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von Jan Brainweak, Januar 2007

&copy Fotos: Mani Wollner, MrsFlax



Der alte Seemann kann nachts nicht schlafen...

Von meinem früheren Teamkapitän Don Haraldo habe ich schon berichtet. Seinen Spitznamen erhielt er deshalb, weil er dem großen Spanier in Statur, Eleganz auf dem Rad und Leistungsfähigkeit ziemlich nahe kam. Wenn ich genauer darüber nachdenke, hat er sich den Namen selbst verliehen - aber egal! Er trug ihn in jedem Falle zu Recht. Schon im Uni-Radsport war er der große Abräumer bei den Ortsschild-Sprints, später kaprizierte er sich während der knallharten Mallorca-Trainingslager mehr auf die "King-of-the-Mountains"-Wertung. Dort konnte er auch 1997 noch einmal am Calobra-Pass triumphieren, als seine Form bereits auf dem absteigenden Ast war und ihn eigentlich "das Tier" schon als Leader abgelöst hatte. Aber die Calobra war nun einmal sein Berg, da holte er, den Atem seines "Rivalen" schon im Nacken spürend, das Letzte aus sich heraus.



Ein Jahr zuvor stand er jedoch noch voll im Saft. (Erst zum Ende jener Saison begann er, sich akribisch der Familienplanung zu widmen. Seinen im folgenden Frühjahr zur Welt kommenden Erstgeborenen beabsichtigte er ursprünglich, nach dem aktuellen Sieger von Mailand – San Remo zu benennen. Den Plan hat er aber wieder aufgegeben – obwohl der noch nicht einmal "Dschamolidin" geheißen hat.) Und so lockte ihn auch der Ruf des ersten großen "Rennens für Profis und Jedermann" zur Premieren-Austragung der HEW-Cyclassics nach Hamburg.



... und ewig lockt das Absperrgitter


Bei mir war er damit gleich auf offene Ohren gestoßen. Ein 160-Kilometer-Rennen auf komplett abgesperrter Strecke – das hatte es bis dato nicht gegeben und das hörte sich nach reichlich Spaß an. Er hatte auch gleich die Übernachtung bei der Mutter einer Freundin klargemacht, und so begaben wir uns frohgemut in seinem Fiesta auf den Weg.



Rund um die Ausgabestelle der Startunterlagen war bereits einiges los, als wir ankamen. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Eine Mischung aus Volksfest und Verkaufsmesse – nicht so mein Ding, und auch die "Carbo-loading"-Portion war nicht so ganz nach unseren Vorstellungen, aber wir waren ohnehin noch mit meiner Ex-Freundin zum Essen verabredet, die ich als offizielle Supporterin (heutzutage nennt man das glaube ich "chick") in die Hansestadt bestellt hatte. Und immerhin schoss Dirk, offizieller fotografischer Abgesandter einer großen Radsport-Zeitschrift, noch ein Foto von den beiden coolsten Typen auf der Nudel-Party. (Dieses wurde allerdings nie veröffentlicht, worüber ich mich beschwerte, als ich ein Jahr später beruflich mit ihm zu tun hatte. Seine augenrollenden Aussagen über die Fotoredaktion behalte ich allerdings lieber für mich.)



Das Dinner zu dritt bei einem gediegenen Italiener verlief sehr amüsant, harmonisch und ohne Handgreiflichkeiten – also wie immer eigentlich, wenn ich meine Ex länger nicht gesehen hatte. Anschließend schlenderten wir noch einmal über das "Village du Tour" – schließlich hatten wir noch jede Menge Gertränkegutscheine in der Tasche. Während Don Haraldo sich mit Mineralwasser begnügte, pfiff ich mir unter seinen indignierten Blicken noch die obligatorischen zwei Bierchen rein. Sein Genörgel über meine Präparation ignorierte ich einfach. Schließlich weiß ich selbst am besten, welche Vorbereitung vor großen Events für mich geeignet ist.



