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Radlerprosa



etc. PP - Posers Prosa

Ernstes, Lustiges, Skurriles von Radsportfan Manfred Poser - <a href="http://manipogo.de/">manipogo</a>



Radsport furios - erweitert 2016



Titel: Radsport furios. Die Faszination der großen Radrennen
Autor:Manfred Poser
Layout: 333 Seiten, ohne Abbildungen
Sprache: deutsch
Verlag: Hallenberger Media
ISBN: 978-3957642035
Preis: 14,99 Euro, broschiert; E-Book-Version, 6,99 Euro
Erscheinungstermin: 5.7.2016


Radsport furios noch furioser

Ende vergangenen Jahres nahm ich mir mein Radsport furios auf Anregung von Sebastian Hallenberger noch einmal vor und baute es entscheidend aus. Vorher waren es 182 Seiten in der E-Book-Version 2013, jetzt sind es 333 (und 22 Kapitel), und es ist ein gedrucktes Buch geworden (neben einer neuen E-Book-Version, 6,99 Euro). Rechtzeitig zur Tour de France lag damit eine Art Geschichtsband zum Radsport vor, in dem man auch nach Lust und Laune herumlesen kann, weil das Buch zumeist aus (555) knappen Episoden besteht.

 



Carl Drais,
der Erfinder des Laufrads
So fing es an:
das Laufrad
(Verkehrsmuseum Karlsruhe)

Irgendwo im Buch ist es mir gelungen, eine Brücke von Dante zu Coppi zu schlagen: Beide kamen todkrank heim. Auf die „Göttliche Komödie“ Dantes wird Bezug genommen und auch auf den „Don Quijote“ von Cervantes. Alfred Andersch wird erwähnt, Goethe auch (wenn nur kurz), Dino Buzzati und Giovanni Guareschi. Selbstkritisch muss ich bemerken, dass das Buch sich liest, als hätte es ein Italiener geschrieben. Überall Coppi, Bartali und Pantani; wenig Armstrong, Hinault, Anquetil, Ullrich und Riis. Radrennen als romanischer Mythos, als Fight von Gladiatoren wie im alten Rom. Ich finde aber, dass es auch ein gelehrtes Werk ist und zu einer Bibel der Radsportfans werden könnte, falls es noch ein paar gibt.

 



In aller Bescheidenheit meine ich, dass so ein Bilderbogen und ein Kompendium entstanden ist, das unserem geliebten Sport Gerechtigkeit widerfahren lässt. Den Radsport auf eine literarische Ebene zu heben, war bisher immer die Domäne der Italiener und Franzosen, und ich habe versucht, ihnen nachzueifern. Natürlich wollten viele große Autoren zitiert werden, die manche Phänomene (und ihre Liebe zum Radsport) so gut auf den Punkt brachten, dass dem nichts mehr hinzuzufügen war.

 



Fausto Coppis Rennrad, Bianchi (Rom, 2010)


Voller Zahlen und Daten steckt es, und das unterläuft einem, wenn man mit Wikipedia arbeitet. Man hofft, dass da alles richtig ist … Aber dann: Es gibt Wichtigeres. (Wikipedia schreit auf!) Auch eine Sportart hat ihren Geist, ihre Bedeutung, und es wurde Zeit, dass im deutschen Sprachraum jemand sich literarisch und philosophisch dem Radsport widmete und dabei auch frisch erzählte, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren. Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Ich weiß Sebastian Hallenberger aus Frankfurt, meinem jungen Verleger, Dank dafür, dass er mir alles drinließ, selbst die „verstiegensten“ und entlegensten geistigen Ausflüge und Assoziationen.

 

Der Autor im rosa Trikot (Arbon, 2009)
Der Autor heute (Norwegen, 2015)


Auch cycling4fans hat mir wertvolle Anregungen gegeben. Die Seite ist eine kostbare Quelle, wie wir alle wissen.

 

Ich bin gespannt auf den Werdegang des Buchs, das 2006 als „Radsport kurios“ zum ersten Mal ins Rennen ging. Es war das Wochenende, an dem Jan Ullrich aus Straßburg heimfahren musste, entlassen wegen der Fuentes-Affäre von der Telekom. 2012, als ich das E-Book „Radsport furios“ abschloss, hatte man gerade Lance Armstrong seine sieben „Tour“-Siege aberkannt.

