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Kaum waren die Tänzerinnen auf der Bühne, gab es für René Schild (r.) kein Halten mehr. |
René Schild konnte sein Glück gar nicht so schnell fassen, wie es über ihn hereinbrach. Eben noch saß er während der Präsentation seines Teams ComNet-Senges halb dösend auf einer Treppe und wartete auf das Ende der Veranstaltung – doch dann kamen die Mädels und Jungs von TN Boom. Wobei für René sicherlich nur die Mädels interessant waren. In ihren knappen Outfits und mit einer lasziven Tanzchoreografie sorgten sie dafür, dass der Radprofi von einer Sekunde auf die nächste von Schlafen auf Starren umschaltete, von seinem Platz aufsprang, so recht nicht wusste wohin mit seiner Kraft und den Auftritt der Tanztruppe mit einem „Wohaha!“ kommentierte.
Kurzum: Wir befinden uns mitten in der Präsentation des Teams ComNet-Senges, das sich als diesjährige Location die Stolberger Stadthalle ausgesucht hatte. Und die ist, das stellten mein Begleiter Sven (gines) und ich bereits am Nachmittag des Präsentations-Tages fest, gar nicht so einfach zu finden. Wobei es letztendlich die Suche nach einem ordentlichen Parkplatz war, die uns rund 20 Minuten durch Stolberg gurken ließ und wir so den für 16 Uhr angesetzten Fototermin verpassten. Doch der große Radsport-Gott sowie sportlicher Leiter und Teammanager waren uns an diesem Tag wohl gesonnen und versprachen eine exklusive Wiederholung der Fotosession nach der Pressekonferenz. Dementsprechend entspannt konnten wir die Frage-Antwort-Runde angehen, Sven testete wohl sämtliche angebotene Mettschnittchen und ich konnte das eine oder andere Schwätzchen halten.
Was für die Jungs... |
Am Abend dann der große Bahnhof: Schon beim Betreten der Stadthalle wusste wohl selbst der kurzsichtigste der geschätzten 400 Gäste, dass die Teampräsentation bevor stand. Werbebanner schmückten die Wände, auf die Bühne führte eine Rampe im „Straßendesign“ mit Mittelstreifen und dahinter thronte eine halbe Kinoleinwand, auf der der Schriftzug des Teams zu lesen war. Insgesamt deutlich größer, schöner und aufwändiger als die Veranstaltung im vergangenen Jahr. Und noch eine Veränderung war zu verzeichnen: Teammanager Markus Ganser hatte mit Stefan Rosiejak einen neuen Co-Moderator an seiner Seite. „Onkel Georg“, der noch im letzten Jahr ohne Punkt und Komma mehr oder doch eher weniger Interessantes erzählt hatte, gehörte ganz zu meiner Freude der Vergangenheit an. Demnach konnte es Stefan Rosiejak nur besser machen, und er stellte sich im Laufe des Abends sogar als Mann mit Fachwissen sowie Witz und Charme heraus.
Bevor das geneigte Publikum die ersten rasierten Waden zu sehen bekam, durften ein paar Offizielle zum Volk sprechen. Zunächst Frau stellvertretende Bürgermeisterin, die vom Thema zwar keine Ahnung aber dafür gute Laune hatte, und anschließend einige Vertreter der Sponsoren. Als neuen Geldgeber konnte Markus Ganser in diesem Jahr Zentis verpflichten, und das wohl nicht aus ganz uneigennützigen Motiven, denn der Teammanager pflegt eine morgendliche Leidenschaft für die Schoko-Brotaufstriche der Firma. Ich für meinen Teil hoffte insgeheim, dass die halbverhungerten Radsportler in Zukunft durch exzessiven Zentis-Konsum ein paar Kilo mehr auf die Rippen bekommen.
... und was für die Mädels. |
Dann endlich durften die ersten drei Radsportler auf die Bühne fahren, umrahmt von zwei leichtbekleideten Damen von TN Boom. Nach diesem Anblick war das Publikum wach und die Herrn Radprofis grinsten verschmitzt.
Als erster muss sich Frank Dreßler-Lehnhof den Fragen des Moderatoren-Duos stellen. Der „Trainingsking“, wie er genannt wird, hatte im vergangenen Jahr lange mit Krankheiten zu kämpfen und hofft für 2005 hauptsächlich darauf, gesund zu bleiben. Neben dem Radsport betreibt er übrigens ein eigenes Radgeschäft – langweilig ist ihm daher wohl nie.
Neuzugang Konstantin Schubert von meinem Lieblings-U23-Team Optik Delker (die mit den lustigen Smarties-Trikots) durfte im vergangenen Jahr schon bei einigen Profi-Rennen mitspielen und mischte bei der U23 EM und -WM mit. Neben dem Radsport stehen Geschichte und Politik ganz oben auf der Liste seiner Hobbys, was doch eher untypisch für einen Profi-Sportler ist… .
Michael Schweizer macht – Zitat Markus Ganser – „vieles anders“. Was das genau heißen soll wurde nicht klar, aber ich hörte da leichte Kritik raus.
Als Anführer des nächsten Dreiergrüppchens trollte sich René Schild zum Interview. Zu diesem Zeitpunkt hatte er anscheinend noch nicht die Mädels von TN Boom bemerkt, denn seine Aufmerksamkeit galt noch Chef und Moderator.