Wie recht ich damit hatte, sollte sich schon wenige Stunden später erweisen. Unsere Gastgeberin empfing uns überaus herzlich und hatte bereits unser Schlafgemach gerichtet. Zwei ehepaarmäßig nebeneinanderstehende Jugendbetten ihrer Kinder schienen für eine stattliche Gestalt wie Don Haraldo und eine nicht ganz so stattliche wie mich jedoch nicht ganz geeignet zu sein. Deshalb schnappte ich mir freiwillig nur ein Kopfkissen und machte mich auf der Isomatte am Boden lang, während er sich in den Betten ausbreiten konnte. Trotz der Nervosität vor dem großen Rennen sank ich schon bald in erholsamen Schlaf – bis mich Don Haraldo an den Schultern rüttelte und mir ein "Hör auf zu schnarchen!" ins Ohr flüsterte. Aber in meine Nachtatmung lasse ich mir von niemandem reinreden. Ich drehte mich um und schlief wieder ein. Schon halb hinweggedämmert registrierte ich noch, dass mein Kapitän mit Bettdecke unter dem Arm unser Gemach verließ.



Wischtisch!


Während ich also am nächsten Morgen halbwegs frisch und ausgeruht am Frühstückstisch erschien, berichtete Don Haraldo etwas zerknittert von seinen nächtlichen Aktivitäten. Erst hatte er vor lauter Aufregung nicht einschlafen können. Als er dann angeblich kurz davor war, begann ihn meine Atemlautstärke zu stören (eigentlich schnarche ich nämlich gar nicht). Daraufhin hatte er sich auf das Sofa im Wohnzimmer verzogen, was ihn allerdings vom Regen in die Traufe brachte: Die Wohnzimmeruhr schlug zu jeder vollen Stunde. Zu guter letzt erwies sich auch noch unsere Gastgeberin als absolute Frühaufsteherin, die schon morgens um fünf lautstark in der Küche herumzuwerkeln begann – dabei im Radio das "Große Hamburger Hafenkonzert" angestellt und diverse Lieder mitsingend. Eines davon hatte den irgendwie passenden Refrain "Der alte Seemann kann nachts nicht schlafen".



Kein guter Start für ihn in den Tag, auf den er sich doch so gewissenhaft vorbereitet hatte. Da die Streckenlänge von 160 Kilometern etwas über der Distanz lag, auf der er seine besten Leistungen bringt, bevor er die krampfgefährdete Zone betritt, hatte er Befürchtungen, dass er unterwegs verhungern oder verdursten könnte. Deshalb hatte er zusätzlich zu den beiden Flaschenhaltern am Rahmen noch ein Gestell hinter dem Sattel montiert. Mit vier grossen Flaschen ausgerüstet, zwei davon mit Wasser gefüllt, zwei mit irgendwelchem widerlichen Power-Schleim, rollten wir zum Start in die Mönckebergstrasse.



Wir hatten uns erst einmal frech mit einem 40er-Schnitt angemeldet, weswegen auch ein Plätzchen für uns im ersten Startblock reserviert war. Ansonsten hatten wir keine rechte Vorstellung davon, was auf uns zukommen würde. Wie stark waren die anderen Teilnehmer? Sollten wir versuchen vorne mitzufahren? Gleich alles geben, oder sich die Distanz etwas einteilen? Diese Fragen gingen mir durch den Kopf während wir auf den Startschuss warteten.



Ein Sonntagsspaziergang sieht anders aus


Nach dem Knall waren alle vorherigen Überlegungen eh obsolet. Vom ersten Meter an begann eine gnadenlose Hatz – ungefähr das, was ich mir als Worst-case-Szenario ausgemalt hatte. Es war ein absolut chaotisches Gefahre: Viele hatten sich ihre Eintrittskarte in den vorderen Block scheinbar mit falschen Angaben ergaunert und rollten jetzt als quasi "stehende Hindernisse" mit albernen 30 km/h über die Strecke, andere kämpften sich von hinten ohne Rücksicht auf Verluste und Mitfahrer nach vorne, schnell rissen erste Lücken, und in meinem Hirn hatte nur noch ein Gedanke Platz - treten, treten, treten....!



