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Doping im Radsport



Team Telekom/T-Mobile und Doping: Hier geht es zu den Jahren:







2007 das Team T-Mobile und Doping - Schein und Sein

>>> das Team T-Mobile 2007, Fahrer und Teamleitung



spätere Geständnisse und mehr

Das dem Wechsel des Team-Managements lag die ärztliche Betreuung des Teams lag weiterhin vor allem in den Händen der beiden Freiburger Ärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich.

Nach Erkenntnissen der Kommission ergaben sich aber für 2007 keine Hinweise auf Doping. So waren z. B. für die ersten Monate 2007 weit weniger Glucocorticoide bezogen worden, wodurch der Verdacht erhärtet wurde, dass in den Jahren zuvor diese Medikamente zu Dopingzwecken benutzt worden waren.

 

2007 brachen einige Dämme und einige Personen brachen ihr Schweigen. D'HONT, Dietz, Riis, Aldag, Zabel, Henn, Bölts und Jaksche gestanden gedopt zu haben, wenn auch nur in den 1990er Jahren, lediglich Jörg Jaksche wurde deutlicher.

 

Es gab 2007 jedoch neue Dopingfälle im Team. Anfang Mai wurde Sergej Gontschar vom Team suspendiert. "Die Entscheidung zur Trennung von Gontschar traf das Team-Management nach mehreren, im Zeitraum der Suspendierung durch ein unabhängiges Gremium durchgeführten Tests sowie weiteren Informationen" (die Zeit, 19.6.2007). Prof. Walter Schmidt. zuständig für die durchgeführten Tests und deren Beurteilung meinte zu den Unregelmäßigkeiten bei Gontschar:

"Ja, da hat es Unregelmäßigkeiten gegeben. Ich kann Ihnen natürlich nicht sagen, wie groß diese waren, aber da haben wir gesehen, dass etwas Seltsames vonstattengegangen ist.

...

Es gibt bestimmte andere Bedingungen, die man erst ausschließen muss. Zum Beispiel, wenn jemand sich fünf Wochen lang auf 2000 Metern Höhe aufhält. Darauf reagieren bestimmte Athleten mit einem Anstieg von 50 oder 60 Gramm. Oder er wäre vorher lange verletzt gewesen oder hätte eine schwere Infektionskrankheit gehabt und die Hämoglobinmenge hätte vorher weit unten gelegen. Wenn man das alles ausschließen kann, gibt es aber keine andere mögliche Ursache mehr für die Steigerung.

 

Frage: Es bliebe nur die Einnahme von Erythropoietin oder Eigenblut-Doping?

Ja. Oder Fremdblut." (FAZ, 18.7.2007)

 

Während der Tour de France wurde Patrik Sinkewitz positiv auf Testosteron getestet.

Anfang September wurde dann noch Lorenzo Bernucci entlassen. Ihm war ein Appetitzügler (Sibutramin) nachgewiesen worden.

 

Alle drei Fahrer wurden für ihr Doping selbst verantwortlich gemacht, ein Verschulden der Teamleitung oder Ärzte wurde nicht festgestellt.

 

 

[>>> Geständnisse, Zeugenaussagen, Berichte]



Meldungen und Diskussionen 2007

So langsam zeichnete sich eine von Politik und Sport getragene Neufassung des Arzneimittelgesetzes ab, allerdings ohne große Änderungen. Die Nachwehen der Turiner Skiaffaire sorgten weiterhin für Schlagzeilen, doch auch Schwimmer Ian Thorpe geriet unter Dopingverdacht, ebenso wie die Skispringerelite.

Der deutsche Fußball musste sich mit seiner Dopingvergangenheit in den 70er und 80er Jahren auseinandersetzen, Marion Jones gab ihre Medaillen zurück und bat um Entschuldigung. So langsam begannen die Diskussionen um Dopingtraditionen im Olympia-Gastgeberland China und das Hin und Her um die Dopingermittlungen rund um die Operacion puerto befremdete. Dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wurden einige Ärzte zur Hypothek.

 

Heftige Kritik musste sich die Deutsche NADA anhören. Bekannt wurde, dass 2006 ca. deutsche Toppsportler, darunter 7 Olympiasieger, 32 Welt- und 28 Europameister bei 400 Trainingskontrollen nicht angetroffen worden waren und nichts dagegen unternommen wurde. Die Sache sei sogar verheimlicht worden. (Berliner Zeitung, 17.1.2007). Doch auch die Kuratoriumsbesetzung weckte Erstaunen (der Spiegel, 5.7.2007).

 

Der internationale Radsport kam bereits ab Beginn des Jahres nicht zur Ruhe. Johan Museeuw gestand im Rahmen von Dopingermittlungen Doping, Patrick Lefevere, Quick-Step, sah sich gezwungen sich gerichtlich gegen scharfe Dopinganschuldigungen zu wehren und zwischen UCI und ASO eskalierte der Machtkampf. Die ASO verwehrte dem Radsportweltverband die Einmischung bzw. Teilnahme an den von der ASO organisierten Rennen, einschließlich Tour de France.

 

Insgesamt spitzte sich die Lage des deutschen und internationalen Radsports im Jahr 2007 weiter zu. Dem 'Supergau' von 2006 folgten weitere. Entsprechend zahlreich sind die Veröffentlichungen. Ich beschränke mich wieder wie 2006 auf Artikel, die meiner Meinung nach das wesentlichste aussagen. Vollständig ist das alles nicht.



Neuanfang bei T-Mobile?

