In einem gleichfalls hinter Kraftwagenführung ausgefahrenen Strassenrennen erschien ein bekannter Fahrer in einem langen Trikot mit hohem Kragen und einer weit über die Ohren gezogenen Zipfelmütze am Start. Durch die Erfahrung gewitzigt, wurde eine strenge Geheimkontrolle ausgeübt, und eine „Beförderung“ der Fahrer im Kraftwagen war ausgeschlossen. Trotzdem fuhr der Zipfelmützenmann eine so fabelhaftschnelle zeit, dass Zweifel an ihrer Echtheit auftauchten. Die Streckenwärter und die Gegner des Siegers konnten nur aussagen, dass sie den Fahrer mit der Zipfelmütze ordnungsgemäss hinter seinem Wagen gesehen hätten und dass sie keine Zweifel in die Ehrlichkeit seines Sieges setzen könnten, obwohl ihnen die namentlich in der Nacht entwickelte Schnelligkeit verdächtig vorkomme. Es stand fest, dass stets ein Fahrer hinter dem in Frage kommenden Wagengefahren und dieser Fahrer mit einem langen Trikot mit hohem Kragen und einer Zipfelmütze bekleidet gewesen sei, aber trotzdem war geschoben worden. In dem Führungswagen befanden sich nämlich als „Pfleger“ zwei ausgezeichnete Strassenfahrer, die sich im Dunkel der Nacht umkleideten, ein langes Trikot mit hohem Kragen und Zipfelmütze anlegten und ihren vom Start gefahrenen Kollegen „ausser Konkurrenz“ ablösten. Das Rennen wurde also von drei Fahrern gefahren und von einem Fahrer gewonnen. Nach diesem Zipfelmützenrennen wollte man von der Kraftwagenführung und den Nachtrennen nichts mehr wissen und die Verbände kehrten zur Führung durch Radfahrer zurück.
Ein gut ausgedachter Schwindel wurde vor einigen Jahren in einem wilden Rennen im Norden des Reiches verübt. Ein Fahrer gründete eine “Rennfahrer-Vereinigung“, in der er Vorstandschaft und Mitgliederbestand allein darstellte und schrieb ein Rennen mit hochtönendem Namen aus; von den Meldungen suchte er sich die ihm zusagenden aus, d. h. er nahm nur die Meldungen unbekannter Fahrer an und schrieb allen besseren Fahrern ab. Auf der Strecke waren drei Kontrollen eingerichtet, die von „Mitgliedern der Vereinigung“ geleitet wurden. Als das Rennen begann, stob der Herr „Veranstalter“ wie wild davon und erlangte vor den verblüfften „Stöpslern“ einen grossen Vorsprung. Bis zum Ziel wuchs der Vorsprung auf mehr als zwei Stunden an, und unter dem Jubel von nicht weniger als drei Bauernburschen ging der „Sieger“ über das Band. Die Sauberkeit des Rades und die Frische des Fahrers bei dem Regenwetter war erstaunlich, aber die Kontroll-Listen wiesen den Namen des Fahrers auf und niemand wagte an der Echtheit des Sieges zu zweifeln. Und doch hatte der „Sieger“ seine „Gegner“ beschwindelt. Der Name des „Siegers“ befand sich nämlich schon vor dem Rennen an erster Stelle auf den drei Kontroll-Listen, die von Gesinnungsgenossen des Rennschwindlers geführt wurden und so hatte er nur nötig, seinen „Gegnern“ aus den Augen zu kommen, um seinen Schwindel durchführen zu können.
Ein gleicher Betrug wurde auch bei einem Rennen in der Nähe Berlins versucht, misslang aber und führte zu lebenslänglicher Disqualifikation einiger in weiten Kreisen unbekannter Fahrer.
Die Unterstützung der Fahrer durch Kraftfahrzeuge hat den Verbänden viel Kopfschmerzen bereitet und die Allgemeine Radfahrer-Union zu einem Antrage veranlasst, der auf Ausschaltung aller nicht zur Leitung eines Rennens befugten Kraftwagen hinzielt. Gegen die Unterstützung durch Motorradfahrer, bei denen in frühen Jahren die „Schlepperdienste“ vermittelst einer Schnur eine Rolle spielten, kamen die Verbände sehr schnell an und heute ist eine solche Unterstützung bei gut organisierten Strassenrennen unmöglich.
>>> Fortsetzung