Dieses Wochenende stand nun endlich mal voll unter dem Zeichen des Sports. Nachdem das Wetter während der letzten Woche eigentlich nach Outdooraktivitäten schrie, schrie mein Chef nach Aktivitäten ganz anderer Art. Am Freitag jedoch hatte er Geburtstag und großzügig wie er nun mal ist, genehmigte er sich einen Tag Urlaub. Um seinen Ehrentag wirklich würdig anzugehen, beschloss ich, dass ich dann wohl auch spätestens um 13 Uhr die altehrwüdigen Hallen verlassen sollte.
Als Mann der Tat hatte ich den Entschluss schnell gefasst und noch schneller ausgeführt. Um 14 Uhr saß ich auch schon auf meinem, von seinem Kellerdasein frustrierten Rad und wir bewegten uns langsam und gemütlich in Richtung Taunus. Bei strahlendem Sonnenschein erreichte das Thermometer satte 4 Grad und die Felder am Straßenrand zeigten noch die Spuren des Nachtfrostes. Eigentlich weniger die Spuren des Frostes, als vielmehr die Spuren von Autos, deren Fahrer mit den Begriffen Frost, Glatteis, oder Schleudergefahr nicht viel anzufangen wussten. Jedenfalls schien mir das anfänglich so. Bei genauerem Hinschauen stellte ich jedoch fest, dass ausnahmslos jedes Mal am Ende einer solchen, durch Felder und Äcker gepflügten Spur ein Baum oder Pfosten stand. Und fast jedes Mal sehr genau mittig zwischen den Reifenabdrücken. Das machte mich dann doch nachdenklich. Irgendwie musste das doch zusammenhängen. Bildete sich Eis auf der Fahrbahn nur im Schatten der Bäume? Und, wie viel Schatten spendet so ein Baum während einer sternklaren Winternacht? Diese Theorie hatte ich nach wenigen Kilometern wieder verworfen.
Spätestens als mir dieser uralte Mercedes entgegenkam, dessen mittig lädierter Kühlergrill von einem schiefen Stern verziert wurde, schien mir die Sache halbwegs klar: Der war´s!
Seine Motive sind mir unklar geblieben, aber vielleicht bin ich dem Fahrer aus dem Taxiwitz begegnet, der behauptet sein Mercedesstern wäre dazu da, um Radfahrer ins Visier zu nehmen. Machte er hier Zielübungen?
Und ich muss zugeben, dass mir diese Theorie in eben diesem Moment sehr zu denken gab und der Rest der Tour keineswegs mehr im Bereich von 60% meiner maximalen Herzfrequenz lag, wie ich es eigentlich geplant hatte. Aber immerhin: schon im Januar ein wenig Tempoausdauer trainiert und die Genickschmerzen vom vielen Nach-Hinten-Schauen haben sich auch nach anderthalb Tagen wieder gelegt.
Wahrscheinlich habe ich völlig übertrieben, aber einen Rückspiegel besorge ich mir nächste Woche trotzdem!
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