Die Frage war, konnte dem Team T-Mobile ein Neuanfang gelingen? Unter neuer Leitung und ohne ausgewiesene Stars, aber mit jungen deutschen Fahrern, ging es ins Jahr 2007. Rolf Aldag war in die Teamleitung gewechselt, Erik Zabel fuhr für Team Milram, Andreas Klöden und Matthias Keßler starteten für Team Astana, in dessen Teamleitung nun Mario Kummer und Walter Godefroot eingebunden waren.

 

Um seine Ende 2006 beschlossene Antidopingstrategie glaubwürdig und breit bekannt zu machen, lud T-Mobile im Januar zur Teamvorstellung nach Mallorca ein. Es wurde eine große Veranstaltung mit 'hunderten internationalen' Pressevertretern, Tour-de-France-Direktor Christian Prudhomme und UCI-Präsident Pat McQuaid. Die Erfolgsziele für 2007 wurden niedrig gehängt.

"Wir gehen diesen Weg und keinen anderen!", sagt T-Mobile-Sprecher Christian Frommert auf die Frage, ob es dem Prestige nicht abträglich sei, ohne Siegfahrer anzutreten. Kein Wunder: Es ist schwierig, auf dem Markt einen Spitzenprofi zu finden, der in das Null-Toleranz-Konzept passt: Wer mit Doping zu tun hat, wird entlassen. ... "Indem wir Ullrich suspendiert haben, haben wir dem Radsport eine neue Dimension gegeben". Rolf Aldag, nun Sportdirektor ergänzte "Wir haben den Anfang gemacht und wollen andere animieren, es uns gleich zu tun".

Als Beispiel dafür, dass der Kurs viel versprechend war, wurde erwähnt, dass der Versuch Alejandro Valverde einzukaufem, gescheitert sei. Hatte sich der hoffnungsvolle Spanier von dem Antidopingprogramm des Teams abschrecken lassen? (der Spiegel, 13.7.2007)

 

Im März durfte Rolf Aldag noch Zuversicht verbreiten, er lege zwar für seine Fahrer keine Hand ins Feuer, aber im Moment sei er überzeugt davon sicher, dass sie sauber unterwegs seien (der Spiegel, 19.3.2007).

Über seine Erfahrungen und sein Wissen über Jan Ullrichs Manipulationen, dem mittlerweile anhand von DNA-Tests die Lagerung von Blut bei Fuentes nachgewiesen worden war (der Spiegel, 3.4.2007), gibt er sich einige Tage später unwissend.

SPIEGEL ONLINE: Sie sind als aktiver Fahrer viel mit Jan Ullrich zusammengewesen. Kommt Ihnen angesichts der aktuellen Enthüllungen im Rückblick eigentlich manches seltsam vor?

Aldag: Nein, aber wir waren auch nicht so eng zusammen. Ich habe ihn meist nur zur Tour de France gesehen, und danach sind wir nicht zusammen in Urlaub gefahren wie es andere Fahrer getan haben. Ich würde auch jetzt noch davon ausgehen, dass er nicht während seiner ganzen Karriere in Behandlung bei Doktor Fuentes war. Das kam wohl erst im Lauf der Zeit.

...

SPIEGEL ONLINE: Wie sehr schadet der Fall Jan Ullrich dem T-Mobile Team?

Aldag: Es gibt einen Neuanfang. Das aktuelle Team hat nichts mit Jan Ullrich zu tun. Es ist schade, dass eine große Karriere so zuende geht. Es ist ja nicht so, dass wir sagen: Jan Ullrich kennen wir nicht. Das Team hat ihm viel zu verdanken. Wir haben von seinen Erfolgen profitiert und nehmen angesichts dieser Enthüllungen auch Schaden." (der Spiegel, 5.4.2007)



ich gestehe....

Im April brachte Jef D'Hont, von 1992 bis 1996 Pfleger bei Team Telekom, sein Buch auf den Markt in dem er Doping im Team Telekom unter Leitung der Ärzte Schmid und Heinrich beschrieb. Der Spiegel druckte daraus Auszüge (der Spiegel, 30.4.2007). Die Aufregungen war groß. Rolf Aldag forderte Aufklärung

""Das sind massive Beschuldigungen. Wir schauen uns nun die Beweislage genau an. Es geht nicht darum, aus dieser Sache herauszukommen. Es muss Aufklärung betrieben werden. Wir sind in der Lage, in jede Richtung zu reagieren". ... Für Aldag, der damals zum Team gehörte, ist es "unvorstellbar, dass systematisches Doping stattgefunden hat". Er habe ein reines Gewissen und niemals gedopt. Daran glaubt auch Teamchef Bob Stapleton: "Rolf vertraue ich zu hundert Prozent, und auch die Erfahrungen mit den Medizinern aus Freiburg sind bisher sehr positiv."

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Heinrich wies die Anschuldigungen via T-Mobile-Presseabteilung scharf zurück, war aber ansonsten zu keiner Stellungnahme bereit. "Die Uni-Klinik Freiburg wird massives Interesse haben, die Sache aufzuklären", sagte Aldag, und Stapleton gab Heinrich den Rat, gegen die Anschuldigungen juristisch vorzugehen, sollten sie haltlos sein: "Die betroffenen Personen sollten dann eine Klage in Betracht ziehen." (der Spiegel, 29.4.2007)

 

Anfang Mai suspendierte die Teamleitung ihre beiden Ärzte Schmid und Heinrich. Sponsor, Team, NADA, DOSB und selbst Bundeskanzlerin Merkel forderten unisimo die schon oft gehörte lückenlose Aufklärung (der Spiegel, 3.5.2007, der Spiegel, 25.5.2007).



