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Helden März 2004

Eine Geschichte über Erfuter Leckerlies, Danish Dynamite und kasachischen Kampfgeist.

 



Held zur Zeit: Bjarne Riis

Was der Kerl aus seinen Jungs rausholt, ist einfach phänomenal – nicht nur Hamilton, der im letzten Jahr mit 300 Knochenbrüchen noch Tour-Etappen gewann, gerade im März hauten seine Schützlinge von der dänischen Mannschaft CSC so richtig auf den Putz. Nacheinander zerlegten sie bei der Mittelmeer-Rundfahrt, Paris-Nizza und dem Critérium International dermaßen fachmännisch das Feld, dass sie sich fast aussuchen konnten, welcher der Basso-Helfer für die Tour de France 2004 die Rundfahrt gewinnen durfte. Das Los fiel zweimal auf JJ, einmal auf Voigte, aber ganz sicher dürfen noch vor Juli auch Bobby Julich und Frank Schleck noch ihre Rundfahrtsiege feiern.

Etwas weniger spektakulär, aber unauffällig gut, punkten auch die Klassikerfahrer Hoj und Bartoli, die sicher auch bald ihre ersten Klassiker abschießen werden.

 



Deutschsprachiger Held: Thomas Ziegler

Nachdem er sich bereits im Januar/Februar durch eine starke Leistung bei der Lucca-Rundfahrt in unsere Helden-Liste einschreiben konnte, hat er auch im März wieder ordentlich Gas gegeben. Unter anderem bei Paris-Nizza, wo er auf der dritten Etappe eine rund 200 Kilometer lange Soloflucht mit Leon van Bon hinlegte und für die weiblichen Zuschauer wohl das optische Highlight der Fernsehübertragung war. Letztendlich konnte sich der erst 23-Jährige im Zielsprint aber nicht gegen van Bon durchsetzen und muss weiter auf seinen ersten Profisieg warten (er ist also nicht nur deutschsprachiger Held, sondern auch tragischer Held). Für die Schinderei während der Etappe bei Durchschnittstemperaturen von null Grad gabs als Belohnung aber für drei Tage das Bergtrikot. Die Siegerehrungshostessen fanden ihn anscheinend auch ganz knorke und schlabberten das Erfurter Leckerli bei jeder Gelegenheit gründlich ab. Seitdem haben deutsche Radsportgroupies einen neuen Berufswunsch… .

 



Co-Helden

Jens Voigt: Bei Paris-Nizza rackerte er noch fleißig für seinen Teamkollegen Jörg Jaksche und belegte in der Gesamtwertung Platz vier, beim Critérium International stand er dann selbst im Rampenlicht. Und das nicht zu knapp: Der Berliner legte einen Hattrick nach Maß hin und gewann innerhalb eines Tages die zweite Etappe, das Einzelzeitfahren und die Gesamtwertung des Rennens. Bereits 1999 hatte er das Critérium International gewonnen, im vergangenen Jahr wurde er Zweiter.

Glücklicherweise hatte Voigt ausreichend Verwendung für all die Siegerehrungsblumen: Mutter Heidi hatte Geburtstag und Voigt´s Schwester war frisch Mutter geworden. Wir können also gespannt sein, mit welchen Familienfeiern er seinen nächsten Sieg kombiniert.

 

Jörg Jaksche: Mal wieder ein alter Bekannter, denn er war schon im Februar der nationale Held. Es ist niemand geringeres als die fränkelnste Alliteration des internationalen Peletons, Jörg Jaksche. Er war nach Rolf Wolfshohl und Andreas Klöden erst der dritte Deutsche, dem es gelang, das prestigeträchtige Rennen zur Sonne, Paris Nizza, zu gewinnen. Nicht allein der Sieg, aber auch die Art wie er den Sieg holte, befähigt ihn zu der Ehrung des C4F Helden des Monats, welche nur noch mit dem Oscar zu vergleichen ist. Er hat einen phänomenalen Start-Ziel Sieg errungen. Er war der stärkste im Kampf gegen die Uhr und dank seiner Mannschaft hat er auf der Windkante seinen Vorsprung weiter ausbauen können. Noch dazu holte er etliche Zeitboni in seiner Spezialität, die er vor uns bisher gekonnt versteckt hatte, den Sprints. Als wäre das noch nicht genug war er auch in den Bergen nicht zu schlagen, also ein nie gefährdeter Rundfahrtsieg.

