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Doping im Radsport



Dossier: Doping und der Internationale Radsportverband UCI

Im September 2013 löst Brian Cookson nach heftigen internen Diskussionen Pat McQuaid als UCI-Präsident ab. Er versprach umfassende Reformen und eine Aufarbeitung der Vorwürfe. Neben weiteren Maßnahmen wurde die Antidoping-Abteilung der UCI ausgelagert und dafür zur unabhängigen Cycling Anti-Doping Foundation (CADF), siehe >>> neue Maßnahmen der UCI im Kampf gegen Doping.

Die größte Beachtung in der Öffentlichkeit fand die Einrichtung einer Untersuchungskommission, der Cycling Independent Reform Commission CIRC, die sich mit den Doping-Verstrickungen der UCI auseinander setzen sollten. Der Bericht wurde Anfang März 2015 vorgelegt:

CIRC-Report 2015

 

Hein Verbruggen reagierte, verfasste seine Gegendarstellung und droht mit einer Klage: Hein Verbruggen

 

Ob diese Änderungen, Absichten und Erkenntnisse tatsächlich einen Wandel zum Besseren bringen und wirksam die jahrzehntelange Dopingkultur im Radsport bekämpfen, bleibt abzuwarten. Die Skepsis ist vielerorts groß, denn die alten Strukturen einschließlich belasteten Personals sind weiterhin vorhanden und flammende Lippenbekenntnisse gegen Doping gab es früher zuhauf. Die CIRC sieht jedenfalls zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts noch kaum Besserung:



Zitat CIRC-Report, S. 12:

ELITE ROAD CYCLING

The general view is that at the elite level the situation has improved, but that doping is still taking place. It was commented that doping is either less prevalent today or the nature of doping practices has changed such that the performance gains are smaller. The CIRC considers that a culture of doping in cycling continues to exist, albeit attitudes have started to change. The biggest concern today is that following the introduction of the athlete biological passport, dopers have moved on to micro-dosing in a controlled manner that keeps their blood parameters constant and enables them to avoid detection.

In contrast to the findings in previous investigations, which identified systematic doping organised by teams, at the elite level riders who dope now organise their own doping programmes with the help of third parties who are primarily outside the cycling team. At the elite level, doping programmes are generally sophisticated and therefore doctors play a key role in devising programmes that provide performance enhancement whilst minimising the risk of getting

caught.





Der Bericht der Untersuchungs-Kommission 2015 wurde in den 2012/2013 erarbeiteten c4f-Text teilweise mit Zitaten eingearbeitet.

Der CIRC-Report enthält Vieles, was im bereits vorliegenden c4f-Text angesprochen wurde, gibt aber auch noch in weitere problematische Fakten und Praxen Einblicke wie zweifelhafte Organisation von Wettkampf- und Trainingskontrollen, medizinischen Ausnahmegenehmigungen (TUE), korrupte Strukturen, Organisatation, den Umgang mit Whistleblowern u.m. .

 

--- Kontrollen-nachgereichte Attests --- 1997 Einführung des Hämatokrit-Grenzwertes von 50% --- 1998-2000 die Festina-Affaire --- 1999-2004 UCI versus WADA --- 1999-2009 Lance Armstrong und die UCI --- UCI warnt Fahrer und Teams --- Untätigkeit, fehlende Konsequenzen --- 2009 Ausbremsen des Biologischen Passes? --- der Fall Contador, Journalistenboykott --- UCI-Klagen ---



Ergänzende Informationen:





Pat McQuaid, UCI-Präsident:
"Zu meiner Zeit, als man im August ein Kriterium an das andere hängte, mussten sie Mittel nehmen um von einem zu anderen zu fahren. Anders war es nicht möglich. Das war für alle so."
(P. Ballester, Tempêtes sur le Tour)
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Spätestens seit den Büchern von David Walsh und Pierre Ballester über den 7maligen Tour de France-Gewinner Lance Armstrong musste sich die UCI immer wieder dem schweren Verdacht stellen, diesen Fahrer zu protegieren. Doch schon viel früher wurde die Rolle des Verbandes und hier insbesondere auch seines Präsidenten Hein Verbruggen, in Zusammenhang mit der Radsport-Dopingkultur hinterfragt. Durch die Ermittlungen der USADA zu Lance Armstrong und den zugrunde liegenden Zeugenaussagen ehemaliger Teammitglieder werden die Anschuldigungen gegenüber der UCI konkreter.

Vor diesem Hintergrund ist auch die große Unterstützung zu sehen, die Paul Kimmage in seiner Auseinandersetzung mit der UCI erfuhr. Der ehemalige Profi aus den 1980er Jahren brach schon Anfang der 90Jahre mit seinem Buch The Rough Ride das Schweigen über das verbreitete Doping im Radsport. Auch in späteren Jahren stellte sich der Journalist konsequent gegen das Verschweigen. Hier gibt es mehr Infos über den Paul Kimmage Defense Fund.

 

Im Folgenden sind einige Episoden, für die sich die UCI Kritik gefallen lassen musste und muss, aufgelistet. Um Genaueres zu erfahren, müsste man viel tiefer in die Strukturen und Beziehungsgeflechte der letztlich kleinen Welt Profiradsport einsteigen (s. hierzu u.a. Pierre Ballester, Tempête sur le Tour, 2008).



Kontrollen - nachgereichte Attests

- 1988 Pedro Delgado wurde bei der Tour de France positiv auf das Diuretikum Probenicid, ein Verschleierungsmittel, getestet. Damit war sein Sieg gefährdet. Die UCI hatte im Februar 1987 das Mittel auf die Verbotsliste genommen. Der spanische UCI-Präsident Luis Puig erreichte es, dass das Medikament kurzfristig von der Verbotsliste gestrichen wurde. Damit konnte Delgado als Sieger gekürt werden. 2 Wochen später kam Probenicid wieder auf die Verbotsliste. (Sport & Vie Nr. 169)

 

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clismas.com, 6.8.2012:
The myth of the UCI:
It is time for a change
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1988 Verbruggen droht Peter Stevenhaagen:
"Ich bestimme, wer positiv ist. Ich weiß verdammt gut Bescheid, was bei PDM (ehemaliges Radsportteam, Anm.d.R.) los ist."
(ad.nl, 21.11.2013
sid, 21.11.2013

1990 Hein Verbruggen, Vorsitzender der Fédération Internationale du Cyclisme Professionel:
"Ich hoffe einfach, dass Herr Roger Bambuck [franz. Minister für Jugend und Sport] endlich damit aufhört sonst etwas zu machen und zu sagen, dass Doping die Resultate verfälscht. Das ist dumm! Das verhilft ihm [dem Doping] zu einer unglaublichen öffentlichen Aufmerksamkeit; das heißt, die Wirksamkeit der Produkte zu bestätigen."
(de Mondenard, Dictionnaire, S. 323)

1991 Hein Verbruggen:
In seinem Empfehlungsschreiben an das Wahlgremium für seine Wahl zum UCI-Präsidenten steht:
[Doping] ist ohne jeden Zweifel das Hauptproblem, mit dem unser Sport konfrontiert ist. Um diese Geißel effektiv bekämpfen zu können, muss neben Kontrollen, Sanktionen, und enger Kooperation mit anderen internationalen Sport-Instanzen, der Prävention viel mehr Gewicht eingeräumt werden. Ich erwähne an dieser Stelle das Doping, da es leider ein wesentliches Problem des Radsports ist."

1994 Verbruggen droht Roussel:
"Ich kann einen Fahrer ihres Teams positiv machen, wenn ich will." Willy Voet bestätigte diese Aussage.
(Libération, 1.11.2000)
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- 1997 Laurent Brochard wurde bei der WM 1997 positiv auf das Schmerzmittel Lidokain getestet. Das nachgereichte Attest wurde von der UCI anerkannt. (Willy Voet, Gedopt, S. 137) Voet wurde 2004 und 2006 in Amsterdam gerichtlich untersagt zu behaupten UCI-Präsident Hein Verbruggen "had been linked with the establishment of antedated medical prescriptions for the administration of lidocaine in the Laurent Brochard case, and that they had tried to suppress the facts and circumstances of this same case." (cyclingnews.com, 20.5.2006) Hein Verbruggen meinte dazu 2000: "Wenn ein Arzt betrügen will, kann er das vor und nach einem Rennen." (Libération, 1.11.2000) Oder anders ausgedrückt: "Was macht es denn für einen Unterschied ob ein Zertifikat vor oder nach der Kontrolle ausgefertigt wurde? Selbst wenn es nachdatiert wurde, was ändert das?" (Bruno Roussel, Tour de vices)

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CIRC-Report, S. 170: "Lidocaine was on the list of categories of doping substances and methods." Obiges Verbruggen-Zitat wird bestätigt.

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- 1998 Robert Bartko wurde bei dem Bahnrad-Welt-Cup in Berlin positiv auf das verbotenen Schmerzmittel Lidokain getestet. Er konnte ein Attest nachreichen. (taz, 22.9.2004)

 

- 1999 Nach dem Prolog der Tour de France wurden bei 4 Fahrern Corticosteroide festgestellt: Manuel Beltran (Banesto), José Castelblanco (Kelme), Bo Hamburger (Cantina Tollo) und Lance Armstrong (US Postal Service). Alle konnten eine medizinische Ausnahmegenehmigung nachreichen (L.A. officiel. S. 179). Schlagzeilen machte allerdings nur der Fall Armstrong, der angab, wegen wunder Satteldruck-Stellen das Cortison bekommen zu haben (David Walsh, From Lance to Landis; Hamilton/Coyle, The Secret Race; USADA Reasoned Decision, Page 32/33).

Le Monde veröffentlichte im Januar 2013 Unterlagen: Le Monde, 21.1.2013.

Die UCI lieferte im Oktober 2012 hierzu diese Begründung ab. (Weitere Infos s.u.)

Im November 2013 erklärte Lance Armstrong Verbruggen habe mit ihm über den positiven Test gesprochen und gemeint, 'man müsse sich etwas einfallen lassen' (daily mail, 17.11.2013).

Hein Verburggen meinte im Januar 2013: "Man muss doch auch etwas menschlich bleiben, wenn ein Sportler mit Cotison erwischt wird. Lohnt es wirklich, sich darüber aufzuregen?" (vn.nl, 24.1.2013)

 

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CIRC-Report, S. 171ff: "Lance Armstrong was tested 15 times during the 1999 Tour and four of these tests were positive for corticocteroids, on 4, 14, 15 and 21 July 1999. According to witness statements, soon after being informed by the French Laboratory about the positive tests, direct contact was initiated between high-level UCI officials and the Armstrong entourage, during which the latter was advised to produce a medial certificate."

"According to data provided by UCI during the 1999 Tour, Lance Armstrong was one of 26 riders who tested positive for corticosteroids. They all provided a medical certificate that was authorised by Lon Schattenberg. For three of these riders, the CIRC established that "nil'" ("néant" in French) was indicated on the doping control form in the section on "remarks from fhe controlled rider and medicine taken" clearly showing that no medical presciption was declared at the time of the control by the rider to explain the presence of the doping substance in his body. On one occasion, a medical prescription was clearly faxed days after the doping control had taken place. Not one of these three riders was sanctioned by UCI."

"As discussed in the section on UCI and Anti-Doping, several interviewes advised the CIRC that after testing positive for a substance which required a medical certificate, riders were required by the UCI to provide a medical justification and consequently were not sanctioned when the medical prescription was considered adequate to explain the positive test. This policy was lenient towards riders, and failed to adhere to the strid provicions of article43 of UCI ADR."

... UCI had a very flexible approach to the application of Article 43 of its own ADR, whereby exceptions to the rules were granted without any justification. If after the Brochard case Artide 43 of the UCI ADR was considered to be unfair or inappropriate, it should have been amended or abolished by the UCI. ... Lance Armstrong admitted that he took the drug without therapeutic motivation and only to enhance his performance. His doctor issued a certificate where not only was the date wrong, but also what it attested. The CiRC consider sthat it was a case of a false medical certificate and therefore the case should have been reported to the criminal authorities and the relevant medical boards.

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1997 Einführung des Hämatokrit-Grenzwertes von 50%

dpa, 7.4.1994:
Italiens Radprofis sind in diesem Frühjahr nicht zu halten. Am Ostersonntag ließ sich Ex-Weltmeister Gianni Bugno als Sieger der Flandernrundfahrt feiern. Katalanische Woche, Mailand -- San Remo und weitere sechs Rennen waren alle Beute der Italiener. Das macht die Konkurrenz neidisch. So erschienen in den letzten Tagen in niederländischen und belgischen Zeitungen immer häufiger Artikel, in denen die Italiener der Einnahme von EPO (Erythropoiettne), ein gefährliches Aufputschmittel, beschuldigt werden. Nach dessen Einnahme sind 1990 fünf niederländische Radsportler an Herzversagen gestorben. ... Jetzt sprach der Präsident des Welt-Radsportverbandes, Hein Verbruggen, ein Machtwort. In einem offenen Brief an die Sportjournalisten Europas fordert er: "Macht Schluß mit den Gerüchten um EPO. Vergiftet nicht den Sport." Verbruggen ergreift eindeutig Partei für die italienischen Radprofis. "Ihre Erfolge sind die Früchte von zehn Jahren Arbeit. Die Italiener sichten schon als Kinder die Talente, führen sie über die Amateure zu Spitzenleistungen und haben dann gute Profis."