Aufklärung brachten in den kommenden Tagen und Wochen die ehemaligen Fahrer Riis, Aldag, Zabel, Henn, Bölts, Holm. Zwar nicht lückenlos, aber immerhin erzählten sie einiges neues aus den 1990er Jahren. Lediglich Bert Dietz und insbesondere Jörg Jaksche berichteten detaillierter.

>>> Geständnisse und Aussagen

Jens Heppner, mittlerweile Sportlicher Leiter des Teams Wiesenhof Felt, stritt jedoch umgehend jegliches Wissen über oder jegliche Beteiligung am Doping ab. "Ich kann die Aussagen von Bert Dietz nicht bestätigen, es scheint mir zum Teil gelogen. ... Wenn er gedopt hat, ist das allein sein Problem." (der Tagesspiegel, 23.5.2007) Auch Steffen Wesemann (1993-2006) bestritt vehement jemals Doping angeboten bekommen zu haben: "Ich bin ja länger als Bert Dietz bei Telekom gefahren, doch komischerweise hat man mir nichts angeboten". Georg Totschnig (1997-2000) meinte: "Ich kann das von meiner Seite nicht bestätigen, ich habe das nicht so miterlebt, was die Freiburger Ärzte angeht". Danilo Hondo (1999-2002) hatte ebenfalls nicht mitbekommen. (SZ, 23.5.2007)

 

War die deutsche Radsportherrlichkeit der vergangenen Jahre nur Lug und Trug? Und welche Rolle spielte die allseits geachtete Sportmedizin an der Universität Freiburg? Fragen über Fragen, Empörung und Enttäuschung wohin man sah. Auch die Medien, insbesondere ARD und ZDF mussten ihre teamnahe (Jubel-)Berichterstattung erneut hinterfragen lassen, insbesondere als sie jetzt in den Chor derjenigen einstimmten, die sich überrascht und getäuscht gaben (der Spiegel/FAZ, 27.5.2007).

 

Für Jürgen Kindervater, ehemals Kommunikationschef der Deutschen Telekom, brach eine kleine Welt zusammen aber noch gäbe es Hoffnung.

"SPIEGEL: Woher haben Sie eigentlich damals die Sicherheit genommen, dass ausgerechnet Ihre Jungs sauber sind?

Kindervater: Vor allem durch die Aussagen der Ärzte aus Freiburg. Wir haben sie gefragt: Gibt es Doping im Team? Und beide Ärzte haben gesagt: Ganz sicher nicht. Professor Schmid war für mich eine integre Persönlichkeit. Der hat einen so offenen Blick, der weicht Ihnen auch nie aus. Ich kann mir bis heute nicht erklären, dass ein Mann wie Schmid seine ganze berufliche Karriere aufs Spiel gesetzt hat. Die Freiburger Ärzte waren für uns damals die Wächter in diesem System. Und wir haben uns gesagt: Wenn die das versichern, dann kann uns auch nichts passieren. Und heute halte ich es eigentlich noch immer für unvorstellbar, dass eine der führenden Universitätskliniken nichts gegen Doping unternommen hat. Aber nun weiß ich: Es war so. Was ich mir als Rechtfertigung vorstellen kann, ist, dass sie aus ärztlicher Verantwortung dafür sorgen wollten, dass die Fahrer nicht tot vom Rad fallen.

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Kindervater: Der Radsport war eine der herausragendsten Marketingmaßnahmen in Deutschland überhaupt mit einem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis. Eine Zeitlang wurde Spitzenradsport mit Telekom gleichgesetzt. Es ist doch gar keine Frage, dass das Team für das Image und den Bekanntheitsgrad des Unternehmens ungeheuer gut gearbeitet hat. Deswegen haben wir das Geld ja auch ausgegeben.

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SPIEGEL: Warum zieht sich T-Mobile nicht einfach aus dieser Drogensportart zurück?

Kindervater: Das wäre in der Tat die einfachste Lösung. Nur: Die einfachste Lösung ist nicht immer die beste. Ich finde es deshalb gut, wenn T-Mobile jetzt sagt: Wir sehen die großen Gefahren, aber wir geben den Kampf nicht auf. Ich respektiere diese mutige unternehmerische Entscheidung." (der Spiegel, 4.6.2007)

 

Walter Godefroot leugnete jegliche Kenntnisse über Doping im Team. "Jef D'hont weiß genau, dass ich damals nie den Gebrauch eines Medikaments erlaubt hätte, dessen Nebenwirkungen nicht bekannt sind.". Dass etwas in den 90er Jahren lief, sei ihm zwar nicht verborgen geblieben, aber es seine nur Mutmaßungen gewesen. ""Dass ich nicht wusste, was lief, bedeutet nicht, dass ich blind war für das, was sich Mitte der neunziger Jahre in die Mitte des Pelotons eingeschlichen hatte. Rennfahrer gingen auf unerklärliche Weise über ihre Möglichkeiten hinaus", so Godefroot, der damals "einen Virus, der Epo hieß" diagnostizierte. "Wer war befallen? Das war auch eine offene Frage für mich", so der Belgier weiter." (der Spiegel, 5.6.2007, FAZ, 5.6.2007). Anfang Juli verlor Godefroot aber seinen Job beim Team Astana. Seine Arbeit sei getan, hieß es. Ob es einen Zusammenhang mit den Dopingvorwürfen, insbesondere mit Jaksches Aussagen, gab, blieb unklar. Ende März hatte Astana-Chef Biver noch erklärt: "Ich kenne Walter Godefroot als ehrlichen Menschen und kann ihn nicht belasten, so lange ich keine Beweise habe. Er hat damals seine Arbeit so gut wie möglich gemacht. Da bin ich sicher und ich hoffe, er ist bei der Tour de France bei uns dabei".

