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Helden des Jahres 2004: Die deutschsprachigen Helden

Spricht man in den deutschen Medien hauptsächlich über Jan Ullrich und Erik Zabel als unumstrittene Aushängeschilder, ist es geradezu bemerkenswert, dass keiner von beiden unter den Top 3 der deutschsprachigen Helden zu finden ist. Nun ja - die c4f-interne Abstimmung ist schuld. Unsere drei Helden jedoch machen deutlich, dass der Radsport in Deutschland eben nicht nur von zwei Ikonen beherrscht wird, sondern auch in der Breite immer stärker wird.

Kuriosität am Rande: Andreas Klöden verpasste bei den Co-Helden nur knapp das Treppchen, wurde hier allerdings klar von Wesemann geschlagen.



Platz 1: Steffen Wesemann

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Steffen Wesemann: Deutschsprachiger Held 2004

Den Titel „Deutschsprachiger Held“ hat sich Steffen Wesemann sicherlich vorrangig durch seinen Sieg bei der Flandern-Rundfahrt 2004 verdient. Er war der erste Deutsche seit Rudi Altig 1964, der dieses Monument des Radsports für sich entscheiden konnte und der erst zweite deutsche Sieger überhaupt in der Historie dieses Rennens. Wesemanns Verhältnis zur Flandern-Rundfahrt war nicht immer von gegenseitiger Liebe geprägt. Es stellte sich schnell heraus, dass der relativ kompakt gebaute Wesemann ein Fahrertyp sein könnte, dem die Rennen in Flandern und Nordfrankreich liegen, was er bei der Flandern-Rundfahrt 1997 durch einen 12.Platz auch belegen konnte. Doch schon ein Jahr später zog sich Wese den Zorn seines Chefs Walter Godefroot zu, als er, nachdem er in Flandern vorzeitig vom Rad stieg, meinte, dass „die belgischen Rennen uns einfach nicht liegen“. Von da an wurde Wesemann als ewiges Talent abgestempelt, welches sich darauf beschränkte die Friedensfahrt zu gewinnen und den Rest des Jahres in der Anonymität des Pelotons zu verschwinden. Als aber Godefroot erwog den Vertrag von Wesemann über die nächsten Jahre hinaus nicht zu verlängern, setzte bei diesem ein Umdenken ein und er begann seriös und zielgerichtet zu arbeiten. Die ersten Früchte seines Erfolges zeigten sich 2000, als er Erik Zabel über die Muur und den Bosberg begleitete und ihn so zum 4.Platz führte. Ein neunter Rang bei Paris-Roubaix im selben Jahr zeigte, dass sich Wesemann als Spezialist für Kopfsteinklassiker etabliert hatte. In den folgenden Jahren bestätigte er diese Leistung und Plätze unter den ersten 15 waren bei ihm in den Klassikern die Regel. Allerdings wurde er auch immer wieder vom Sturzpech verfolgt, so dass ihm die vordersten Plätze immer verwehrt blieben. 2002 schließlich gelang es ihm sogar den zweiten Platz bei Paris-Roubaix hinter dem überragenden Johan Museeuw zu belegen, so dass ein Sieg bei einem der großen Klassiker nur noch eine Frage der Zeit schien. Im Folgejahr stürzte er erneut bei der Flandern-Rundfahrt, so dass er diese nicht beenden konnte und auch bei Paris-Roubaix nicht in der Lage war, teilzunehmen. Das Jahr 2004 sollte dann endlich den ersehnten Sieg bei der Ronde van Vlaanderen bringen.

Allerdings musste Wesemann auch hier seinen obligatorischen „Ronde-Crash“ etwa zur Halbzeit des Rennens überwinden, so dass es diesmal jedoch für ihn kein Problem war, das Peloton wieder zu erreichen. Der Rest ist schnell erzählt: Nach einer sehr guten und offensiven Fahrweise seines T-Mobile-Teams blieb das Feld bis zur Muur mehr oder weniger beisammen, ehe Wesemann zusammen mit Leif Hoste und Dave Bruylandts den entscheidenden Ausreißversuch startete und den Sprint in Meerbeke für sich entschied.

Ein weiterer starker Auftritt folgte die Woche darauf bei Paris-Roubaix. Wesemann fuhr ein sehr aufmerksames Rennen und war bei der entscheidenden Attacke dabei, doch ein Defekt machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein weiteres Ausrufezeichen folgte bei Lüttich-Bastogen-Lüttich, wo er den Kontakt zur Spitze bis ans Ende halten konnte und den elften Platz belegte. In der darauffolgenden Wettkampfpause, die Wesemann zur Regeneration und zum Formaufbau für die Tour de France nutzen wollte, stürzte er und brach sich den Arm, so dass die Frankreich-Rundfahrt ohne ihn stattfinden musste.

