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Doping-Prävention / Antidoping



Antidoping: Initiativen innerhalb des Schwimmverbands Nordrhein-Westfalen

 

Bereits im Jahr 1992 hatten Dopinggegner innerhalb des Westdeutschen Schwimmverbandes feststellen müssen, dass es mit Erklärungen gegen Doping und Sonntagsreden nicht getan ist. Es war die Zeit der heftigen Auseinandersetzungen um den Umgang mit der DDR-Dopingvergangenheit und auch mit dem Umgang der immer deutlicher werdenden Dopingrealität im Westen.

Wenn sich etwas ändern sollte, musste offen über das Thema gesprochen werden, Ursachen und Bedingungen herausgearbeitet und Strategien zur Verhinderung erarbeitet werden. Aufklärung musste in den Vereinen geleistet und die Basis für eine langfristige Dopingprävention gelegt werden.

 

Um den Weg dahin zu bereiten, organisierten Bezirksvorsitzender Rudolf Böhm und Breitensportwart Ralf Meutgens des WSV Bezirks Düsseldorf im August 1992 federführend ein Antidoping-Symposium mit ausgewiesenen Antidoping-Fachleuten und Kennern der Szene. Die Organisation fand jedoch ohne Mitarbeit und Unterstützung des Landesverbandes statt.

 

Auf dem Podium fanden sich erfahrene Sportler/innen und Funktionsträger aus verschiedene Sportarten, nicht von ungefähr aus der Leichtathletik und dem Radsport. U.a. waren Liesel Westermann, die in den 70er Jahren schon die Dopingpraktiken in der Leichtathletik angeprangert hatte und darauf auch in einem Buch eingegangen war, Udo Hempel, ehemaliger Radsportbundestrainer, NRV-Radsportverbandsarzt Dr. med. Michael Misterowicz und Prof. Gerhard Treutlein von der Universität Heidelberg anwesend.

 

Harm Beyer, der erst kurze Zeit vorher seinen Posten als Antidoping-Beauftragter des DSV aufgegeben hatte, vertrat die Gegenseite und plädierte für die Freigabe des Dopings, da er keine Möglichkeiten mehr sah, diesen Sportbetrug eindämmen zu können.





Ein Bericht über das Symposium erschien im Verbands-Report von 3/1992 und kann hier nachgelesen werden:

 





Ursula Klinger, Bundestrainerin Springen:
... Mangel: Die Kontroverse war zu einseitig, da mit Harm Beyer nur ein Doping-'Befürworter' dabei war.
Positiv: Es wurde sehr offen über Doping diskutiert mit konkreten, selbst erlebten Beispielen (Mediziner, Udo Hempel, Liesel Westermann-Krieg)
-sehr positiv war auch die Offenheit Harm Beyers in Bezug auf die Darstellung der nationalen wie internationalen Dopingproblematik.
Es entstand ein Dialog, der nicht nur zwischen den Podiumsteilnehmern, sondern auch zwischen dem Podium und den "Zuhörern" geführt wurde.
...

 

Als Fazit ist zu lesen:

Wer vom Symposium sofortige Konsequenzen gegen den weltweit üblichen Mißbrauch der Sportdrogen erwartet hatte, verkennt die Realitäten. In Düsseldorf saß weniger der Sport, als vielmehr eine blindwütig auf kommerziellen Gewinn setzende Gesellschaft auf der Anklagebank. Um so bedenklicher, daß auch hohe Funktionäre unseres Deutschen Schwimm-Verbandes ihre Bereitschaft vermissen ließen, die Offensive der Anti-Doping- Front endlich mit aller Energie zu unterstützen. Da war einmal das Eingeständnis des Harm Beyer als Büromitglied, 'in den Spitzenorganisationen des Sports der FINA und der LEN wurde das Dopingproblem oft verdrängt, zumeist sogar ignoriert' und die Aussage des unter den Zuschauern weilenden amtierenden DSV-Präsidenten Klaus Henter. Den hatten wir gefragt, warum denn nicht der DSV, sondern ein kleiner Schwimmbezirk ein derartiges Symposium inszeniert hatte: .. Was wollen Sie denn, ich bin ja hier und außerdem: Wenn der Bezirk Düsseldorf im Westdeutschen Schwimm-Verband solche engagierten Anti-Doping-Verfechter wie Rudi Böhm und Ralf Meutgens hat, brauchen wir uns ja nicht auch noch um so eine Veranstaltung zu bemühen!"



2. Anti-Doping-Symposium im Schwimmverband Nordrhein-Westfalen

2008 sollte erneut ein Anti-Doping-Symposium stattfinden. Wieder waren es Rudolf Böhm und Ralf Meutgens, die initiativ wurden und eine Planung vorlegten. Gewünscht war als Veranstalter der Landesverband, der anfänglich auch seine Zustimmung über den Ausschuss Leistungssport des SV NRW erteilt hatte.

Die Planungen waren weit fortgeschritten, Ort und und Zeit standen fest, die Referenten hatten bereits zugesagt, als der Schwimmverband Nordrhein-Westfalen (ehemals WSV) einen Rückzieher machte und auf eine andere Veranstaltung des Landessportbundes verwies - die später zwar stattfand, aber ohne Teilnahme des SV.



