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Saisonbilanz Cofidis

Text von Steamboat, Januar 2007

Layout & Bildredaktion: Heinz Helfgen

&copy Fotos: * Mani Wollner, ** cyclingimages.com, *** capture-the-peloton.com, **** www.velo-photos.com



Es waren einmal Zeiten, in denen sich Cofidis von den anderen französischen Radsportteams wohltuend – abseits der Diskussionen um das Thema Doping - unterschieden hat. Trotz anhaltender nationaler Misere im Radsport verfügte die Equipe über genügend konkurrenzfähige Akteure, die im Gegensatz zu den anderen französischen Rennställen dadurch glänzten, dass ihre Sportler einem Peloton Profil verliehen und nicht nur größtenteils mitrollten. Schwachstellen im Kader wurden mit vielversprechenden ausländischen Fahrern besetzt, wenn Frankreich über derartiges Personal nicht verfügte. Man konnte deshalb bei den Klassikern und Rundfahrten überwiegend gut mithalten.

 

Es war einmal…

 

Die Situation hat sich offensichtlich geändert. Cofidis hat sich in der Saison 2006 dem französischen Radsport im Großen und Ganzen angepasst. Zu diesem Ergebnis muss man kommen, wenn man sich die Erfolge der jüngeren Vergangenheit betrachtet. Der Rennstall hatte von der Papierform her zu Saisonbeginn an Konturen eingebüßt. Klare Strukturen in der Mannschaft in Bezug auf die Rennserie waren nicht immer eindeutig zu erkennen. Im Kader ließen sich weder Siegertypen für Klassiker ausmachen, noch entdeckte man den Klassementfahrer, der eine dreiwöchige Rundfahrt mit gutem Gesamtresultat bestreiten könnte. Vom endschnellen Fahrer ganz zu schweigen. Seit dem Abgang von Stuart O'Grady fehlte dem Anschein nach ein identisch starker Fahrer.



* Gesichts- und farblos? Cofidis beim MZF in Eindhoven

In vielen Bereichen litt der Rennstall an Gesichts- und Farblosigkeit. Folglich muss man auf die Karte "Glück" setzen. Unverdrossen hat man an David Moncoutié als Heilsbringer des Teams und des nationalen Radsports festgehalten. Dabei hat er mehrfach bewiesen, dass er bei den GTs nicht in der Lage ist, ein starker Leader zu sein. Auch Sylvain Chavanel ist den Nachweis seiner Qualitäten seit seiner Verpflichtung meist schuldig geblieben. Er hat Talent und verfügt über Können – keine Frage, aber eine vollwertige Stütze ist er nicht.

 

Auch Leonardo Bertagnolli darf sich in die Kategorie Fahrer einordnen, die eine gute kleine PT-Rundfahrt bestreiten können, die aber bei einer GT kaum Akzente für das Klassement setzt. Diese Hoffnungen galten ebenso für Ivan Parra, der mit zwei Etappensiegen 2005 beim Giro Zwanzigster wurde. Er kann zwar gut im Hochgebirge fahren, aber für die Endabrechnung scheint auch er nicht der richtige Mann zu sein.

 

Für die Klassiker mit welligem Streckenverlauf gestaltete sich die Situation etwas anders. Als Frontmann wurde Christian Moreni geholt. In der Domestikenrolle für Quick Step konnte er nur selten glänzen, bei Cofidis hatte er alle Freiheiten, die er – um es vorweg zu nehmen – auch in akzeptablen Maße nutzte.

 

Auf der Sprinterposition durfte sich Jimmy Casper in Ermangelung an Alternativen als Erstbesetzung verstehen. Zwar sagt es wenig über seine sportliche Leistungsfähigkeit aus, wenn man ihn als schnellsten französischen Sprinter bezeichnet, da die Konkurrenz überschaubar ist. Nicht ohne Hintergedanken bekleiden bei den anderen Teams häufiger Ausländer diese Position (Thor Hushovd, Thomas Vaitkus und Bernhard Eisel). Bei den Kopfsteinklassikern durfte sich Arnaud Coyot über das Vertrauen der Mannschaftsleitung freuen, auffällig ist er deshalb nicht unbedingt geworden. Als Rouleur komplettierte Rik Verbrugghe das Team. Einst wusste er im Einzelzeitfahren zu gefallen, auch ihm traute man zu, an alte Zeiten anzuschließen.

