Silvio Herklotz
Deutschland
06.05.1994
Fahrertyp: Rundfahrer
Wichtigster Erfolg: 6. Luxemburg - Rundfahrt
Team/Verein 2014: Team Stölting
Stagiaire: -
Team 2015: Team Stölting
Beste Mock-Platzierung: 2. (2013)
Web: www.facebook.com/pages/Silvio-Herklotz/188231284530965
Bevor wir anfangen zu jubeln, erstmal eine kritische Randnote:
Ja, was war denn das im Hochgebirge? Wir hatten doch den Toursieg 2018 schon fest notiert! Nichts konnte mehr schief gehen, außer eines Comebacks von Lance Armstrong oder einer Wiederwiederauferstehung von Jesus! Und jetzt gibt es doch ein paar leise Zweifel…unberechtigt, natürlich!
Aber zurück zum Beginn. Was Herr Klotz für eine dufte Banane ist, wurde bereits letztes Jahr beschrieben und jeder, der radsportinteressiert genug ist, dies hier überhaupt zu lesen, der weiß das sowieso. Die Erwartungen und Hoffnungen zu Saisonbeginn waren irgendwo zwischen „überirdisch“ und „eher überzogen“.
Also machte Silvio sich daran sie zu erfüllen, im April in Italien. Nachdem er am letzten Berg Simone Andreetta enteilt war, holte dieser ihn in der Abfahrt wieder und gewann den Zweiersprint beim Giro del Belvedere (1.2U). Einen Tag später revanchierte sich der Deutsche und siegte beim GP Palio del Recioto (1.2U) solo vor Robert Power. Beide Rennen waren topbesetzt, und der Stölting-Fahrer war der unangefochtene Dominator des Wochenendes.
Beim alten Henninger (1.HC) ließ Silvio das U23-Rennen links liegen. Eine gute Entscheidung, denn bei den Profis kam er mit der 19 Fahrer starken Spitzengruppe ins Ziel. Im Sprint kam er nicht über Rang 13 hinaus, vielleicht weil er Teamkollege Jan Dieteren mit zu Platz acht verhalf.
Die Szlakiem Grodow Piastowskich (2.1) bildete das nächste Highlight. Acht Fahrer, dabei neben Herklotz auch Rebellin, machten die erste Etappe und die Rundfahrt unter sich aus. Im Sprint reichte es für den damals gerade 20 Jahre gewordenen Deutschen nur zu Platz sechs. Die Gesamtwertung entscheiden musste ein 30,2 Kilometer langes Zeitfahren. Solche gingen beim Deutschen letztes Jahr ausschließlich in die Hose, im Gegensatz zu den Prologen. Die Erwartungen lagen dementsprechend tief; und sie wurden übertroffen. Rang sechs im Zeitfahren bedeutete Rang drei in der Gesamtwertung. Die ersten „Toursieger“-Fanshirts wurden in Auftrag gegeben.
Doch schnell folgte die erste Zeit der Ernüchterung. Der fest eingeplante Sieg bei der Rhône-Alpes Isère Tour (2.2) wurde nur Platz acht. Skandalös! Die Bayern – Rundfahrt (2.HC), zum ersten Mal seit Menschengedenken mit einer echten Bergankunft, sollte mindestens mit einem Top10-Platz abgeschlossen werden. Aber bereits die Bergankunft in Reit im Winkl konnte der Deutsche nur auf Platz 14 beenden, auch das Zeitfahren lief nicht. Eine Verschwörung! Und so verbrannten die ersten Herklotz-Jünger ihre Fanartikel und zogen zu Power, Haig und Carthy.
Nur drei Tage später aber schlug der Berliner magistral zurück. Die Luxemburg – Rundfahrt (2.HC) kennt zwar kein Hochgebirge, dafür aber Ardennen-Säge-Profile. Bereits im Prolog schaffte Silvio den sechsten Platz. Die zweite Etappe endete hügelauf und sorgte für Zeitabstände. Zeitgleich wurde der Deutsche hinter Breschel, Lagutin und Drucker Vierter. Auf der nächsten Etappe konnte er der massiven Tinkoff-Attacke nicht folgen, hinter den besten fünf endete Herklotz in der zweiten Gruppe und fiel von Platz drei auf sechs zurück. Dies sollte auch nach der hügeligen letzten Etappe sein Endklassement werden.
Nach einer kurzen Rennpause nahm der Stölting-Fahrer erfolglos an der flachen Meisterschaft teil, um von dort zur Europameisterschaft nach Nyon zu fahren. Dort war er – selbstverständlich – Topfavorit. Der Kurs allerdings war wohl wesentlich leichter als vor dem Rennen vermutet, 30 Mann stürmten zum Ziel und der Deutsche beendete das Rennen als Zehnter.
Beim Bergfest Giro Ciclistico della Valle d'Aosta Mont Blanc (2.2U) hätte Silvio seine Bergfestigkeit beweisen sollen, aber er wurde vor dem Rennen krank. Dementsprechend verliefen die ersten Etappen. Erst bei der dritten Etappe nach Les Esserts konnte er mit Rang neun wieder aufhorchen lassen. Auch Rang sechs im Bergzeitfahren am folgenden Tag liest sich ordentlich.
Mit diesen Ergebnissen im Rücken ging es zur Tour Alsace (2.2), die er letztes Jahr gewann. Auf der Königsetappe über den Grand Ballon konnte er dieses Jahr seine Konkurrenten nicht abhängen, er konnte ihnen auch nicht folgen. In der Gruppe um Platz sieben wurde er 13.
So bleibt festzuhalten, dass Silvio Herklotz sich im Zeitfahren scheinbar verbessert hat. Bei den schweren Hügeln gehört er weiterhin zu den absolut Besten seiner Klasse, dass er dort auch mit den Profis um Siege mitfahren kann, hat er in Luxemburg bewiesen. Bei seinen Kletterfähigkeiten allerdings gibt es ein paar Fragezeichen, da gab es dieses Jahr in der U23 bessere Fahrer als den Deutschen. Zumindest bis dato, denn die Tour de l'Avenir steht ja noch vor der Tür. Nächstes Jahr wird der ehemalige Crosser weiterhin bei Stölting fahren. Das klingt unspektakulärer als es ist, denn Stölting wird 2015 als PCT an den Start gehen.
Für die WM ist Silvio sicherlich uneingeschränkter Kapitän des deutschen Teams und Anwärter auf Edelmetall.
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