Im Herbst war die WM das Ziel Wesemanns. Zum Formaufbau wollte er hierzu die Spanien-Rundfahrt nutzen, die er allerdings schon nach wenigen Tagen, nachdem das T-Mobile-Team von einer rätselhaften Lebensmittelvergiftung heimgesucht wurde, verlassen musste und stattdessen die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt bestritt. Seine Saison war also definitiv nicht nur mit positiven Aspekten gespickt, sondern eben auch von einigen Klippen, die er aber dank seiner Erfahrung zu meistern verstand.

Bei der WM selber kam Wesemann so etwas wie eine "Jokerrolle" zu. Letztendlich lief es auf einen Sprint einer größeren Gruppe heraus, den Wesemann durch seine unermüdliche Arbeit, vor allem in der letzten Runde, erst für Erik Zabel möglich machte und somit einen großen Anteil an dessen Silbermedallie hatte.

Wesmanns Ziele für nächstes Jahr sind ähnlich gelagert, wie die des letzten Jahres, nämlich ein gutes Abschneiden bei den Klassikern. Vielleicht gelingt es ihm ja sogar die Königin der Klassiker, Paris-Roubaix, für sich zu entscheiden und somit das Interesse der Medien zu für seine Leistungen zu verstärken, die den Sieg bei der Flandern-Rundfahrt größtenteils zu einer Randmeldung herabstuften.

 

Text von Phil



Platz 2: Andreas Klöden

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Aus dem Nichts an die Spitze: Andreas Klöden

Wenn man sich seine Ergebnisse mal auf einen Blick ansieht, könnte man fast meinen die „Tour de France“ sei der alleinige und krönende Höhepunkt seiner Saison gewesen.

 

… und damit liegt man absolut richtig. Er fuhr drei der Februar-Rennen auf Mallorca mit – korrekter: er „rollte“ mit und belegte jeweils Plätze jenseits der 100. Bei der Valencia-Rundfahrt und Tirreno-Adriatico waren seine Endresultate schon immerhin zweistellig. Das Critérium International beendete er dann „immerhin“ als 37., gab dann aber den GP Indurain und die Baskenland-Rundfahrt auf, was schon wieder gesundheitliche Probleme zu verheißen schien.

 

Glücklicherweise bewies „Alexander“ Klöden, wie er auch gerne von den Kollegen im Fernsehen genannt wird, aber schon beim Wallonischen Platz mit einem hervorragenden 6. Platz, dass es mit seiner Form weiterhin langsam aber stetig bergauf ging.

 

Steil nach oben ging es auch bei der Bayern-Rundfahrt, wo er das Zeitfahren immerhin schon als 4. beendete, die Gesamtwertung sah ihn auf dem 2. Rang, sowie bei der Deutschland-Tour, wo er am Ende einen relativ locker herausgefahrenen 6. Platz belegen konnte.

Die Route du Sud spulte er locker ab, testete sich beim Zeitfahren (Platz 3) und schoss kurz vor der Tour de France die deutsche Meisterschaft ab – GLÜCKWUNSCH AN DIESER STELLE!

 

Sein Konzept ging auf, wie wir alle wissen war „Jan“ Klöden (Ja – auch so wird er ab und an im Eifer des Gefechts bezeichnet) zu seinem Saisonhöhepunkt in der notwendigen Form – manche munkeln es sei die beste, in der er je gewesen sei, und fuhr reihenweise Spitzenplätze auf den Etappen heraus. Beide Zeitfahren beendete er als 3., dazu kommen 2 zweite, 2 vierte und 2 fünfter Platz auf Etappen heraus, was ihn auf den Schasselisehs (Mein Dank geht hier an Helge Schneider) auf einen spektakulären zweiten Platz in der Endwertung – frecherweise noch 2 Ränge vor seinem Freund – böse Zungen sagen „Herrchen“ – Jan Ullrich.

Eine tolle Leistung, die man von Hilde schon lange erhofft hat. Schön, dass er denen Recht gibt, die immer an ein Comeback von ihm geglaubt haben.