 

Die Saison sollte zeigen, inwiefern die Teamleitung um Manager Eric Boyer und Sportdirektor Francis Vanlondersele mit diesen Weichenstellungen richtig lagen, oder ob das Prinzip Hoffnung wieder einmal an seine Endlichkeit stieß. Fotos, die Moncoutie & Co auf dem Siegerpodest von PT-Veranstaltungen zeigten, blieben in der kompletten Saison bloße Imagination, die Realität sah leider anders aus.



Pro Tour

** Leonardo Bertagnolli - Etappensieg bei Tirreno Adriatico

Chavanel konnte im Vorjahr die Erwartungen nicht erfüllen. Deshalb war er fast schon dazu gezwungen, sich mit guten Ergebnissen wieder zurück zu melden und zu rehabilitieren. Bei der sechsten Etappe von Paris-Nizza gelang ihm das erstmalig in der Saison mit dem zweiten Rang. Da Cofidis im Klassement nicht in die Entscheidung eingreifen konnte – bester wurde Chavanel als Fünfzehnter –, suchte man sich andere Ziele. Eines bestand im Gewinn des Bergtrikots. Moncoutié konnte sich am letzten Tag diese Sonderwertung sichern, nachdem er sich mehrfach bei der renommierten Rundfahrt Fluchtgruppen anschloss und somit die erforderliche Punktzahl beisammen hatte.

 

Bei Tirreno-Adriatico richtete sich die Delegation auf Bertagnolli als Kapitän ein und aus. Dieser hielt sich aussichtsreich in der Gesamtwertung. Das Highlight war der Sieg bei der sechsten Etappe. Eigentlich war für diesen Tag eine Bergankunft vorgesehen, die aber aufgrund der Witterung entfiel. In einem unruhigen Finale schlug er dem Hauptfeld mit sämtlichen Sprintern ein Schnippchen und gewann nach einer kurzen Flucht. Dadurch konnte er sich in der Gesamtwertung auf den sechsten Rang vorschieben, den er am Ende auch verteidigte. Bei der Baskenland-Rundfahrt verfehlte er aber einen Platz unter den ersten Zehn und wurde 13. im Klassement.

 

Am Rande der großen PT-Punktvergabe bei Paris-Roubaix schlug der Belgier Staf Scheirlinckx Kapital aus der Disqualifikation von Leif Hoste, Peter van Petegem und Vladimir Gusev. Deshalb wird der Cofidis-Fahrer auf dem zehnten Rang der Ergebnisliste geführt.

 

Bei der Tour de Romandie gab es neuerlich den Sieg eines Fahrers in einer Sonderwertung zu bejubeln. Parra sicherte sich das Bergtrikot. Ob den Teamverantwortlichen aber wirklich zum Feiern zu Mute war, muss bezweifelt werden. Die Ausbeute im Frühjahr war zwar nicht schlecht, aber über den Status 'Achtungserfolg' ging es eigentlich nicht hinaus.

 

Beim Giro galten die Hoffnungen Bertagnolli sowie Parra. Zudem erhoffte man sich von Moreni und Verbrugghe bei einigen welligen Etappen gute Resultate. Für die beiden italienischen Lokalmatadoren war das Abenteuer Giro schnell beendet. Bevor die Corsa Rosa den belgischen Boden verließ, war Bertagnolli schon draußen.



* Rik Verbrugghe beim Giro

Verbrugghe blieb ein hervorragendes Ergebnis in seiner Heimat schuldig. Dafür schloss er sich bei der siebten Etappe einer Ausreißergruppe an, von der er sich kurz vor dem Ziel absetzte. Er feierte einen unerwarteten Etappensieg in Saltara, als er wenige Meter vor dem Hauptfeld erschöpft die Ziellinie passierte. Abgerundet wurde der belgische Tag in Italien durch die eintägige Führung von Scheirlinckx in der Bergwertung. Ansonsten gefiel beim Giro besonders Leonardo Duque durch einige beachtenswerte Resultate besonders bei Sprintentscheidungen. Sein Landsmann Parra wurde erst zum Ende der GT stärker und rückte schließlich auf den 16. Gesamtplatz vor.

