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Platz 3 - Gregor Mühlberger

Gregor Mühlberger

Österreich

04.04.1994

 

Fahrertyp: Allrounder

Wichtigster Erfolg: Gesamtsieg Carpathian Couriers Tour 2014

Team 2014: Tirol Cycling Team (CT)

Stagiaire: NetApp-Endura

Team 2015: noch nicht bekannt

Beste Mock-Platzierung: neu

Web: de-de.facebook.com/gregor.muhlberger

 

Höchste Mock-List-Platzierung überhaupt für einen Österreicher! Was ist da nur schliefgelaufen? Verdient Mühlberger wirklich so viel Lobpreis? Schauen wir uns das mal lieber genauer an…

 

Gregor Mühlberger ist gebürtiger Oberösterreicher und fährt seit seinem 14. Lebensjahr Rennrad. Vorher vor allem auf dem Mountainbike und auf Skiern (im Winter) unterwegs, erfolgte der Umstieg auf die dünnen Reifen nach verschiedenen Verletzungen beim Skifahren. Als Junior nicht weiter auffällig, gehörte Mühlberger trotzdem zur nationalen Elite (was nicht schwierig ist in Österreich) und landete als Neu-U23er gleich beim Tiroler Continental-Team. So waren früh Einsätze bei UCI-Rennen möglich, dazu die Rennen der heimischen „Tchibo Top.Rad.Bundesliga“. Wir verzeichnen unter anderem Top20-Platzierungen bei der polnischen Grody-Rundfahrt (2.1), bei der letzten Ausgabe der Thüringen-Rundfahrt (2.2U) und einen sechsten Platz bei den österreichischen Bergmeisterschaften. Einen ersten Sieg im Elite-Bereich landete Mühlberger bei den, nun ja, Braunauer Radsporttagen. Und das ausgerechnet im Sprint, was eigentlich zu den wenigen Schwächen Mühlbergers zählt. Wohl fühlt er sich eher am Berg und im Zeitfahren, was in der Summe hervorragende Anlagen für einen guten Rundfahrer verspricht. Eher exotisch dann der Saisonabschluss 2013: im katarischen Wüstensand der Tour of Al Zubarah (2.2) fährt Mühlberger auf allen drei Etappen unter die ersten Zehn und wird Sechster der Gesamtwertung.

 

Man konnte für 2014 einen Leistungssprung erwarten. Wie deutlich dieser dann ausfiel, war aber doch überraschend. Gleich beim ersten Renneinsatz überhaupt erringt Mühlberger seinen ersten UCI-Sieg: beim 1,9-km-Prolog der Istrian Spring Trophy (2.2) ist Mühlberger der schnellste. Zwar wird er das Führungstrikot gleich am Tag darauf wieder los (an einen gewissen Magnus Cort Nielsen, der auch die Rundfahrt gewinnt), hält jedoch einen hervorragenden vierten Platz in der Gesamtwertung bis zum Schluss. Die Form stimmt also. Beim österreichischen Saisonauftaktrennen in Leonding sprintete Mühlberger in einer elfköpfigen Spitzengruppe auf Platz zwei, nur knapp geschlagen von Teamkollege Josef Benetseder. Wenig später die Trofeo Piva (1.2U) in Italien: in einer erstklassig besetzten Spitzengruppe (u.a. Robert Power, Alexander Foliforov) ist Mühlberger der stärkste im Sprint und holt sich den Sieg. Was für ein Frühjahr! Aus den Niederungen des österreichischen Provinzradsports katapultiert sich Mühlberger binnen weniger Wochen in die Weltspitze der U23.

 

Im Mai nun die Carpathian Couriers Tour (2.2U) – eine Friedensfahrt im Kleinen, sechs Etappen im slowakisch-polnisch-tschechischen Grenzgebiet, das mit einem langen 30-km-Einzelzeitfahren aufwartet, zu dieser Jahreszeit eher ungewöhnlich im U23-Bereich. Der wellige Parcours ist wie maßgeschneidert für Mühlberger, und er gewinnt die Etappe deutlich. Jetzt heißt es „nur“ noch die so erworbene Gesamtführung bis zum Schluss zu verteidigen. Und das ist gar nicht so einfach, liegt doch mit Mock-List-Kollege Eduard Grosu ein starker Sprinter in Schlagdistanz. Und tatsächlich gewinnt Grosu die letzten beiden Etappen und schiebt sich dank Zeitbonifikationen bis auf vier Sekunden an den Österreicher heran. Aber was zählt, ist: es reicht, Mühlberger gewinnt die Rundfahrt.