Im Laufe des Jahres verklagte Godefroot Jef D'Hont wegen dessen Anschuldigung, Godefroot habe das Doping im Team finanziert, auf Schadensersatz in Höhe von 700 000 €, Steffen Wesemann schloss sich der Klage an (t-online.de, 29.3.2008). Im März 2010 ergeht ein Urteil, wonach Jef d'Hont an Walter Godefroot 7500 € zahlen muss, da er Dopingvorwürfe erhoben hatte, die er nicht ausreichend belegen konnte. Eddy Vandenhecke, der für die Finanzen des Teams Telekom verantwortlich gewesen war, erhält 2500 € (de Standaard.be, 27.3.2010).

 

Aufhorchen ließ kurz die Nachricht, Mario Kummer hätte gegenüber seinem neuen Team Astana eigenes Doping eingestanden. Doch schnell kam das Dementi: "Ich habe nichts zu gestehen. Ich bin 1996 als letzter Hänger noch ins Telekom-Tour-Team gerutscht und habe mir auf der 1. Etappe in Holland bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen. Dann war die Tour, die Riis später gewann, für mich beendet". (der Spiegel, 28.5.2007) Ob und was er insgesamt über die jahrelangen Dopingpraktiken im Team mitbekommen hatte, gab Kummer nie preis, er schwieg konstant.



Michael Hanfeld, 27.5.2007:
"Bevor wir am Donnerstag Rolf Aldag lässig erzählen sahen, wie er mit dem Doping begonnen hat, und Erik Zabel schluchzte, schauten uns Figuren an wie Dieter Poschmann im ZDF und Michael Antwerpes in der ARD, die im Inquisitorenton die Pressekonferenz des Teams T-Mobile ankündigten. Die haben ja alle gedopt! Welch eine Enttäuschung, welch ein Skandal! Die Mär vom sauberen Sport - alles Lüge! Wer hätte das nur gedacht? Sie alle haben es gedacht, geahnt, gewusst oder billigend in Kauf genommen. Sie haben die Heroen geschaffen, deren Untergang sie nun genauso lustvoll begleiten wie zuvor deren Aufstieg. ... Doch dann taucht im Ersten plötzlich jemand wie Ralf Meutgens auf. Wer ist Meutgens? ... Ein Außenseiter ... ein Verfemter der Branche - zumindest im Fernsehen -, der seine Geschichten wie sauer Bier anbieten musste und Mal um Mal abgedrängt wurde. ... Da steht er nun plötzlich, als wäre nichts gewesen, vor Antwerpes' ARD-Mikrofon und gibt zum Besten, was wir in der „Sportschau“ oder dem „Aktuellen Sportstudio“ schon vor Jahren von ihm hätten hören können: wer wie wann gedopt hat. Nur wollte das, solange Sender, Sponsoren und Rennställe noch Partner waren, keiner hören."
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Derweil entschuldigte sich Rolf Aldag bei seinen Fahrern.

" "Sie sind es, bei denen ich mich vorrangig zu entschuldigen habe. Die haben mit der Sache von damals nichts zu tun, und doch trifft es sie heute". ... Gerald Ciolek aus dem T-Mobile-Team zum Beispiel sei damals erst neun Jahre alt gewesen. "Aber er hat jetzt keine ärztliche Versorgung mehr und er wird eventuell beim Training beschimpft, weil er ein magentafarbenes Trikot anhat. Da braucht es natürlich Gespräche", sagte Aldag.

Die wichtigste Frage für ihn sei derzeit, ob ihm nach seinem Geständnis vom Team noch Vertrauen geschenkt werde. "Die Grundtendenz war die, dass die Fahrer gesagt haben: Es war falsch, aber ich weiß nicht, wie ich in dieser Situation reagiert hätte", schildert Aldag den Tenor seiner Rennfahrer. Einer habe seinem Chef offen das Misstrauen ausgesprochen und gesagt: "Du hast zwölf Jahre nicht die Wahrheit gesagt, woher weiß ich, dass du heute die Wahrheit sagst?"" (der Spiegel, 8.6.2007)

Rolf Aldag wurde Vertrauen geschenkt. Bereits vor seinem öffentlichen Geständnis erklärte dies Bob Stapleton.

Ich kann nachvollziehen, welcher Druck durch die Regeln dieser schon erwähnten Parallelgesellschaft entsteht. Ich glaube, dass Rolf heute sehr engagiert ist und sehr zu dem steht, was wir jetzt tun. Es hat eben auch bei ihm Momente der Schwäche gegeben, und jetzt müssen wir versuchen, dass wir da rauskommen und mit ihm weitermachen können.

