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Platz 29 - Alex Dowsett

Alex Dowsett

Großbritannien

03.10.1988

 

Fahrertyp: Zeitfahrer

Wichtigster Erfolg: Europameister EZF U23 2010

Team/Verein 2010: Trek - Livestrong

Stagiaire: -

Team 2011: Sky (?)

Beste Mock List-Platzierung: neu

Web: twitter.com/alexdowsett

 

Die Behauptung, Alex Dowsett stecke viel Herzblut in den Sport, kommt der Realität sehr nah: Dowsett leidet unter Hämophilie (auch bekannt als Bluterkrankheit), sein Blut gerinnt bei Wunden also nur sehr langsam oder gar nicht. Radunfälle sind für den Briten also ungleich gefährlicher als für andere. Kein Wunder, dass Dowsett ursprünglich eher im Wasser zuhause war und beim Schwimmen die Grundlage für seine heutige körperliche Fitness legte. Als er den Wunsch äußerte, Radsport zu betreiben, riet ihm ein Arzt, er solle sich eher dem Schach oder dem Erlernen eines Musikinstrumentes widmen.

 

Dowsett biss sich durch und wurde zu einem der besten Junioren auf nationalem Level: er gewann die Gesamtwertung der nationalen Rennserie, wurde mehrfacher britischer Meister im EZF, nahm mit der Nationalmannschaft an Europa- und Weltmeisterschaften auf der Straße und der Bahn teil und krönte die Juniorenzeit mit dem EM-Titel in der Mannschaftsverfolgung 2006.

 

Im Rahmen der auf London 2012 ausgerichteten, breitangelegten Förderung durch British Cycling wurde Dowsett in den diversen Talent-Teams, Olympia-Entwicklungsprogrammen und der Olympic Academy optimal an den U23-Bereich herangeführt. Aus dem einheimischen Essex verlagerte er den Wohn- und Trainingssitz in die Toskana, um an der Seite von Fahrern wie Peter Kennaugh und Ben Swift Rennen vor allem in Italien zu fahren. In den vergangenen beiden Jahren gewann er die britischen Meisterschaften im EZF und wurde daraufhin jeweils für die WM nominiert. In Varese noch unter ferner liefen, kratzte Dowsett in Mendrisio mit Rang sieben und nur 16 Sekunden Rückstand auf Platz drei an den Medaillen.

 

Schon vor der WM war sich Dowsett mit dem britischen Continental-Team Rapha - Condor einig geworden, sein letztes U23-Jahr für diese Mannschaft zu fahren. Es sei denn - so die Vereinbarung - ein höherklassiges Team fragt noch an. Die von Axel Merckx geleitete und von Lance Armstrong initiierte Trek-Livestrong-Mannschaft ist zwar nicht höherklassig, aber zweifelsohne eine der besten Nachwuchsmannschaften der Welt - Dowsett sagte zu. Damit verbunden der Umzug nach Colorado, Teilnahme an RadioShack-Trainingscamps (bei denen Dowsett plötzlich einen gewissen siebenfachen Tour-Sieger an seinem Hinterrad bemerkte), Fahrer-Rabatte bei Radio Shack-Einkäufen, und ein europäisch-nordamerikanisch gemischtes Rennprogramm.

 

Mit jugendlichem Ungestüm rettet sich der Brite bei der Oman-Rundfahrt auf der vierten Etappe in die Spitzengruppe, die den pinkelpausierenden Edvald Boasson Hagen aus dem Führungstrikot gefahren hat, und sprintet dann noch um den Sieg mit, um dann am nächsten Tag massiv einzubrechen. Mit einem vierten Platz beim Prolog der Olympia's Tour (2.2), die sein Teamkollege Taylor Phinney dominiert, beginnt der Formaufbau für den Sommer. Das erste große Saisonziel steht mit den Europameisterschaften in Ankara an.

 

26 km stehen in der Gluthitze Anatoliens auf dem Programm, doch Dowsett ficht das nicht an: ungefährdet wird der Brite Europameister und damit Nachfolger Marcel Kittels. Zum Verschnaufen bleibt keine Zeit: am Freitag noch war das EM-EZF, bereits am Dienstag soll er beim Prolog des Cascade Classic im äußersten Nordwesten der USA an den Start gehen. Doch von Jetlag keine Spur: nur mit der Winzigkeit von 0,065 Sekunden muss er sich Jesse Sergent geschlagen geben. Am Schlusstag der Rundfahrt holt er diesen Sieg nach: beim Awbrey Butte Circuit Race setzt sich Dowsett auf der Abfahrt zum Ziel leicht ab und gewinnt die Etappe. Duplizität der Ereignisse ein paar Wochen später: bei der Tour of Utah ist es wiederum Phinney, der als einziger schneller im Prolog ist als Alex Dowsett. Doch hier greift der Brite bereits am darauffolgenden Tag an, wird hinter dem Fluchtgenossen David Tanner Etappenzweiter und holt sich das Trikot des Gesamtführenden - freilich nur für einen Tag. Den Leipheimers und Mancebos muss Dowsett in den Bergen noch hinterherschauen. Aber das muss ja nicht so bleiben...

 

Bei der Tour de l’Avenir (2.NCup) gab es für den Briten ein Wechselbad der Gefühl. Ein toller zweiter Platz im Prolog stellte ihn sehr zufrieden, denn erneut musste er sich nur Phinney geschlagen geben, und das betrachtet er selbst absolut nicht als Schande. Nach der zweiten Etappe kann sich Dowsett sogar mit dem Führungstrikot der wichtigsten U23-Rundfahrt überhaupt schmücken - aber nur, weil Phinney schwer gestürzt ist und weit zurückfiel. In den Bergen der zweiten Rundfahrthälfte hatte Dowsett erwartungsgemäß nichts mehr zu melden.

 

Jüngste Gerüchte deuten an, dass Dowsett 2011 nicht ganz unerwartet bei Sky fahren wird. Womit sich auch sein zweites großes Saisonziel - der Profivertrag - erfüllt hätte. Bleibt noch das letzte große Saisonziel übrig: der Weltmeistertitel im EZF der U23 in Melbourne. Vielleicht die letzte Gelegenheit für Dowsett, Phinney doch noch einmal zu schlagen. Die Form stimmt jedenfalls: eine Woche nach der Avenir gewann der junge Brite ein Zeitfahren auf nationales Ebene - und wurde dabei zum erst fünften Briten überhaupt, der die 25 Meilen unter 47 Minuten fahren konnte.

 

In jedem Fall ist Dowsett eine Bereicherung für den Profizirkus: mit seinem Engagement für die Hämophilie-Gesellschaft, mit seinen regelmäßigen Beiträgen über das Leben als Radprofi mit dieser Krankheit für das Blog bloodsweatandtyres.blogspot.com , und seiner Offenheit in Bezug auf seine Krankheit.

 

Nominiert von gardener, geschrieben von gardener




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