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Die Anti-Helden...

Nach der ganzen Heldenverehrung bis dato kommen wir natürlich nicht um etwaige Problematiken im Radsport herum. Negative Schlagzeilen bot der Profi-Radsport reichlich: Zwei davon haben wir uns rausgepickt, denn wie heißt es nicht nur hier so unschön: Es ist nicht alles Gold was glänzt.



Der Anti-Held in Person: Tyler Hamilton

www.capture-the-peloton.com
"Believe Tyler!" - bei dieser Mimik wohl nicht schwierig, aber...

Alles begann so vielversprechend und eigentlich hätte Tyler zufrieden sein können. Denn eigentlich hatte Tyler alles, was ein echter Champion braucht:

 

Eine treusorgende Ehefrau

Allerdings nicht ganz so toupiert wie Cordula, nicht ganz so fromm wie Kik, nicht ganz so leidensfähig wie Edita (dafür aber mindestens so verständnisvoll wie Gabi).

 

Einen Hund

Allerdings kein lebendes Dopingmitteldepot wie bei VdB, sondern jemand, der ihm – mit Augustinus zu reden – „näher war als er sich selbst“.

Eine eigene Charity-Organisation

Allerdings ist MS nicht ganz so spektakulär wie Krebs, aber doch etwas öffentlichkeitswirksamer als Aufrufe zu Organspenden...

 

Eine „selbstlose Fair-Play-Tat“

Allerdings lässt sich über sein „Hold on!“ noch immer trefflich diskutieren...

 

Einen unleugbaren Beweis seiner Leidensfähigkeit

Allerdings waren Aldags Rippenbruch und O’Gradys Puls von 235 Schlägen/min schwer zu toppen. Aber hat er das nicht doch geschafft, als er sich mit einem Schlüsselbeinbruch in die Reihe der „harten Kerle“ gefahren und dabei endlich die Bewunderung der Massen auf sich gezogen hatte?

 

Einen selbsterteilten „Auftrag“ in der Nachwuchsförderung

Allerdings war seine Anti-Doping-Initiative nicht ganz so erfolgreich wie das „Team Jan Ullrich“ (in dem Peter Becker hoffnungsvollen jungen Talenten langfristig den Spaß am Radfahren nahm) oder Vater Thurau (der einst seine Söhne über schroffe Taunushöhen peitschte). Dafür waren seine Ziele höher gesteckt: „Believe Tyler. Support Tyler. And support his dream to change the face of US Cycling” (klingt das jetzt etwas zynisch oder bilde ich mir das nur ein? großes Grinsen )

 

Fans, die zu bedingungsloser Hingabe fähig sind

Allerdings wissen wir nicht, wie sie reagiert hätten, wenn er betrunken Fahrradständer umgenietet, Diskopillen mit Wodka-Red-Bulls runtergespült, sich an Weihnachten alljährlich 15 kg Übergewicht angefressen und alle zwei Wochen seine Saisonvorbereitung wegen Erkältungen oder Trainingsrückstand komplett umgestellt hätte...

 

Wie gesagt: Eigentlich hätte Tyler zufrieden sein können, denn eigentlich hatte Tyler alles, was ein echter Champion braucht.

 

Dummerweise gibt es da einen Landsmann, der ihm immer einen Schritt voraus ist (und aus dessen Schatten er vielleicht nun mit einer olympischen Medaille treten wollte?).

Dummerweise überschätzte er sich jedoch etwas und hielt sich wohl für „unerwischbar“. Über die Gründe dafür kann man spekulieren.

Dummerweise erinnert sein fortwährendes „I’m innocent“, in seiner hilflosen Impertinenz auch nur an peinliche Vorgänger wie Johann „Warten-wir-die-B-Probe-ab“ Mühlegg oder Christoph „Ich-habe-ein-absolut-reines-Gewissen“ Daum.

 

Und das Fazit? Vielleicht ist es die traurige Erkenntnis, der „Willy Loman des Radsports“ zu sein, mit der es nun umzugehen gilt: „He's liked, but he's not well liked“. Nicht „beliebt“ genug, um nicht aufgeflogen zu werden. Und am Ende gescheitert.

 

Text von MrsFlax und Elborn



Anti-Helden im Grüppchen: Die Pro-Tour Initiatoren

Immer wieder in dieser Kategorie auftauchend: Die Herren Verbruggen und Co., weil auch nach mehreren Monaten der Planung und Durchführung immer wieder durchschimmert, wie unausgegoren die Ideen sind und wie unprofessionell deren Vorbereitung.

 

Gerne mag man diskutieren, ob die Befürworter der Pro-Tour prinzipiell nicht auch mit Recht eine Reform des professionellen Radsports herbeisehnen. Gerne mag man auch bedenken, daß dieser Sport in den vergangenen Jahren viele schwarze Schafe hervorgebracht hat und daß es im Wirtschaftszweig Radsport eine Planungssicherheit für Organisatoren, Teams und Fahrer geben sollte, da man auch weiterhin auf Sponsorengelder angewiesen ist. Gerne mag man aber auch einwenden, ob eine grundsätzliche Veränderung der bisherigen Statuten nicht auch einen gegenteiligen Effekt hervorbringen könnte, der weder dem Sport selbst gut tut, noch besonders hilfreich für die Suche nach neuen Sponsoren ist.