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Natürlich haben wir beide ein paar persönliche Dinge untereinander zu klären, aber alles, was er für die Sache gemacht hat, hat mich überzeugt und war nahezu perfekt. Er hat keinen Fehler in seiner jetzigen Tätigkeit als Sportdirektor gemacht - und er hat ein angenehmes Leben für uns aufgegeben, das aus dem Absolvieren von Triathlons und einem Dasein als Fernsehexperte bestand. Aber klar, er hätte natürlich offener mit seiner Vergangenheit umgehen müssen. Dennoch: Meine Absicht ist es, mit Rolf weiter zu arbeiten. Er ist immer noch die beste Wahl für den Posten, und er ist immer noch in der Lage, den Job gut zu machen.

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Natürlich hätte er es eher tun müssen, aber er könnte ja auch weiterhin einfach nichts tun. Dass er es jetzt doch tut, spricht für ihn, denn an seiner Öffnung wird er auch persönlich arg leiden. Womit er am meisten zu kämpfen gehabt hat: Da gibt es tiefe Freundschaften und langjährige Beziehungen, und wenn man in Zukunft noch in diesem Sport arbeiten will, es ist äußerst schwierig, allem und allen gerecht zu werden. ..."

Zu den Ärzten erklärte Stapleton:

"Zugegeben, ich wusste nicht viel von ihrer Vergangenheit. Alle ihre Äußerungen waren jedoch so klar, dass es richtig schien, mit ihnen weiter zu machen. Als ich das Team im Sommer 2006 übernommen habe, war extrem viel zu tun: Wir musste Fahrer verpflichten, die Organisation neu ordnen und neue Programme für die Fahrer etablieren...

 

Und so haben Sie auch übersehen, dass Heinrich und Schmid das neue Kontrollgremium des Teams teils mit fragwürdigen Personen bestückte?

Stapleton: Nein, aus dem Gremium kannte ich eigentlich alle, bis auf die Antidoping-Experten. Massimo Testa (früherer Motorola- und Mapei-Trainingsplaner; d.Red.) ist sicher am ehesten eine provokante Besetzung, und ich wusste, dass er schon lange im Radsport tätig war. Aber er war bei uns nicht für Kontrollen zuständig, sondern nur fürs Training. Aber er war lange Arzt, und ich verstehe jetzt, wenn jemand sagt: Hm, das ist sehr komisch. Trotzdem, es sind viele unabhängige Personen in dem Gremium vertreten, und ich stehe dazu. Aber ich bin sehr, sehr ärgerlich über das fast kindische Verhalten der Freiburger Ärzte, denn eine Folge ist ja nun auch, dass meine Fahrer im Moment keine medizinische Versorgung haben. Aber wenn die Ärzte aus der Sache nicht rauskommen, werden sie auch bald sehr unglücklich über ihr kindisches Verhalten sein.

 

Können Sie denn sicher sein, dass es mit Heinrich nicht doch auch zuletzt ein Dopingsystem bei T-Mobile gab?

Stapleton: In den letzten Monaten, unter dieser strengen Aufsicht? Da bin ich absolut sicher! ..." (SZ, 23.5.2007)

 

Am 15. Mai 2007 setzte das Universitätsklinikum Freiburg in Absprache mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine Expertenkommission ein um die Dopingvorwürfe zu prüfen. Der Abschlussbericht wurde am 23. März/12. Mai vorgelegt.



zwischen Hoffnungen und Tiefschlägen

Die Ereignisse rund um Jan Ullrich und die Freiburger Sportmedizin hatten in Deutschland mittlerweile Staatsanwaltschaften und selbst das BKA auf den Plan gerufen. Konnte endlich eine gründliche Aufdeckung der Strukturen und Vorgänge erfolgen? Jürgen Maurer, Abteilungspräsident Schwere und Organisierte Kriminalität beim Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden verbreitete Optimismus:

"Das BKA ermittelt seit neun Monaten gegen Jan Ullrich, den Radprofi Oscar Sevilla und Ullrichs Berater Rudy Pevenage wegen des Verdachts des Betrugs. Haben die Aussagen des Belgiers Jef D'hont und der Radfahrer wie Erik Zabel Ihre Arbeit erleichtert?

Maurer: Für uns ist das ein großer Fortschritt, weil wir jetzt die Chance haben, das gesamte System aufzudecken. ... jede Äußerung ist für uns hilfreich. Aber wir sehen auch, dass die Sportler bisher nur über Vorkommnisse reden, die strafrechtlich schon verjährt sind. Unser Ziel sind die Hintermänner. ... Weil das, was bisher bekannt ist, wohl nur die Spitze des Eisbergs ist. Doping ist ein Riesengeschäft geworden. Und wenn wir das jetzt nicht erkennen, kann es eine Entwicklung geben, die nur noch schwer zu stoppen sein wird." (der Spiegel, 11.6.2007)

 

Im Juni 2007 musste das ohnehin in Zweifel geratene Team Astana einen seiner ehemaligen T-Mobile-Profis suspendieren. Bei Matthias Keßler wurden 'unerklärlicherweise' Spuren von Testosteron festgestellt (der Spiegel, 27.6.2007).

 

Der Radsportfrieden war vor dem Start der Tour de France nachhaltig gestört. Die Diskussion um den Umgang mit dem Dopingproblem, das durch die Enthüllungen nicht mehr weg zu drücken war, offenbarte höchst unterschiedliches Problembewusstsein. Ein tiefer Graben war zwischen den Teams entstanden. Doch auch zwischen Fahrern, der UCI und der ASI ging es hoch her. Den einen gingen die geplanten und verordneten Antidoping-Maßnahmen nicht weit genug, andere schäumten über die Zumutungen. Einige Teams, vorwiegend die französischen sowie Gerolsteiner und T-Mobile, schlossen sich spontan zu einer 'Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport' zusammen (>>> M.P.C.C.) (FAZ, 5.7.2007).

