Dein erfolgreichstes Jahr bis dato war die Saison 2004. Was war das für ein Gefühl, bei der Junioren-WM gleich zwei Silber und eine Bronzemedaille zu gewinnen?
Das war einfach gigantisch. Die erste Silbermedaille war einfach unglaublich, denn ich hatte mein Ziel erreicht. Der Rest war für mich Bonus und ich konnte locker an die anderen Rennen herangehen und mit einer weiteren Silbermedaille und einer Bronzemedaille lief es dann ja auch sehr gut. Auf dem Treppchen zu stehen war ein tolles Gefühl, gerade wenn man merkt, dass die harte Arbeit belohnt wurde.
Was hat sich seitdem für dich verändert? Ist der Druck von außen größer geworden bzw. setzt du dich selbst jetzt auch mehr unter Druck?
Der Druck von außen ist nicht größer geworden, ich selbst habe mich anschließend aber schon ein wenig mehr unter Erfolgsdruck gesetzt. Jetzt bei den Frauen zählen meine Erfolge jedoch nichts mehr, ich muss mir mein Ranking erst wieder neu erarbeiten.
Wie kannst du dich am besten auf die Wettkämpfe vorbereiten? Hast du spezielle Methoden, um auf den Punkte genau hochkonzentriert zu sein?
Vor den großen Wettkämpfen habe ich meinen geregelten Zeitplan. 2 Stunden vor dem Wettkampf bin ich in der Halle, dann fahre ich mich warm. Direkt vor dem Wettkampf ziehe ich mich zurück, möchte ungestört sein. Um richtig in Fahrt zu kommen, höre ich beim Warmfahren kurz vor dem Rennen ,,the eye of the tiger“.
Deine Paradedisziplinen sind ja der Sprint, der Keirinwettbewerb und das 500 Meter Zeitfahren. Kannst du den Laien mal den Unterschied zwischen den Disziplinen erklären?
Das 500 Meter Zeitfahren ist ein Kampf alleine gegen die Uhr. Hier wird aus dem Stand aus einer Startmaschine gestartet. Wer am Ende die schnellste Zeit hat, hat gewonnen.
Beim Keirin handelt es sich um eine japanische Disziplin, es ist eine Art Kampfsprint. Dort fahren wir insgesamt 2 Kilometer. Zu Beginn fährt ein mopedartiger Derny vor uns her und zieht das Tempo hoch. 2,5 Runden vor Schluss geht der Derny raus und der Sprint ist eröffnet. Ingesamt sind hier 6 Fahrer/innen gleichzeitig auf der Bahn und kämpfen um den Sieg. Taktieren ist hierbei sehr wichtig.
Auch beim normalen Sprintwettbewerb ist die richtige Taktik sehr wichtig. Hier wird zuerst eine Qualifikation gefahren. Dann startet die Fahrerin mit der schlechtesten Zeit gegen die mit der besten. Hier handelt es sich um einen Zweikampf. Die Distanz beträgt 750 Meter.
Ein Wechsel auf die Straße kommt aufgrund deiner Sprinterdisziplinen eher nicht in Frage, oder?
Nein
Wie sieht eigentlich ein Jahr der Miriam Welte aus? Du bist ja meistens bei Wettkämpfen und Trainingslagern auf der ganzen Welt. Gibt es da noch ein Privatleben? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich bin ungefähr ein halbes Jahr unterwegs, Tendenz steigend. Ob ich ein Privatleben habe? Jein! Für das Training gehen so 3 bis 6 Stunden täglich drauf. Habe ich jedoch einmal Zeit, dann treffe ich mich mit meinen Freunden, telefoniere gerne oder gehe ins Kino. Nur Discotheken sind nicht meine Welt.
Gab es schon Momente, wo du gedacht hast? Das ist mir das ganze nicht wert. Ich möchte ein ,,normales“ Leben führen.
Nein
Der Bahnradsport ist ja keine Goldgrube, weder von den Preisgeldern gesehen, noch von den Sponsorenverträgen. Wie hast du dir die nächsten Jahre vorgestellt? Wirst du deinem Sport treu bleiben oder möchtest du mit deinem vor wenigen Tagen erworbenen Abitur ein Studium anstreben?
Ich möchte auf jeden Fall mit meinem Sport weitermachen. Jetzt hoffe ich, in die Sportfördergruppe der Bundeswehr zu kommen. Dort könnte ich dann meinen Sport weiter ausüben und zusätzlich ein Fernstudium in Richtung Sportmarketing beginnen.
Welche Schlagzeile würdest du in der Zeitung gerne über dich lesen?
Oh, das ist schwer: ,,Olympiasieg für Miriam Welte“, das wäre sicherlich nicht schlecht.
Zum Schluss kommt natürlich die Frage, die jeder Journalist stellen muss: Wird Jan Ullrich dieses Jahr die Tour de France gewinnen?
(lacht) Ich denke schon, dass er in der Lage ist.
Danke für das Interview. Im Namen von Cycling4fans wünsche ich dir eine erfolgreiche Weltmeisterschaft.