giro verloren?", schrie er ihm zu.

Er erntete einen giftigen Blick, doch als Bloomenveld sah wer sich dort unter der hässlichen Bilena-Cappie verbarg, versuchte er sogar kurz zu lächeln. Bloomenveld und Peccuraro waren bei der U23-Wm vor 2 Jahren mal gemeinsam in einer Ausreißergruppe gewesen, aus der dann damals ein Ukrainer gewann, Peccuraro holte immerhin Bronze.

 

"Ich kann mich nicht beklagen", antwortete Bloomenveld in seinem besten Englisch, grade so verständlich für Peccuraro, der sich ein Lachen nicht verkneifen konnte. Er rollte ans Ende der Gruppe um Kontakt zu Della Guardia aufzunehmen. Der Mann aus der Toscana war grade einmal zwei Jahre älter als er, doch durch sein altes Gesicht hätte man ihn auch für seinen Vater halten können.

"Du hier?" wunderte sich della Guardia.

"Ich hier? Bin ich wirklich hier? Oh ja ich bin hier und nicht im Kongo unglaublich."

"Du weißt doch, dass ich auf Bergetappen keine Witze mag, was ist im Eimer Römer?"

"Du weißt, das übliche, die Kurbel macht nicht das was man will."

"So wie die Frauen."

"Als wenn du noch Frauen bekommen würdest."

"Frauen bekommen Sprinter doch immer. Nur keine Kinder oder Anerkennung, die bekommen Leute wie du. Nur heute nicht, ich seh es schon vor mir. Die Gazzetta titelt "Tourfavorit schwächelt schon in Vorbereitung", bin ich froh wenn es morgen wieder flach zugeht."

"Morgen zieh ich für dich an, wenn du mich heut hier drüber bringst, hörst du Cola?"

Cola, wer hatte sich diesen Namen nur ausgedacht? Seit Jahren hieß er in der Radsportszene nur so. Nicht Nico oder Guardia, nein Cola. Er schien ihn zu mögen, denn er grinste zurück und spannte sind locker vor Peccuraro, als es in den nächsten Anstieg ging.

Mit der Hilfe von Guardia und in Zusammenarbeit mit Bloomenveld konnte sich Luca Peccuraro locker zurücklehnen und fuhr bei mindestens 50 Grad Celsius mit einem Puls von 457 über die Ziellinie.

Erst dort erfuhr er, dass Teamkollege Alexandre Nemnikov, ein völlig unbekannter in der Szene den dritten Platz erreicht hatte und sich somit in die Top 10 schob. Alles in allem war es aber ein verkorkster Tag für Bilena gewesen, es konnte nur besser werden, bis zur Tour.

Peccuraro verabschiedete sich von Bloomenveld und schlenderte zum Teamwagen an dem schon wieder ca. 30 Fans warteten, die nur scharf darauf waren eine vollgesabberte Trinkflasche für einen Moment in den Händen zu halten um sie dann zu Hause in eine wohlbehütete Glasvitrine zu stellen. Als er eintrat, erschrak er und stolperte rückwärts zurück ins freie...

 

von Niki unter Mithilfe von Julia

 

weiter zu Teil 2


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