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L'Etape du Tour 2008 von Checker, Andi & Co.



5. Tag, 02.07.2008: Große Pyrenäenrunde

• Strecke: Loures-Barousse - Port de Bales - Bourg-d’Oueil - Col de Peyresourde - Arreau - Col d’Estivère (teilweise) - Loures

• Gesamt-km: 127 km

• Gesamt-hm: 3.160 hm

 

Streckenverlauf (Landkarte)



Die Generalprobe...

Das gestrige Unwetter hatte uns im übrigen nach Loures-Barousse gespült, direkt ans Ufer der Garonne. Der Campingplatz war zwar etwas schäbig, aber schließlich befinden wir uns auch nicht in einem Wellness-Luxus-Erholungsurlaub. Strapazen und Qualen am Berg standen weiterhin auf der Tagesordnung, jetzt erst recht… Für den heutigen Tag sah das Checker’sche Roadbook drei ausgewachsene Anstiege vor, verteilt auf über 120 Kilometer und knapp 3000 Höhenmeter. Danach kann L’ETAPE DU TOUR ruhig kommen…

 

Basti traute sich wieder zu mitzufahren, aber angesichts einer selbst auferlegten Pulsobergrenze von 150 ließ er den ersten und härtesten Anstieg des Tages, den Port de Bales, dann doch lieber aus und fuhr direkt nach Luchon. Am Fuß des Peyresourde würden wir ihn treffen. Zu fünft rollten wir also durch das enge, beschauliche Seitental der Ourse nach Mauléon-Barousse, Ausgangspunkt des Aufstiegs zum Port de Bales.

 



Hinauf zum Port de Bales...

Die folgenden acht Kilometer waren eher eine flache Angelegenheit, kein Kilometerabschnitt war steiler als 5%. Wir wunderten uns über die teilweise ziemlich unsinnigen Werte, die uns die jeden Kilometer wiederkehrenden Informationstafeln rotzfrech entgegen logen, und warteten gespannt darauf, in welch abenteuerlichen Gradienten sich die Konzentration der Höhenmeter auf die letzten 10 Kilometer des Anstiegs wohl äußern würde. Tatsächlich, hinter Granges de Croulhens verließ die schmale Straße den Lauf des Baches und strebte auf der rechten Talseite, jetzt gern auch mit zweistelligen Steigungswerten, den Hang empor. Die Streckenführung war durchaus als exponiert zu bezeichnen, oftmals trennte nur ein winziges Holzgeländer die Straße vom Abgrund links. Die Steigung war zudem sehr unregelmäßig und pendelte munter zwischen 0 und 14% hin und her. Ein schwieriger, aber in seiner Wildheit und Unberührtheit eindrucksvoller Aufstieg! Weiter oben sorgten einige Serpentinen für Abwechslung. Wir wechselten die Talseite, um auf offenerem Gelände weiter nach oben zu pedalieren, bevor uns der Straßenverlauf 4 Kilometer vor dem Pass erneut hochprozentig an die schroffe Felswand rechts zwang. Mit 39:27 war ich in meiner Minimalgeschwindigkeit einigermaßen nach unten begrenzt uns musste Andi - erneut mein letzter Begleiter - an dieser vielleicht steilsten Stelle des Anstiegs zurücklassen. Nur kurze Zeit später, in einer Rechtskurve, flachte die Straße deutlich ab, und man sah die letzten knapp 3 Kilometer bis zur Passhöhe in einer baumlosen Mattenlandschaft vor sich liegen. Die wilde Schönheit der Landschaft tat ihr übriges, diesen letzten Abschnitt problemlos vorübergehen zu lassen. Aufgrund größerer Ansammlungen an Kühen neben und auf der Straße war allerdings Vorsicht geboten, wollte man einer unfreiwilligen Kollision entgehen .

 

Oben auf 1755 Meter Höhe war es ziemlich kühl, und die Wolken am Himmel ließen zumindest leise Zweifel, ob es denn weiterhin trocken bleiben würde, zu. Der obere Teil der Abfahrt bis Bourg-d’Oueil war schmal, steil, schwindelerregend, bestens asphaltiert, und es stand wiederum diverses Nutzvieh mitten auf der Straße herum. Danach führte die Strecke durch ein Hochtal mehr oder weniger steil bergab, bevor es hinter St-Paul-d’Oueil noch einmal steiler und schneller wurde. Kurz vor der Einmündung auf die Peyresourde-Passstraße grüßt uns plötzlich ein entgegenkommender Kelme-Fahrer – ach, das ist Basti, der extra das Bergziegen-Trikot angelegt hat und sich schon mal aufwärmt ! Von nun an geht es in voller Mannschaftsstärke weiter!

 



Der Col de Peyresourde...