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Fahrer, die einen Hämatokrit über 50 % hatten, wurden ab dem Jahr 1997 aus Gründen der Gesundheitsvorsorge für 14 Tage aus den Rennen genommen. (In der ersten Zeit bedeutete dies einen erlaubten Grenzwert bis 50.9.) (Weitere Infos siehe unter c4F: Doping-Geschichte des Radsports - EPO - Erythropoetin)

 

Die ersten Blutkontrollen der UCI fanden 1997 bei Paris-Nizza statt. 3 Fahrer wurden auffällig. Allerdings hatte die UCI allen Teams eine Stunde vor der Kontrolle die Rückennummern der Männer mitgeteilt, die per Zufall ausgewählt worden waren. Erwann Menthéour, der zu den auserwählten gehörte, beschrieb die großen Anstrengungen, die bei ihm unternommen wurden um den Wert noch rechtzeitig zu senken, doch dies schlug fehl. Nichtsdestotrotz durfte er zusammen mit den beiden Spaniern, die ebenfalls in die Falle gegangen waren, zur nächsten Etappe starten, was vor allem auf die Intervention von Manolo Saiz zurückzuführen war, der ein heftiger Gegner der 50%-Regelung war. Soigneur 'Dr. Mabuse' Bernard Sainz, gelang später die Senkung, die von einem Labor auch bestätigt wurde, doch sein Team La Française de Jeux nahm Menthéour um den Schein zu wahren, aus dem Rennen.

 

Léon Schattenberg, Vorsitzender der UCI-Antidopingkommission, wandte sich am 28.5.1998 mit einem Brief an alle Fahrer, in dem er auf die Hämatokrit-Regelung hinwies und genau beschrieb, wie ein hoher Wert zu vermeiden ist.

„Meine lieben Fahrer, der missbräuchliche Gebrauch gehört ausgerottet ... Die Frist zwischen der Benachrichtigung der Fahrer und deren Präsentation im Kontrollraum beträgt 20 Minuten. Im Allgemeinen sind die medizinischen Inspektoren der UCI und die Verantwortlichen der Laboratorien zufrieden mit der Art und Weise in der die Tests ablaufen und wissen den Respekt zu schätzen, der diesen entgegengebracht wird.

Dennoch wissen wir, dass 20 Minuten einem Fahrer oder einem Pfleger, die schlechte Absichten haben, genügen, um das Blut zu manipulieren und den Hamatokrit zu senken. Eine Infusion mit Albumin-Lösung und /oder eine physiologische Lösung verdünnen das Blut vor den Tests. Nach der Blutentnahme ist es möglich, die überschüssige Flüsigkeit mittels Diuretika auszuscheiden. ... eine unkontrollierte Anwendung kann Schaden hervor rufen." Léon Schattenberg (de Mondenard, Dictionnaire, S. 739/740)



Richard Virenque, 1998:
"Warum heißt es heute, EPO sei verboten, wo die UCI es doch legalisiert hat? Immerzu war mein Hämatokrit unter 50 %, ich betrüge nicht..."
(Daniel Baal, 2004)
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Die Fahrer und Teamverantwortlichen betrachteten dieses Schreiben als Aufforderung zum kontrollierten EPO-Gebrauch wie es Richard Virenque im Festina-Prozess angab: "Warum wird heute gesagt, EPO sei verboten, wo doch die UCI es legalisiert hat? So lange mein Hämatokritwert unter 50% liegt betrüge ich nicht ..." (Daniel Baal, Tour de France). Roger Legeay, im Jahr 2000 sportlicher Leiter des Teams GAN, Präsident der Liga für den Berufsradsport, Präsident der internationalen Vereinigung der Sportgruppen (und Teams) und Vizepräsident des Französischen Radsportverbandes, musste (ebenfalls im Festina-Prozess) auf die Frage: „Diese UCI-Versammlung im Januar 1997 an der sie teilgenommen haben und an welcher der Hämatokritwert auf 50% festgelegt wurde, hat sie nicht ein kontrolliertes Doping erlaubt, also dazu beigetragen ein organisiertes Doping einzuführen?“ antworten: „Ja, es ist war, es gab perverse Effekte.“

Hein Verbruggen reagierte auf diese Interpretationen mit den Worten: "Präsident Schattenberg wollte damit lediglich ausdrücken, dass sie bestens informiert ist über die Methoden der Betrüger. Dieser Brief hatte den Zweck die Fahrer darauf hin zu weisen, dass man Maßnahmen ergreifen werde und dass man einiges verändern werde um diese Praktiken zu ändern." (Libération, 1.11.2000)



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CIRC-Report, S. 116ff: "That the peloton was EPOinfested was known to UCI leadership and is evidenced by the fact that as early as 1995 the UCI held a meeting with the heads of various laboratories to diccuss with them what could be done about EPO misuse. ... It was the various team doctors and managers who went to the UCI and begged them to start blood controls. It is this health aspect that made the UCI, and in particular Lon Shattenberg, step in, and at the end of 1996 it was decided to introduce and later on (1997) to implement the 50% haematocrit level together with the "no-start-rule".

"Information to the riders was also provided by laboratories. A rider also referred to the 2002 Vuelta when allegedly his team was advised to lower the athletes' haematocrit levels. The health tests were for the most part performed in the morning and were, thus, predictable (see below). Little targeting took place. It has been reported to the CIRC that only those riders who were "exaggerating" were specifically targeted, because they were a potential threat to cyding." ... "The message was basically that "you could dope, but not too much".

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Eric Boyer:
"Ich hoffe, dass diejenigen, denen die UCI während der letzten 15 Jahre nicht zugehört hat, nun angehört werden. ... diejenigen, die gegen Doping aussagen müssen respektiert werden. angehört. Ich kenne Fahrer, die anonym blieben oder Sportliche Direktoren, die an den Türen der höherrangigen Funktionäre, insbesondere der UCI oder denen der nationalen Verbände geklopft haben, um sie über Doping zu informieren. Doch ich habe bis heute den Eindruck, dass die UCI die Tendenz hatte diejenigen, die über die Probleme berichteten, mit disziplinarischen Maßnahmen zu überziehen."
(Libération, 23.10.2012

Jean-Cyril Robin:
1997-1998 US Postal Team;
sprach 1999 vom Radsport der zwei Geschwindigkeiten, insbesondere ausländische Teams würden weiterhin dopen. Danach sollte er vor der UCI-Disziplinar-Kommission erscheinen. Die Anhörung fand nicht statt. Kurze Zeit später gab Verbruggen Robin bei einem kurzen Treffen recht und meinte nur, man habe keine Nachweismöglichkeiten. Derweil konnte Manolo Saiz Robin offen beschimpfen.
(ouest-france, 23.10.2012)
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- Laut der Tageszeitung Libération soll Hein Verbruggen in einem Brief vom 13.4.1999 an die Radsport-Gruppierungen diese dazu aufgefordert haben nicht auf Fragen der Französischen Justiz zu antworten. (Libération, 11.5.1999)

 

- Dr. Stockhausen, in den 90er Jahren Radsport-Verbandsarzt in Deutschland, zog sich aus dieser Funktion zurück, als er merkte, dass die "Abgrenzung seriösen Handelns nicht mehr möglich war." So 1998, als in Folge des Festina-Skandals im Radsport die Maxime aufkam, keine weiteren Enthüllungen mehr zuzulassen. "Was damit gemeint war, habe ich dann bei der Hämatokritkontrolle durch die UCI erkennen müssen. Entgegen der üblichen Regel, vor der Blutentnahme zur Bestimmung des Hämatokritwertes eine Zeit von höchstens 10 Minuten zu gewähren, nach der sich die von der UCI benannten Sportler im Kontrollraum einzufinden hatte, wurde eine Vorlaufzeit von 45 Minuten gewährt. Diese Zeit ist ausreichend, um einen Hämatokritwert zu manipulieren. Nach Austausch mit meinen Kollegen aus den anderen Nationen musste ich erfahren, dass diese Vorlaufzeit für alle Mannschaften eingehalten wurde." (R. Meutgens, Doping im Radsport, S. 154ff)

 

- Hein Verbruggen, antwortet in einem Interview mit der Libération (10.1.2000) auf verschiedene Fragen zum Komplex Doping. Zum Team Festina meinte er: "Niemals hätte ich mir das Ausmaß des Dopings in einer Équipe wie Festina vorstellen können. Das war vielleicht naiv von mir, doch als ich davon hörte, zumal ich ausgezeichnete Beziehungen zu Bruno Roussel unterhielt (Sportlicher Direktor von Festina, d.Red.), fiel ich von meinem Stuhl. Dennoch hatte ich von einer schwarzen Kasse bei Festina gehört. Diese Indiskretion kam von Fahrern, die das Team gewechselt hatten. Auf meiner Agenda stand daher: "Reden mit Roussel." Unglücklicherweise, war Roussel gerade verhaftet worden, als ich zur Tour kam. Aber selbst wenn ich gewusst hätte, was wirklich abging, was hätte ich denn machen können?"

 

- Hein Verbruggen wird im November 2000 zur Verbreitung des Dopings im Peloton wie folgt zitiert:

"Es gibt eine kleine Gruppe von Betrügern; dann gibt es eine viel größere Gruppe von Fahrern, die sind gezwungen dem zu folgen, da sie sich sonst nicht in der Lage sehen zu folgen; die dritte Kategorie dopt nicht, aber greift zu erlaubten Medikamenten; die vierte, die kleinste, nimmt überhaupt nichts." (Libération vom 1.11.2000:)

 

- Der vorsitzende Richter im Festina-Prozess Daniel Delegove ging in seiner abschließenden Urteilsbegründung mit der UCI und dem französischen Radsportverband hart ins Gericht. Zur UCI meinte er, sie habe nie eine überzeugende Antidopingpolitik und -Strategie verfolgt, sondern höchstens Auswüchse bekämpft, obwohl sie, hier insbesondere Hein Verbruggen, immer bestens über die Doping-Realitäten informiert gewesen sei.

In der Begründung des Festina-Urteils wird festgehalten:

"Die UCI und ihr Präsident Hein Verbruggen wussten seit 1993 über die sehr schnelle Ausbreitung neuer Hormone wie EPO im professionellen Radsport Bescheid. Die UCI blieb jahrelang passiv bis Ende 1996, ab da sie sich aber nur damit beschäftigte, die Exesse des EPO-Missbrauchs einzudämmen und nicht das Doping an sich."* (Libération, 23.12.2000) Damit wurde die Nebenklage der UCI, ebenso wie die des FFC, verworfen, denn sie seien keine Opfer. ... Ich habe niemals eine Affaire unterdrückt. ... Ich bin praktizierender Katholik, vielleicht verzeihe ich daher den Fahrern vieles." (Libération, 6.7.2001) Delegove hält auch fest, dass Kritiker denunziert und Geständige mit Sanktionen überzogen würden als Warnung an andere, unbedingt die Omertà einzuhalten. In dieses Muster passt das Beispiel des Fahrers Jérôme Chiotti, bei dem Hein Verbruggen 1996 auf einer Sperre bestand, nachdem der FFC wegen des Geständnisses nur eine Strafe auf Bewährung ausgesprochen hatte.

[* UCI und FFC gingen in Berufung und erhielten recht, sie würden sehr wohl eine gute Antidoping-Politik verfolgen. (D. Baal, S.69)]

 

Bruno Roussel, Sportlicher Direktor des Festina-Teams, zitiert in seinem Buch Tour de vices aus der Urteilsschrift des vorsitzenden Richters. Er selbst wurde zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung sowie einer Geldstrafe über 50 000 FF verurteilt.

In den >>> hier nachzulesenden Zitaten aus Delegroves Begründung in Bezug auf die UCI finden sich Äußerungen zur Dopingakzeptanz im Peloton, wie sie ähnlich in den Zeugenaussagen gegen Lance Armstrong gemacht wurden.

 

- Patrick Keil, Richter im Festina-Prozess, meinte 2009:

"Während meiner Untersuchung merkte ich, dass es Doping auch bei anderen Teams gab. Die befragten Fahrer sagten mir alle, sie seien vom Umfang des Phänomens beim Festina-Team nicht überrascht, denn in ihren vorhergehenden Teams hatten sie auch mit Doping Bekanntschaft gemacht. ... In unserer Gesetzgebung gab es damals noch nicht den Begriff der Mittäterschaft durch Untätigkeit wie in der Clearstream-Affäre, sonst würde ich sagen, dass Leute wie Roger Legeay (Manager des Teams Crédit Agricole - Ed), Jean-Marie Leblanc (Direktor der Tour de France), Daniel Baal (ehemaliger Präsident der Französisch Radsport-Verbands) oder Hein Verbruggen (ehemaliger Präsident der UCI–internationaler Radsport-Verband) verurteilt worden wären." (c4f: der Festina-Prozess)

 

- Hein Verbruggen erklärte 2001 zu seiner Person:

"Die Leistungssteigerung liegt in der Natur des Menschen, daher sollten wir akzeptieren, dass der Athlet es es genauso macht. Aber seien wir keine Heuchler, lasst uns die Grenze zwischen erlaubten und verbotenen Produkten überdenken [insbes. Kreatin?] Achtung, ich will Doping nicht erlauben! Aber vielleicht liegt es in meinem holländischen Temperament gegenüber gewissen Dingen etwas toleranter zu sein." (Libération, 6.7.2001)



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CIRC Report: Ausführungen zu dem Verhalten der UCI-Führung im Festina-Prozess fehlen, einige Zitate findet man in Fußnoten.