 

Über diverse nationale Rennen (u.a. ein Sieg beim „Hungerburg Classic“) und das irische An Post Ras (2.2, dort immerhin ein sechster Etappenplatz) bereitet sich Mühlberger nun auf die Oberösterreich-Rundfahrt (2.2) vor, ein Highlight für sein Team und das Heimrennen für ihn selbst. Nach der kontroversen 2013er Ausgabe (Riccardo Zoidl hatte dem in gelb fahrenden Teamkollegen Markus Eibegger den sicheren Gesamtsieg durch eine späte Attacke noch weggenommen) waren es wieder zwei Teamkollegen, die das Rennen unter sich ausmachten. Doch im Gegensatz zu Zoidl hielten sich Patrick Konrad und Mühlberger an ungeschriebene Gesetze und die teaminterne Hackordnung: die (letzte) Etappe an Mühlberger, der Gesamtsieg an Konrad, mit Mühlberger knapp dahinter auf Rang zwei. Gemeinsam gelang es ihnen durch eine Attacke am Porscheberg zehn Kilometer vor dem Ziel der Etappe den bisher führenden Polen Cieslik zu distanzieren.

 

An Platz zwei musste sich Mühlberger gewöhnen, denn auch bei den österreichischen Staatsmeisterschaften war er sowohl im EZF (klar geschlagen von Matthias Brändle) als auch im Straßenrennen (unerreichbar: Riccardo Zoidl) erster Verlierer – falls man angesichts des jungen Alters überhaupt davon sprechen konnte. Seine U23-Altersgenossen ließ Mühlberger weit hinter sich und sicherte sich somit zumindest beide U23-Titel. Der wohl wichtigste Titel im österreichischen Radsport wird freilich erst bei der Österreich-Rundfahrt (2.HC) vergeben: der „Glocknerkönig“ für denjenigen, der die schnellste Zeit beim Anstieg zum Hochtor im Schatten des Großglockners fährt. Seit 2008 (Gerrit Glomser) musste Österreich hier auf einen einheimischen Sieg warten, doch Gregor Mühlberger erlöste das bangende Austria: im Anstieg ließ er die frühen Ausreißer um den späteren Tagessieger Jesse Sergent und Yoann Bagot stehen und sicherte sich bei Kälte und Nebel auf dem berühmten Pass den Sieg und die nette Prämie von knapp 2.500 Euro. Der Rest der Rundfahrt war dann herzlich egal. Im Heimatort Haidnershofen wurde Mühlberger darauf hin ein begeisterter, üblicherweise nur Tour de France-Siegern vorbehaltener Emfpang gegeben, inklusive Bürgermeister, Blaskapelle und Familientreffen. Ich zitiere aus der Presse: „Auch der Musikverein Haidershofen marschierte auf und spielte dem Rad-Profi zahlreiche Ständchen.“ Wenn das mal nichts ist!

 

Die Königskrönung Mühlbergers blieb auch im Profizirkus nicht unbemerkt, und Mühlberger bekam zusammen mit Teamkollege Konrad einen Stagiaire-Vertrag bei NetApp. Gleich im ersten Einsatz beim RideLondon Classic (1.HC) fuhr Mühlberger auf einen guten 20. Platz und durfte im Anschluss auch zur Tour of Colorado (2.HC), bevor die Vorbereitung auf die WM in den Fokus geriet. Mit Mühlberger ist auf dem anspruchsvollen Kurs in Ponferrada durchaus zu rechnen – und auch würde es wenig wundern, den „Glocknerkönig“ 2015 im Bora-Dress wiederzufinden. Ein wenig royaler Glanz kann dem halbneuen NetApp-Nachfolgeteam sicher nicht schaden…

 

 

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