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Cipollinis Rücktritt

 

17.07.2002 

 

Die Worte haben wir alle vernommen: "Adesso è un addio" (mein Wusch ist es aufzuhören), alleine es fehlt uns der Glaube. Mario Cipollini – Quo vadis?

 

Alles fing an mit einer kurzen Pressemitteilung Cipollinis auf seiner Homepage: Er werde zurücktreten, weil man ihn in dieser Welt des Radsports nicht mehr möchte. Die ersten Reaktionen: Schock, Fassungslosigkeit und Ungläubigkeit bei Fans, Rennfahrerkollegen, Journalisten und Radsportexperten. Das kann doch nicht sein ernst sein?!? Der beste Fahrer der laufenden Saison, einer der besten Sprinter der Radsportgeschichte überhaupt (177 Siege, u.a. 40 Etappen beim Giro d’Itallia, 12 Etappen bei der Tour de France) tritt ab – von heute auf morgen.

 

Gespannt waren alle auf die angekündigte Pressekonferenz: Montag, 15. Juli 2002, 15:25 Uhr, Ort: Hotel Holiday Inn, Florenz. Mario Cipollini spricht vor den Kameras. Was er uns zu sagen hat ist im Grunde nicht viel: er werde zurücktreten, er habe diesen Entschluß zuhause in Monte Carlo gefaßt, Gründe seien die erneute Nichtberücksichtigung für die Tour de France und das Verhalten des Sponsors seines Teams, der sich zu keinem Zeitpunkt bei ihm für seine Erfolge beim diesjährigen Giro bedankt habe. Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es noch: Er sagt, es sei momentan sein Wunsch aufzuhören, vielleicht würde er die Entscheidung in 14 Tagen schon wieder bereuen. Um gleich anzufügen: Er habe nicht oft in seinem Leben seine Meinung geändert.

 

Soweit die Fakten. Richtig schlau wird niemand daraus. Er will aufhören, sicher, vielleicht... oder doch nicht? Weiß er überhaupt selbst, was er will?

 

Mario Cipollini ist sicher keine einfache Persönlichkeit. Er sagte mal in einem Interview, er stelle extrem hohe Anforderungen an sich selbst und erwarte dies auch von seinem Umfeld, und wenn dieses dem nicht gerecht werde, könne er zur Diva werden. Doch deswegen gleich alles hinzuschmeißen nach fast 14 Jahren als Berufsrennfahrer? Da muß es noch andere Gründe geben, Gründe die wir nicht kennen und die vielleicht nicht nach außen dringen sollen.

 

Oder ist alles ganz anders und das ganze ist nur eine geschickte PR-Kampagne?!? Seit der Nichtnominierung Saecos 2001 für die Tour de France ist Cipollini über den TdF-Direktor Leblanc verärgert und läßt keine Gelegenheit aus, seine Abneigung öffentlich zu äußern. Die Bekanntgabe des Rücktritts während der Tour France war sicher ein taktischer Schachzug um zu zeigen, wie groß das Interesse an seiner Person ist, Tour de France hin oder her. In 14 Tagen könnte seine Meinung anders aussehen, sagte Cipollini in Florenz. In gut 14 Tagen befindet sich die Tour de France in der Schlußphase, also dann der Rücktritt vom Rücktritt um mal wieder Leblanc etwas zu ärgern?

 

Die Saison 2002 lief für Cipo bisher optimal: Erfüllung seines Kindheitstraumes mit dem Sieg bei dem Weltcuprennen Mailand – San Remo, Sieg beim Halbklassiker Gent – Wevelgem und dann seine beeindruckende Vorstellung beim Giro d’Italia 2002 mit sechs Etappensiegen (persönlicher Rekord). Kaum einer kann sich wirklich vorstellen, daß Cipollini freiwillig auf die Möglichkeit verzichten wird auf einer sprinterfreundlichen Strecke in Zolder Weltmeister zu werden und 2003 beim Giro d’Italia den Uraltrekord von 41 Etappensiegen von Alfredo Binda einzustellen.

 

Auf der anderen Seite ist Cipo frustiert über die aktuelle Entwicklung im Radsport mit den vielen Doping- und Drogenskandalen. Auch den mangelnden Respekt und die zunehmende Kälte in der aktuellen Welt des Radsports hat er nicht nur einmal beklagt. Fehlende Professionalität und das Desinteresse vieler Kollegen an den aktuellen Problemen sind weitere Kritikpunkte. Verläßt er also die Welt des Radsports, weil er sich dort nicht mehr zuhause fühlt? Oder weil er in anderer Funktion seinen Einfluß auf die weitere Entwicklung des Radsports, den er so liebt, geltend machen möchte?

 

Man könnte noch viel spekulieren, philosophieren, lamentieren... Wir könnten z.B. nach der Rolle seiner Frau und Kinder fragen, überlegen, ob es finanzielle Gründe gibt, oder ob er Anforderungen an sein Team hat, die erfüllt werden müssen, damit er weiterfährt oder oder oder..........eine Antwort werden wir nicht finden. Denn wir können nicht in den Sportler und Menschen Cipollini hineinschauen. DIE Antwort kann uns nur Cipollini selbst geben, wenn er sie denn überhaupt kennt.

 

Beitrag von christine

 

 

 

 

 

 


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