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Der Fan vor, während und nach der Geschichte

Beitrag von Boonens Mädchen im Rahmen des Schreibwettbewerbs 2005



Was ist eigentlich ein „Fan“ ?

www.cyclingimages.com
Radsport-Fans...

Aus dem Englischen stammend kündet dieses Wort uns in seiner knackigen Kürze von einer Unmenge an Gefühlen wie Treue, Liebe, Besessenheit und Manie. Rein wörtlich gesehen bedeutet es etwas wie „Liebhaber“ oder „Anhänger“ und kommt von „fanaticism“ – „Fanatismus“.

Ein Fan ist also ein fanatischer Anhänger von irgendetwas oder irgendjemandem, das oder den es auf unserer großen, schönen, freundlichen Welt gibt. Und daher gibt es, wie wir ja alle wissen, auch Fans von allem: von Französischen Vornamen des 17. Jahrhunderts über Badly Drawn Boys Mütze bis hin zu israelischem Schmuck. Und zwischen allen möglichen Sportarten findet sich natürlich auch unser allseits geliebter Radsport.

 



Was bringt die Menschen dazu, zu einem „Fan“ zu werden?

Eigentlich ist das doch eine äußerst seltsame Sache, sich Poster in sein Zimmer zu hängen, alles im Fernsehen und in allen möglichen Zeitungen zu verfolgen, seine Objekte der Begierde sogar wenn möglich irgendwie „live“ zu sehen. Denn wozu nützt es? Wer hat etwas davon, außer die Werbe- und Mergandising-Industrie?

Zunächst muss man wahrscheinlich auch zwischen verschiedenen Stadien des Fantums unterscheiden – es gibt besessene Formen, oft vertreten bei jüngeren Teenagern oder verhalteneres Interesse bei älteren und viele, viele Mischformen so individuell wie die Menschen.

Allgemein ist es vielleicht eine Art des Menschen sich Vorbilder zu suchen, Halt in einer Welt, in der Religion immer weniger eine Rolle spielt. Früher landeten Menschen mit solchem fanatischen Grundpotential vielleicht in Sekten oder in Klöstern und haben sich ihr ganzes Leben lang selbst kasteit. Die unterbewusste Sehnsucht danach seinem Leben einen Sinn zu geben, eine Suche oder etwas. Dazu zählen allerdings wahrscheinlich nur sehr wenige „Fans“, ich denke da an solche Menschen wie Eminems „Stan“. Vielleicht kommt auch noch hinzu, dass diese Leute mit ihrem eigenen Leben nicht klar kommen, und sich diese Besessenheit aus der eigenen charakterlichen Schwäche aufbaut, weil man sich von seinem Star so wiedergegeben fühlt, als könnte man von ihm gerettet werden.

Ich persönlich würde vermuten, dass auch die Sehnsucht nach den vielen neuen Gefühlen und nach einer Art Rausch durch sie zu dem Fantum führt, das man mit 12- 14 Jahren bei Mädchen findet, zumindest habe ich selbst so erlebt (Ich war einmal X-Phile und Frühstyxradio-Fan großes Grinsen).

An dieser Stelle will ich auch noch etwas zu Verlieben und Fan sein verlieren, obwohl das ein Thema ist, das hier nur am Rande hingehört. Meiner Meinung nach kann man sich nur in jemandem verlieben, den man kennt. Ich habe das selbst schon erlebt, so dass ich das glaube, dass man als Fan zwar ähnlich fühlen kann, dass es aber eher die Sehnsucht ist, die einen in so etwas treibt, wie oben beschrieben.

 



Eine typische Eigenschaft des klassischen Fantums...

...vielleicht auch eines seiner Gründe, ist womöglich auch der Wunsch „dazuzugehören“ zu einer bestimmten Fangemeinschaft, über T-Shirts, Aufnäher u.ä. der Welt zu zeigen, dass man in einer Gruppe aufgenommen ist. Woher dieses Bedürfnis kommt, dem für meine Begriffe auch Aufkleber der Lieblingsurlaubsinsel auf Autos folgen, ist mir ein Rätsel. Das müsste wohl tief-schürfend in der Anthropologie und Psychologie gelöst werden. Vielleicht musste der Urmensch immer deutlich machen, zu welcher Gruppe er gehört, um zu überleben, vielleicht liegt es einfach in der sozialen Natur des Menschen, vielleicht hat es auch nur damit zu tun, dass man seine eigene Identität und Individualität nach außen durch eine Gruppe darstellen möchte – wer weiß.