 

Am meisten besticht die neue Pro-Tour bislang durch ihre Ungewißheit. Zu vielen Leuten sind zu viele Punkte schlichtweg unklar. Die fehlende Transparenz sorgt leider nicht nur bei den Fans, sondern auch bei Sponsoren, Organisatoren, Teammanagern und Fahrern dafür, daß keiner so richtig weiß, auf was er sich da eigentlich einläßt. Und die Vorgehensweise der Planer läßt vermuten, daß sie dieses auch nicht wissen. Nur gut, daß es schon in ein paar Wochen losgehen soll...

 

Nehmen wir als erstes die Fans: Die Weltrangliste wird reformiert, zukünftig gibt es zwei Klassen: Die Pro-Tour Teams und Fahrer in der oberen Klasse und alle anderen in der Unteren. Punkte gibt es nur in der jeweilig zugehörigen Klasse, gefahren werden darf in beiden. Ein Fahrer der unteren Klasse wird in der WRL ebensowenig für eine gute Platzierung in einem Pro-Tour Rennen belohnt, wie ein Pro-Tour Fahrer für einem Sieg bei (z.B.) Rund um Köln. Warum dann aber in beiden Klassen gefahren werden darf und wie man objektiv in einer Punktrangliste solche Leistungen bewertet, darauf gibt es für den Fan keine Antwort. Daß zudem das Punktesystem dermaßen reformiert wird, daß die Spitzenreiter der WRL 2003 es noch nicht mal in die Top 10 einer fiktiven Pro-Tour-Wertung 2003 schaffen und andere Fahrer stattdessen in Zukunft die besten Fahrer sein sollen, wird noch nicht einmal näher erklärt.

 

Nehmen wir die Organisatoren: Es werden unterklassige Rennen, die von beiden Klassen gefahren werden, schwieriger zu besetzen sein. Was nützen einem die großen Namen in einem kleinen Rennen, wenn sie nach 80 km aussteigen, weil sie sich für die nächsten Pro-Tour Rennen schonen müssen? Das wird auf Dauer langweilig! Was nützt einem Pro-Tour Rennen ein unterklassiger Sieger, wenn diese Kategorie extra von der UCI geschaffen wurde, um die großen Teams, Namen und Sponsoren hervorzuheben? Das wird nicht so oft passieren, aber wäre auf Dauer absurd! Da nützt es auch nichts die bisherigen U23 Rennen mit in den Rennkalender aufzunehmen, über kurz oder lang könnte das für viele „alte“ Rennen das Aus bedeuten.

 

Die Teamleitungen haben die Qual der Wahl: Professional Team oder Continental Team. Ändern wird sich nicht allzu viel zu den bisherigen GSII und GSIII Statuten, aber einiges doch. Warum dann aber erst Mitte August über die Regularien informiert wird und bis Ende August eine Entscheidung darüber verlangt wird, bleibt rätselhaft. Ob es letztlich deshalb, wie z.B. im Fall Lamonta, echte oder vorgeschobene Gründe sind, sich nicht als Professional Team registrieren zu lassen, bleibt dahingestellt. Diese Vorgehensweise mag aber auch nicht den Eindruck erwecken, daß es diesbezüglich von Seiten der UCI eine langfristige, wohldurchdachte Planung gegeben hat.

 

Zum Schluß die Fahrer: Für sie ändert sich eigentlich nichts. Sie bleiben weiterhin die Marionetten ihrer sportlichen Leiter, die sich für das Team aufopfern müssen, wenn sie nicht den ganz großen Namen haben. Daran ändert auch der neue Rennkalender nichts, der eine Mindestbeteiligung an großen Rennen vorsieht. Im Gegenteil, der Druck ebengerade dann zu funktionieren, wenn es darauf ankommt, lässt nicht vermuten, daß die Schaffung der Pro-Tour irgendeinen Einfluß auf die Dopingproblematik haben könnte, wie von der UCI propagiert wird.

 

Die Reform bringt in dieser Form bislang nur Verlierer hervor. Deswegen ist es unverständlich, warum mit aller Macht an ihr festgehalten wird. Sollte sie wirklich jetzt und zu diesem Zeitpunkt nötig sein, dann fragt man sich schon ein wenig, warum die neue Variante nicht vorher diskutiert werden darf. Ein „entweder ihr macht mit, oder ihr seid draußen“, wie Herr Verbruggen zu den Organisatoren der großen Rundfahrten sagte, passt vielleicht in die heutige Zeit, aber qualifiziert ihn, und nicht nur ihn, eben auch als Antiheld.

 

Das „Entgegenkommen“ der Grands-Tours-Organisatoren für die nächste Saison doch an der Pro-Tour teilnehmen zu wollen, kommt dem Radsport wohl zugute, aber ändert dann doch nichts an dem großen Fragezeichen , mit dem wir alle im nächsten Jahr leben müssen: Der Pro(?)-Tour!

 

Text von badorties


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