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Länderbilanz Spanien



Egal ob Baske, Katalane, Gallizier, Andalusier oder Castiller, die Spanier haben ein schier unerschöpfliches Reservoir an guten Fahrern, die bei nahezu jedem Wettbewerb und bei fast jedem befahrbaren Untergrund vorne mitfahren können.

 

Anders aber als bei den Belgiern glänzen die spanischen Rennfahrer vornehmlich als Rundfahrer. Bei fast jeder der dreizehn Pro Tour-Etappenrennen erhielt mindestens ein Spanier aufgrund seiner Klassementplatzierung Zähler für die Pro Tour-Gesamtwertung. Nur die Deutschland-Tour sollte die Ausnahme bleiben. Diese Rundfahrt überschnitt sich zeitlich mit dem Beginn der Vuelta, die für die spanischen Fahrer logischerweise von höherer Bedeutung ist.

 

Insgesamt bei drei Rundfahrten behielten Spanier die Oberhand. Eigentlich reichte es gar zu vier Gesamtsiegen, allerdings wurde Roberto Heras bei der Vuelta des Dopings überführt und verlor hernach am grünen Tisch seinen Sieg.

 



Oscar Freire

Die anderen Rundfahrtensieger wurden mit ihren Erfolgen aber auch nicht glücklich. Aitor Gonzalez, der die Tour de Suisse gewann, wurde bei der Vuelta ebenfalls des Dopings überführt. Unter Verdacht geriet auch sein baskischer Teamkollege Inigo Landaluze, der die Dauphiné Libéré gewann. Oscar Freire wiederum, der sich Tirreno-Adriatico sicherte, musste sich mit Verletzungen herumplagen, die ihn längere Zeit außer Gefecht setzten.

 



Alejandro Valverde
Constantino Zaballa

Mehr Fortune hatte ein weiterer Sieger eines Pro Tour-Events. Die Klasika San Sebastian blieb in spanischer Hand. Constantino Zaballa siegte vor seinem Teamkollegen Joaquin Rodriguez. Die Iberer, die die Eintagesrennen bekanntermaßen nicht favorisieren, waren dennoch in diesem Segment recht erfolgreich. Alejandro Valverde konnte die Silbermedaille beim WM-Straßenrennen in Madrid auf der Habenseite verbuchen.

 

Ferner waren die Spanier bei der eigenen WM auch in der anderen Disziplin, dem Zeitfahren fleißig. Jose Gutierrez errang im Kampf gegen die Uhr den zweiten Rang, während sein Landsmann Ruben Plaza knapp an einer Medaille vorbeischrammte.

 



Juan Antonio Flecha

Im belgischen Frühjahr, wo es naturgemäß eher nichts für Spanier zu gewinnen gibt, zeigte sich Juan Antonio Flecha an vorderster Front. In Flandern blieb ihm zwar nur der 12. Platz, hingegen wurde er bei Gent-Wevelgem Zweiter. Ganz offensichtlich wurde er aber um die Früchte seiner Arbeit gebracht, als der abgeschlagene Mattan von Begleitfahrzeugen wieder herangeführt wurde. Bei Paris-Roubaix krönte er eine tolle Woche mit dem dritten Platz.

 

Weitere Podiumsplätze von ihm und seinen Landsleuten bei Klassikern blieben aus, dennoch konnten sich bei neun von 13 Klassikern Spanier in den Top Ten platzieren. Besonders hervor taten sich Freire, David Etxebarria, Angel Vicioso, Samuel Sanchez und Martin Perdiguero, die sich mehrfach vorne einreihten.

 



Samuel Sanchez
David Etxebarria
Angel Vicioso
Martin Perdiguero


Wie gesagt, die Spanier fühlen sich bei den Rundfahrten am wohlsten. Besonders im Fokus stehen dabei die Rennen, die im eigenen Land statt finden. Ironischerweise wurde von denen aber keine gewonnen, nachdem Heras nach der Vuelta disqualifiziert wurde.

 



Alberto Contador

Alberto Contador sicherte sich bei der Baskenland-Rundfahrt zumindest den dritten Rang. Weitere drei Spanier fanden sich unter den ersten Zehn ein. Bei der Katalonien-Rundfahrt kamen zwar fünf Landsleute in die Top Ten, allerdings schaffte keiner den Sprung aufs Podium.

 



Carlos Sastre
Francisco Mancebo

Alleine 13 Rennfahrer drängelten sich unter den besten 20 bei der Vuelta, die 2005 wieder fest in spanischer Obhut war. Auch wenn der Sieger kein gebürtiger Iberer ist, so bezeichnet Dennis Menchov Spanien als seine Wahlheimat. Zumindest auf dem zweiten und dritten Platz folgen Carlos Sastre und Francisco Mancebo. Besonders erwähnenswert ist dessen Saison, der bei zwei GTs exzellent abgeschnitten hat. Bei der Tour de France reichte es für einen vierten Platz, den er zunächst auch bei der Vuelta erreichte.

