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Jadranska Magistrala (15.03. bis 20.03.05)

Dienstag, 15.03.

 

Heute sind wir nach Kroatien aufgebrochen – und das selbstverständlich nicht zu spät. Um vier Uhr morgens war Abfahrt, also bin ich um halb vier aus meinem Studentenwohnheim aufgebrochen. Und ich muß mich immer wieder fragen was die Leute da machen!? In gut einem Drittel der Fenster hat noch Licht gebrannt! Naja die haben sicher die ganze Nacht durchgelernt ... ;o)

Also sind wir los mit PKW und Bus, ich hab den Arschplatz bekommen: Beifahrer im PKW, Beinfreiheit pur und da kann man immer so prima schlafen, bäh. Aber es gibt auch gutes zu berichten: nach drei Stunden war der Trainer müde und ich durfte ans Steuer. Yes!!!! Geil, Passat heizen, das war nicht übel. Zum Ende meiner Schicht kam dann das Highlight: Wir haben an einem Parkplatz gehalten, wo wir uns ein wenig die Beine vertreten haben. Übrigens war überall meterhoher Schnee, und dann kam Hartza (Ronny Hartz) auf eine super Idee, an die ich mich noch lange erinnern werde: „Hey Jungs, soll ich mal ein paar Kontakte knüpfen?“ Er formte einen guten Schneeball und warf ihn in Richtung einer kleinen Gruppe von Italienerinnen. Also stehen da fünf Radfahrer und schauen einem Schneeball nach, der Kontakte knüpfen sollte. Und das tat er, und zwar auf einem Kopf einer süßen Italienerin ... ich konnte nicht mehr vor Lachen und den anderen ging es nicht anders!

Der Rest der Fahrt verging wie im Schulunterricht ... Poschmerzen inklusive. Um 16 Uhr waren wir angekommen in Porec/Istrien. Klarer Himmel, alles bestens – noch eine Stunde Radeln und dann war der Tag auch gut und vor allem vorbei.

 

 

Mittwoch, 16.03.

 

Heute haben wir gute 160 km trainiert, wir sind 3 x 10km EB in der Mannschaft gefahren und dann noch 30 km hinterm Motor. Ganz schön ungewohnt, mal wieder in einen so hohen Pulsbereichen zu fahren – und vor allem schmerzhaft!

So, jetzt muß ich aber mal was zum Essen hier sagen: Das ist der absolute Oberhammer, es gibt alles und das nur vom Feinsten. Gestern bin ich ins Bett gegangen und habe Bauchschmerzen gehabt, weil ich zu viel gegessen hatte – und ich weiß, dass es jeden Tag wieder so sein wird, weil es einfach zu geil ist! Sowieso ist es hier echt klasse, das Wetter ist einwandfrei, das Hotel ist klasse und die Gegend traumhaft. Also wenns nach mir ginge, würde das Trainingslager hier stattfinden und nicht im überlaufenen Mallorca! Morgen steht dann der 1,4 km lange Prolog auf dem Programm – laut Profil scheint er ziemlich flach zu sein.

 

 

Donnerstag, 17.03.

 

Um 11 Uhr war der erste Start in einem Ort 30 km vom Hotel entfernt, im Konvoi ging es dorthin damit es auch jeder findet. Die Strecke ist schön aber entspricht kaum dem angegebenen Profil: es geht bergauf in kleinen winkligen Gasse. Jeder fährt sein Ding. Bester unseres Teams wird Enrico Prix als 39., die meisten sind aber so um Platz 65 rum zu finden. Große Abstände kommen nicht zustande, viele liegen innerhalb von 5 Sekunden. Nichts dramatisches!

Nach dem Prolog sind wir noch zwei Stunden gefahren. Morgen gehts dann richtig los: 161 km stehen an. Wellig, aber sollte nicht allzu schlimm werden. Die letzten drei Kilometer haben ein extra Profil und wir haben nun den Trick erkannt: die Y-Achse ist so angelegt, dass es ziemlich flach, höchstens leicht ansteigend aussieht, sich aber bei genauerem Betrachten als 10%-Rampe herausstellt!

 

 

Freitag, 18.03.

 

Es ging äußerst gemütlich los, aber unser Trainer hatte uns zu aktiver Fahrweise angeregt und so legte Hartza (Ronny Hartz) gleich mal richtig los und verabschiedete sich nach 15 km vom Feld. Im Leipziger Christian Kux fand er einen guten Weggefährten und sie waren gut 80 km unterwegs, bis wir sie wieder gesehen haben. Auf ihrem Weg gewann Kux eine Bergwertung und Hartza eine Sprintwertung. Als die beiden gestellt wurden, ging es langsam los: Ich bin zwei Attacken mitgefahren und musste feststellen, dass ich nicht viel länger als zwei Minuten am Anschlag fahren kann. So war ich auch nicht dabei, als eine Acht-Mann-Gruppe ging, die ziemlich gut aussah! Aber auch diese Gruppe wurde wieder gefangen und so gingen wir auf die 12km lange Zielrunde mit 3 km Berg bis zum Ziel hoch. Die letzten 500m waren 12% steil, mit Kopfsteinpflaster ... drei Runden waren zu absolvieren und das Feld dezimierte sich von Runde zu Runde immer mehr. Am Ende waren nur noch Christoph Klipp und ich von uns vorne dabei. Klippi fühlte sich stärker und so habe ich ihn noch bis zum Kopfsteinpflasterstück gefahren, bei Redaktionsschluß lag das offizielle Endergebnis noch nicht vor ;o). Geiles Gefühl, endlich wieder Rennen zu fahren, die Saison ist offiziell eröffnet!

