Ebenso blieb bei den Etappenerfolgen im Rahmen der Pro Tour Zurückhaltung Trumpf. Moncoutié ergatterte noch einen bei der Baskenland-Rundfahrt, womit er neben Etappensieg bei der Tour fast für die Hälfte der französischen Tagessiege in der Pro Tour sorgte. In Erinnerung blieb der Tageserfolg beim Giro durch Christophe Le Mevel, der kurz vor dem Ziel erfolgreich aus einer Fluchtgruppe attackierte und gewann.
Der junge Anthony Charteau schaffte einen Etappensieg bei der Katalonienrundfahrt, während Samuel Dumoulin bei der heimischen Dauphiné Libéré einen Tagessieg feiern konnte. Bei der anderen kleinen Rundfahrt in Frankreich, Paris-Nizza, blieben die Franzosen bar jeden Tagessieges und ohne Top Ten-Platzierung ein höflicher Gastgeber.
In medias res gesprochen heißt es für 2005, dass man über keinen Anwärter für eine GT-Gesamtwertung verfügt. Es gibt keinen Sprinter für Etappengewinne, es existiert kein Aspirant für die Frühjahresrennen in Belgien und in der Hölle des Nordens. Auch fehlt es an dem Fahrer, der die Nachfolge von Laurent Jalabert und Richard Virenque in der Bergwertung der Tour de France antreten könnte. Mit David Moncoutié gibt es einen Akteur, der an guten Tagen evtl. ein Ergebnis bei kleinen Rundfahrten bzw. Hügelklassikern erzielen kann.
Die Kapitänsrollen der französischen Teams sind für ausländische Fahrer offensichtlich nur begrenzt lukrativ. Vermutlich sind einerseits die Finanzen und Teametats zu gering, andererseits erkennt der interessierte Fahrer auch, dass die zu erwartende Unterstützung der Teams nicht schlagkräftig genug ist. Eine Ausnahme stellt künftig vielleicht der „Aufsteiger“ Ag2r Prevoyance dar, der Mancebo verpflichtete.
Aber es gibt in der Not doch Lichtblicke:
Erst als die Franzosen gezwungen waren, mit ihren Besten als Team zusammen zu arbeiten, gab es ein positives Ergebnis zu vermelden. Bei der WM war es einer Fluchtgruppe gelungen, das Hauptfeld abzuhängen. Daraufhin spannten sich sämtliche Franzosen vor das Peloton und führten es wieder heran. Dieses Engagement trug entschieden dazu bei, dass Anthony Geslin die Bronzemedaille erringen konnte.
Aus diesem Erlebnis muss aber auch auf Seiten der Verantwortlichen das richtige Fazit gezogen werden. Erst durch eine Bündelung der Kräfte konnte die angeschlagene Grande Nation mit einem guten Resultat aufwarten. Dieses wäre eigentlich der Fingerzeig und Diskussionspunkt, unter dem sich die Funktionäre zusammensetzen sollten, um nach Lösungen und Wegen aus dem Dilemma suchen. Es mutet zwar erfreulich an, dass man mittlerweile fünf französische Rennställe in der Pro Tour hat. Angesichts der fehlenden Erfolge wäre es aber sicherlich besser, wenn es weniger wären. Denn derzeit streuen sich die Kräfte und teilen sich auf. Bei einer Reduzierung durch Fusionen auf drei Mannschaften bei Beibehaltung der jeweiligen Etats würde zwar kein neuer Bernard Hinault kreiert werden, aber vielleicht hätten es andere Fahrer leichter, auch wieder brauchbarere Ergebnisse vorzuweisen. Zudem würden junge Fahrer, die leistungsmäßig mit der Pro Tour überfordert scheinen, Zeit zur Entwicklung in unterklassigen Teams bekommen.
Man muss es so deutlich formulieren: Derzeit sind die französischen Teams meist Füllmaterial im Peloton, um das Wort Fallobst zu vermeiden.
Vermutlich wiederholen die Franzosen aber alte Fehler. Ein neuer Stern am Himmel heißt Geslin und Ende 2006 ergibt sich voraussichtlich wieder Ernüchterung, dass Monsieur Geslin wie andere zuvor hinter den Erwartungen und Wünschen zurück geblieben ist.
Ein neuer Sponsor (Caisse d’Epargne) aus Frankreich hat sich für 2006 gefunden. Er unterstützt aber lieber das spanische Team Illes Balears. Als französische Mitgift sollten möglichst die sechs besten des Landes verpflichtet werden. Dass diese Zahl hernach auf vier reduziert wurde, war dann eine angebrachte Maßnahme. Und dass Eric Berthou, Florent Brard, Mathieu Perget und Nicolas Portal Aushängeschilder des französischen Radsports sein sollen, wäre nicht jedem Fan gleich aufgefallen.