 

Die Tour de France stand natürlich im Fokus von Cofidis. Hoffnungen für das Klassement in den Top Ten bestanden jedoch kaum. Eher senkte man die Ansprüche und hoffte auf einige bessere Etappenergebnisse sowie auf ein gutes Ergebnis in der Bergwertung. Kandidaten für Tagessiege schienen Chavanel, der eine gute Dauphine Libéré als Zwölfter beendet hatte, und Moncoutie zu sein, denen man bei Ausreißergruppen Chancen einräumte. Eventuell liebäugelte man damit, dass Chavanel der Sprung in die PT-Klassementränge schaffen könnte.

 



*** Jimmy Casper, Überraschungssieger der 1. Etappe bei der Tour

Überraschend hingegen war das Auftreten von Casper bei der ersten Etappe. Ihn hatte bei der Massenankunft in Straßburg eigentlich niemand auf der Rechnung. Aber er setzte sich gegen die große Konkurrenz durch und sorgte mit seinem Sieg für eine kleine Sensation. Ihm hatte man gegen Tom Boonen, Thor Hushovd, Robbie McEwen, Erik Zabel, Oscar Freire, Daniele Bennati und Bernhard Eisel geringe bis keine Chancen eingeräumt, er nutzte sie aber eiskalt. Als Zugabe übernahm er für einen Tag die Führung in der Punktwertung.

 

Chavanel suchte seine Chance bei der 13. Etappe von Béziers nach Montélimar. Er schloss sich mit Jens Voigt, Oscar Pereiro, Andriy Grivko und Manuel Quinziato zu einem Quintett zusammen, das sich einen großen Vorsprung vor dem Feld herausholte. Wie man im Nachhinein weiß, war dieser Abschnitt für den Ausgang der GT maßgeblich. In der finalen Phase der Etappe konnte er aber Voigt und Pereiro nicht folgen, weil er im Geduldsspiel, wer wann wo vor dem Ziel erfolgreich attackiert, nicht die Nerven. Er stritt jedoch erfolgreich mit Quinziato um den dritten Platz.

 

Bei der Königsetappe nach Alpe D'Huez schloss sich Chavanel einer großen Gruppe an, die etwas ausgedünnt den Schlussanstieg erreichte. Der Franzose war aber dem Tempo von Fränk Schleck und Damiano Cunego nicht gewachsen und erreichte als Siebter das Ziel. Damit deutete er an, dass er allmählich doch in die Rolle hineinwächst, in die er schon seit Jahren hineingelobt wurde.

 

Bei der 18. Etappe von Morzine nach Marcon eröffnete sich die Chance für Ausreißergruppen trotz eines flachen Streckenprofils. Moreni schloss sich einer an und gehörte im Finale zu einem Trio, das die Entscheidung unter sich ausmachen würde. Letztlich unterlag Moreni dem schnellen Matteo Tosatto, sicherte sich aber den zweiten Platz.

 

Insgesamt fällt das Fazit für Cofidis durchwachsen aus. Caspers Etappensieg, verbunden mit dem eintägigen Erwerb des Grünen Trikots, war sicherlich das Faszinosum der Grande Boucle. Auch der zweite von Moreni und der dritte Tagesrang von Chavanel können sich sehen lassen. Dass ein Trio derselben Equipe die Plätze 43 bis 45 im Klassement belegt, sieht zunächst kurios aus. Leider sind diese aber auch die besten Platzierungen der Cofidis-Fahrer in der Reihenfolge Parra - Moreni - Chavanel. Dem Franzosen muss zugute gehalten werden, dass ein Sturz ihm vermutlich eines besseren Resultates beraubte, evtl. gar einen Platz unter den ersten Zwanzig kostete. Dennoch darf man von dem Rennstall, der im landesinternen Vergleich hinter den Erfolgen von Ag2r Prévoyance und Crédit Agricole blieb, mehr erwarten. Besonders Moncoutié enttäuschte.