Der wahre Grund für seine Ehrung ist aber, dass ihm wahrhaft historisches gelang: Er sollte der erste Radsportler seit Jahrhunderten sein, der in einem großen Fernsehinterview keine Frage zum Ober-Schrecken einer jeden Torte beantworten musste.

 

Alexander Vinokurov:  Unser Lieblings-Kasache konnte zwar nicht zum dritten Mal in Folge Paris Nizza gewinnen, weil er gleich am zweiten Tage vom Winde verweht wurde, dafür aber setzte er eine ungeahnte Effektivität bei seiner Angriffslust frei. Bei drei Etappen attackierte er und dreimal konnte er auch noch nach dem Zielstrich feiern, was im März nicht allen Fahrern vergönnt sein sollte. Besonders beeindruckend war seine Leistung auf jener Etappe, als er sich bei übelstem Gegenwind aus dem Feld löste, dass man denken musste er hätte einen Hilfsmotor angebracht. Auf Vinokourovs weitere Heldentaten, vornehmlich beim Amstel Gold und Lüttich Bastogne Lüttich sowie im Sommer bei der Tour dürfen wir uns schon freuen und er wird uns sicher nicht enttäuschen.

 



"Neu"-Held: Thomas Dekker

Die Niederlande sind ein Land mit 16 Millionen Einwohnern. Sie geraten im Allgemeinen immer dann ins Blickfeld der Öffentlichkeit, wenn gerade mal wieder ein großes Fußballturnier ansteht, bei dem sie als Favorit starten und dann irgendwann im Elfmeterschießen ausscheiden oder noch besser, wenn sie gar nicht erst teilnehmen. Die Niederlande bringt aber nicht nur begabte Fußballer heraus, nein, auf wundersame Art und Weise bilden sie auch alljährlich in Form der „Rabobank Espoirs“ hervorragende junge Radprofis hervor, die immer wieder in der Weltspitze auftauchen. Neben Leuten wie Dekkers oder Weening gibt es da auch einen ganz besonders talentierten 19-Jährigen namens Thomas Dekker. Dieser schaffte es in seinem ersten U 23 Jahr 2003 gleich zur Bronzemedaille im Straßenrennen der WM und zu Platz 9 im Zeitfahren. Auch im März bestätigte er wieder sein enormes Talent, in dem er die Normandie Rundfahrt, ein auch für Profis offenes Rennen, gewann. Er ist fraglos ein Mann für die Zukunft und schon jetzt darf man davon ausgehen, dass er wohl nächstes Jahr auch in Regelmäßigkeit bei Profi-Rennen anzutreffen ist, wenn er nämlich dann vielleicht schon bei den großen Rabos ran darf.

 



Helden-Teams

CSC: siehe „Bjarne Riis – Held des Monats“! We are red, we are white, we are danish dynamite!

 

Lamonta: Das gerade mal elf Mann starke GSIII-Team scheint sich zum Saisonstart eine einfache, aber äußerst erfolgreiche Taktik zurechtgelegt zu haben: Ist das Wetter richtig mies, fahren wir einfach viel schneller als alle anderen, dann können wir zuerst Duschen. Das brachte den Jungs allein im März so viele Siege ein, dass ich irgendwann keine Lust mehr hatte, sie zu zählen. Besonders die beiden Ex-Telekom-Profis David Kopp und Stefan Schumacher dürften schon so viele Siegerehrungsblumen zu Hause haben, dass sie einen Blumenladen aufmachen könnten.

Aber die Jungs des Rheda-Wiedenbrücker Teams begnügten sich nicht mit Siegen allein, oftmals blockierten sie auch noch die weiteren Podiums-Plätze oder machten sich zumindest in der Top 10 breit. Ob da die Konkurrenz noch lange Lust hat, mit den Jungs an den Start zu gehen?