"The challenge presented by endernic use of EPO and the Festina scandal placed the world of cyding in a particularly delicate situation. At this time, UCI was still at the development stage and did not yet have significant human and financal resources. Further, there was no international anti-doping agency and the response to the threat suffered from a lack of coordination. It was in the interests of all parties, particularly UCI and event organisers that the star riders were able to continue to race and that there were no doping scandals." (S. 96)

"Doping was portrayed by UCI-leadership as the faulty and surpricing behaviour of a few individuals, but not as endemic group behaviour or as a structural problem within its sport. This is evidenced inter alia by various statements attributed to Hein Verbruggen in the press. Furthermore, the UCI portrayed doping caces as erratic and unethical behaviour of certain few individuals beyond its control." (S.132)

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1999-2004 UCI versus WADA

Richard Pound, WADA, zitiert ein Gespräch mit Hein Verbruggen, UCI:
"Ich sagte Hein, wissen Sie, ihr habt ein riesiges Problem in eurem Sport.
Er sagte, was meinen Sie?
Ich sagte, Doping.
Nun sagte er, das ist die Schuld der Zuschauer.
Und ich sagte, wie bitte, die Schuld der Zuschauer?
Nun sagte er, wenn sie bei der Tour mit 25 km/h zufrieden wären, wäre alles in Ordnung. Aber, sagte er, wenn sie 41 und 42 km/h wollen, dann müssen sich die Fahrer dafür rüsten.
Und ich schüttelte nur den Kopf und sagte, nun, du bist der erste der es zu hören bekommt, ihr habt ein großes Problem!"
(ARD, Geheimsache Doping, 27.10.2012)

Richard Pound:
"Während meines Treffens mit der UCI im April 2006 fiel ich fast vom Stuhl, als Hein Verbruggen sagte, dass die UCI aufgrund der wenigen positiven Fälle zu dem Schluss kam, sie hätten kein Dopingproblem im Radsport und daher dächten sie ernsthaft darüber nach, die Anzahl ihrer Kontrollen zu reduzieren."
(Pound, inside dope)

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2004 war die UCI als einer der letzten olympischen Verbände bereit den ab 2003 gültigen WADA-Code zu unterschreiben. (>>> UCI CYCLING REGULATIONS) Ansonsten hätte sie nicht an den Olympischen Spielen 2004 teilnehmen können. Wichtiger Kritikpunkt war über die Jahre hin die feste Zweijahressperre, die der UCI zu hoch war, sie wollte flexiblere Sanktionen. Die UCI, bzw. Verbruggen, sah vor allem die Berufsausübung der Fahrer gefährdet. Der Aspekt, dass der Profiradsport als Sportart zu betrachten sei, spielte eine untergeordnete Rolle. Eine Auffassung, die schon in den 60er Jahren bei vielen Radfahrern verbreitet war, so auch bei Rudi Altig (Professionalisierung - Amateure).

(dailypeloton.com, 18.2.2003: The UCI’s Hein Verbruggen on the World Anti-Doping Code)

 

John Hoberman meinte hierzu:

"Verbruggen’s disdain is unconvincing because it ignores the economic facts of life he has acknowledged on other occasions, namely, the fact that that riders are workers who do not want to lose their jobs and who may well sue their federation to keep them. That is why the UCI opposed the two-year doping ban proposed by the IOC at its World Anti-Doping Conference in February 1999. The job security of professional athletes, according to this view, should not be contingent on their demonstrated abstinence from work-related drug use. At the same time, this sort of pragmatism does not accommodate ethical objections to doping, which are regarded as a gratuitous kind of nest-fouling that endangers the community as a whole.

The conflict between employment-related doping and official demands for drug-free sport has put cycling officials in a difficult position." (VeloNews, 4.1.2013

 

2002 kam es zwischen UCI und WADA zu einer heftigen Kontroverse anlässlich der positiven Probe von Igor Gonzales de Galdeano während der Tour de France. Der bei Galdeano mittels einer WADA-Trainingskontrolle festgestellte hohe Salbutamol-Wert war laut UCI-Reglement erlaubt, da der Fahrer eine Ausnahmegenehmigung hatte und die UCI keinerlei Begrenzung nach oben festgelegt hatte. Die UCI erlaubte Galdeano die Tour zu Ende zu fahren. Die WADA hinterfrug die Praxis der Ausnahmegenehmigungen und unterstellte damit offen Doping.

"Die Weltantidoping-Agentur Wada hatte daraufhin die UCI heftig kritisiert: Alain Garnier, Arzt und Direktor des europäischen Wada-Büros, erklärte, der Wert übertreffe nicht nur die zulässige Grenze von 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin – er sei sogar „extrem selten, fast außergewöhnlich, er lässt sich nicht mit einer normalen therapeutischen Maßnahme erklären“. Weshalb eine Überdosis zum Zweck der unerlaubten Leistungssteigerung nicht ausgeschlossen werden könne." (SZ, 2.5.2003)

 

Ne convient-il pas de réformer le système des justifications thérapeutiques, qui peut permettre certaines dérives ?

Oui, il le faut. Nous devons être très prudents à l'égard de ces documents. Les athlètes ne doivent pas jouer avec ça, mais, en même temps, nous ne pouvons pas les empêcher de se soigner quand ils sont réellement malades. Les justifications thérapeutiques doivent pouvoir être vérifiées par des médecins indépendants. De plus en plus d'athlètes souffrent d'asthme. Cela provoque la suspicion." (Le Monde, 21.7.2002)

 

Das Französische Antidoping-Kommittee sperrte Galdeano dann 2003 auf der Basis des 2003 in Kraft getretenen ersten Welt-Antidoping-Codes. Dieser Code war auch bereits Grundlage der WADA-Einschätzung von Galdeanos Test. (der Spiegel, 18.7.2002) Hein Verbruggen war in Folge dieses Falles so wütend auf die WADA, dass er seinen Posten in der Gründungsversammlung der Welt-Antidoping-Agentur hin schmiss. Er verließ WADA Council und WADA Executive Board am 31.12.2002. Dies sei aber allein aus zeitlichen Gründen geschehen (dailypeloton.com, 18.2.2003).

 

Nahrung erhielt das Zerwürfnis WADA-UCI durch den Bericht der WADA zur Tour de France 2003 (WADA Independent Observer Report Tour de France 2003). Die UCI war empört über die Veröffentlichung des angeblich vertraulichen Berichts und schloss vorerst die WADA von allen UCI-Rennen aus. (Taipeh Times, 26.9.2003).

David Howman wird im November 2012 hierzu wie folgt zitiert:

"Howman also discussed the UCI’s often frosty relationship with WADA over the past decade, stating that WADA’s observers had been intimidated during their work at the 2003 Tour de France: “Yes, that summer, the UCI tried to intimidate WADA, our observers, like Armstrong himself did with the peloton… We were cast aside by the UCI.”

Since then, WADA’s observers have been present at only one Tour de France, 2010, when they were called in following a dispute between the UCI and the French Anti-Doping Agency (AFLD) over additional testing at the race.

“We did the job in 2003, but apart from 2010, we haven’t been invited again,” Howman said. “We don’t have the financial means to impose ourselves, so we needed the UCI and the organisers to ask us. It’s a simple problem of resources for us.” (cn, 22.11.2012)

 

Die Kontroversen zwischen WADA und UCI gingen in Verbindung mit Lance Armstrong weiter und verschärften sich noch, s.u..



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CIRC-Report, S. 107ff: Der Bericht zitiert die verschiedenen oben erwähnten Konfliktpunkte.

"Acording to UCI, WADA's role was to assist sports federation, but not to criticise them nor interfere in the governance of the federation's (anti-doping) policy. Of course it is well-known that, from the very beginning, WADA assumed a different role. This inevitably lead to konflicts, since it was precisely these kinds of public discussions and moral finger-pointing that UCI leadership had always tried to suppress within its sphere of control, because it was felt that it was detrimental to the development of cyding (see below). WADA, however, was and remained outside UCI's sphere of control, regardless of how hard UCI leadership lobbied against it. Any interference or criticism by WADA in relation to UCI's anti-doping policy, or the sheer mention that cyding had a doping problern, was perceived by t he UCI leadership as completely unacceptable and seemed to have been interpreted as a personal attack on the UCI leadership. This prompted excessive counter-attacks against both WADA and in particular against its (first) president Dick Pound."



1999-2009 Lance Armstrong und die UCI

>>> c4f: Lance Armstrong und Doping
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- 1996/1998 Am 11.1.1997 berichtete die Zeitung Le Monde in Bezug auf Armstrongs Krebserkrankung, dass dessen Krankheit hätte mittels der Dopingkontrollen früher erkannt werden müssen. In der Saison 1996 sei er 10mal kontrolliert worden. Die Analysen hätten einen hohen hCG-Wert feststellen müssen. Damit wäre er positiv gewesen. Die Erklärung wäre der Krebsbefund gewesen, so wie es in anderen Fällen war. Anne-Laure Masson, Medizinische Koordinatorin (?) der UCI, soll sich später darüber gewundert haben, dass kein positiver Test vorgelegen habe. (Le Monde, 11.1.1997, nach Ballester/Walsh, Le sale Tour, S. 59)

Jonathan Vaughters erwähnte diesen Nichtbefund 2012 in seiner eidesstattlichen Erklärung vor der USADA und gab zu Protokoll: "Early on at a PostaI Service training camp [1998] I had a conversation with Lance in which he told me that the UCI should have detected a high level of HCG in his doping controls when he had cancer but bad falled to do so. Tbus, in Lance's eyes the VCI was somewhat at fault for the extent of his cancer. In any case Lance said, "if l ever have a doping problem, I have this card to play." (USADA J. Vaughters Affidavid)

 

- 1999 konnte Armstrong ein Rezept über Cortison nach reichen (s.o.). Kathy Lemond, Ehefrau von Greg Lemond, gab im SCA-Prozess, befragt von SCA Promotions-Anwalt Michael Lynn, unter Eid an: "Er [Julien de Vries] hat uns von einer Überweisung an die UCI über $500.000 erzählt, die für das Verschwinden einer positiven Kontrolle Armstrongs im Jahr 1999 gedacht war. [...] Er hat uns gesagt, dass das Geld von Nike und von Thom Weisel gestammt habe. [...]" Greg Lemond bestätigte gegenüber Ballester/Walsh diese Information im Jahr 2000 ebenfalls erhalten zu haben. De Vries, ehemaliger Mechaniker von Lemond, später von Armstrong, wies diese Behauptung mittels eines Schreibens, initiiert von Armstrong-Anwälten, zurück. (Ballester/Walsh, Le sale tour, S. 65)

In der Süddeutschen Zeitung vom 23.7.2010 ist zu lesen:

"LeMonds Äußerungen [SZ, vom 17.7.2010] sind offenbar nicht aus der Luft gegriffen: Bereits vor fünf Jahren hat die damalige Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Sylvia Schenk, auf mutmaßliche Spenden in Höhe der kolportierten Summe hingewiesen: 'Ein G"schmäckle hat es, dass die UCI von Armstrong eine größere Summe - meines Wissens 500000 Dollar - entgegengenommen hat', hatte die frühere Vorsitzende der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland im September 2005 bei Sport.1 gesagt. 'An die Details kann ich mich heute nicht mehr erinnern, aber damals hatte ich offenbar Hinweise, dass es 500000 Dollar Spendengelder von Armstrong an die UCI sein könnten', bestätigte die Frankfurter Rechtsanwältin der SZ und betonte: 'Es ist meines Wissens damals von der UCI nicht bestritten worden, und mir hat auch niemand eine Klage angedroht.'"

Die UCI bestritt diese Zahlung 2010 (SZ, Interview Lemond, 17.7.2010).

Im April 2013 wird bekannt, dass Armstrong insgesamt vierlmal positiv auf Cortison während der Tour de France 1999 getestet worden war (nieuwsblad.be, 16.4.2013).

 

- 1999 2005 wird bekannt, dass Urinproben aus dem Jahr 1999 von Lance Armstrong sowie weiterer Fahrer (Beltran, Hamburger, Castelblanco-wie bei den Corticosteroiden s.o.) EPO enthalten. Nachanalysen zu wissenschaftlichen Zwecken hatten dies ergeben. Die Frage, die auch die WADA stellte, war, ob die UCI nun ein Verfahren einleiten würde, um zu untersuchen ob es sich hier um sanktionierbare Dopingverstöße handeln könnte. Auf die Veröffentlichung der Geschichte reagierten Armstrong und die UCI sofort, aber der Fokus lag darauf herauszufinden, wie diese blamable Information ihren Weg in die Presse gefunden hat. Niemand schien auch nur das kleinste Interesse daran zu haben, ob die Anschuldigungen betreff Armstrong (und anderer) wahr waren oder nicht." (R.Pound, Inside Dope)

Die UCI gab zur Klärung des Sachverhaltes eine Studie in Auftrag. Das Ergebnis, der Vrijman-Report, widersprach dem Ansinnen einer möglichen nachträglichen Sanktionierung Armstrongs vehement und erhob schwere Vorwürfe gegenüber der WADA und den für die Veröffentlichung der EPO-Befunde verantwortlichen Journalisten. Darauf reagierte die WADA mit einer harschen Gegendarstellung. "When the facts are wrong the conclusions that are built on these facts are wrong. Mr. Vrijman’s report is fallacious in many aspects and misleading. WADA is presently looking at all its available legal recourses in respect of the report." Auch in der Öffentlichkeit und den Medien gab es erhebliche Zweifel und Kritik an der Sinnhaftigkeit des Reports. Zumal der Gutachter selbst umstritten war (s.a. Richard Pound, Inside Dope).

cyclingnews, 7.9.2005: interview with L'Equipe's Damien Ressiot

UCI/VRIJMAN REPORT: Independent Investigation, Analysis Samples from the 1999 Tour de France

WADA, 3.10.2008: WADA Official Statement on Inaccuracies of Vrijman Report

Sportgericht.de: Armstrong-Gutachter Vrijman verschaffte Krabbe und Co. falsches Entlastungsmaterial – Verbindungen in spanische Dopingszene



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CIRC-Report, S. 182ff: "Based on information available to the CIRC, the Commission isof theview that:

The UCI purpocely Iimited the ccope of the independent investigator's mandate to procedural issues contrary to what they told stakeholders and the public, and in contradiction to Ernile Vrijman's own suggestion. The ClRC agrees with the consensus that the research results of the LNDD could not have been used for disciplinary purposes; it is true that this was not a positive test, but it raises strong indications of doping and should have been followed up (e.g., retest other samples, target test, launch investigations). However, UCI specifically excluded from Emile Vrijman's mandate an examination of the EPO test, meaning that the allegation that Lance Armstrong used EPO during the 1999 Tour could not be directly considered.

