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Ein Herz für Kinder - Jungradler im C4F-Interview



Miriam Welte



DM 2005


Geb.: 9. Dezember 1986
Land: Deutschland
Wohnort: Otterbach
Verein: RSC Kaiserslautern
Größe: 171cm
Sternzeichen: Schütze
Spitzname: Miri


Miriam Welte gilt als das größte weibliche Talent Deutschlands, was die Kurzstrecken auf der Bahn betrifft. Bereits 2004 konnte die 19jährige zwei Silber- und eine Goldmedaille bei der Junioren-WM gewinnen. Nun steht sie vor ihrer ersten Weltmeisterschaft bei den Großen.

Chris hat sie im März 2006 zu einem Gespräch getroffen.

 

Erfolge:

2002 Bronze Deutsche Juniorenmeisterschaft 500 m

2003 9. Platz Junioren WM 500m

2003 11. Platz Junioren WM Sprint

2003 Vize Deutsche Juniorenmeisterin 500m

2003 Bronze Deutsche Juniorenmeisterschaft Sprint

2004 Vize Juniorenweltmeisterin 500m

2004 Vize Juniorenweltmeisterin Keirin

2004 Bronze Juniorenweltmeisterschaft Sprint

2004 Deutsche Juniorenmeisterin Sprint

2004 Deutsche Juniorenmeisterin 500m

2004 Elite Bronze Deutsche Meisterschaften Sprint

2005 DM - Zweite 500m

2005 DM - Zweite Keirin

2005 EM - Dritte Junioren 500m

 



das Interview

Weltcup Moskau 2005 *

Miriam, du bist gerade aus Kapstadt von deinem Trainingslager für die Bahn-Rad WM heimgekommen. Fühlst du dich 3 Wochen vor Beginn der WM in Bordeaux schon in guter Form?

Meine Form ist recht gut. Das Trainingslager diente zum Grundlagentraining und hat seinen Sinn voll erfüllt. In den letzten Tagen im Trainingslager habe ich gemerkt, wie die Form immer besser wurde und diese möchte ich bis zur Weltmeisterschaft noch weiter steigern

 

Deine Nominierung war ja schon etwas überraschend. Wie haben du und das Team darauf reagiert und wie geht ihr mit diesem Thema in der Gruppe um?

Meine Nominierung hat mich sehr gefreut. Nach dem Weltcup in Los Angeles hätte ich nicht mehr damit gerechnet. Diese Nominierung spornt mich natürlich sehr an, jetzt möchte ich es natürlich erst recht zeigen. In der Gruppe haben wir darüber nicht gesprochen.

 

In diesem Trainingslager wurdest du auch offiziell in die Elite-Nationalmannschaft ,,aufgenommen“. Wie sah das aus? Möchtest du uns da etwas erzählen?

Zu dieser Taufe möchte ich nicht viel sagen, da sie in jedem Jahr gleich ist, und ich meinen Nachfolgern nicht die Überraschung klauen möchte. Ich kann aber sagen, dass die Taufe nicht wirklich angenehm ist.

 

Mit welchen Erwartungen fährst du zu deiner ersten Weltmeisterschaft bei der Elite?

Bei den 500 Metern möchte ich unter die ersten 10 kommen. Im Keirin und im Sprint möchte ich mich so gut wie möglich verkaufen und ein paar Erfahrungen sammeln.

 

War der Sprung von den Juniorinnen zu den Frauen sehr schwer?

Also ich persönlich hatte mir den Wechsel  schwieriger  vorgestellt. Ich muss jedoch auch sagen, dass ich gerade in letzter Zeit sehr viel trainiert habe um mir den Wechsel so leicht wie möglich zu machen. Jetzt möchte ich bei den Frauen erst einmal Fuß fassen um dann in 2 Jahren auf Augenhöhe mit den Weltbesten zu sein. Ich war zwar bei den Junioren sehr erfolgreich, aber bei den Frauen warten die Juniorenweltmeisterinnen der letzten 15 Jahre auf mich, da gibt es zahlreiche weltklasse Athleten und nicht nur 3 oder 4 starke wie bei den Juniorinnen.

 

Mit 14 Jahren bist du ja erst recht spät zum Bahnradsport gekommen. Wie kam es dazu?

Meine Mutter hat wieder geheiratet. Ihr neuer Ehemann war Radtrainer und bei uns zu Hause gingen etliche Größen des Radsportes ein und aus. Einmal ging ich mit auf die Bahn nach Dudenhofen. Dort durfte ich dann auch gleich fahren….und stürzte. Jedoch hat mir die Geschwindigkeit des Sportes gefallen und ich nahm anschließend auch an einigen Rennen teil. So hat sich das ganze dann entwickelt. Ganz wichtig ist mir allerdings, dass dies alles mein eigener Wunsch war. Auch wenn mein Stiefvater Trainer war, hat er mich nie zu etwas gezwungen. Noch heute macht mir mein Sport sehr viel Spaß.

 

Deine ganze Familie steht dem Bahnradsport sehr nahe, oder?

Ja, meine Mutter ist  Physiotherapeutin und mittlerweile auch beim BDR angestellt und auch meine jüngere Schwester hat sich dem Bahnradsport verschrieben.