Wehrdienst überlebt, ab sofort wird geradelt: Markus Eichler. |
Der in Freiburg geborene Stefan Heiny, ebenfalls ein Neuzugang des Teams, steckte mitten im Umzug nach Stolberg. Er schnupperte unter anderem als Stagiaire bei einer gewissen Mineralwassertruppe aus der Eifel Profi-Luft und hat sich für die Saison 2005 vorgenommen, Erfahrungen bei Profi-Rennen zu sammeln. Außerdem möchte er mindestens drei Siege einfahren, was ich penibel mitzählen werde.
Markus Eichler hatte 2004 kein leichtes Jahr, denn er musste zum Bund – Wehrdienst leisten. Große Geschichten darüber, wie man dort als Mann mit rasierten Beinen und in hautenger Teamkleidung überlebt gab er leider nicht zum Besten, aber das kann sich sicherlich jeder selbst ausmalen… .
Neuzugang Elnathan Heizmann hat eine Vorliebe für schlechte Straßen, schlechtes Wetter und viele, viele Stürze. Zumindest könnte man das nach seinem begeisterten Bericht über die Teilnahme bei Paris-Roubaix Espoirs glauben. Der Mann fürs Kopfsteinpflaster und weitere masochistische Einsätze hat auch eine ganz simple Technik, um das Rennen gut zu überstehen: „Da muss man einfach den Kopf ausschalten und fahren.“
Der "Solidaritätszuschlag-Ost" Robert Retschke. |
Als „unverzichtbar für das Team“ wurde Wolfram Wiese angekündigt, einer der Leistungsträger der ComNets und mein Läster-Bruder obendrauf. Während sich viele seiner Teamkollegen nur auf den Radsport konzentrieren, geht Wiese jeden Tag brav zur Arbeit und trainiert nach Feierabend.
Eines wird an diesem Abend deutlich: Als Quoten-Ossi hat man es bei den ComNets nicht leicht. Als „unser Solidaritätszuschlag-Ost“ von Markus Ganser angekündigt, enterte Robert Retschke die Bühne. Eigentlich sollte er „ein paar Geschichten aus dem wilden Osten“ erzählen, doch er schwenkte lieber schnell zum Sportlichen über. Wahrscheinlich hätten die Genossen eh keine Ahnung von der Zeit bei den Jungpionieren und von den Subbotniks gehabt.
Offen bleibt bis dato die Frage, warum Retschke ein leicht blaues Auge hatte und im Gesicht ramponiert aussah. War das etwa der Solidaritätszuschlag?
Luke Roberts schaute vorbei und bekam gleich noch einen Preis in die Hand gedrückt. |
Nach dem Quoten-Ossi folgte der Quoten-Aussie: Corey Sweet, einer der beiden Australier des Teams, hatte sich in der vergangenen Saison als Dauer-Abonnent auf die Bergtrikots verschiedenster Rennen eingeschossen. „Wieviele Bergtrikots willst du 2005 gewinnen?“ wurde er gefragt, blieb jedoch die Antwort schuldig. Vielmehr stellte sich Corey Sweet als Meister der Playstation heraus, ganz besonders haben es ihm diverse Fußballspiele angetan. Außerdem, so erklärte der Australier weiter, halte er den ComNet-Internen Playstation-Meistertitel. Weitere harte Kämpfe unter härtesten Bedingungen gegen Konkurrent Nummer 1, Karsten Vogel, sind bereits in Planung.
Übrigens: Der zweite ComNet-Australier, Stephen Wooldridge, trainierte schon fleißig in Down Under und konnte daher nicht nach Stolberg kommen. Dafür wurde ein alter Bekannter gesichtet: Luke Roberts, mittlerweile beim Team CSC unter Vertrag, konnte sich gleich noch eine Trophäe für den zweiten Platz bei der Stolberger Wahl zum Sportler des Jahres 2004 abholen.
Frisch aus Schweden importiert: Petter Renäng. |
Nach IKEA, Wasa und Volvo wurde Deutschland anschließend der nächste viel versprechende Schweden-Export vorgestellt: Petter Renäng. Wer nicht weiß wie der aussieht: Er ist das kleine knuddelige Ding mit einem blau-gelben Zielkreuz auf der Brust, spricht lustiges Deutsch und wird während der Saison 2005 sicherlich dafür sorgen, dass Heerscharen verliebter Mädels vor dem ComNet-Camper herumkreischen (Kleiner Tipp: Schon mal Stromdraht kaufen - hilft). Angeblich kann er auch Radfahren, wofür unter anderem spricht, dass er bei den schwedischen Meisterschaften Magnus „Big Mag“ Backstedt platt gemacht hat. Doch bevor ich das nicht mit eigenen Augen gesehen habe, glaube ich gar nichts.
Als letzter im ComNet-Bunde wurde Karsten Vogel vorgestellt, wobei Markus Ganser dabei Sven´s Text aus der „Lobhudelei für zwei“ zitierte. Sven war stolz wie Oskar, auch, weil er als „Journalist“ tituliert wurde. Außerdem konnte er nach eigener Aussage von seinem Platz aus den Mädels von TN Boom bei einer Tanznummer unter den Rock schielen – schien also nicht nur für mich ein gelungener Abend gewesen zu sein.
Das Team ComNet-Senges 2005 in all seiner Pracht. |
Mehr Bilder von der Teampräsentation gibt es auf Peloton-Pictures
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