Die Berliner Zeitung sprach von des Radsports größter Krise, beobachtete allerdings Versuche, diese zum Start der Tour weg zu drücken und auszuklammern (Berliner Zeitung, 7.7.2007). Rudy Pevenage sah das sowieso alles eher als rein deutsches Problem an. "Deutschland ist jetzt schon das einzige Land, wo sie so viel Wirbel machen. Wir [Belgien] haben auch unsere Affären mit Vandenbroucke, mit Museeuw. Aber trotzdem sind die Leute noch vom Radsport begeistert, und das Thema Doping wird nicht so hart gespielt". (der Spiegel, 9.7.2007).



Tour de France 2007

Linus Gerdemann 2007

Keßlers B-Probe bestätigte sein Doping und Andreas Klöden wurde mittlerweile von viel Misstrauen begleitet. Da kam am 14. Juli Linus Gerdemanns Etappensieg sehr gelegen. Das Team T-Mobile und alle, die endlich wieder gute Nachrichten über den deutschen Radsport verkünden wollten, strahlten. Vergessen war, dass sich der junge Athlet im Vorjahr für seine Zusammenarbeit mit dem italienischen Arzt Luigi Cecchini rechtfertigen musste. T-Mobile-Sprecher Christian Frommert erklärte nach Gerdemanns Triumph voller Zuversicht "Wir glauben, dass mit Linus Gerdemann eine junge Generation aus dem Schatten der alten Garde heraustritt. Gerdemann ist jemand, der unseren offensiven Antidopingkampf voll mitträgt, der seine eigenen Ideen einbringt und nach außen vertritt."

"Denn mit Gerdemann hatte nicht nur ein mittlerweile offenbar unverdächtiger Fahrer aus einem mittlerweile offenbar unverdächtigen Team das offenbar immer noch in weiten Teilen dopingverseuchte Feld auf der ersten wichtigen Etappe der Tour abgehängt - nein, er hat auch gleich noch den deutschen Radsport gerettet und für den lang erhofften Stimmungsumschwung gesorgt.

So ließ sich zumindest die Reaktion nicht weniger deutscher Journalisten interpretieren, die neben dem Zielstrich der Ankunft des jungen deutschen Helden entgegenfieberten und auf den Bildschirmen im Presse-Unterstand jeden Meter gebannt verfolgten. "Doping war gestern! Jetzt ist Gelb!", rief einer aus, der die Tour de France seit vielen Jahren begleitet - und traf damit anscheinend genau den Gemütszustand der meisten Kollegen." (der Spiegel, 14.7.2007)

 

Auch Professor Walter Schmidt, Leiter der Sportmedizinischen Abteilung der Universität Bayreuth verbreitete Zuversicht. Das teaminterne Blutprofiling mittels Blutvolumen-Tests gab wenig Anlass für Sorgen. "Wir sind zur Tour de France nach Val d'Isère gefahren und haben bei den Profis des Teams T-Mobile Tests durchgeführt. Wir sind wie vereinbart unangemeldet gekommen, das Team wusste nichts davon. Es war bereits der dritte Test bei der Tour, diesmal am Ruhetag, und es wird nicht der letzte gewesen sein. Wir sind zum Hotel gefahren und bekamen ein Zimmer zur Verfügung gestellt, wo wir die Untersuchung durchführten. ... Die Ergebnisse liegen vor mir. Ich kann Ihnen natürlich nichts Genaues sagen. Nur so viel: Ich bin zufrieden." (FAZ, 18.7.2007)



Patrik Sinkewitz 2004

Interview Bob Stapleton, 17.7.2007:
Jüngst wurde auch T-Mobile wieder von der Dopingvergangenheit eingeholt. Es gibt Unterlagen, die den Verdacht nahe legen, Rogers, Sinkewitz und Bernhard Eisel haben als Junioren beim Team Mapei gedopt.
Ich habe keine Zweifel, dass früher bei Mapei gedopt wurde, ob meine drei Fahrer, kann ich nicht sagen. Aber für mich als Manager ist eines von viel größerer Bedeutung als persönlich darüber zu richten, was früher gewesen ist: Wie sauber sind meine Fahrer heute. ... Alle Daten, die wir zur Verfügung haben, sagen: Ja. Sie werden von allen möglichen Verbänden und Agenturen getestet. Zusätzlich auch von uns, wie etwa auf Eigenblut, was nicht alle Teams so halten. Und sie haben als erste die Antidopingerklärung unterschrieben. Sie haben alles getan, um Stellung gegen Doping zu beziehen.
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Noch am selben Tag, an dem dieser Artikel erschien, stand das Team vor einem Scherbenhaufen. Bekannt wurde, dass Patrik Sinkewitz vor der Tour bei einer Trainingskontrolle positiv auf Testosteron getestet worden war (der Spiegel, 18.7.2007). Bob Stapleton rang nach Worten:

"Er ist nur einer von mehreren Athleten, die in den Wochen vor der Tour positiv getestet wurden. Der Sport braucht so etwas: Die Fahrer müssen wissen, dass die Gefahr, beim Dopen erwischt zu werden, immer größer wird."