Der Col de Peyresourde steht auf dem Plan, und, oh Schande! – wir sind NICHT bis Luchon zurück gefahren, um (so wie Basti) den kompletten Anstieg bewältigen zu können. Ich für meinen Teil kann damit allerdings ganz gut leben, durfte ich den Pass doch bereits zweimal vollständig erklimmen . Nach dem HC-Hügel Port de Bales ist der Peyresourde die reine Erholung. Quietschvergnügt fahre ich Seite an Seite mit Andi nach oben, wir genießen die sanfte Berglandschaft, und sogar die Sonne zeigt sich jetzt. Urlaub ist herrlich! Zwei Kilometer vor dem Pass habe ich dann doch genug vom Fahren im Energiesparmodus und greife Andi contadormäßig an. Der ist zwar eher Ulle als Rasmussen und reagiert nicht so richtig, aber unseren Spaß haben wir trotzdem. Der Rest der Bande trifft auch bald oben ein, und bei Crèpes und anderen kulinarischen Köstlichkeiten (Pommes…) lassen wir es uns in der Mittagssonne richtig gut gehen.

 

Rasant geht nun bergab, und ein kurzer (freiwilliger) Halt an der Ulle-Gedächtnis-Kuve darf natürlich auch in diesem Jahr nicht fehlen. Über Avajan führt die Strecke nach Arreau, und wir weichen von der klassischen Streckenführung, die nun intuitiv wohl den Col d’Aspin vorsehen würde, ab. Stattdessen rollen wir unter einem sich bedrohlich verdunkelnden Himmel nach Sarrancolin, um zum Abschluss des Tages einen ganz und gar unbekannten Anstieg unter die Räder zu nehmen: den Col d’Estivère. Zugegeben – über den Pass wusste ich vorher lediglich, dass von beiden Seiten ein salite.ch-Profil existiert. Und da diese ganz nett aussehen – auf geht’s!

 



Col d’Estivère...

Der Pass war nirgends ausgeschildert, daher nahmen wir einfach die einzige Straße, die beständig nach oben führte. In einigen Serpentinen führte das schmale, grobkörnige Asphaltband durch den kleinen Ort, noch ließ es sich gut fahren. Autos kamen hier, wie erwartet und versprochen, keine entgegen – dafür überholte uns ein Zementmischer (!), was auf dieser schmalen Straße durchaus problematisch war. Hinter Sarrancolin führte der Weg mehr oder weniger geradeaus am Hang nach oben, die Steigung war teilweise ganz ansehnlich. Regen gab es zum Glück keinen, aber es wurde beständig nebeliger. Nach etwa drei Kilometern verschwand die Straße im Wald, und leider verschwand an dieser Stelle auch die geschlossene Asphaltdecke. Immer schlechter wurde die von Verwitterung gezeichnete kleine Bergstraße, an einigen Stellen fehlte der Asphalt komplett. In einer Kurve rutschte Andi sogar auf den Steinen weg. Eine Gruppe von Polizisten oder Zollbeamten betrachtete ungläubig unsere Versuche, die Traktion auf unseren Rennrädern nicht komplett zu verlieren. Wenige Meter später an einer Kreuzung, an der der Estivère sogar ausgeschildert war (zumindest hatten wir die richtige Straße erwischt), hielten wir. Etwa 4,5 Kilometer waren absolviert, und die mehrheitliche Meinung lautete: Umkehren! Unterstützt wurde dies von den Beamten, die eine Weiterfahrt mit dem Rennrad für unmöglich erklärten. Ich konnte das zuerst noch nicht so richtig akzeptieren und fuhr allein noch einige hundert Meter weiter, um die Strecke zu testen. Der Untergrund wurde sogar wieder ein bisschen besser. Aber da ich auch nicht wusste, wie der Rest des Anstiegs sowie die Abfahrt aussehen und ich zudem keine kilometerlange Schiebeaktion verantworten wollte (schließlich muss ich noch eine Weile mit den Jungs auskommen ) , willigte ich schweren Herzens ein. Die ersten Meter bergab schoben wir, dann tasteten wir uns fahrend hinunter, bevor die Straße wieder mehr Geschwindigkeit zuließ.

 

Zurück in Sarrancolin gab es eine kleine Inventur der erlittenen Risse in den Reifen , dann führte die Alternativstrecke durch hügeliges Vorpyrenäenland und kleine, verträumte Ortschaften wie Mazouau, Montsérié und Néstier. Weniger verträumt war allerdings unsere Fahrweise - speziell Basti war wohl zu gut erholt und griff an den kleinen Anstiegen immer wieder an . Und das wollte sich natürlich auch niemand gefallen lassen. So ging der Rest der Tour mit lustigen, kraftraubenden Attacken über die Bühne, und von den freilaufenden, aggressiven Hunden, die in jedem Dorf lauerten, blieben wir glücklicherweise verschont. Erst wenige Kilometer vor Loures-Barousse kehrte die Vernunft zurück, und wie ließen es einigermaßen locker ausrollen.

 

Der obligatorische Halt am Supermarkt musste natürlich auch sein. Fleisch wurde benötigt, denn heute abend wird gegrillt. Hmmmm…


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