Pechvogel: Erik Zabel

Wer sonst?!? Der T-Mob-Sprinter hatte den Sieg bei seinem Parade-Rennen in San Remo schon fast in der Tasche, als er sich noch gerade rechtzeitig daran erinnerte, dass er seine Zukunft mehr im humoristischen Bereich sieht. Gedacht – getan – ein kleiner Gasparre-Gedächtnis-Jubler kurz vor der Ziellinie hat noch keinem geschadet…

 



Antiheld: Pro-Tour

Eine merkwürdig unausgegorene Neu-Organisation des Profi-Radsportes für 2005 vom scheidenden Hein auf den Weg gebracht – wenn das mal keinen Ärger gibt…

(Auch „der Fall Manzano“ stand für diese Kategorie auf der „Wunschliste“, wurde aber von allen Juroren als zu bedenklich eingestuft und soll vorerst nicht mit Preisen überhäuft werden.)

 



Sonderkategorie: Dünnster Schnörres des Feldes

Fabian Cancellara oder: „Auf der Suche nach dem Räuberbart…“



Sonderkategorie: Action

Samuel Sanchez – AAAAAAAHHHHHHH!!!!! Der Euskatel-Mann legte während Paris-Nizza solche Kamikaze-Abfahrten hin, dass EuroSport sich schon fast gezwungen sah, Kotztüten an die Fernsehzuschauer zu verteilen. Sanchez schrammte haarscharf durch die Kurven, legte sich mehrfach fast auf die Fresse, das Hinterrad schlingerte über die gesamte Fahrbahnbreite und trotzdem kam der Mann heil unten an. Ganz nebenbei hätte er auch fast noch einige Kollegen und Motorradfahrer abgeräumt.

Ein paar Tage später bei Mailand-San Remo das gleiche Spiel: Er polterte die Cipressa- und Poggio-Abfahrt runter, als würde es kein Morgen geben. Wieder konnten Motorradfahrer und Kollegen nur zusehen, nicht in den Dunstbereich der „Fahrlinie“ des Pedalen-Schumis zu kommen. Keine Frage, der Spanier hat uns so manches „Ach du scheiße“ vor dem Fernseher entlockt… weiter so!

 



Sonderkategorie: Rollmops (sponsored by McDonald´s)

Der Satz „Saeco rollt zum Start“ hat in diesem Frühjahr eine ganz neue Bedeutung bekommen. Zumindest dann, wenn Dario Pieri dabei ist. Wir wissen nicht, was er im Winter gemacht hat, aber es kann nicht viel mit Training zu tun gehabt haben. Vor allem hat es aber deutliche Spuren hinterlassen. So deutliche, dass er jetzt 102 Kilo auf die Waage bringt. Gut, ein Leichtgewicht war der Italiener noch nie, aber mit dieser Gewichtszunahme schlägt er selbst Jan Ullrich um Längen.

Das Ganze hat jedoch auch zwei Vorteile. Erstens: Magnus Backstedt ist nicht mehr der Schwerste im Peloton. Zweitens: Man kann Pieri zurzeit vieles vorwerfen, aber nicht, dass er zu leicht für die Klassiker wäre.

 



"Silberner Ludo"

Eine Radsportübertragung hat der ARD gereicht, um den silbernen Ludo des Monats März mit großem Vorsprung einzuheimsen. Das Team rund um den Doktor der Winkunde, Jürgen Emig, hatte zum ersten Weltcuprennen der Saison knallhart recherchiert und der geneigte Zuschauer erfuhr in Kurzportraits eine ganze Menge „Wissenswertes“ über die Stars im Peloton. So ist Paolo Bettini der „Mann mit den freundlichen Augen“, Alexander Vinokurov genauso alt wie Jan Ullrich und Davide Rebellin ein leidenschaftlicher Hausmann. Super! Zahlen, Daten und Fakten hätten es zur Not auch getan. Danke, ARD, für diesen Meilenstein des Radsport-Journalismus!

 

 

 

 

Das "Held des Monats März"-Team bestand aus Glgnfz, Tourmalet und Hanna.

 


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