UCI, together with the Armstrong team, became diredly and heavily involved in the drafting of the Vrijman report, the purpose of which was only partly to expedite the publication of the report. The main goal was to ensure that the report reflected UCI's and Lance Armstrong's personal conclusions. The significant participation of UCI and Armstrong's team was never publicly acknowledged, and was consistently denied by Hein Verbruggen.

...

UCI had no intention of pursuing an independent report. UCl leadership failed to respect th eindependence of the investigator they commissioned by restricting the mandate of the investigator, allowing the primary subject of the investigation to participate in the drafting of the report and, by constantly influencing the content of the investigator's work and the conciusions reached. This is again consistent with UCi leadership's approach of prioritising the fight against WADA and the protedion of its star athlete."

 

"Separately, the Commission notes that the leak of information (e.g., results from the laboratory and Lance Armstrong doping mntrol forms) that led to the L'Équipe artcle was unacceptable and in breach of the athletels privacy rights."

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- 1999 und später Jonathan Wauters berichtet, dass er 1999 den Eindruck hatte, das Team werde vorab über Kontrollen informiert. "The PostaI Service staff, including Johan and the soigneurs seemed to have an outstanding early warning system regarding drug tests. We typically seemed to have an hour's advance notice prior to tests. There was plenty of time in advance of tests to use saline to decrease our hematocrit level. There were at least 3 or 4 occasions during the year where I and other riders used saline alter receiving advance warning of a doping contro!." (USADA J. Vaughters Affidavid) Nähere Angaben fehlen.

Dass es Vorwarnungen gegeben hat, wird auch durch eine Anmerkung David Zabriskies (fuhr von 2001-2004 bei US Postal Service) nahegelegt: Johan always seemed to know when drug testers were coming at races. His warning that "they're coming tomorrow" came on more than one occasion." (USADA Zabriskie Affidavit)

 

- 2000 David Walsh und Pierre Ballester zitieren Prof. Michel Audran zu Urin-Analysen 2000. Von der UCI gefroren eingelagerte Urinproben der Tour de France 2000 wurden zur Validierung des franz. EPO-Tests nachanalysiert. Prof. Audran bekam 15 Proben, davon 13 von Armstrong. Alle Armstrong-Proben waren 'clean', die 13 hatten dieselbe Zusammensetzung. Audran: Das ist einmal möglich, aber niemals sind mehrere gleich. Man sprach auch von 'Baby-Urin'. Auf Betreiben von Verbruggen (UCI) wurden die Reste dieser Urinproben am 1.12.2000 mit Hilfe einer gerichtlichen Anordnung von der Polizei beschlagnahmt und vernichtet (L.A. Confidentiel, S. 246/250, Ballester/Walsh, Le sale tour. S. 59).



Trevis Tygart (USADA), 19.12.2012:
Tygart is still pushing the UCI to hand over documents relating to an alleged failed test during the 2001 Tour of Switzerland.
"We asked for the documents repeatedly and we were turned down, despite an agreement to obtain them, on numerous occasions. We'd still love to see the documents, to exonerate or otherwise. We were told they exist in summer 2010 and we're still waiting for them. It has to be followed up and the commission that has been formed is going to follow up on that."
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- 2001 2010 gab Floyd Landis sein Leugnen auf und gestand jahrelanges Doping. U.a. sprach er davon, wie es Lance Armstrong 2002 (korrekt ist wohl 2001, auch wenn Saugy für 2002 ebenfalls zweifelhafte Befunde erwähnt, s.u.) mit Hilfe der UCI gelang eine positive Dopingprobe auf EPO zu vertuschen. Armstrong hätte dafür eine Spende an die UCI gezahlt.

"Armstrong also divulged during the same rides in or around June 2002 that he bad used EPO himself since early in his professional bicycle racing career. Specifically, Armstrong stated that in 2001, the first year the EPO test was used, he had been told by Dr. Ferrari, who had access to the new test, that he should not use EPO anymore subcuntanously, but he did not believe Dr. Ferrari and continued to use it. Armstrong further stated that he subsequently tested positive for EPO while winning the Tour de Suisse, the month before the Tour de France in 2001, at which point he and Mr. Bruyneel flew to the UCI headquarters and made a financial agreement with Mr. Hein Verbruggen, head of UCI at the time, to keep the positive test hidden." (USADA Floyd Landis Affidavit).

Eine Spende in Höhe von 25-30 000 $ ist bereits seit 2005 verbürgt. Armstrong selbst sprach in seinem Prozess gegen SCA Promotions davon. Die UCI musste nun für 2005 eine erhaltene Spende von 100 000 $ zugeben. Insgesamt liegen zwei Spenden über insgesamt 125.000 $ vor. (Ballester/Walsh, Le sale tour, SZ, 27.5.2010). Journalist Frank Van de Winkel konnte nach Einsichtnahme von Unterlagen bei der UCI feststellen, dass die Summe über 100 000 $ erst im Januar 2007 nach erneutem Nachhaken seitens der UCI (erst Verbruggen, später Pat McQuaid) von CSE, dem Management-Büro von Bill Stapleton überwiesen wurde (F. Van de Winkel, Zero Dope, S. 226ff). Unbewiesen sind die vom Ehepaar Lemond im SCA Promotions/Armstrong Prozess gemachten Aussagen über eine angebliche Zahlung über $ 500.000 an die UCI bzw. Verbruggen 1999 (s.o.). (Greg Lemond, 17.7.2010:)

 

Im Mai 2010 forderte die UCI alle von Landis Anschuldigungen betroffenen nationalen Agenturen auf Untersuchungen einzuleiten.

"The International Cycling Union (UCI) has confirmed that it yesterday morning requested the relevant National Federations to carry out inquiries into the accusations made by Mr Floyd Landis against their licence-holders, namely Cycling Australia (Matthew White), Royal Belgian Cycling League (Johan Bruyneel), Canadian Cycling Association (Michael Barry) and the French Cycling Federation (John Lelangue). An inquiry has also already been opened by the United States Anti-Doping Agency (USADA) concerning all the other individuals accused by Mr Landis as these persons have US nationality (Lance Armstrong, George Hincapie, Levi Leipheimer, Jim Ochowicz and David Zabriskie).

The UCI's request is aimed at establishing, in an objective manner, whether or not events potentially constituting a breach of the Anti-Doping Rules occurred. This does not in any way imply that the UCI considers the allegations made by Mr Landis to have any basis." (UCI, 26.5.2010)

 

2011 bestätigte Tyler Hamilton einige Aussagen von Landis. 2012 wurde er in seinem Buch konkreter und berichtete ausführlich über den positiven EPO-Test, der 2001 während der Tour de Suisse angefallen war, und dessen Verschleierung. "Ein Schweizer Laborchef habe vor Ermittlern bestätigt, dass man eine von der Tour de Suisse 2001 stammende Probe des Texaners in der Tat "verdächtig" und als "mit dem Gebrauch von Epo übereinstimmend" beurteilt habe; eine schriftliche Einschätzung aus der Schweiz erhielt der Sender [US-Sender CBS (60 Minutes)] von der amerikanischen Antidopingbehörde Usada.

Der Laborchef habe vor der amerikanischen Bundespolizei FBI auch eidesstattlich erklärt, der in der Schweiz ansässige Radsportweltverband UCI habe dem eidgenössischen Institut seinerzeit nahegelegt, den verdächtigen Fall des Tour-Champions nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen habe ein UCI-Repräsentant ein Treffen des Laborchefs arrangiert - mit Armstrong und Bruyneel." (SZ, 24.5.2011)

Tyler Hamilton schreibt dazu: "I know because he told me. ... "You won't fucking believe This," he sais. "I got popped for EPO." ... No worries, dude. We're gonna have a meeting with them. It's all taken care of." (Hamilton/Coyle, The Secret Race, S. 148)

 

Im Januar 2012 wirft Travis Tygart dem Lausanner Laborchef Martial Saugy öffentlich dieses Treffen vor. Saugy wehrte sich erneut und meinte erstens habe er nicht gewusst, von dem die verdächtigen Proben stammten und zweitens habe er keine Testinternas preisgegeben. Es bleibt allerdings die Frage bestehen, warum die UCI für Armstrong und Bruynell ein Treffen arrangierte. Und auch die Frage, ob Armstrong daraus vielleicht zu dem Schluss kam, wie gehabt weiter machen zu können, denn 2002 gab es erneut verdächtige Proben von ihm (s.u.). (NZZ, 10.1.2013)



Hein Verbruggen, 11.10.2012:
"I never said that Armstrong never doped," Verbruggen stated in today's interview with RMC Sport. "What I said was, when Landis came with his accusations is that we have never had a positive case for Armstrong. And therefore, we do not need to put things under the table.
"There was nothing to settle, because we never had a positive case. We did not hide anything, ever. This is important." (cn, 11.10.2012, rmcsport.fr, 11.10.2012)
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Hein Verbruggen weist alle Behauptungen zurück und besteht darauf, dass Lance Armstrong niemals gedopt habe und es keinerlei zu kritisierende Verbindungen zwischen Armstrong und der UCI gäbe.

""That's impossible, because there is nothing. I repeat again: Lance Armstrong has never used doping. Never, never, never. And I say this not because I am a friend of his, because that is not true. I say it because I'm sure. Even if we would like, it would not be possible to bury a positive test. Test results are not only to the UCI, but also to the WADA.

"So once and for all: under my chairmanship have such practices never occurred at the UCI."

...

“There was never a cover up of an Armstrong doping control. Not at the Tour de France and not at the Tour de Suisse. And I do not know of any suspicious tests whatsever."

He further denied Hamilton's claim of a meeting of the UCI, WADA and Armstrong at the Lausanne, Switzerland, lab in 2001 to discuss the alleged doping control. "I do not know of such a meeting." (cyclingnews, 24.5.2011)

 

In der USADA-Urteilsbegründung gegen Armstrong vom Oktober 2012 wird der Vorgang beschrieben (Page 144ff). Danach sei laut Laborchef Saugy nach den Kriterien von 2001 der Befund nur 'verdächtig' gewesen, nach den Kriterien von heute aber positiv. "Dr. Saugy also told USADA that upon reporting these samples to UCI, he was told by UCI’s Medical Commission head that at least one of these samples belonged to Mr. Armstrong, but that there was no way Mr. Armstrong was using EPO." Die USADA wollte Nachtests der alten Proben durchführen lassen, bat daher die UCI um die Proben. Der Verband lehnte dieses Ansinnen ab und verwies auf die notwendige Erlaubnis von Armstrong, der den Nachtest verweigerte. Dass es sich 2001 bei 2 von 3 Armstrong-Proben lediglich um 'verdächtige' Proben handelte, die aber kein Vertuschen nötig machten, wird von Saugy auch 2013 betont: "er habe alle Bilder nach dem heutigen Wissensstand neu interpretiert und komme zu keinem anderen Schluss: «Man konnte die Resultate nicht als positiv werten.» Der EPO-Test war damals noch sehr jung und teilweise umstritten." (NZZ, 1.6.2013)

 

Saugy erklärte 2012 in Zusammenhang mit der verdächtigen Probe von 2001, dass er 2002 von der UCI erfahren habe, dass auch 2002 von Armstrong eine ähnlich suspekte Probe vorgelegen habe.

"Armstrong had another suspect result during the 2002 Dauphine Libere. The politics of the UCI at that time, if there was such a result involving an important competitor, was to meet them and ask for an explanation,” claimed Saugy.

“That was their approach to prevention. The UCI said to me at the end of June 2002: 'we warned the rider for whom you had a suspect result in 2001, he gave another suspect return at another lab and he would like to know by which method it was tested'.

“The rider was Armstrong. It was then that I learned about it.” (Velonation, 21.10.2012)

Pat McQuaid meinte, als er am 22.10.2012 darauf angesprochen wurde, er habe von solch einer zweiten verdächtigen Probe Armstrong nie gewusst (cyclingnews, 22.10.2012).



2001 Laborbericht Lausanne, Lance Armstrong EPO
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Die UCI veröffentlichte nach der Armstrong-Urteilsverkündung am 22.10.2012 >>> diese Erklärung zu den verdächtigen EPO-Befunden im Jahr 2001.

 

Im April 2013 wird die UCI konkreter und legt einem Schreiben an die USADA, in dem sie versucht alle gegen sie gerichteten Vorwürfe zu entkräften, das Laboranalyse-Ergebnis von 2001 bei mit dem erneuten Hinweis, nichts verschleiert zu haben: 3wiresports.com: Armstrong’s 2001 Swiss Tour: no cover-up, “suspicious” tests



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CIRC-Report, S. 161ff: "Conclusion: On the basis of the information in its posession, the ClRC can conclude that Lance Armstrong did not test positive for EPO or any other doping substance during the 2001 Tour de Suisse. CIRC has not found any indication of a financial agreement between Lance Armstrong and Hein Verbruggen or, as would follow from the absence of evidence of a positive test, of any attempts by UCI to conceal a positive test by Lance Armstrong at the 2001 Tour de Suisse.