Mit gesenktem Kopf, die Hände den Unterlenker fest umklammernd, wirbelten meine Beine so schnell sie nur konnten. Es war ein seltsamer trance-ähnlicher Zustand. Irgendwo im Hinterstübchen meldete sich die Stimme der Vernunft: "Mein Sohn, das ist nicht sehr klug, was du da machst. Und es wird nicht gut ausgehen!" Aber sie wurde gnadenlos niedergebrüllt: "Shut up! So eine geile Raserei erlebe ich vielleicht nur einmal im Leben. Und wenn ich kaputt gehe – scheiß' drauf! Irgendwie komme ich immer ins Ziel."



So vergingen mir endlos vorkommende Minuten. Immer wenn ich mal einen kleinen Blick auf den Tacho werfen konnte, leuchtete eine 5 als erste Ziffer auf. Ich konnte es kaum glauben, aber es war tatsächlich so. Nach etwa zehn Kilometern hatten wir einen Schnitt von über 45 – eine eigentlich unvorstellbare Dimension für eine Pfeife wie mich. Es waren über 1300 Leute über die lange Strecke am Start, und ich befand mich tatsächlich in einer etwa 50 Mann starken Gruppe, die sich abgesetzt hatte. Don Haraldo war ebenfalls dabei, genau wie "das Tier", das separat von uns angereist war. Während mein Bettgenosse und ich leise Zweifel äußerten, ob wir dieses Tempo auf Dauer würden überleben können, gab es für das Tier keine Zweifel. "Das packen wir locker!" versuchte er uns zu motivieren.



Nachdem die Gruppe stand wurde das Rennen etwas gleichmäßiger, und auch in mir wuchs die Zuversicht, zumindest bis zum Finale dabei bleiben zu können. Es wurde weiterhin sehr schnell gefahren, aber nicht mehr über Gebühr gerast. Verfolger waren keine in Sicht. Es hätte alles so schön werden können.



Jetzt bloß keinen Fehler machen...


Aber das Unglück nahm seinen Lauf. Angeblich in Gestalt eines dämlichen Polizisten, der den Weg wies. Wie auch immer, ich fuhr zu weit hinten in der Gruppe, um es beurteilen zu können. Jedenfalls fuhr plötzlich ein ziviles Fahrzeug neben uns auf der eigentlich komplett abgesperrten Rennstrecke. Und dann noch eines. Und noch eines. Und plötzlich ganz viele. Kein Zweifel mehr: wir waren wohl etwas vom rechten Weg abgekommen.. Fünfzig adrenalinangereicherte Rennradler mussten ihre Fahrzeuge wenden und eine dreispurige Einbahnstraße gegen den starken Verkehr in der falschen Richtung befahren, um wieder auf die Originalstrecke zu gelangen. An der Abzweigung fielen einige unschöne Worte an einen Mann in grüner Uniform, der scheinbar als der Schuldige ausgemacht worden war. Aber wie gesagt: Ich kann es nicht beurteilen und halte mich da raus. Wir fädelten kurz hinter der Spitze des Hauptfeldes wieder ins Renngeschehen ein und kämpften uns wieder in vordere Positionen – aber die Luft war erst einmal raus.



Für Don Haraldo sollte es anschliessend noch dicker kommen. Es ging irgendwann ins Hafengebiet, die Strecke wurde pflasteriger und holpriger, Bahnschienen kreuzten den Weg. Irgendwann machte es "Schwupps!", und die erste hinter dem Sattel deponierte Flasche löste sich aus ihrem Halter. Bei der nächsten Bahnüberquerung tat es ihr ihre Partnerin nach. Groß war Don Haraldos Gejammer: "Ohne Nachschub schaffe ich das nie bis ins Ziel!"