 

Nun schreiben wir 2016. Den Radsport gibt es noch, er hat jedoch Federn gelassen und Freunde verloren. Tyler Hamiltons Buch über die „Radsport-Mafia“, im November 2012 auf Deutsch veröffentlicht, liegt bei Amazon (wegen der Taschenbuchausgabe 2014) in diesem Radsportsommer auf Platz eins, gefolgt von seinem Kollegen David Millar. Noch stecken wir im Hauptfeld fest, aber ein Angriff auf die beiden folgt bestimmt!

 

Zehn Jahre ist jedenfalls ein Zeitraum, in dem ein Buch sich entwickeln und heranreifen kann. Wenn ich nun an „Radsport furios“ denke, so tue ich das mit Freude. Dieser Sommer ist noch jung, wir wollen selber viel fahren und blicken dabei mit einem Auge auf die Geschichte des Radsports zurück: mit Stolz. Gleichwohl.

 



Eine Leseprobe:

Das Jahrhundertrennen

 

VORWORT IN DER LANDSCHAFT

 

Der Fahrradhistoriker tritt auf und schiebt ein Laufrad vor sich her.

 

Achtzehnhundertsiebzehn, Mitte Juni, war’s, dass der Carl Drais die erste Laufrad-Fahrt in Mannheim unternahm, wie jeder weiß. Oder wie jeder wissen sollte. Zweiundzwanzig Kilo wog das Ding, wie heut ein Pedelec, der Vorteil vor dem Pferd war noch gering.

Das Jahr zuvor war kalt gewesen, teuer wurde das Getreide

und der Hafer, teuer fast wie Samt und Seide. Ein paar Vulkane waren ausgebrochen dort in Indonesien, der Ascheschleier hielt die Sonne fern von Baden und von Schlesien, von ganz Europa! Überschwemmungen, Missernten! Menschen starben vor Hunger, viele Pferde auch; es mussten alle schrecklich darben.

 

Man suchte eine Lösung für Transport und für die Fortbewegung, die individuell und einfach war, und Draisens Überlegung führte zu der Laufmaschine, die man bald vielerorts verbot, bis dann die neue Eisenbahn die Drais-Erfindung vollends machte tot. Sie war ja noch kein Fahrrad, doch sie war das Fundament, wie Smartphone und das Internet, wie man sie heute kennt, undenkbar sind ohne den ersten Großcomputer nach dem Krieg, der einen ganzen Saal einnahm und ratterte und stöhnte, wieder schwieg.

 

Fast fünfzig Jahre dauerte es dann, Drais hat’s nicht mehr erlebt, bis jemand,ein Franzose, hat Kurbel und Pedale an das Vorderrad geklebt.

Mon dieu! (Woanders steht, ein Schotte habe bereits siebzehn Jahre später eine Kurbel anmontiert. Wer war nun der Täter? Doch für Kirkpatrick Macmillan, das zeigen die Recherchen, spricht nichts. Es war Michaux! Lasst Fakten herrschen!) Das Vorderrad blähte sich sodann ganz gewaltig auf, das Hochrad startete zehn Jahre seinen Siegeslauf, bis dann aufkam die Kette, und zwei Pedale wurden mittig angebracht, um achtundsiebzig, revolutionär war das, so war es auch gedacht, und half, dass achtzehnfünfundachtzig unser Rover Safety kam mit nun gleich großen Rädern; es war sicher, wenngleich etwas zahm, und achtzehnachtundachtzig folgten Dunlops Reifen, voll mit Luft gepresst, und nun gab es das Fahrrad, es ging los, es war ein Fest!

 

Der Fahrradpneu war wichtig auch fürs spätere Automobil, den „Patentmotorenwagen“ von Carl Benz: aus Karlsruhe, wie Drais, und viel, fast alles stammte aus der Fahrradproduktion. Das Auto gäb es ohne

das Fahrrad nicht, wie dieses nicht ohne das Laufgerät, und belohne uns, o Herr! Nein, diese Kisten, die die Welt verpesten und zerstören, vermehrten sich ganz ungehemmt, wer will die Klagen hören?

 

Wir trafen uns, um für ein Wochenende eine Fahrradwelt zu bauen, wie sie denn wäre, ganz im Geist des Rads, man muss sich trauen.

Das ist schon lange her, und lang habe ich recherchieret und, um herauszufinden, wie das war, hunderte Gespräch geführet. Zweitausendsiebzehn war das Treffen, und nun sind wir gescheiter.

Das Treffen und das Rennen waren legendär, vor allem heiter!

 

Fahrradhistoriker ab.

 



 

&copy Text und Fotos Manfred Poser, Februar 2016


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