CIRC confirms that on 5 May 2002, Lance Armstrong made a donation of USD 25,000 to UCI for the fight against doping and that Lance Armstrong visited Aigle on 19 August 2002, three months after Lance Armstrong's donation of USD 25,000 to UCI. Discucsions were held about the possibility of a further donation to the World Ojding Centre, but this does not appear to have material ised. CIRC has not found any evidence of corruption in relation to a positive test by Lance Armstrong during the Tour de Suisse in 2001, as alleged by Tyler Hamilton and Floyd Landi sin their affidavits to USADA as part of the Reasoned Decision. CIRC considers thatit is unfortunate that such serious accusations can be made public, without UCI first being consulted and the allegations being thoroughly investigated.

Notwithstanding the above, CIRC considers that UCI did not act prudently in accepting a donation from an athlete, all the more so given the rumours about him doping."

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2004 Am 10.6.2004 wurde Tyler Hamilton (Phonak) hinter Mayo zweiter der Mont Ventoux-Etappe des Etappen-Rennens Dauphiné Libéré, Armstrong fünfter. Hamilton beschreibt in seinem Buch The Sectret Race die Reaktionen Armstrongs auf darauf. In seiner veröffentlichten USADA-Aussage heißt es hierzu:

"I later heard from Floyd Landis that Lance bad stormed onto the team bus after the stage on June 10 throwing things and swearing. That same afternoon Landls had overheard Lance call UCI President Hein Verbruggen and say words to the effect of: "You have got to get these guys. Hamilton and Mayo are not normal."

As I recall, Floyd said, Lance "called Hein, after Ventoux. Said you guys and Mayo were on some new shit, told Hein to get you. ..."

Soon after this stage I got a call from the UCI asking me for a meeting at UCI headquarters. I later received a letter from the UCI dated June 10.2004, stating, "We hereby inform you that during the blood checks that took place during the Tour de Romandie 2004 (Switzerland), the test results showed an abnormal profile. Indeed, your blood values showed strong signs that could lead to think about a possible manipulation. Therefore, we inform you that we wjll give special attention to your monitoring (doping tests) during the 2004 season." (USADA Tyler Hamilton Affidavit, 2012)



- 2009 Obwohl Lance Armstrong bei seinem Renn-Comeback 2009 nicht früh genug im Anti-Doping-Programm der UCI gemeldet war, durfte er bereits im Frühjahr 2009 an der australischen Tour Down Under teilnehmen. Der Weltverband umging damit seine eigene Regel, nach der ein Profi mindestens sechs Monate vor dem ersten Profirennen für Trainingskontrollen zur Verfügung stehen muss. (der Spiegel, 8.10.2008) Anne Gripper, 2009 verantwortlich für Antidoping der UCI, meinte hierzu im Oktober 2012, es sei ein Fehler gewesen australischen Politikern nachzugeben.

"''I have always said that Armstrong's influence was a danger in the sport. ... Once again, for Lance, special consideration was provided. The justification was that [former South Australia premier] Mike Rann and [race director] Mike Turtur had announced to the whole people of South Australia that Lance was going to be there." ''For the UCI to say, 'Sorry, he can't', would have appeared churlish and mean-spirited and really what difference do 13 days make?

''For me, it was a case of, 'Well, sure 13 days may not make a lot of practical difference' but the perception of once again rules being different for Lance than other riders shows his influence was so great, he basically told the sport how to administer its rules.'" (cyclingnews, 17.10.2012)

Angeblich waren Lance Armstrong dafür, dass er sein Comeback in Australien einleitete von der Australischen Regierung für die Jahre 2009, 2010 und 2011 je mindestens 1 Mio Dollar versprochen worden (Brisbane Times, 21.10.2012: Culture of denial).



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CIRC-Report, S. 174ff: "When Pat McQuaid made the decision to allow Lance Armstrongto compete in the Tour Down Under, UCI failed to apply its own rules by not applying Artide 77 of the2008 UCI ADR In doing so, UCI damaged its reputation by sending themessage that rules applied differently to some athletes compared to the rest of the peloton.

The decision to amendArtide77 of the2008 UCI ADR was made after UCI gave Lance Armstrong permission to compete in the Tour Down Under and in order to enable him to compete without being in breach of therules. Again, it is dearly not appropriate for a governing body to change its rules for t he benefit of one of its stars. It is also noted that UCI appears to have considered that because the new provision took effect from 1 January 2009 the rules were complied with; however, it appears that it failed to appreciate that Lance Armstrong had still not complied with the requirement to give 6 months' notice of his intention to return to competition and there was therefore still a failure to apply the rules.

The Management Committee Members displayed a lack of judgement by not challenging the decision of the UCI President to allow Lance Armstrong an exemption to return to competition early.

...

In terms of governance, the decision to shorten the qualifying period for Lance Armstrong should not have been taken unilaterally by the UCi President but rather should have been considered by the UCI Management Committee. This is particularly so given the political implications for the UCI as an institution, the President's own acute awareness of the problems that would arise if Armstrong was allowed to race, and the advice of UCI administration to its President to follow the rules... .

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- 2009 Nach der Tour de France 2009 geriet Lance Armstrong, der für das Team Astana gestartet war und sie als Drittplazierter beendet hatte, erneut unter Verdacht. Seine von ihm selbst veröffentlichten Blutwerte gaben Anlass, Blutdoping zu vermuten. Auch die von der französischen NADA AFLD monierte Sonderbehandlung des Teams Astana durch von der UCI beauftragte Kontrolleure ließ Misstrauen entstehen. Dem Team wurden u.a. bis zu 45 Minuten bis zur Urinabnahme eingeräumt. Zudem sollen Kontrollen morgens und abends fälschlicherweise als Trainingskontrollen eingestuft worden sein, damit wurden weniger Mittel erfasst. (sid, 24.9.2009, L'Humanité, 8.10.2009, Le Figaro, 5.10.2009)

 

Ähnliches war vor der Tour bereits bei einer Trainingskontrolle Armstrongs geschehen. Armstrong war zunächst duschen gegangen und hatte den Kontrolleur an der Tür stehen lassen, ehe er sich kontrollieren ließ.

 

Pat McQuaid meinte zu den Vorwürfen:

"An diesem bestimmten Tag, nach einer Bergetappe, kamen die Rennfahrer von Astana sehr spät ins Hotel, sie aßen spät und kamen erst um ein Uhr ins Bett. Um Viertel nach sieben morgens tauchten unsere Kontrolleure im Hotel auf. Sie kamen ins Restaurant, wo der Teamarzt saß, der ihnen erklärte, man wolle die Sportler eigentlich erst um acht fürs Frühstück wecken. Die drei waren die einzigen Leute im Restaurant und sind die ganze Zeit zusammengeblieben, sie tranken eine Tasse Kaffee und haben die Rennfahrer dann um Viertel vor acht für die Kontrolle geweckt. Niemand verließ vorher das Zimmer, die Sportler wurden nicht gewarnt. Die Kontrolleure müssen bei ihren Entscheidungen auch Rücksicht auf die Menschen nehmen und Respekt für die Athleten aufbringen. ... Sie [die AFLD] benehmen sich nicht wie ein Partner. Wir haben mit ihnen einen Vertrag unterschrieben vor der diesjährigen Tour. Sie stellten zwei Ärzte und wir zwei Anti-Doping-Inspektoren, die die Kontrollen jeweils paarweise gemacht haben. Die vier Leute haben gemeinsam geplant, wer getestet wird und die Arbeit aufgeteilt, und es hat sehr gut funktioniert. Offenbar haben die Ärzte aber jeden Tag detaillierte Notizen und später einen Report gemacht. In einer normalen Partnerschaft hätten sie den Bericht an die UCI geschickt, dann hätten wir die Sache untersucht und dann wieder mit der AFLD gesprochen. So stelle ich mir vertrauensvolle, professionelle Zusammenarbeit vor. Doch so war es nicht. Ich habe den Report auf meinen Blackberry bekommen, als er bereits in „Le Monde“ stand." (FAZ, 11.10.2009)

 

- 2009 2009 veröffentlichte Armstrong seine Blutwerte, die während der Tour de France gemessen wurden. Anfang August 2009 meldete Jakob Mørkeberg, dänischer Blutexperte, Zweifel an der Normalität der Werte an. 2012 sprachen auch die beiden Blutdopingexperten Robin Parisotto und Michael Ashenden öffentlich davon, dass Ihrer Meinung nach die von Armstrong selbst veröffentlichten Blutwerte von 2009 starke Hinweise auf Blutdoping/Bluttransfusionen geben. Beide gehörten 2009 und später dem Expertenpaneel der UCI an, das die Blutprofile auffällig gewordener Fahrer zu beurteilen hatte (Biologischer Pass, Expertengremium der UCI). Ashenden gab nun an, 2009 die UCI auf die verdächtigen Werte hin gewiesen zu haben. Mit ähnlichen Werten wurde z.B. der Fahrer Pellizotti 2011 gesperrt. Unklar ist zur Zeit, ob diese Werte anderen Experten (jeweils 3 müssen gemeinsam urteilen) vorgelegen haben und diese gegen ein Verfahren entschieden haben, oder ob Armstrongs Werte den Experten überhaupt nicht von der UCI vorgelegt worden waren.

Play the Game, 3.8.2009: Blood doping expert: “Armstrong’s blood values could indicate blood doping", cn, 10.9.2009: Analysis: Armstrong’s Tour blood levels debated

Down the Backstretch, 20.9.2012: Robin Parisotto 'It's All About Blood'

california watch, 8.10.2012: Armstrong's blood data shows signs of doping, expert says

velonation, 8.10.2012: Ashenden echoes Parisotto’s concerns over Armstrong’s 2009 blood values



David Walsh, 30.9.2012:
O’Reilly claimed at the time that she’d been told Armstrong had taken cortisone during a race the previous month and that it had stayed in his system, causing him to test positive in the first week of that Tour. Support for O’Reilly comes now in an affidavit from the rider who says it was known in the team that Armstrong used Kenacourt, a trade name for a long-acting synthetic corticosteroid.
At the time of her revelations, UCI did not feel any need to interview O’Reilly and see if her many examples of US Postal’s cheating could be verified. Now UCI is having verification thrust upon it.

WADA-Guideline: Coordinating Investigations and Sharing Anti-Doping Information and Evidence
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- 2012 Als 2012 die UCI erfuhr, dass die USADA gegen Armstrong und weitere Personen aus dessen Team ermittelte, versuchte sie der USADA das Recht abzusprechen in diesen Fällen aktiv zu werden. Sie selbst müsse dies prüfen. Andererseits hatte die UCI wenige (soweit mir bekannt) Anstrengungen unternommen, nach Floyd Landis und Tyler Hamiltons Geständnissen selbst aktiv zu werden und zu ermitteln. Im Gegenteil, wie oben bereits zitiert, hatte sie im Mai 2010 explizit die nationalen Agenturen aufgefordert, aktiv zu werden.

Die UCI und die zuständigen nationalen Instanzen sind aufgefordert über Organisationsgrenzen hinweg Ermittlungen aufzunehmen, wie es explizit von der WADA 2011 präzisiert wurde (WADA-Guideline: Coordinating Investigations and Sharing Anti-Doping Information and Evidence). Entsprechend hatte die USADA das Ansinnen der UCI zurück gewiesen und sich für zuständig erklärt. Die UCI widersprach erneut. Nun reagierte die WADA mit einem ausführlichen Schreiben zugunsten der USADA und warf darin der UCI vor, sie würde ihre eigenen Regeln nicht richtig interpretieren. Wenig später gab die UCI bekannt, sie werde die Entscheidungen der USADA akzeptieren, sofern nicht Schwerwiegendes dagegen spräche.

Michael Ashenden meinte dazu:

"Its not as if the UCI are not aware of the contemporary shift toward implementing investigations units. In May 2011 the WADA released its Investigations Guidelines. In the opening paragraph, the document spells out that anti-doping organisations need to move beyond drug-testing alone to develop additional ways of gathering, sharing and exploiting information and evidence about the use of prohibited substances and methods by athletes under their jurisdiction. So-called ‘non-analytical’ information and evidence. The document goes on to emphasise that international federations must do everything in their power to build their own relationships with public authorities.

In fact the UCI must have been aware of the role of investigations even before 2011. Under Article 20.3.9, the 2009 WADA Code states that it is the role and responsibility of international federations “To vigorously pursue all potential anti-doping rule violations within its jurisdiction including investigation into whether Athlete Support Personnel or other Persons may have been involved in each case of doping.

Investigations are at the cutting edge of today’s anti-doping strategies, and the UCI have fallen behind." (velonation, 9.10.2012)

velonation, 4.8.2012: UCI insists USADA stops disciplinary proceedings against Armstrong and others

Briefwechsel WADA-UCI-USADA und andere Dokumente



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CIRC-Report, S. 144: "Another important stakeholder with which UCI entertained particularly bad relations was USADA, which started the investigation against Lance Armstrong and was initially not supported by UCI in doing so. UCI did not or only reluctantly provided information to US4DA in the course of its investigations and, in addition, also contested US4DA's jurisdidion in order to protect Lance Armstrong from being pursued (see above). Eventually, UCI decided for the sake of its own public image to remain neutral on the issue of jurisdicton and to publicly distance itself from Lance Armstrong. In this climate of hostility between the two entities, USADA took the dispute a step further by publishing its Reasoned Decision on the internet."