 



Diese Übermacht der Spanier bei der Vuelta lässt sich erklären. Viele ausländische Teams hatten ihre Saisonziele anderen Orts. Diese GT am Ende eines anstrengenden Jahres wurde vielfach nur noch als Pflichtaufgabe angesehen. Wenn ein Rennstall  keine Spanier beschäftigte, wurden folglich schwächere Teams im Vergleich zur Tour de France oder Giro aufgestellt. Ausnahmen gab es eigentlich nur dann, wenn ein Akteur früher in der Saison verletzt war, in Vertragsverhandlungen stand bzw. noch kein Ergebnis erbracht hatte. Und dieser Kreis blieb überschaubar, die Lust an der Teilnahme war bei mancher Equipe spürbar gering.

 

Auch bei Paris-Nizza umrahmten zwei Spanier den Sieger. Valverde belegte den zweiten Platz vor Zaballa. Weitere Podiumsplatzierungen gab es nicht zu vermelden, wenngleich mindestens drei Fahrer spanischer Nationalität bei acht Pro Tour-Rundfahrten in den Genuss von Pro Tour-Zählern aufgrund ihrer Klassementplatzierung kamen. Mehrfach tauchten auf solchen Plätzen Angel Gomez, Oscar Pereiro, Contador, Aitor Osa, Daniel Atienza, Oscar Sevilla, Unai Osa, Samuel Sanchez und Marcos Serrano auf. Aus Platzgründen wird auf eine Vollständigkeit der Angaben verzichtet.

 

Oscar Sevilla
Unai Osa


Allgemein zeigten sich die Spanier auch bei den anderen GTs von ihrer besseren Seite, wenn man ihr Abschneiden mal mit denen der Italiener und der Franzosen vergleicht. Bei allen drei Grand Tours findet sich unter den ersten Fünf mindestens ein Landsmann ein. Beim Giro war dies Juan Manuel Garate.

 

Bei jeder der drei GTs gab es einen spanischen Tagessieg zu feiern. Beim Giro gelang dieser nur Koldo Gil, bei der Tour jubelten Valverde, Pereiro und Marcos Serrano. Bei der Vuelta wurden acht spanische Tagessiege gezählt, von denen drei auf Fahrer des Professional Teams Comunidad Valenciana (Carlos Garcia Quesada, Ruben Plaza und Eladio Jimenez) entfielen. Zweimal freute sich Roberto Heras, außerdem reckten ihre Hand zum Zeichen des Sieges in den Himmel: Roberto Laiseka, Samuel Sanchez und Mancebo.

 

Roberto Laiseka
Koldo Gil


Insgesamt wurden 14 weitere Tageserfolge erzielt. Drei von denen schafften je Valverde und Freire. Zweimal gelang Contador das Kunststück.

 

Nur in der Pro Tour-Gesamtwertung taucht merkwürdigerweise kein Spanier unter den ersten Zehn auf. Erst auf dem 13. Rang wird der beste notiert – Mancebo. Auf dem 19. Platz wird der Fahrer aufgelistet, der bei völliger Gesundheit wohl weiter vorne gelandet wäre – Freire, der eben bei Sprintankünften aber auch bei schweren Klassikern zu guten Ergebnissen fähig ist, wie die 5. Plätze bei Mailand-San Remo und Flèche Wallone sowie der 10. Rang beim Amstel Gold Race unter Beweis stellen. 

  

Die spanische Saison war insgesamt recht erfolgreich. Auch wenn keine der einheimischen Rundfahrten gewonnen wurde, reicht es grundsätzlich zu einem positiven Gesamtfazit. Dennoch schwebt eine dunkle Wolke über der iberischen Halbinsel. Aufgrund des geringen Zuschauerinteresses bei der Vuelta und der recht häufigen Dopingmeldungen über spanische Radsportler, sieht die Zukunft nicht nur rosig aus. Man muss befürchten, dass die Sponsoren ihre Tätigkeiten einstellen, so wie es Liberty Seguros im Zusammenhang mit Heras drohend ankündigte. Ob sich im Falle des Abzuges von Sponsoren andere Finanzquellen erschließen lassen, gilt als zweifelhaft. Von daher sollte der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass man in Spanien schnell umdenken möge, denn sportlich wäre ein Verschwinden ihrer Teams fatal, da sie meist für gute Platzierungen und auch spannende Rennen sorgen.

 




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