 

 

Samstag, 19.03.

 

Also, gestern ist es nichts geworden mit Klipps Top-20-Platzierung. Schade ich hab sogar noch ein wenig Rückstand bekommen! Heute war das ganze dann schon ein wenig schwerer – auch wenn das Profil wieder täuschte. Unser Ziel war es, in der Mitte des Rennens zu attackieren um drei Sprintwertungen, die innerhalb von 35 km lagen, abzuräumen und so das Trikot sicher zu haben. Dieses hat heute übrigens Hartza angehabt, eine kleine Belohnung für seinen mutigen Angriff gestern.

Ich hab ziemlich oft und hart attackiert, aber es ist nicht zum Ausritt gekommen – das Rennen war sauschnell und man ließ keinen fahren. Nach der ersten der drei Sprintwertungen, die in Deutschland übrigens alle eine Bergwertung gewesen wären, kräpelte sich dann doch eine Vierergruppe weg, die keiner ernst nahm. Mit dabei ein Deutscher: Markus Reich vom Team Hofbräu Radler Stuttgart. Dann kamen wir zum Berg (auf dem Profil nichts besonderes), der stellte sich aber als verdammt schwer heraus: ziemlich steil, schmale Straße und 6 km lang, es ging zu einer Burg rauf und bei mir lief es echt gut: ich konnte mithalten. Auch noch, als der Herr Brajkovic meinte, er müsste das Feld ein wenig zerreißen. Als wir die Burg erreichten, war auf einmal die Straße zu Ende und ein Schotterweg zeigte uns nun den Weg durch das Burgdorf. An diesem Anstieg haben sich mehrere Gruppen abgesetzt, insgesamt wohl so 20 Mann, wo kein Deutscher folgen konnte. Am besten sah Artur Gajek aus, er hat sogar attackiert konnte es aber nicht durchziehen! Danach folgte eine kurze Abfahrt und dann ging es wieder bergauf. Von uns waren nur noch Klipp und ich vorne dabei und irgendwann kam dann endlich die ersehnte Abfahrt. Das Feld füllte sich wieder auf ca. 70 Mann auf und auch unsere Mannschaft war fast komplett. Nur Hartza hatte den Anschluß verpasst, eine Mannschaft hielt den Abstand zur Spitze konstant bei einer Minute. Dann kam der letzte Anstieg ca. 20 km vorm Ziel. Die Japaner knallten voll rein und verkleinerten das Feld auf 20 Mann, von uns waren am Gipfel noch drei Mann dabei: Klipp, Prix und ich. Danach ging es leicht abfallend dem Ziel entgegen und Heinze (Christian Heinze) schaffte von uns noch einmal den Anschluß. Wir versuchten aus dem Feld rauszuattackieren, was aber nicht gelang. Der Sprint wurde sehr früh von einer Mannschaft vorbereitet und ich war zu weit hinten, um ganz vorne eingreifen zu können. An einem Hügel vorm Ziel wurden dann Heinze und Prix noch mal ein wenig abgehangen. War ein schwerer Tag heute, 190km lang. Ich denke morgen wirds aber noch schwerer: da steht unter anderem ein Kategorie 1 Berg auf dem Programm!

 

 

Sonntag, 20.03.

 

Heute also die letzte Etappe und wir vermuteten das Schlimmste. Es ging auch gleich ziemlich rasant los. Über den ersten Berg nach 25 km wurde sportlich rübergefahren, so dass der erste von uns schon die Segel streichen musste. Schümberg konnte das Tempo nicht mehr mitgehen und hatte nun noch ca. 110 km vor sich! Es ging schnell weiter, viele Attacken prägten das Rennen, wir waren aktiv dabei, jedoch die entscheidende Attacke war eine Konterattacke gegen eine, die von uns ganz gut gefahren war. Vier Mann waren dann vorne raus: ein Japaner, ein Tscheche, Martin Riska und Janec Breijkovic. Gerade jener hängte die anderen am Kategorie 1 Berg ab und fuhr alleine weiter. Das Tempo im Feld gestaltete Perutnina Ptuj, die auch den Gesamtsieger stellen. Die feuerten dann den Berg so hoch, dass oben nur noch 20 Mann dabei waren – von uns nur noch Klipp und ich. Aber Perutnina, die sich ein wenig mit Brajkovic abgesprochen hatten, ließen dass Tempo so einschlafen, dass sich das Feld fast wieder komplett auffüllte. Auch über die letzte Bergwertung fuhr das Feld fast geschlossen rüber, trotz hohem Tempo. Nun ging es zum Sprint und ich fühlte mich gut! Für mich war das Tempo zum Ziel ein wenig zu langsam, immer wieder gab es Gerangel und das Feld war breit gefächert. Bis 1000m vorm Ziel war ich trotzdem gut dabei und hatte auch noch einen Mann vor mir: Enrico Prix. Den stellte es an einer Rampe dann so auf, dass ich alleine war. Die Mannschaft vorne nahm das Tempo aus welchem Grund auch immer raus und von allen Seiten kamen sie wieder an. Nun war ich eingebaut und begann meinen Spurt wieder von Position 25 ... ich hatte guten Druck und hatte wohl die höchste Endgeschwindigkeit, aber bei dieser Ausgangsposition war nichts mehr zu machen. Das Ergebnis weiß ich noch nicht, aber es sollte so um den 15. Platz rum geworden sein.

Nun sitze ich schon im Auto, wir werden so gegen 6 Uhr morgens in Cottbus ankommen – dann habe ich noch eine Stunde Zeit und danach muß ich zur Uni. COOL!!!

 

Viele Grüße,

Christoph


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