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CIRC-Report, S. 192ff: Examples of a favoured treatment by the UCI leadership towards Lance Armstrong: "Amrding to several sources, this policy of "favoursl' towards Lance Armstrong started in 1999 with UCI's intervention when Lance Armstrong tested positive for corticosteroids during the Tour. After the positive result for Lance Armstrong had been made public in French newspapers, UCI issued a justification in a press releace defending the American cydist. For many, it would have been catastrophic for the 1999 Tour if the yellow jersey had been disqualified. The 1999 Tour had been marketed as the "Tour of Renewal' following the host of doping scandals related to the 1998 edition. Lance Armstrong himself considered the UCI's intervention a favour.

Lance Arrnstrong was of course entitled to the benefit of the fundarnental principle of the presumption of innocence, and it is true that he was subject to extensive testing by the various anti-doping agencies. The fact remains however, that there were severai serious indications that suggested the use of doping substances and which should have led UCI to be more circumspect in their dealings with him and to actively target-test him.

These doping suspicions included, in particular: the revelations of June 2001 that Lance Armstrong was working with Dr Michele Ferrari; Lance Arrnstrong's two suspect test results for EPO of June 2001 and June 2002; publication of a journalist's book in 2004 and the assertions of Lance Armstrong's masseuce Emma O'Reilly on his doping practices; L'Équipe August 2005 revelations of positive EPO tests for Lance Armstrong in the 1999 Tour; disclosures in September 2006 by Frankie Andreu, Lance Armstrong's teammate, that he was doping while in the USPS team; Floyd Landis's admission of doping in 2010 and his accusations against his former teammate; the testimony of Tyler Hamilton and other former USPS riders and their doping confessions to the Federal Grand Jury accusations of doping made against Lance Armstrong by Tyler Hamilton in the "60Minutes" TV Programme in May 2011; the opening of a formal investigation into Lance Armstrong by USADA in July 2012. ...

 

In light of the above, there are numerous examples that prove that Lance Armstrong benefited from a preferential status afforded by the UCI leadership. ...

The UCI leadership did not know how to differentiate between Armstrong the hero, seven-time winner of the Tour, cancer survivor, huge finanaal and media succecc and a role model for thousands of fans, from Lance Armstrong the cydist, a member of the peloton with the same rights and obligations as any other professional cydist. This policy of offering favoursand defending Lance Armstrong seriously harmed the UCI's image and credibility despite all the efforts and dedication of its employees to fight doping. An IF must ensure that all sportspeople are treated equally and subject to the same rules and procedures. "Stars" and "heroes" must also set an example in terms of ethics and the respect of the rules."

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UCI warnt Fahrer und Teams, Eingeständnis Januar 2013

Im Januar 2013 musste Hein Verbruggen einräumen, dass die UCI von 2001 bis 2005 (?) prominente Fahrer und Teammanager über auffällige Laborergebnisse informierte. Vertrauliche Papiere, die Vrij Nederland vorliegen, belegen, dass die Betroffenen nach Genf in die UCI-Zentrale eingeladen wurden, wo der leitende Mediziner Mario Zorzoli die UCI-Dopingstrategie erklärte und die gefundenen verdächtigen Werte vorstellte und diskutierte. Auch Leon Schattenberg, Mitglied der UCI Antidoping-Kommission klärte betroffene auf. Zu den Gewarnten gehörte 2004 der Rabobank-Fahrer Karsten Kroon. Hein Verbruggen meinte hierzu, dies seien Präventionsmaßnahme gewesen, man habe die Fahrer und Teams davon abhalten wollen, weiter zu dopen. Und wenn kein Doping dahinter gestanden hätte, wären die Fahrer damit auf mögliche gesundheitliche Probleme aufmerksam geworden. Im Übrigen wäre das auch in anderen Verbänden Usus gewesen. (vn.nl, 22.1.2013, vn.nl, 24.1.2013, velonation, 23.1.2013)

Die WADA sieht dieses Verhalten allerdings in völligem Widerspruch zu einem effektiven Antidoping-Programm (velonation, 24.1.2013.

 

Die Frage stellt sich allerdings, ob das Wissen über diese Vorwarnungsstrategie allseits so unbekannt war, wie es nun hingestellt wurde. Einiges davon war auch schon 2004 öffentlich bekannt.

 

Am 13.6.2003 hatte Enrico Carpani, UCI-Pressesprecher, in der Zeitung Libération erklärt, dass zumindest immer der Teamarzt über auffällige Werte unterrichtet würde:

„Im Laufe des Sommers 2002 wurde Rumsas in Aigle von der UCI vorgeladen.“ „Die medizinische Kommission der UCI, erklärte ihm, dass er von nun an auf dem ‚Kieker der UCI stünde, zwar nicht offiziell aber von nun an systematisch aufgrund der verdächtigen Entwicklung seiner Blutparameter. Er wusste, dass er von nun an regelmäßig kontrolliert werden würde, aber richtete sich nicht danach.“ Alle Profis müssen sich bereits seit zwei Jahren pro Jahr drei Blutkontrollen unterziehen. Zudem müssen alle Fahrer, die an einer großen Rundfahrt teilnehmen, sich am Vortag kontrollieren lassen. Verdächtig sind Fahrer, deren Hämatokritwert jede Woche in einem Rennen weiter steigt, obwohl er doch aufgrund der Anstrengung sinken müsste, auch wenn er immer unter 50 % bleibt. Oder auch diejenigen, deren u.a. Hämoglobin – oder Eisenwerte stark schwanken. „Viele Fahrer können starten, obwohl ihre Biologischen Daten verdächtig sind. Dr. Zorzoli, bei dem die Auswertungen landen, ist vollzeitbeschäftigt bei der UCI allein mit deren Analyse, er notiert die Variationen und bereitet die zukünftigen sich daraus ergebenden Kontrollen vor.“ In diesen Fällen wird auch der Teamarzt vom UCI-Arzt sofort unterrichtet. Auch schon während der Tour 2002 wurde R. Rumsas zusätzlich getestet, 3 mal auf EPO, immer negativ. (Libération, 13.6.2003)

 

Daniel Baal veröffentlichte in seinem Buch Tour de France, erschienen 2004, ein UCI-Schreiben, in dem solch eine Strategie vorgestellt wurde. Das Schreiben, das an das gesamte Peloton mit allen Teamverantwortlichen ging und von Zorzoli und Schattenberg unterschrieben war, hat Beobachtungen der UCI-Antidoping-Komission 2003 zum Inhalt. Es werden eine Bilanz der Urinkontrollen, kurze Betrachtungen zu synthetischem Hämoglobin, Bluttransfusionen und Wachstumshormonen dargestellt und baldige mögliche Tests angekündigt. Zudem wird auf Neuerungen bei Ausnahmegenehmigungen und die Angabe von Aufenthaltsorten für Trainingskontrollen hingewiesen. In Verbindung mit Bluttests heißt es, dass der durchschnittliche Hämatokrit des Pelotons 2003 gegenüber 2002 leicht angestiegen sei. Zudem habe man vor allem bei weniger guten Teams anormale Blutparameter festgestellt, insbesondere in Etappenrennen.

"Auch wenn es sich nur um wenige Fahrer handle, ging man mit großer Entschlossenheit dagegen vor. Der Fahrer (oder sein Arzt) wurde nach den Unregelmäßigkeiten gefragt und wenn die Antwort unbefriedigend war, teilte man ihm mit, dass er zusätzlich kontrolliert werden würde, was auch gemacht wurde.

Entsprechend werden wir auch 2004 vorgehen. Zusätzlich können wir aufgrund des Hämoglobins und der Retikulozyten Informationen, wenn auch keinen Beweis, darüber erhalten, ob auf verbotene Manipulationen wie mit EPO/NESP oder Bluttransfusionen zurück gegriffen wurde.

In Konsequenz gilt, wenn bei einem Fahrer anormale Werte gefunden werden:

- er wird mit einem Brief darüber informiert

- sein Team erhält eine Kopie dieser Information

- er kann auch zur UCI eingeladen werden, um die Anomalien zu erklären

- ihm kann die Starterlaubnis entzogen werden

- sein Name kommt auf eine UCI-Liste, deren Fahrer zusätzliche Antidoping- und Blutkontrollen zu erwarten haben auf der Suche nach EPO/NESP und Bluttransfusionen

- sein Name kommt auf die Liste derjenigen, die zwecks Trainingskontrollen ihre Aufenthaltsorte angeben müssen." (Daniel Baal, 2004, S. 253-258)

Als Beispiel für dieses Vorwarnsystem zitiert Baal den Fall Rumsas. So habe die UCI Raimondas Rumsas 2002 schon während der Tour de France mit Argwohn begleitet und gesondert mehrfach getestet. Zu Ende der Tour war Rumsas Ehefrau vom französischen Zoll mit Dopingmitteln im Auto verhaftet worden. Danach wurde Rumsas vorgewarnt und dann 2003 während des Giros positiv auf EPO getestet.

Daniel Baal begrüßt letztlich die UCI-Strategie, da bei Teamwechseln die Teamleiter bestens über neue infrage kommende Fahrer Bescheid gewusst hätten - er sieht darin positive Möglichkeiten für den Antidopingkampf. 30 % des französischen Pelotons zeigten 2003 auffällige Werte.



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CIRC-Report, S. 122/123: "The deterrent effect of sample collection was further undermined by th fact that teams were informed on occasion what new analysis techniques would be applied at races. Documents on file and interviews with the CIRC show that in particular, Lon Schattenberg advised the teams of newly implemented detection methods. Furthermore, Lon Schattenberg would inform the teams also on the detection window. ... It is evident that, as confirmed by a NADO representative, this pradice of UCI of warning riders had an impact on the efficacy of the tests. In this context it was submitted that in 2008 the tests at theTour were undertaken without the involvement of UCI and for the first time a new testing method was used without prior notice to the riders, which resulted in many additional AAFs.

UCI also provided intelligence obtained through the analyses of the samples to riders. Instead of using this information to perform target testing on suspicious athletes, the athlete would be warned, and sometimes in case of important riders even invited to the UCI headquarters to discuss the abnormal values. This practice was ongoing for a very long time. An early example can be found in a letter dated 23 October 1997 to Kevin Livingstone signed by the anti-doping coordinator at the time. In the letter the athlete was adviced that "[a]lthough we decide that the concentration.. is low enough to not dedare this case potitive, we hereby would like to warn you for the future. In fact, should this concentration exceed..we will be obliged to ask your National Federation to open a procedure, acording to the UCI Antidoping..Regulations" The Report of the Independent Observers for the 2003 Tour stated as follows: "When the analyses, which were carried out immediately as soon as the samples arrived, showed abnormal profiles (abnormal values or trendds), the UCI..let him know that he would have another test carried out during the race and that he would be classified as being suspect by the UCI Anti-doping Commission". This pradice continued well through 2006, and was consented to by the UCI leadership."

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Rabobank, Leinders und Zorzoli

Michael Rasmussen, 2005 Mitglied des Teams Rabobank, berichtet 2013 in seinem Buch darüber, wie die UCI ihn trotz eines Reticulozytenwertes unterhalb der festgesetzten Grenze an der Tour de France weiter teilnehmen ließ. Die Werte, von der UCI fest gestellt, wurden dem Team Rabobank, insbesondere Teamarzt Gert Leinders mitgeteilt. Nach einem Gespräch zwischen Leinders und Mario Zorzoli, dem Leiter der Medizinischen Kommission der UCI, konnte Rasmussen das Rennen fort setzen. Geschuldet soll dies der Bedeutung des Sponsors Rabobank gewesen sein.

He said that after being given a blood bag by then-Rabobank team doctor Gert Leinders, that a UCI blood control picked up a level of reticulocytes [immature red blood cells] of just 0.23, 0.02 under the UCI’s permitted threshold.

However while he should have been thrown out of the race, he said that the fact that Rabobank was the sport’s biggest sponsor meant that the UCI didn’t act as it should have.

“Rabobank was not cycling the sport's biggest sponsor for nothing, and the UCI had perhaps known that it was best not to create unnecessary trouble for the team that had given the sport so much,” he wrote in his book, according to Politiken.

“Doctor Leinders and doctor Mario Zorzoli, the head of the UCI's Medical Department, had a meeting where they talked the matter over. When it was over, I was allowed to ride on. No cause for alarm.

"Afterwards Dr Leinders told me what had happened. He used a Dutch expression: 'we have butter on the minds'. They glide by, cases. Rabobank had a good relationship with the UCI; We had figured it out amicably '.

He added that Leinders told him that he was “the most protected rider in Tour de France right now.” (velonation, 30.10.2013)

Diese Aussage wurde von der UCI dahingehend korrigiert, dass es sich bei Rasmussens Wert um einen Grenzwert gehandelt hätte (velonation: UCI disputes Rasmussen’s claim that he was below reticulocyte threshold during 2005 Tour de France

 

Im Dezember 2014 wurde in Zusammenarbeit der Dänischen, Niederländischen und US-amerikanischen Antidoping-Agenturen der ehemalige langjährige Teamarzt von Rabobank Geert Leinders lebenslang gesperrt. In der Urteilsbegründung fanden auch die oben genannten Aussagen Rasmussens Eingang. Zudem gab Steven Teitler von der Niederländischen Anti-Doping-Agentur zu Protokoll, dass Zorzoli ihm mitgeteilt habe, dass bei verdächtigen Bluttestresultaten ein Arzt bei Rabobank seit Jahren darüber informiert worden war. Dies sei gängige Praxis gewesen. Offenbar geschah dies auch noch in späteren Jahren:

Mr. Teitler, manager oflegal affairs for NAD, testified that UCI had provided hirn with the anonymous results of Rabobank riders' blood tests from 1997-2008, and that he had discussed those results with Mario Zorzoli. During those discussions Zorzoli confirmed that when a blood test reflected a suspicious result, UCI would contact a Rabobank team doetor, either Dr. Leinders or another doetor, to discuss the potential cause of the result. Zorzoli told Teitler that UCI kept in touch with team doetors so that "riders and staffwould have the idea that UCI was basically on top of them and they had to be careful with what they would do in terms of doping."