 

Chavanel gelang beim GP Ouest-France-Plouay noch einmal ein vorderer Platz. Aber zu PT-Punkten reichte es nicht – er wurde Zwölfter. Er hat 2006 sicherlich Fortschritte gemacht, der ganz große Durchbruch ist ihm aber immer noch nicht gelungen.

 

Moreni probierte bei der Klasika San Sebastian sein Glück. Zuvor hatte er bei einem Klassiker, dem Amstel Gold Race, mit einem 18. Rang aufwarten können. In der Metropole des Baskenlandes erreichte er nach einem Sprint einer großen Gruppe den fünften Platz, der angesichts der nicht sehr zahlreichen vorderen Platzierungen des Teams schon als akzeptabel bezeichnet werden muss.



**** Stephane Augé hatte in Polen den Durchblick

Ferner kam er im Klassement der Polen-Tour auf einen guten siebten Platz. Im Rahmen dieser Rundfahrt zeichnete sich das Team aber auch noch durch gute Leistungen anderer Protagonisten aus. Bertagnolli belegte den zehnten Platz der Gesamtwertung. Für das Highlight sorgte aber Stephane Augé. Er riss bei der fünften Etappe gemeinsam mit Aaron Olson aus. Beide konnten das Peloton auf Distanz halten. Der Franzose setzte sich durch und feierte den Tagessieg.

 

Die Vuelta a España diente als Beispiel eine typische Cofidis-Performance. Insgesamt sehr unauffällig spulte die Truppe ihr Pensum herunter. Perez belegte den 10. Gesamtrang und sorgte damit für ein positives Ergebnis. Er konnte mit der Spitze mithalten, und vielleicht hätte ihm ein besseres Team noch andere Möglichkeiten eröffnet. Seine beiden siebten Plätzen bei der siebten und der 17. Etappe stellten die besten Tagesergebnisse seiner Delegation dar. Dennoch trennen sich die Wege von Cofidis und Perez nach dieser Saison. Es wirkt zwar etwas unverständlich, wenn der Rennstall einen Fahrer abgibt, der andeutete, dass er im Konzert der Großen bei einer GT etwas zuzusetzen hat, aber die Equipe wird ihre Gründe für diese Entscheidung haben. Da Cofidis penibel darauf bedacht scheint, nicht mit Dopinggeschichten in Verbindung gebracht zu werden, umhüllten Spekulationen Perez, dass er eventuell zu dieser Thematik eine andere Ansicht haben könnte. Ob eine derartige Deutung zutreffend ist, kann nicht mit letzter Sicherheit bestätigt werden. Dennoch sei auf diesen Umstand hingewiesen.

 

Mit den Herbstklassikern ging die Saison zu Ende. Hoffnungen auf Podien oder gar Siege bestanden nicht. Eher gab man dem Vorhaben, sich achtbar zu verabschieden, den Vorrang. Wieder einmal Moreni trug das seine zu diesem Unterfangen bei. Mit dem sechsten Platz bei der Züri-Metzgete gelang ihm eine souveräne Leistung.

 

Zurückhaltung war beim heimischen Herbstklassiker Paris-Tours angesagt. Moreni kam über den 19. Rang nicht hinaus, während Sébastien Minard den 16. Platz erreichte. Dafür legte sich der Italiener bei der Lombardei-Rundfahrt richtig ins Zeug. Zwar verpasste er die entscheidende Attacke, aber er kämpfte sich fast noch an die zwei Kontrahenten Fabian Wegmann und Samuel Sanchez heran, die den zweiten Platz unter sich ausmachten. Moreni erreichte in diesem Sinne den undankbaren vierten Platz, was aber gleichzeitig sein bestes Ergebnis in einem PT-Klassiker in dieser Saison war. Sechzehnter in diesem Rennen wurde übrigens Scheirlinckx.