Geplantes Anti-Doping-Symposium des Schwimmverbandes Nordrhein-Westfalen e.V. im Jahre 2008

Ethik und Dopingprävention

Samstag, 12. Januar 2008, 11.30 Uhr, Düsseldorf

 

Die Vorträge:

Theo Rous: Doping zerstört den Körper des Athleten und die Seele des Sports

Prof. Dr. Gerhard Treutlein: Vermittlung ethischer Werte als eine Grundlage der Dopingprävention, Trainer mit Schlüsselrolle

Prof. Dr. Gerhard Trosien: Sportsponsoring und Ethik

 

Das Podium:

Sonja Schöber, Athletenvertreterin des SV NRW, Schwimmsport

Theo Rous, Alpen, Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV)

Prof. Dr. Gerhard Treutlein, PH Heidelberg

Prof. Dr. Gerhard Trosien, FH Heidelberg

Herbert M. Fischer, Solms, Deutschlandfunk Köln

Willi Wülbeck, Leichtathlet und Olympiateilnehmer, Oberhausen

Hermann Sonderhüsken, Edertal, Moderation

 

Planung und Durchführung: Rudolf Böhm und Ralf Meutgens

 



Kommentar von Rudolf Böhm und Ralf Meutgens

"1992 war der Schwimmverband Rhein-Wupper (seinerzeit Bezirk Düsseldorf) im Schwimmverband Nordrhein Westfalen (seinerzeit Westdeutscher Schwimmverband), ohne es damals zu ahnen, der Zeit weit voraus. Leider, muss man aus heutiger Sicht sagen. Damals musste man vielen erklären, was Doping ist und warum man eine derartige Veranstaltung durchführt. Heute kann man Vieles nicht mehr erklären. Aber trauriger Weise könnte man dieses Symposium heute wieder genau so durchführen wie vor fast 20 Jahren. Grundlegend hat sich nichts geändert. Einzig die Namen der Medikamente.

 

Die Dopingproblematik hat sich weitaus dramatischer entwickelt, als es damals vorherzusehen war. Heute muss konstatiert werden, dass die notwendige Repression in Form von Kontrollen und Sanktionen allein aus finanzieller Sicht nicht adäquat zu realisieren ist. Darüber hinaus mehren sich juristische und analytische Unwägbarkeiten. Die einzige Kontrolle, die Erfolg versprechend sein dürfte, ist die Selbstkontrolle der Athletinnen und Athleten.

 

`Vorbeugen ist besser als Heilen´ sagt der Volksmund. Das trifft umso mehr auf die Dopingproblematik zu, deren Heilung auch in Anbetracht der Kommerzialisierung des Sports nahezu unmöglich scheint. Wenn allerdings ethische Werte das Handeln bestimmen, ist auch für Doping kein Platz mehr. Es gilt, diese Werte früh zu vermitteln.

 

Ein wichtiger Schritt ist, auch die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Das wollten die Initiatoren, die bereits 1992 verantwortlich zeichneten, auch im Jahre 2008 mit einer ähnlichen Veranstaltung. Der Schwimmverband Nordrhein-Westfalen wäre vermutlich der Zeit erneut voraus gewesen, indem er die Schwerpunkte Ethik und Dopingprävention in den Mittelpunkt der Neuauflage eines Anti-Doping-Symposiums rücken wollte.

 

Die Räumlichkeiten und die Besetzung des Podiums standen fest, zudem war ein Sponsor gewonnen worden. Mit Sonja Schöber sollte die damalige Athletenvertreterin mit auf dem Podium sitzen. Doch es kam nicht zur Durchführung des Symposiums, das ausdrücklich vom SV NRW im Ausschuss Leistungssport als Auftrag an den seinerzeitigen Landestrainer auf den Weg gebracht worden war.

 

Denn nach ersten Erfolgsmeldungen über das schnelle Zustandekommen innerhalb von sechs Wochen mit hochkarätigen Referenten lehnte der SV NRW nunmehr eine Beteiligung ab. Vielmehr verwies er auf einen späteren Zeitpunkt und auf eine Kooperation, die man mit dem LSB NRW führen wolle. Der LSB veranstaltete tatsächlich fast zwei Jahre später eine Veranstaltung, die mit geringer Teilnehmerzahl und ohne den SV NRW in der Medienlandschaft bei weitem nicht den Nachhall fand, den eine solche Veranstaltung eigentlich hätte erreichen sollen. Damit war aus unserer Sicht eine weitere Chance vergeben noch vor den Olympischen Spielen in Peking ein Zeichen in Richtung Prävention setzen zu können. Und vielleicht wäre dem SV NRW mit dem eigentlich geplanten Symposium auch ein Dopingfall erspart geblieben."

 

August 2010

 

Rudolf Böhm / Ralf Meutgens

 



1992 - 2012 Planungen für ein 3. Symposium laufen

Gegenwärtig finden Überlegungen statt das 1992er Symposium in identischer Besetzung im Jahr 2012 noch einmal durchzuführen. Mit dieser einmaligen Aktion würde vermutlich deutlich werden, wieviel Stillstand es in der Dopingthematik in den letzten 20 Jahren gegeben hat, wie wenig sich in Sachen Aufklärung und Prävention in den Verbänden, speziell im Schwimmverband, getan hat.


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