 



Siegerehrung Bahn-DM 2005

Dein erfolgreichstes Jahr bis dato war die Saison 2004. Was war das für ein Gefühl, bei der Junioren-WM gleich zwei Silber und eine Bronzemedaille zu gewinnen?

Das war einfach gigantisch. Die erste Silbermedaille war einfach unglaublich, denn ich hatte mein Ziel  erreicht. Der Rest war für mich  Bonus und ich konnte locker an die anderen Rennen herangehen und mit einer weiteren Silbermedaille und einer Bronzemedaille lief es dann ja auch sehr gut. Auf dem Treppchen zu stehen war ein tolles Gefühl, gerade wenn man merkt, dass die harte Arbeit belohnt wurde.

 

Was hat sich seitdem für dich verändert? Ist der Druck von außen größer geworden bzw. setzt du dich selbst jetzt auch mehr unter Druck?

Der Druck von außen ist nicht größer geworden, ich  selbst habe mich anschließend aber schon ein wenig mehr unter Erfolgsdruck gesetzt. Jetzt bei den Frauen zählen meine Erfolge jedoch nichts mehr, ich muss mir mein Ranking erst wieder neu erarbeiten.

 

Wie kannst du dich am besten auf die Wettkämpfe vorbereiten? Hast du spezielle Methoden, um auf den Punkte genau hochkonzentriert zu sein?

Vor den großen Wettkämpfen habe ich meinen geregelten Zeitplan. 2 Stunden vor dem Wettkampf bin ich in der Halle, dann fahre ich mich warm. Direkt vor dem Wettkampf ziehe ich mich zurück, möchte ungestört sein. Um richtig in Fahrt zu kommen, höre ich beim Warmfahren kurz vor dem Rennen ,,the eye of the tiger“.

 

Deine Paradedisziplinen sind ja der Sprint, der Keirinwettbewerb und das 500 Meter Zeitfahren. Kannst du den Laien mal den Unterschied zwischen den Disziplinen erklären?

Das 500 Meter Zeitfahren ist ein  Kampf alleine gegen die Uhr. Hier wird  aus dem Stand aus einer Startmaschine gestartet. Wer am Ende die schnellste Zeit hat, hat gewonnen.

 

Beim Keirin handelt es sich um eine japanische Disziplin, es ist eine Art Kampfsprint. Dort fahren wir insgesamt 2 Kilometer. Zu Beginn fährt ein mopedartiger Derny vor uns her und zieht das Tempo hoch. 2,5 Runden vor Schluss geht der Derny raus und der Sprint ist eröffnet. Ingesamt sind hier 6 Fahrer/innen gleichzeitig auf der Bahn und kämpfen um den Sieg. Taktieren ist hierbei sehr wichtig.

 

Auch beim normalen Sprintwettbewerb ist die richtige Taktik sehr wichtig. Hier wird zuerst eine Qualifikation gefahren. Dann startet die Fahrerin mit der schlechtesten Zeit gegen die mit der besten. Hier handelt es sich um einen Zweikampf. Die Distanz beträgt 750 Meter.

 

Ein Wechsel auf die Straße kommt aufgrund deiner Sprinterdisziplinen eher nicht in Frage, oder?

Nein

 

Wie sieht eigentlich ein Jahr der Miriam Welte aus? Du bist ja meistens bei Wettkämpfen und Trainingslagern auf der ganzen Welt. Gibt es da noch ein Privatleben? Was machst du in deiner Freizeit?

Ich bin ungefähr ein halbes Jahr unterwegs, Tendenz steigend. Ob ich ein Privatleben habe? Jein! Für das Training gehen so 3 bis 6 Stunden täglich drauf. Habe ich jedoch einmal Zeit, dann treffe ich mich mit meinen Freunden, telefoniere gerne oder gehe ins Kino. Nur Discotheken sind nicht meine Welt.

 

Gab es schon Momente, wo du gedacht hast? Das ist mir das ganze nicht wert. Ich möchte ein ,,normales“ Leben führen.

Nein

 

Der Bahnradsport ist ja keine Goldgrube, weder von den Preisgeldern gesehen, noch von den Sponsorenverträgen. Wie hast du dir die nächsten Jahre vorgestellt? Wirst du deinem Sport treu bleiben oder möchtest du mit deinem vor wenigen Tagen erworbenen Abitur ein Studium anstreben?

Ich möchte auf jeden Fall mit meinem Sport weitermachen. Jetzt hoffe ich, in die Sportfördergruppe der Bundeswehr zu kommen. Dort könnte ich dann meinen Sport weiter ausüben und zusätzlich ein Fernstudium in Richtung Sportmarketing beginnen.

 

Welche Schlagzeile würdest du in der Zeitung gerne über dich lesen?

Oh, das ist schwer: ,,Olympiasieg für Miriam Welte“, das wäre sicherlich nicht schlecht.

 

Zum Schluss kommt natürlich die Frage, die jeder Journalist stellen muss: Wird Jan Ullrich dieses Jahr die Tour de France gewinnen?

(lacht) Ich denke schon, dass er in der Lage ist.

 

Danke für das Interview. Im Namen von Cycling4fans wünsche ich dir eine erfolgreiche Weltmeisterschaft.



 

&copy cycling4fans

von chris, März 2006

&copy Fotos: Peloton-Pictures.com, *Miriam Welte


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