Mario Zorzoli wurde allerdings durch Rasmussen auch vorgeworfen, er habe 2004 oder 2005 Rabobank-Arzt Leinders empfohlen, seinen Teamfahrern das verbotene Prohormon DHEA zu verabreichen, da dies in allen anderen Teams so gehandhabt würde: Mr. Rasmussen testified that in either 2004 or 2005, Dr. Leinders told hirn that Mario Zorzoli recommended that Leinders give Rabobank riders DHEA because "all the other teams are doing it as weil." Rasmussen further testified that up until the 2005 Tour ofGermany, Dr. Leinders periodically provided hirn with DHEA.

 

Neu an diesen Aussagen war die zitierte konkrete Dopingempfehlung mit DHEA durch Zorzoli. Weniger öffentlich bekannt war zudem, dass die UCI auch noch nach 2005 Teams und Fahrer über zweifelhafte Analysewerte informierte (s. o. zu Verbruggen). Dies wurde von der CIRC bestätigt. s.o..

 

Zorzoli wurde nach der Urteilsbegründung gegen Leinders vorläufig von seinen Ämtern suspendiert, im März 2015 wurde dies aber wieder rückgängig gemacht, da sich laut UCI keine Hinweise für ein Fehlverhalten Zorzolis ergeben hätten, zumal von Seiten der CIRC keine Vorwürfe erhoben worden seien (VeloNews, 24.3.2015, UCI, 24.3.2015). Anfang Juli 2015 wurde bekannt, dass Mario Zorzoli die UCI verlässt (cyclingnews, 3.7.2015).



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CIRC-Report, S. 122: "CIRC has investigated this statement regarding Mario Zorzoli (which amounts to an ADRV being committed by a UCI staff member), and at the time of completing its Report has been unable to confirm any allegation regarding his supposed advice about taking a prohibited substance. The ClRC considers it unacceptable and a severe breach of proper procedures that such serious accusations, based on double hearsay, were made public without the individual first being consulted and the allegations being fully investigated. This is all the more disturbing since this accusation was completely immaterial to the case investigated. In addition, ClRC notes that several interviewees expressed their high regard for Mario Zorzoli, both for his scientific expertise and his honesty."

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Untätigkeit, fehlende Konsequenzen

Die WADA hatte den Verbänden empfohlen, die Sanktionen der USADA zu übernehmen. Der Internationale Tennisverband reagiert umgehend und sperrte Arzt Luis Garcia del Moral.
ITF, 7.8.2012

Die UCI hat bislang die Ärzte - Michele Ferrari, Luis del Moral, Pedro Celaya - weder erwähnt noch gesperrt.

November 2012:
Die UCI schreibt dem Veranstalter der Tour du Haut Var 2013 vor, Personen, die dem Radsport geschadet haben, nicht zuzulassen. Konsequenz : Willy Voet (Festina-Affaire) wurde seine Tätigkeit als Chauffeur eines Wagens für Gäste auszuüben.
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Anzumerken bleibt, dass die UCI sowie Verbände und NADOs auch in anderen recht aktuellen Fällen nicht tätig geworden sind, zumindest wurde nicht viel bekannt, so beispw. im Falle Rabobank nachdem deren Ex-Manager Theo De Rooy im Mai 2012 Doping im Team bis 2007 zugegeben hatte. Auch Hamiltons Hinweise auf Bjarne Riis, der ihm die Unterstützung von Fuentes nahelegte, früher auch schon von Jaksche vorgebracht, sollte die UCI tätig werden lassen. Der dänische Radsportverband versuchte wohl in diesem Falle etwas zu unternehmen, doch gab Tom Lund, Präsident des Verbandes, später resigniert kund, man habe keine Handhabe, keine Möglichkeiten Leiter von Profiteams zu sanktionieren, dies sei Sache der UCI (velonation: Lund: ‘Riis has a very big problem’ if link to Fuentes is proven, 3.9.12, VeloNews: Hamilton allegations creating stir in Denmark).

Unklar ist auch ob die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft Freiburg im Falle Andreas Klöden von der UCI u.a. aufgegriffen werden. Die deutsche NADA beantragte hierzu aber Akteneinsicht um zu prüfen, ob Athleten und Athletenbetreuer sportrechtlich belangt werden können (NADA, 20.8.2012).

 

Das Untätigsein der UCI im Falle Jörg Jaksche wurde z.B. 2007 von der WADA gerügt. Jörg Jaksches umfangreiches Geständnis hatte die UCI veranlassen müssen, den Fahrer, der auch gegenüber der WADA ausgesagt hatte, anzuhören und den Vorwürfen nach zu gehen. (dpa, 6.7.2009) Jaksche sagte 2012 auch vor der USADA aus. In der vorliegenden eidesstattlichen Erklärung heißt es:

"Following my admissions to public authorities regarding my doping I spent hours talking with the DCI in 2007. I spoke to DCI lawyers, to Anne Gripper, who was then head of anti-doping for the DCI, and to DCI President Pat McQuaid. I wanted to be fully transparent regarding my doping and the anti-doping role violations of others and to fully explain the level of doping of which I was aware and that was taking place on Team Telekom, ONCE, CSC and Liberty Seguros during my time in professional cycling.

However, the DCI showed zero interest in hearing the full story about doping on these teams and did not seek to follow up with me.

 

42. Moreover, despite my efforts to assist in cleaning up cycling the DCI attempted to push for two years ineligibility in my case, and Pat McQuaid told me he would have liked me to have handled things differently from which I can only conclude he wished I had not been as forthcoming regarding the degree of doping that was taking place in the peloton. (USADA Jaksche Affidavit)

Die UCI erklärte hierzu am 22.10.2012, sie habe sich mit der deutschen Polizei in Verbindung gesetzt und Jaksche gefragt, ob er vor dem CAS als Zeuge auftreten würde. Jaksche habe aber nicht gegen andere Personen aussagen wollen. Das Hauptinteresse der UCI galt anscheinend der Operacion puerto, andere Teams erwähnt sie nicht (UCI, 22.10.2012).

Jörg Jaksche sagte hierzu gegenüber der Neuen Züricher Zeitung: «Warum reduzierte die UCI im Rahmen der Kronzeugenregelung dann meine Sperre um ein Jahr? Ich hielt von Anfang an fest, dass ich keine Fahrer anschwärzen will, sehr wohl aber gegen Manager, Ärzte und Betreuer aussage.» (NZZ, 26.10.2012)

 

Michael Ashenden, australischer Blutdopingspezialist und an der Entwicklung des Biologischen Passes maßgeblich beteiligt, wies auf ein weiteres Versäumnis der UCI hin. Das IOC hatte eingelagerte Proben von den Olympischen Spielen 2008 mit dem neuen CERA-Test nachkontrollieren lassen und damit 7 Sportler überführt. Radfahrer Davide Rebellin, Silbermedaillengewinner, war mit dabei. Die UCI weigerte sich jedoch, dem Beispiel des IOC zu folgen.

“It is offensive for McQuaid to blame inadequacy of the scientific methods. He was given a test for CERA in 2008, but unlike the IOC he refused to use the test on stored samples. Davide Rebellin was proof that if McQuaid had his way cheats would have continued to prosper.”

Rebellin took silver in the 2008 Olympic road race but was later disqualified after the IOC ran the CERA test on those samples.

In the past, McQuaid has said that retroactive testing will be carried out when new screening methods are developed, but has also backtracked on this by saying that there is no value in revisiting old samples months later." (velonation, 14.11.2012)



2009 Ausbremsen des Biologischen Passes durch die UCI?

Michael Ashenden sieht nach anfänglichen guten Fortschritten in der Entwicklung des Passes und in dessen Einführung nun einen Rückschritt. Es wurden weniger Blutkontrollen durchgeführt als anfänglich wodurch sich der Wert der Blutprofile verringert. Die abnehmende Zahl auffälliger Fahrer könnte damit zusammen hängen. Fragen wirft auch die Bemerkung von Anne Gripper, Anti-Doping Verantwortliche bei der UCI bis 2010, auf, wonach sie ab 2009 nur noch mit Journalisten sprechen durfte, wenn sie eine entsprechende Genehmigung hatte.

"The biological passport was introduced after scandals such as the 2006 Operacion Puerto, Floyd Landis’ Tour positive the same year and the Michael Rasmussen affair in 2007. Anne Gripper was also working with the UCI at that time, and provided a transparency to the dope control system by interacting with media and providing an insight into the measures that were being taken.

However 2009 saw a shift in that setup, with Gripper telling journalists that she could no longer speak without getting a green light from the UCI. She eventually left the federation and her replacement, Francesca Rossi, seldom speaks to the media.

At the same time, the number of biological passport tests has fallen in the past couple of seasons and there have been few new cases opened.

Ashenden believes that some momentum has been lost, and suggests that the UCI’s assertion that the sport is much cleaner is not helpful in keeping the pressure on.

“The reality is that one third of podium finishers since 2008 have been tainted by doping in one form or another. I just don’t get how anyone can see that as anything but a terrible indictment,” he said.

“I can’t think of any other federation who would be claiming their sport was in good shape if one third of their recent champions were tainted by doping.” (velonation, 20.10.2012)

Die Reduzierung der Tests wurde erstmals von Gerard Vroomen im August 2011 festgestellt. “I have not heard of a rider being tested for the biological passport between the end of the 2010 Tour and April 2011. After that I am not sure." (velonation, 10.8.2011)

Im Januar 2013 scheint sich dieser Verdacht bestätigt zu haben. Dokumente die Ashenden vorliegen. “Following the budget cuts, the testing program for 2010 has been reduced especially for the ‘older’ riders with also a reduction in the number of tests until later this year.” (velonation: UCI documentation suggests governing body’s claims over testing were misleading).



der Fall Alberto Contador, Journalistenboykott

Am 21. Juli wurde Alberto Contador während der Tour de France positiv auf Clenbuterol getestet. Öffentlich bekannt wurde darüber lange nichts. Die ARD mit Hajo Seppelt hatte davon gehört und bat am 29. September Pat McQuaid um Auskunft. Der UCI-Präsident antwortete aus Melbourne kurz und bündig, er wisse nichts darüber (I "know nothing about what you are talking about so tell me who is the rider and what are the details before I can comment"). Einige Stunden später gab die UCI jedoch bekannt: „Der spanische Radprofi Alberto Contador wurde in einer am zweiten Ruhetag der Tour de France am 21. Juli genommenen Urinprobe positiv auf Clenbuterol getestet.“ (UCI, 30.9.2010) In der deutschen Presse kam schnell der Verdacht auf, die UCI habe den Fall Contador gerne noch länger verschwiegen. (Tagesspiegel, 1.10.2010)

Die L'Équipe wusste zu diesem Zeitpunkt bereits mehr und erklärte die zögerliche Veröffentlichungsbereitschaft der UCI mit dem zusätzlichen Fund von Plastikrückständen, sog. Plastizizern, die sich aus PVC-Beuteln lösen. Solche Beutel werden auch zur Lagerung von Blut im Falle von Bluttransfusionen benutzt. Dieser zusätzliche Befund habe dazu geführt, dass sowohl die UCI als auch die WADA zurückhaltend mit einer Veröffentlichung gewesen seien (L'Équipe, 1.10.2010).

Der Verdacht, die UCI (und die WADA?) wolle etwas verschweigen wurde durch Äußerungen Contadors genährt. ""Die UCI bat mich, niemandem etwas zu sagen. Es schien alles in Ordnung, und ich bin davon ausgegangen, dass der Fall intern geregelt wird. Wegen der vereinbarten Vertraulichkeit hatte ich auch Bjarne Riis nicht informiert", sagte Contador, der seinen verdutzten neuen Mannschaftsleiter Riis in der Vorwoche vor vollendete Tatsachen stellte." (dpa/eurosport, 3.10.2010)

 

Wie dem auch sei, die UCI zeigte sich gegenüber deutschen Journalisten, insbesondere gegenüber der ARD nach dem Öffentlichwerden des Falles Contador abweisend. "Wir haben die Rolle der UCI bei Doping im Radsport wiederholt hinterfragt und zudem gezeigt, dass der Präsident der UCI im Fall Contador einen positiven Dopingtest geleugnet hat", sagte Seppelt und fügte an, dass der Verband seitdem "sämtliche Anfragen" zum Thema Doping abgelehnt habe." Angesprochen wurde dies nachdem sich ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky darüber beschwerte

"dass der UCI mit dem Senderverbund nicht mehr reden wolle. Auch das ZDF würde seit geraumer Zeit keine Interviews mit dem Radsportverband mehr bekommen. "Das sieht für mich sehr nach dem Versuch aus, uns dafür abzustrafen, dass wir die Tour de France nach diesem Sommer nicht mehr live übertragen werden", vermutete Balkausky.

Der UCI dementiert dies nur halb. Der Weltradsportverband verweigere den Öffentlich-Rechtlichen tatsächlich Interviews. Man wolle nicht mehr nur über Doping reden, erklärte UCI-Sprecher Enrico Carpani die Haltung seiner Organisation. "Aber jedes Jahr ist die Agenda deutscher Sender dieselbe: Doping, Doping und wieder Doping". (digitalfernsehen.de, 21.6.2011)



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CIRC-Report, S. 198ff: "The CIRC has found no evidence to show that UCI tried to hide the positiv test of Alberto Contador. WADA had been informed about the positive test and was involved in the discucsion regarding the results management of the case.

Several interviewees have however explained that they found it odd that the rider was notified in Person in his country about his ADRV as this was not the usual procedure. The CIRC has not found any other exarnple where this procedure has been followed for other riders.