Nachschub gab es dann, als wir das Hamburger Stadtgebiet südwärts verlassen hatten und Richtung Harburger "Berge" trudelten. Die Verpflegungsstelle befand sich auf dem Schwarzenberg, wie ich hinterher in der Presse lesen konnte – während des Rennens hatte ich von einem "Berg" nichts bemerkt. Profimäßig bekamen wir Verpflegung und Getränke angereicht. Jetzt zahlte sich mein "Training", spaßeshalber Müsliriegelverpackungen, Getränkedosen, leere Bäckertüten oder ähnliches immer während voller Fahrt zielgenau im kleinen Einfüll-Loch von an Strassenschildern oder Bushaltestellen angebrachten Papierkörben zu versenken. Ich hatte jedenfalls keine Probleme, eine Trinkflasche anzunehmen. Andere mussten doch sehr ihr Tempo drosseln oder hielten gar an. Viele legten sich scheinbar auch auf die Fresse, aber auch das erfuhr ich erst bei der Zeitungslektüre hinterher. Stürze gab es während des Rennens allerdings einige in meiner Umgebung (unter anderem einmal ein Massencrash direkt hinter, wodurch "das Tier" erst einmal aus dem Rennen war) – jedoch ohne so tragischen Ausgang wie im darauffolgenden Jahr.



Anvisieren, zuschnappen und dann nicht mehr loslassen...


Nach der Verpflegung ging es in östlicher Richtung immer am Elbdeich entlang. Ein herrlicher Anblick, den man auch genießen konnte, da das Rennen inzwischen völlig eingeschlafen war. Mit rund 30 km/h ging es dahin - bei den meisten RTFs wird schneller gefahren, und beim "Training" unseres Teams sowieso. Eine Weile fand ich das ganz nett, aber irgendwann überlegte ich mir, dass eine Selektion doch nicht ganz schlecht wäre. Ich verspürte jedenfalls wenig Lust, in einem mehrere hundert Mann starken Pulk in der Innenstadt um die Hausecken zu flitzen und ein Finale auszutragen. Zumal auch viele dabei waren, die ihrem Leistungsstand und ihrer Fähigkeit, in einer Gruppe zu fahren, nach vorne eigentlich nichts verloren hatten.



Irgend etwas musste unternommen werden – und eine innere Stimme redete mir ein, dass ich der Auserwählte sei. Wie von Geisterhand ferngesteuert ergriff ich die Initiative und verabschiedete mich nach vorne aus dem großen Feld. Natürlich rechnete ich nicht ernsthaft damit, mich dauerhaft absetzen zu können. Ein Soloritt von noch mindestens 60 Kilometern bis ins Ziel lag außerhalb jeglicher Realität. Aber ich hatte gehofft, dass ich ein paar flotte Begleiter fände, mit denen man einen flotten Zug aufbauen kann, der einen bis in Zielnähe bringt. Der einzige, der sich irgendwann zu mir gesellte war jedoch – Don Haraldo! Er lobte mich als Solo-Ausreißer in den höchsten Tönen. Allerdings vermeinte ich, doch einen letwas höhnischen Unterton in seiner Stimme bemerkt zu haben. Er stand jedenfalls nicht wirklich hinter meiner Aktion und ließ sich alsbald ins Feld zurückfallen.



Ich radelte noch eine Weile in dem Bewusstsein vorneweg, dass es eigentlich eine völlig schwachsinnige Aktion war. Aber als die Wortfetzen "An der Spitze Startnummer 415, Jan Brainweak aus Austingen!" von einem Lautsprecherwagen an mein Ohr drangen, war das Grund genug, noch ein wenig vorneweg zu düsen. Davon könnte ich meinen Enkeln erzählen, wenn ich welche hätte.



Irgendwann war der Spaß dann aber vorbei. Ohne dass ich bewusst langsamer geworden wäre, wurde ich vom Feld geschluckt. Ich würde für diesen Effort bezahlen müssen, das war mir klar. Dass es aber so schnell gehen würde war dann aber doch etwas überraschend.



... und weg waren sie


Kaum knickte die Strecke nordwärts Richtung Bergedorf ab, blies ein spürbarer Seitenwind ins Feld, das sich augenblicklich in seine Bestandteile auflöste. "Jeder stirbt für sich allein!" war fortan die Devise. Naja, nicht ganz allein. Es fanden sich immer Grüppchen von vier bis fünf Leuten zusammen, die dem himmlischen Gebläse zu trotzen versuchten. Ich hatte mich nach meinem Soloritt erst einmal etwas weiter hinten im Feld versteckt und war von dem plötzlichen Gemetzel ziemlich überrascht worden. Unter großer Kraftaufbietung schloss ich die Lücke zu dem Grüppchen vor mir – erst dann gewahr werdend, dass von dort wieder eine Lücke nach vorne klaffte, die irgendwie geschlossen werden musste. Noch einmal gelang das mit Unterstützung eines anderen Fahrers, dann war ich platt. Das Loch zur nächsten Gruppe würde ich nicht mehr zukriegen.