Auf jeden Fall laufe ich gerne mit meinem schönen grünen T-Shirt herum, auf dem Tom Boonen zu sehen ist, wie er kurz vor der Sprinter-Elite der Welt die Ziellinie in Paris überquert und erkläre allen, dass Radsport toll ist.

www.peloton-pictures.com
Sieht auch auf T-Shirts gut aus: Tom Boonen


Was die meisten Menschen jedoch dazu verführt, Fan von etwas zu werden, liegt für meine Begriffe darin, dass man etwas faszinierend findet, beeindruckend. Hier ist wohl auch die sexuelle Anziehung einzuordnen, die sicherlich einen großen Anteil der Beweggründe für Fans ausmacht, vor allem in den Bereichen Film und Fernsehen, aber auch im Radsport finden sich die Vertreter. Vielleicht versucht man selbst etwas zu tun und daher erwächst dann die Bewunderung für die Menschen erwächst, die das viel besser können, man beschäftigt sich damit und beginnt sich zugehörig zu fühlen zu einer Gruppe. In diesem Sinne ist auch Unterhaltung zu sehen – man beginnt vielleicht etwas zu tun, zu hören, sich damit zu beschäftigen, einfach weil es Spaß macht. Und plötzlich ist man in einer Fangemeinschaft.



Faszination und Unterhaltung...

...diese einfach und schnell erklärten Gründe, sind, denke ich, die Gründe aus denen die Mehrzahl aller Fans zu solchen geworden ist. Und dann ist das Gefühl einfach schön, dazuzugehören und seine Interessen in einer Gemeinschaft wiederzufinden.

In unserer Gesellschaft muss man da natürlich auch noch die Medien erwähnen, die es heutzutage perfekt verstehen, Leute zu „Fans“ zu machen, um ihr Zeug an sie loszuwerden, Kult zu provozieren wie bspw. durch Casting-Shows o.ä. Da kann man sich nun streiten, ob dadurch heutzutage mehr Menschen Fans sind als noch in den 20er Jahren bspw., einfach weil es mehr Material gibt oder ob – meine Ansicht – das Fantum und der menschliche Hang dazu im der Geschichte immer bestanden haben, sich das ganze früher nur auf andere Objekte konzentriert hat. Ich kann mir z.B. vorstellen, dass es in den 30er Jahren viele „Fans“ im klassischen Sinne von Hitler gegeben hat oder dass eben religiöser Fanatismus im Mittelalter gar nicht so weit von heute sehr besessenen Fans entfernt liegt.

All dies lässt sich nun auf unser konkretes Beispiel des Radsport anwenden. Ich kann nun erst einmal von mir selbst ausgehen und sagen, dass es bei mir wohl die Unterhaltung und das Dazugehören ist, dass mich zu einem „Fan“ gemacht hat. Die Spannung vor dem Fernseher kennt jeder, die Menschen im Forum, das sind Dinge, die den Radsport für mich attraktiv machen. Hinzu kommen natürlich auch noch andere attraktive männliche Elemente. Wobei ich persönlich nach meine ersten Erfahrungen mit dem Fantum immer sehr darauf geachtet habe, dass ich nicht zu besessen werde. Ich mag das Gefühl nicht, die Lockerheit an allem zu verlieren und mehr dazu gezwungen zu sein, bestimmte Dinge toll zu finden, ich habe wie wohl die meisten gelernt, das zu vermeiden.

Für andere Menschen gibt es andere Gründe, Radsport toll zu finden. Da alle diese Gründe so unterschiedlich sind, wäre es vielleicht einmal interessant, solche ein Kategorie aufzumachen, damit andere Fans andere Gründe auch nachvollziehen lernen – trägt zur allgemeinen Verständigung im Forum bei.

Und vielleicht schaut ja auch einmal der ein oder andere Profi vorbei, um zu lernen, warum es tatsächlich Mädels gibt, die ihm jahrelang hinterher reisen oder Typen, die sich die gleichen Berge raufquälen.

Für die Objekte ist das Befant werden sicherlich auch nicht immer einfach – ich stelle es mir sehr zweischneidig vor: Auf der einen Seite sehr angenehm, man erhält eine Menge Bestätigung und Liebe, Dinge, die eigentlich das Ziel jedes Menschen sind. Sie können sich den Menschen zeigen und präsentieren. Auf der anderen Seite wird ihre Privatsphäre eingeschränkt, sie stehen unter dem Druck, ihren Fans etwas schuldig zu sein, für etwas, dessen Gründe sie meistens nicht nachvollziehen können (außer vielleicht solchen Kunde wie Cipo großes Grinsen), werden verfolgt und stehen in der Öffentlichkeit.



Tja, alles in allem ist das Fansein eigentlich schön.

Darum bin ich auch Fan von ganz vielen Sachen wie z.B. Don-Rosa-Comics oder tollen Bands oder irgendwelchen Comedy-Sachen wie Simpsons, Olli Kalkofe oder Harald Schmidt. Und das zeige ich auch gerne. Die Fan-Objekte sind ja mit – müssten sie zumindest, Ausnahmen gibt es immer – mit vollem Bewusstsein in die Öffentlichkeit getreten, bald zu solchen Objekten zu werden, sind also selbst schuld :D Gut, ich gebs zu, beim Sport ist das vielleicht noch ein bisschen was anderes, dennoch:

Nobooodyyyyy is nooo faaaaaannn.... (frei nach „Wicked Game“)

 

(Da wir ja immer die Quelle angeben: Den Titel hab ich von Brentano geklaut... ich fands lustig...)


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