Notwithstanding the peculiarity of the case due to the very low level of clenbuterol found in the rider's body and the fad that Alberto Contador was the winner of the 201 0 Tour, the CIRC is of the opinion that the same rules and procedures should have applied to Alberto Contador as to all riders irrespective of his ranking and status.

The CIRC again expresses concern over the different testing capacities of the Iaboratories, as this results in unequal treatment. The Cologne laboratory was at that time, the only laboratory capable of detecting the minuscule thresholds of clenbuterol in Alberto Contador's sample.

The Commission regrets again the violation of the duty of professional secrecy when the positive test was leaked to the press. This is yet another example that has been brought to the CIRCs attention and such case should be serioucly investigated in order to respect the athlete's right to privacy as well as his/her rights for due process."

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UCI-Klagen

- 2005 Sylvia Schenk, ehemalige BDR-Präsidenten, erhielt 2005 eine Anzeige von der UCI wegen Verleumdung und Rufschädigung. Möglicherweise wurden ihr u.a. kritische Äußerungen zu Last gelegt über Pat McQuaid als Nachfolger Verbruggens, s. hier: cyclingnews, 10.8.2006: Strong-minded Sylvia Schenk continues quest for Law & Order - Part I und Part II.

Schenk kritisierte aber auch eine enge Verbindung zwischen UCI/Verbruggen und Lance Armstrong. “There is obviously a strong relationship with Armstrong,” Schenk added. “The UCI took a lot of money from Armstrong – to my knowledge 500,000 dollars – and now there is speculation that there are financial connections to Armstrong, as well as the American market. I do not know what sort of connections Verbruggen has.” (Velonews, 15.9.2005) $ 500.000 wurden von Kathy Lemond, Ehefrau von Greg, unter Eid im SCA-Prozess genannt, als Summe die Armstrong bezahlt hätte für das Nachdatieren einer Medizinischen Ausnahmegenehmigung für Cortison 1999 (Ballester/Walsh, Le sale tour, ,S. 65).

dpa/FAZ, 16.9.2005: UCI-Anzeige gegen Sylvia Schenk

Im Februar 2008 wurde die Angelegenheit zwischen den Parteien mit einer außergerichtlichen Einigung unter Einhaltung der Verschwiegenheit abgeschlossen (CIRC-Report).



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CIRC-Report, S. 203: "This affair is revealing of the culture that existed within UCI. The accusations raised by Sjlvia Schenk were serious and pertinent and should have been carefully considered by the members of the Management Committee. The Management Committee clarly did not obcerve a culture of dialogue and dialectical debate. Finally, that this challenge should come from the only woman of this male dominated assembly certainly did not make things any easier. It can be seen that on this occasion, the great majority of the Management Committee supported the acton of the President's office."

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Greg Lemond, 17.7.2010:
"von Pat McQuaid (UCI-Präsident) habe ich schon drei Briefe bekommen mit Klage-Drohungen, weil ich die UCI korrupt nannte. Und ich habe seine Briefe gesehen an Landis, auch die von Hein Verbruggen (McQuaids Vorgänger), und ich kann beiden nur sagen: Kommt rüber in die Staaten und klagt! Die UCI denkt ja bisher wirklich: Wir sitzen in der Schweiz, wir sind unantastbar. Die UCI ist für mich wirklich das größte Problem unseres Sports. Die Wahrheit über jemanden wie McQuaid ist ja: 2006 habe ich versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen und über Lösungen gegen Doping zu reden. Und ich hatte, sagen wir es mal so: herausgefunden, dass Floyd dopte, bevor er positiv aufflog. Er hat nicht geantwortet."
(SZ. 17.7.2010)
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- 2006 Greg LeMond wurde 2006 eine Klage von McQuaid wegen Diffamierung der UCI angedroht. Er hatte in einem Interview mit der L'Équipe den Vrijman-Report kritisiert und das Radsportsystem samt UCI als korrupt beschrieben. LeMonds Anwaltsschreiben scheinen verhindert zu haben, dass die UCI ernst machte. LeMond ging mit dieser UCI-Klageandrohung im Oktober 2012 an die Öffentlichkeit.

cyclingnews, 26.6.2006, cyclingnews, 4.10.2012



- 2008 Der ehemalige WADA-Präsident Richard Pound sah sich im März 2008 einer Anzeige der UCI und des ehemaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen gegenüber wegen fortlaufender Beleidigungen und einseitiger Kommentare (UCI, 20.3.2008). Pound hatte mehrfach die UCI kritisiert und deren Rolle im Antidopingkampf infrage gestellt. Die WADA kündigte daraufhin ihre Zusammenarbeit mit der UCI in Bezug auf den Biologischen Passport. Die Agentur sah sich mit der Klage als selbst betroffen an (WADA, 25.3.2008, WADA, 27.3.2008). Die UCI gab sich darüber überrascht, da sie einen Unterschied mache zwischen WADA und Richard Pound (UCI, 27.3.2008). Im Dezember 2009 kam es zwischen UCI und Pound zu einer Einigung.

usatoday, 21.3.2008: Cycling governing body sues Dick Pound

WADA, 17.12.2009: Richard Pound and Hein Verbruggen and UCI Reach Legal Settlement



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CIRC-Report, S. 106ff: "Wen Anne Gipper came into UC1, the relationship between UCI and WADA seemed to improve for a short while at the working level. At the presidency level, however, the relationship was still negative and combative. Evidence of an improved relationship at a working level can be found in the common development of the ABP. However, his cooperation ended abruptly with the initiation of defamation proceedings by the UCi against Dick Pound before Suiiss Courts. Defamation suits over anti-doping related iccues were brought by Hein Verbruggen/Pat McQuaid also against other stakeholders in clycling and got high media coverage. It seemed to have been Part of UCI`s strategy to threaten and/or serve their opponents or critics with legal actions, be it before state courts or ethical commissons (see below). Such legal actions would sometimes be preceded or accompanied by staged "open letters" of Hein Verbruggen's network within the sporting community to important decision-makers (see e.g. Vrijman-affair, Schenk-affair). These actions highlight the absence of a culture of dialogue as well as an inability to accept different opinions."

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Richard Pound musste sich auch gegen die Ethik-Kommission des IOC zur Wehr setzen.
"In a decision dated Feb. 2, the I.O.C. Ethics Commission recommended that Pound had “the obligation to exercise greater prudence consistent with the Olympic spirit when making public pronouncements that may affect the reputation of others.” Pound is also an I.O.C. member."
(NYT, 12.2.2007)
Pound und Verbruggen waren und sind (2012) IOC-Mitglieder.
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- 2011 Im Mai 2011 erhoben Pat McQuaid und Hein Verbruggen Klage gegen Floyd Landis wegen wiederholter schwerer persönlicher Attacken. Beide sahen sich gezwungen mit dieser Maßnahme die Integrität des Radsports insgesamt zu schützen (UCI, 4.5.2011). Floyd Landis: "On or about May 2, 2010, I received a letter via email from an attorney Phillipe Verbiest, representing the UCI and Hein Verbruggen. The letter threatened suit against me unless I withdrew certain allegations in my email to Steve Johnson." Landis hatte Johnson von USA Cycling über seine Aussagen vor der USADA per Email informiert und darin auch den positiven EPO-Test Armstrongs 2001 erwähnt. Die UCI wies nun jegliche Verschleierung und Annahme von Geld weit von sich. Landis sollte diese Behauptung zurücknehmen. (USADA Floyd Landis Affidavit)

Anfang Oktober 2012 verurteilte das Schweizer Bezirksgericht Est Vaudois (Kanton Waadt) Floyd Landis zu je 10.000 SF an McQuaid und Verbruggen sowie zur Übernahme der Gerichtskosten wegen diffamierender und unwahrer Äußerungen. Zudem muss Landis in verschiedenen Zeitungen und Internet-Medien eine Gegendarstellung veröffentlichen und deren Kosten übernehmen.

das Urteil zum Download

velonation, 3.10.2012, espn, 3.10.2012



Paul Kimmage

C4F-Rezension:
Rough ride/
Rauhbeine rasiert


Podium Cafe: Rough Ride, by Paul Kimmage

der Klage zugrunde liegt u.a. dieses Interview mit Floyd Landis:
nyvelovity: Landis/Kimmage
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- 2012 Im Januar 2012 wurde Paul Kimmage von Pat McQuaid, Hein Verbruggen und der UCI auf je 6600 € verklagt, da er mit diskriminierenden Äußerungen ihren Ruf und Integrität beschädigt habe. Hintergrund ist ein Interview, das Kimmage mit Floyd Landis Anfang 2011 geführt hat und in dem die beiden Funktionäre u. a. beschuldigt wurden, unterschiedliche Maßstäbe bei der Behandlung von Fahrern anzulegen. Der streitbare Journalist und ehemalige Fahrer reagierte jedoch nicht auf die Klage. (independent, 29.1.2012, velonation, 29.1.2012). Im September 2012 erhielt Kimmage eine Vorladung nach Vevey (Schweiz).

Kimmage, der 1991 mit seiner Autobiografie The Rough Ride, in der er auch seine Erfahrungen mit Doping beschreibt, und mit seiner späteren klaren Antidoping-Haltung auffiel, konnte sich aus finanziellen Gründen keine Auseinandersetzung vor Gericht leisten.

Kimmage fand öffentliche Unterstützung. Die satirische Radsport-Seite cyclismas.com eröffnete eine Online-Konto das von der Seite nyvelocity.com mit übernommen wurde. In diesen Paul Kimmage Defense Fund wurde und wird bislang eine beachtliche Summe eingezahlt. Die UCI sah sich gezwungen ihr Vorgehen zu rechtfertigen (UCI, 1.10.2012)

Paul Kimmage entschloss sich aufgrund der großen Unterstützung, die Auseinandersetzung vor Gericht zu führen.

 

>>> nyvelocity/cyclismas: Paul Kimmage Defense Fund

 

Am 26.10.2012 beschloss das UCI Management Committee die Klage gegen Kimmage auszusetzen und abzuwarten, zu welchen Ergebnissen die geplante unabhängige Untersuchungskommission in Bezug auf Doping und Korruption bei der UCI kommen wird.

 

Die Initiatoren des Defense Funds sahen den Konflikt als nicht beendet an und fordern zu weiteren Spenden auf:

>>> ciclismas: Kimmage Defense Fund: Official Statement

 

Am 1. November 2012 gab Paul Kimmage bekannt, dass er selbst einen Strafantrag bei dem Schweizer Gericht einreichen ließ zu Lasten von Hein Verbruggen, Pat McQuaid und Unbekannt wegen Verleumdung und Verunglimpfung seiner Person und des Verdachts auf Betrug:

cyclismas: Paul Kimmage shows that the best defense is a good offense

velonation: Kimmage counter attacks by suing Verbruggen and McQuaid in Swiss courts

velonation: Kimmage speaks about his legal action, says McQuaid and Verbruggen need to be removed immediately

VeloNews: Paul Kimmage finds best defense is a strong offense

velonation: Kimmage makes position clear in relation to defence fund

 

Im Mai 2013 wurde bekannt, dass das Geld des Funds verschwunden ist und Kimmage keinen Zugriff mehr darauf hat:

insidethegames.biz: Kimmage action against McQuaid and Verbruggen in doubt over missing $64,000 from defence fund

Aaron Brown, einer der Mitinitiatoren des Funds hatte sich das Geld angeeignet. Dies wurde 2014 vom Massachusetts Superior Court bestätigt. Ob noch Gelder für den Fund und damit Kimmage zur Verfügung stehen werden, ist zur Zeit noch unklar (cyclingnews, 16.10.2014).

 

Im August 2013 wurde Kimmage Strafantrag von den Schweizer Gerichten zurück gewiesen:

insidethegames.biz: Kimmage action against McQuaid and Verbruggen thrown out by Swiss courts

 

Die UCI verzichtete im Oktober unter dem neuen Präsidenten Cooksen auf die Fortführung der Klage, aber nicht Verbruggen und McQuaid. Im Februar 2014 gab dann McQuaid auf, Verbruggen hielt seine Klage weiter aufrecht.

velonation: Verbruggen and McQuaid reactivate legal case against Kimmage, 1.2.2014

velonation: McQuaid ends his part in legal action against Kimmage, Verbruggen persists, 16.2.2014

Am 27. Mai 2016 lag das Urteil vor. Paul Kimmage verlor und muss einen hohen Betrag an Hein Verbruggen zahlen: cyclingweekly.co.uk: Paul Kimmage must pay former UCI president Hein Verbruggen £8,000 in defamation damages.

 

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Hintergrundinfos zu dem Fund:

jonathansachse.de: Von den UCI-Präsidenten angeklagt: Helft Paul Kimmage

velonation: UCI court action sees Kimmage summoned to appear before Swiss court in December

cn: Verbruggen won't take legal action against Hamilton

 

velonation: Kimmage selecting legal defence backing as ‘energised’ journalist prepares for UCI court action, 27.9.2012

 

cyclingtips: Q&A With Paul Kimmage, 1.10.2012

cn: Vaughters defends Kimmage ahead of UCI case, 28.9.2012

rkp: The Explainer: ” … of being fools, etc.”, 29.9.2012



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CIRC-Report S. 202: "The evidence available to the Commission gave a dear impression that the UCI management adopted a strategy of aggressive defence, a "with us or against UCI's strategy, to munter anyone who opposed the organisation, its members or favoured third parties, as shown by the legal proceedings initiated against Floyd Landis, Dick Pound and Paul Kimmage as well as disciplinary procedures against Jean Pitallier, Eric Boyer and Sylvia Schenk, or the threat of such procedures."

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Monika, Oktober 2012, Ergänzungen


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