 

Wie es mit so einem Höhepunkt zwangsläufig ist, alleine schon aus mathematischen Gründen, ging es danach bergab und man findet nur noch einen 95. Platz bei den HEW Cyclassics und lockeres Mitrollen und Aufgeben bei der Clasica San Sebastian, Olympia und der England-Rundfahrt.

 

Fazit: „Erik“ Klöden (wie er erstaunlicherweise noch von keinem Radsport-Kommentator genannt worden ist) ist ein spektakulär gut Tour de France mit langem Einrollen gefahren – schön wäre es gewesen, wenn er auch nach der Tour seine gute Form noch hätte nutzen können…

 

Da kann ich ihm nur noch fröhlich mit auf den Weg geben – WEITER SO, KLÖDI!!!

 

Text von Glgnfz



Platz 3: Patrik Sinkewitz

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Zum Knuddeln und Lieb haben: Patrik Sinkewitz

Einer, DER Fahrer, die 2004 ins Rampenlicht der deutschen Öffentlichkeit getreten sind, ist Patrik Sinkewitz, von Nicht-Eingeweihten auch gerne als „Patrick Sinkewitz“ bezeichnet.

Die Tatsache, dass ihn in Deutschland neben Jan Ullrich, Erik Zabel und mit etwas Glück Hilde Klöden jetzt eine etwas breitere Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen hat, verdankt er der viertgrößten Rundfahrt des Radsportzirkus – richtig – ich spreche von der Deutschland-Tour.

Sieht man sich seine Ergebnisse an, so könnte man fast meinen, er habe sich exakt für diese Runde durch „diese unsere Republik“ in Form gebracht – ich würde allerdings auf eine Vorbereitung für die Tour de France tippen, die zu einer soliden Frühform geführt hat.

Seine Saison begann er bei den Rennen auf Mallorca, wo er aber wirklich nur Rennkilometer sammelte – etwas ernster wurde es dann schon Richtung Paris-Nizza oder Critérium International, wo er mit einem 7. Platz bei der Bergetappe sein erstes Ergebnis 2004 einfahren konnte. Auch der 18. Gesamtrang ist aller Ehren wert.

Zwischen Platz 20 und 40 kam er dann jeweils bei der Baskenland-Rundfahrt, dem Wallonischen Pfeil und LüBaLü an – solider Formaufbau, mehr noch nicht.

Platzen durfte der Knoten dann bei besagter Deutschland-Rundfahrt, die zwar von den Schwierigkeiten her mit vielen anderen Rundfahrten ähnlicher Einstufung nicht mithalten kann, die aber in den hiesigen Medien ein recht lautes Echo hat.

Er gewann die 3. Etappe und trug von da an das Leadertrikot unterstützt von einer aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft souverän bis ins Ziel.

Sein erster großer Rundfahrtsieg war perfekt. CHAPEAU!

Auch bei der anschließenden Tour de Suisse war er in starker Form, was er mit einem 7. Rang in der Endabrechnung deutlich nachwies.

Wer bei der deutschen Meisterschaft nur rosa und babyblaue Fahrer auf den ersten 20 Plätzen getippt hatte, sah sich getäuscht, denn Stinki wies abermals seine Klasse nach und wurde als Einzelkämpfer immerhin vierter.

Wer jetzt aber Patrik sicher bei der Tour de France gesehen hatte, sah sich getäuscht – warum auch immer – er durfte nicht durch Gallien radeln und vielleicht Richy V. unterstützen oder vereinzelt auf eigene Kappe fahren. Schade, aber so ist vielleicht auch für die Fans die Freude auf das nächste Jahr umso größer.

Nach dieser Enttäuschung war die Form – und vielleicht auch die Motivation – nicht mehr die allerbeste. Die Clasica San Sebastian fuhr er ordentlich mit, beim letzten halbwegs wichtigen deutschen Rennen, dem Sparkassen Giro in Bochum, wurde Patrik noch 11. und bei der Züri Metzgete landete er auf Rang 33 – in Ordnung aber nicht beeindruckend.

Das kann natürlich einen Helden nicht zufrieden stellen – es musste noch ein Ergebnis her. Es gab immerhin noch ein Rennen mit halbwegs ansprechender UCI-Klassifizierung im Rennkalender, den Japan-Cup und Quickstep hatte ein Team gemeldet.

Wer ein richtiger Held des Jahres sein will und seinen C4F-Oskar unbedingt in Händen halten möchte, der greift bei einer solchen Chance natürlich zu – Platz DREIIIIIII für Patrik Sinkewitz!!!!!

 

Text von Glgnfz


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