Auf die Frage, warum denn ausgerechnet ein T-Mobile-Fahrer gesündigt hatte, obwohl der Bonner Rennstall stets damit wirbt, das härteste interne Kontrollprogramm aller Profiteams durchzuführen, entgegnete Stapleton: "Wir führen keine Anti-Dopingtests im Team durch. Das liegt in der Verantwortung der deutschen Nationalen Antidopingagentur und der anderen Anti-Dopingagenturen." Der überhöhte Testosteronwert Sinkewitz' hätte intern sowieso nicht entdeckt werden können. "Wir kontrollieren das Blutvolumen und führen langfristrige Tests durch, aber wir testen nicht intern auf Testosteron. Wenn wir Antidopingtests im eigenen Team durchführen würden, könnte man uns vorwerfen, dass wir gezieltes Doping betreiben und das Verhalten der Fahrer damit steuern." ... Irgendwann, nach dem x-ten Statement, stellt Stapleton frustriert fest: "Ich bin sehr, sehr enttäuscht. Aber es existiert eine ganz miese Kultur des Dopings im Radsport, und es wird Jahre dauern, um sie zu ändern." (der Spiegel, 18.7.2007)

 

T-Mobile gab kund sich nun Gedanken über das weitere Sponsoring machen zu müssen und ARD und ZDF stiegen aus der Tourberichterstattung aus. Diese übernahm Sat1, was von Seiten einiger Politiker nicht gerne gesehen wurde, sei doch zu befürchten, es werde nun weniger kritisch über Doping berichtet (der Spiegel, 19.7.2007).

 

Die deutschen Medien waren sich einig, der Radsport hatte keine Chance mehr, er war tot, hatte sich selbst erledigt, hatte nun seinen endgültigen Super-Gau, schlimmer ging es nicht.



Es geht immer noch schlimmer. Alexander Vinokourov, auch einmal Teil des deutschen Vorzeige-Teams und Freund Jan Ullrichs, wurde während der Tour Fremdblutdoping nachgewiesen. Eine Razzia der französischen Polizei sorgte für hohe Aufmerksamkeit, auch wenn sie zu spät stattfand. Vino war bereits über alle Berge, doch Astana musste aus der Tour aussteigen (der Spiegel, 24.7.2007). Einen Tag später war es Cristian Moreni, der mit einem positiven Test auf Testosteron aufflog und sein Team Cofidis zum Verlassen der Rundfahrt zwang (der Spiegel, 25.7.2007). Und weiter ging es. Rabobank-Fahrer Michael Rasmussen, Träger des gelben Trikots, wurde von seinem eigenen Team aus dem Rennen genommen. Er hatte falsche Angaben zu seinen Trainingsaufenthalten gemacht und hatte so Trainingskontrollen vermieden (der Spiegel, 26.7.2007). Die Teamleitung selbst gab sich unwissend. Es folgte noch Iban Mayo mit positivem Epo-Nachweis.



2007 Warum hatten Franzosen die Tour im Fernsehen verfolgt?

- 22% wegen der Landschaft
- 20% vor allem wegen der Bergetappen
- 16% wegen des sportlichen Wettkampfes
- 16% wegen der Dopingaffairen
(Pierre Ballester, 2008)
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Nun kämpfte nicht nur der deutsche Radsport um sein Überleben, sondern nach allgemeiner Ansicht ebenfalls die Tour de France. Wobei das Doping-Geschehen durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hatte und Spannung verbreitete.

 

Doch es gab auch zaghafte Stimmen, die zumindest einen Anflug von Hoffnung erkennen ließen. Endlich greifen Antidoping-Maßnahmen und erkennbar sei ein neues Bewusstsein bei Zuschauern, Sponsoren, Veranstaltern und selbst bei Teams.



nach der Tour

Während und nach der Tour war es zu einem offenen Streit zwischen den deutschen Ausrichtern der WM und der UCI gekommen. Die Stadt Stuttgart hatte ein besonderes Antidoping-Programm erstellt und dessen Akzeptanz durch die UCI zur Bedingung der Durchführung gemacht. Die UCI musste klein beigeben, um die WM nicht zugefährden, hatte Bundesminister Schäuble doch die finanziellen Zuschüsse des Bundes von dieser Unterschrift abhängig gemacht. (der Spiegel, 2.8.2007).

 

Der BDR musste sich mit Kritik an der Auswahl seiner deutschen Fahrer auseinandersetzen. Viele wollten Andreas Klöden nicht im Team sehen, ebenso wie Erik Zabel, der sich scharfen Protesten verschiedener Seiten gegenüber sah.

 

Doch der Fortbestand des Teams T-Mobile schien gesichert.

""Wir wollen den deutschen Fans zeigen", sagte Gerdemann. "dass der Radsport in Deutschland lebt." So formulierte er am Donnerstag seine Mission, just nachdem sein Rennstall bekanntgegeben hatte, dass er auch weiterhin am großen Rad drehen wird - jedenfalls bis zum Jahr 2010. Bis dahin läuft das Engagement von T-Mobile im Radsport, und das soll auch so bleiben - trotz aller Dopingaffären im Radsport, trotz des Dopinggeständnisses des ehemaligen T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz. Dass sich T-Mobile so entscheiden würde, behauptete Gerdemann, sei schließlich keine Selbstverständlichkeit gewesen. Auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist zufrieden. Damit habe das Unternehmen "ein Zeichen gesetzt für eine bessere Zukunft des Radsports und für eine aktive Dopingbekämpfung zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit und Vorbildwirkung des Sports". (FAZ, 10.8.2007)

 

Das weitere Engagement wurde jedoch von Bedingungen des Hauptsponsors abhängig gemacht.

