Pierre-Roger Latour
Frankreich
12.10.1993
Fahrertyp: Kletterer
Wichtigster Erfolg: 6. Tour de l’Avenir 2014
Team/Verein 2014: Chambéry CF (Elite)
Stagiaire: ---
Team 2015: Ag2r
Beste Mock-Platzierung: Neu
Web: twitter.com/p_latour
Und der nächste: ähnlich wie Vendée U beständig Profis für Europcar hervorbringt, ist Chambéry CF das klassische Farmteam für Ag2r. Nur eine Auswahl der dort in den letzten Jahren herangezüchteten Profis: Romain Bardet, Axel Domont, Ben Gastauer, Julien Bérard. Nächster in der Reihe ist also Pierre-Roger Latour, der am 3. September einen Drei-Jahres-Vertrag bei der Equipe von Vincent Lavenu unterzeichnet hat. Üblich sind für Neos eigentlich Zweijahresverträge, irgendwas muss Lavenu also dazu bewogen haben, Latour besonders lange an sich zu binden. Versuchen wir herauszufinden, was das ist…
Radsport liegt bei den Latours in der Familie, schon sein Vater war lizenzierter Renner. Mit 15 Jahren löste Latour seine erste Lizenz als cadet und wurde bald schon für höhere Weihen entdeckt: bereits als Erstjahrsjunior wurde Latour in die Nationalmannschaft berufen. 2011 dann erste wichtige Siege: Etappenerfolg bei der Regio-Tour (2.1MJ) und der Sieg beim Classique des Alpes, dem wohl schwersten französischen Junioreneintagesrennen. Gebürtig in der Drôme im Alpenvorland ist es kein Wunder, dass Latour das Interesse des benachbarten Chambéry-Teams weckte; er sollte schließlich seine komplette U23-Zeit in dem Team verbringen, das traditionell eine Heimstatt für starke Kletterer ist und auch viele Renen in bergigem Terrain bestreitet.
Gleich im ersten Espoirs-Jahr wartet Latour mit zwei Siegen bei kleineren nationalen Rennen auf, brilliert aber auch als Etappenzweiter bei der Ronde de l’Isard (2.2U). Noch besser läuft es 2013: Latour fährt jetzt auch um die Gesamtwertung bei UCI-Rennen. Zu notieren sind ein sechster Platz in der Gesamtwertung der Ronde de l’Isard (2.2U), ein achter Platz bei der Tour du Pays de Savoie (2.2) und ein siebter Platz bei der Tour du Gévaudan (2.2) – dort schon als Stagiaire bei Ag2r. Und das alles trotz eines eher verhagelten Saisonbeginns: Latour hatte sich das Schlüsselbein gebrochen und fiel mehrere Wochen aus. Zur Stagiaire-Ehre hat Latour dann wohl auch ein eher ungewöhnlicher Sieg aus dem Sommer verholfen: bei den Jeux de la Francophonie in Nizza – einer Art Olympischer Spiele der französischsprachigen Länder – gewinnt Latour das Straßenrennen. Freilich vor fünf Teamkollegen, die Konkurrenz aus Kanada, Wallonien und Marokko war dann doch nicht so stark… Ein vierter Platz bei der kleinen Lombardei-Rundfahrt (1.2) bewies zum Saisonabschluss, dass Latour auch bei (schweren) Eintagesrennen glänzen kann.
In die Saison 2014 konnte Latour recht beruhigt gehen – schon Ende 2013 hatte er signalisiert bekommen dass er 2015 bei Ag2r Profi werden würde. Der Motivation gab dies keinen Abbruch, im Gegenteil: seine wohl beste Saison bisher stand erst noch bevor. Bei Rennen wie Lüttich-Bastogne-Lüttich U23 (1.2U) und der Ronde de l’Isard noch als Helfer für seine Teamkollegen Anthony Turgis bzw. Maxime le Lavandier tätig, konnte Latour bei der Tour des Pays de Savoie (2.2) dann auf eigene Kappe fahren. Eine brutale Rundfahrt voller Berge und Bergankünfte wie gemacht für Latour. Und so fuhr der junge Franzose auf allen fünf Etappen in die Top10 und wurde Fünfter der Gesamtwertung, inmitten von durchweg älteren Konkurrenten und Profis. Als einziger U23er war Latour dann für den August-Doppelschlag mit der Nationalmannschaft nominiert: erst die Tour de l'Ain (2.1) zur Vorbereitung, dann die Tour de l'Avenir (2.Ncup) als absoluter Höhepunkt. Und was für ein Rennen Latour fuhr: bei der Ain-Bergankunft in Lelex-Mont Jura kletterte Latour auf Platz sechs, nur knapp hinter Tour-Podist Peraud oder Romain Bardet und – mal wieder – deutlich vor allen anderen U23ern. In der Gesamtwertung wurde es Rang neun – ein herausragendes Ergebnis bei einer schweren und sehr gut besetzten 2.1-Rundfahrt.
Schließlich die Avenir: vier Bergankünfte in Folge, und Latour in Hochform. Kurz sah es so aus, als ob er der einzige ist, der mit Miguel Angel Lopez mithalten kann, wie der vierte Etappenplatz in Plateau de Solaison andeutete. Bis zum Schlußtag lag er auch noch in Podiumsschlagdistanz. Erst ein kleiner Einbruch hoch nach La Toussuire, wo Latour fast zwei Minuten auf Tagessieger Vervaeke verlor, beendeten die Podiumsträume. Platz sechs in der Gesamtwertung war trotzdem aller Ehren wert – und vor allem war Latour klar bester Franzose.
So wird deutlich, warum Vincent Lavenu so ein großes Interesse an Latour gezeigt hat. Ein starker Kletterer, der Rundfahrten vorn beenden kann und auch bei schweren Eintagesrennen glänzt, ist eine hervorragende Ergänzung für wohl jedes World Tour-Team.
nominated by Offi & Mike Teunissen, presented by gardener