Ausgangs Cauterets wird die Straße schmaler und auch wieder steiler, aber bei 6-8% lässt es sich noch gut rollen. Kurzer Halt an der Pont de Benques, um den großen Wasserfall zu bestaunen, dann geht es weiter. Hier scheint das Tal schon zu Ende zu sein, aber die Straße wählt den Weg am Steilhang hinauf in engen Serpentinen. Und wo die Straßenbaukunst Serpentinen erfordert, sieht man sich meistens auch höheren Gradienten ausgesetzt. Das ist an dieser Stelle nicht anders, und bei bis zu 12% Steigung kämpfen wir uns nach oben. Und dabei immer an morgen denken! Die Strecke ist wunderschön, vorbei an mehreren kleinen Wasserfällen windet sich die Straße durch den idyllischen Wald hinauf. Nur wenige Autos verirren sich hierher, ab und zu ein Bus, und natürlich weitere Radfahrer.
Auf den letzten paar hundert Metern flacht die Straße ab, und über einen großen Parkplatz fährt man auf ein kasernenähnliches Gebäude zu. Hier ist scheinbar Schluss für beräderte Reisende, und von der Pont d’Espagne ist nichts zu sehen. Hinter dem Haus führt allerdings ein schlecht asphaltierter Weg weiter, und nach 30 zusätzlichen Höhenmetern ist die Brücke dann doch erreicht. Die umliegende Bergwelt- und Wasser(fall)welt hat die zusätzliche kleine Anstrengung auf jeden Fall gelohnt (Andi und Konrad hatten wohl nach dem Estivère-Trauma zu viel Angst um ihre Reifen und sind unten geblieben ).
Auf der Bergabfahrt zurück war es zunächst unangenehm kühl – viel Sonne sieht dieses Tal nie. Weiter unten wurde es naturgemäß angenehmer, und recht gemütlich rollten wir zurück nach Pierrefitte und weiter zum Campingplatz. Am Gegenhang, oben in Hautacam, verdunkelte sich der Himmel zunehmend, was uns für den morgigen Tag nicht gerade zuversichtlich stimmte. Geralf hatte seine Tour sogar verkürzt, nachdem es in Lourdes zu regnen begonnen hatte. Gegen Mittag trübte sich der Himmel vollständig ein. Quo vadis, Wetter?
Am frühen Nachmittag verließen wir zu fünft unseren schönen Campingplatz in Richtung Pau – Corny wird per Rad dorthin kommen. Ab Lourdes begleitet uns fast ständig leichter bis mittelstarker Regen, begleitet von wenig sommerlichen Temperaturen. In selbst ist es (noch) trocken, und die Hoffnung auf erträgliche Bedingungen am Renntag steigt wieder. Die Abholung der Startunterlagen und das Procédere drum herum sind, wie schon erwähnt, beispielhaft. Im weitläufigen Gelände des Hippodroms gibt es eine kleine Messe mit mehreren Verkaufsständen, Informationstafeln zum Rennen (inkl. falscher Streckenskizze, laut welcher der Schlussanstieg auf einer nicht vorhandenen Straße zum Gipfel des Berges Hautacam verläuft ) – und einen Fernseher, den wir pünktlich zu den letzten 10 Kilometern der ersten TdF-Etappe entdecken. Alles perfekt also, und beim Verlassen des Geländes treffen wir just auf Corny, der ein bisschen nass und schmutzig geworden ist, seine Tour aber dennoch gut überstanden hat. Der restliche Tag besteht aus der intensiven Teilnahme an der Pastaparty sowie umfangreichen Vorbereitungen aufs Rennen. Unser Wohnmobil haben wir intuitiv perfekt platziert, 100 Meter entfernt von den Startblöcken. Nachdem die Räder vorbereitet, Frühstücksschnitten geschmiert, Energieriegel und Bananen bereit gelegt, Startnummern aufgeklebt und alle weiteren nötige Dinge gemacht worden sind, legen wir uns zeitig schlafen. Um 5 Uhr früh wird der Wecker klingeln.