"So werden künftig erstmals Profis und auch das Management des Teams dazu verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz ihres Gehalts in einen Topf zu zahlen. Daraus soll, aufgestockt durch T-Mobile selbst, ein Betrag von einer Million Euro entstehen, der in den internationalen Anti-Dopingkampf fließen soll. Dazu will sich die Mannschaft von T-Mobile für weitere Dopinguntersuchungen unter der Leitung externer Fachleute zur Verfügung stellen mit dem Ziel, die Testmethoden zu verfeinern. Gespräche darüber sollen demnächst mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) und mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) geführt werden. Schließlich betonte die Deutsche Telekom AG, dass sie sich das Recht vorbehalte, bei weiteren Dopingfällen die Zeichen umgehend auf Stopp zu stellen - es wäre mithin das Ende der Beziehung zwischen T-Mobile und dem Radsport." (FAZ, 10.8.2007)

 

Anfang September musste das Team T-Mobile Lorenzo Bernucci entlassen. Ihm war ein Appetitzügler mit Sibutramin nachgewiesen worden. Der Sponsor T-Mobile nahm es jedoch gelassen und bekräftigte nicht aussteigen zu wollen und BDR-Präsident Rudolf Scharping lobte in diesem Zusammenhang den erfolgreichen Anti-Dopingkampf (der Spiegel, 4.9.2007). Der BDR selbst kam mit seinem eigenen Anti-Dopingkampf nicht voran. Seine vor zwei Monaten eingerichtete Untersuchungskommission, die herausfinden sollte, welche Rolle BDR-Mediziner und -Funktionäre in Dopingzusammenhängen spielten, löste sich auf (der Spiegel, 8.9.2007, >>> der BDR und Doping).

 

Als die Personalplanungen für 2008 anstanden, überraschte die Teamführung mit zwei gewünschten Neuzugängen, die Erstaunen hervorriefen. Zum einen war Erik Zabel wieder gefragt, George Hincapie sollte ihn begleiten. Im Gegensatz zu Aldag, der weitgehend als Sportdirektor trotz seines Geständnisses von Fahrern und Presse akzeptiert war, wurde die Wahl Zabels heftig kritisiert. Auch in Hincapie, jahrelanges Teammitglied von Lance Armstrong, sahen viele eine Altlast (der Spiegel, 27.9.2007, der Spiegel, 29.9.2007). Erik Zabel verzichtete später auf den Wechsel ins Stapleton-Team, Hincapie kam.



es war einmal...

>>> Radsport 2007
Wie in einem schlechten Film

(FAZ, 27.12.2007)
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Im Oktober 2007 beendet T-Mobile sein Rennjahr. Entsprechend dem Ethik-Code der Pro-Tour-Teams nahm es wegen der bekannt gewordenen Dopingfälle im Team die geforderten 2 Wochen Auszeit.

 

Während dieser Tage gestand Patrik Sinkewitz. Er erzählte u. a. wie er 2006 nach dem spekakulären Ausschluss Jan Ullrichs und anderer Fahrer ungerührt von Straßburg nach Freiburg gefahren war um sich Eigenblut zuführen zu lassen. Dass es dabei zu Pannen gekommen war, die ihm gesundheitlich hätten schaden können, berührte ihn anscheinend wenig. Die Rollen der beiden Ärzte Schmid und Heinrich und damit der Freiburger Sportmedizin insgesamt erschienen nach diesen Aussagen noch einmal in einem wesentlich dunkleren Licht. Langsam wurde allen klar, dass sich das teaminterne Doping bis in die jüngste Vergangenheit erstreckt hatte. Im Dezember wurde dann bekannt, dass Sinkewitz nicht allein nach Freiburg gefahren war. Belegt ist heute, dass sowohl Klöden als auch Keßler dabei waren. Das Gerücht, es habe sich um mindestens 5 Fahrer gehandelt, die im "Rheinkonvoi" zum Blutaufnehmen unterwegs waren, bestätigte sich nicht.

 

Im Telekom-Konzern brachten die Sinkewitz Enthüllungen das Fass zum Überlaufen. Ende November verkündet er den Ausstieg aus dem Radsport-Sponsoring (der Spiegel, 27.11.2007).

Telekom-Vorstand und T-Mobile International Vorstandsvorsitzender, Hamid Akhavan: "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, um uns und die Marke T-Mobile von den jüngsten Doping-Erkenntnissen im Sport und speziell im Radsport zu distanzieren. Angesichts unserer langjährigen Unterstützung für den Profi-Radsport und der Fortschritte, die das Management um Bob Stapleton zuletzt machte, ist uns dies nicht leicht gefallen." ... "wir haben auch eine Verpflichtung gegenüber unserem Kerngeschäft und damit unseren Mitarbeitern, Kunden und Aktionären." ... „Wir werden unseren Verpflichtungen im Anti-Doping-Kampf, dem wir eine nennenswerte Summe zur Verfügung stellen, unverändert nachkommen."

...

"Wir hoffen, dass die Mannschaft als unabhängige Einheit weiter arbeiten kann, um nicht nur die sportlichen Ziele zu erreichen, sondern auch weiter die Führungsrolle im Anti-Doping-Kampf einzunehmen", ergänzt Bob Stapleton. (der Spiegel, 27.11.2007)

 

Mit der Telekom verabschiedeten sich auch die Sponsoren Audi und Adidas, lediglich Fahrradhersteller Giant hielt Bob Stapletons Nachfolgeteam High Road die Treue.



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