Unverhofft näherte sich allerdings von hinten ein "weißer Ritter" – in Gestalt von Don Haraldo, der drei Leute im Schlepptau hatte. Von einem aufmunternden "Hopp!" animiert schloss ich an und ließ mich nach vorne ziehen. Nach meinem Gefühl mussten wir schon wieder relativ weit vorne sein, als ich zu meinem Entsetzen bemerkte, dass mein Vordermann ein Loch hatte reissen lassen. Ich löste mich aus seinem Windschatten und versuchte, den anderen hinterherzustiefeln, kam allerdings keinen Zentimeter näher.



In den nächsten Minuten entspann sich ein verzweifelter Kampf: Die Gruppe um Don Haraldo fuhr immer nur etwa 50 Meter vor der Schar von zwölf bis fünfzehn Leuten, die sich um mich geschart hatten. Es war zum verzweifeln – sie waren zum Greifen nah, aber einfach nicht zu packen, zumal viele in "meiner" Gruppe zu effektiver Tempoarbeit nicht mehr in der Lage oder nicht willens waren. Die Drückebergerei verschlechterte die Stimmung in unserer Gruppe zusehends, es kam zu ersten Verbalinjurien und später fast zu Handgreiflichkeiten. Als die meiner Einschätzung nach beiden stärksten Fahrer der Gruppe kurz hintereinander davonsprangen, verpasste ich den Anschluss. Kurz überlegte ich, ob ich den Kraftaufwand auf mich nehmen und ihnen hinterherstiefeln sollte. Aber ich fühlte mich in dem Moment nicht danach, und es war auch sehr fraglich, ob es viel einbringen würde. Wir wären dann zu dritt gewesen und hätten noch etwa 25 km bis ins Ziel einer größeren Gruppe nachsetzen müssen – das erschien mir nicht sehr erfolgversprechend.



Zuschauer


Ich gab auf. Ich ließ mich ans Ende der Gruppe zurückfallen und schonte meine Kräfte. "Ich habe genug für euch getan, jetzt könnt ihr mich gefälligst ins Ziel chauffieren!" waren meine Gedanken. Nur noch sporadisch beteiligte ich mich an der Tempoarbeit für den demoralisierten Haufen. Und so passierte ich relativ frisch und ausgeruht die 'flamme rouge'. Auf der Zielgeraden trat ich kurz an und versenkte meine Begleiter unter tosendem Applaus tausender Zuschauer locker und lässig im Sprint. Ich war sozusagen die letzten Kilometer für die Galerie gefahren – aber es hatte sich gelohnt. Fürs Podium hatte es zwar nicht gereicht, aber ein Küsschen bekam ich trotzdem – von meiner Ex, die sich den besten Platz an der Ziellinie gesichert hatte.



Mit Platz 96 hatte ich es immerhin in die Top 100 geschafft. Don Haraldo war auf Platz 80 knapp drei Minuten vor mir ins Ziel getrudelt. Er hatte am Ende "nichts mehr zuzusetzen gehabt", wie er bemerkte, war jedoch genau wie ich recht zufrieden mit dem Erreichten. Auf den Sieger, Ex-Profi Peter Hilse, hatte ich elf Minuten eingebüßt, das lag ja noch im Rahmen.



Nachtrag

Im Jahr darauf sollte ich noch erheblich besser klassiert sein, während Don Haraldo sein Waterloo erleben würde (Streichresultat in der Mannschaftswertung – desaströses Ende einer großen Hobbyradler-Karriere). Dies wurde jedoch alles überlagert durch einen tödlichen Unglücksfall, der sich direkt neben mir ereignete. Ich habe keine schönen Erinnerungen an diesen Tag, und glaube nicht, dass ich im Rahmen dieser Kolumne noch darauf eingehen werde.


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