Outside Pro Tour

*** Chris Sutton (Mitte) beim Criterium International

Cofidis griff früh ins Renngeschehen ein. Bei dem Februar-Klassiker Tour du Haut Var (1.1) eröffnete Bertagnolli am 18. Februar die diesjährige Liste an Siegen und guten Platzierungen. Er präsentierte sich in akzeptabler Frühform, nachdem 2005 für ihn nicht wunschgemäß verlief. Später erkämpfte er sich beim GP Chiasso (1.1) den dritten Platz.

 

Bereits einen Tag nach dem Sieg von Bertagnolli legte Coyot nach, der die Classic Haribo (1.1) für sich entschied. Damit war das Wochenende in der Hand von Cofidis, deren Siegfahrer in beiden Fällen kurioserweise vor einem Akteur von Crédit Agricole gewinnen konnten.

 

Der junge Australier Chris Sutton feierte ebenfalls einen Sieg nach einem Eintagesrennen. Bei Cholet – Pays de Loire (1.1) behielt er in einem Massensprint die Oberhand. Wenig später erreichte er auf dem letzten Teilstück bei der Circuit de la Sarthe (2.1) den dritten Etappenrang. Danach ließ er einige Wochen verstreichen, bevor er sich wieder mit einem vermeldenswerten Ergebnis in Erinnerung rief. Bei der Abschlussetappe vom GP CTT Correios de Portugal (2.1) markierte er den zweiten Rang.

 

Kleinere Eintagesrennen in Frankreich waren vorrangig die Wettbewerbe, die Fahrer von Cofidis auch gewinnen konnten. Mit Erfolgen in der globalen Radsportwelt im Jahre 2006 nicht gerade gesegnet, reichte es bei den einheimischen Veranstaltungen vermutlich auch aufgrund fehlender internationaler Konkurrenz in der Regel zu vorderen Platzierungen. Einen weiteren Sieg ergatterte Casper beim GP de Denain (1.1).

 

Neben einigen ersten Plätzen trugen die Cofidis-Schützlinge auch andere gute Resultate davon. Einen dritten Etappenrang z.B. erreichte Casper im Rahmen von Etoile des Bessèges (2.1). Zweiter wurde er bei der Tour de Vendée (1.1). Tristan Valentin erreichte ebenso einen dritten Platz bei der Trophée des Grimpeurs - Polymultipliée (1.1).

 

Es fiel allerdings auf, dass Cofidis im ersten Jahresquartal keinen Fahrer stellen konnte, der auf einem der ersten fünf Rundfahrtplätze rangierte. Das änderte sich erst im Mai nach der Tour de Picardie (2.1), die überraschend von Casper, der sich ja bekanntlich als Sprinter versteht, gewonnen wurde. Er feierte ebenso einen Etappenerfolg, der letztlich die Grundlage für seinen Gesamtsieg wurde.



**** Leonardo Duque - Kolumbianer mit Sprintqualitäten

Nicht jeder endschnelle Fahrer des Teams konnte über gleichartige Glückmomente berichten. Bei der Tour de l'Ain (2.1) sprang Duque zwar in die Bresche. Er erreichte bei der zweiten Etappe den zweiten Rang. Ebenso erging es dem Kolumbianer beim Auftakt der Tour du Limousin (2.1). Dort war Pierrick Fédrigo beim Auftakt schneller. Beide gehörten einer sechzehnköpfigen Leadergruppe an, die den Tagesssieg unter sich ausmachten. Im Klassement zog Duque aber noch an Fédrigo vorbei und freute sich über den Gesamtsieg.

 

Bei der Tour de Limousin feierte Augé einen Etappenerfolg. Er gewann den dritten Abschnitt dieser Rundfahrt, nachdem er sich einer Ausreißergruppe angeschlossen hatte. Zum Schluss stritt er mit fünf anderen Fahrern um den Tagessieg. Er hatte aber das Glück des Tüchtigen.

 

Bei der Tour du Poitou Charentes (2.1) brachte die zweite Etappe eine Vorentscheidung für die Gesamtwertung. Chavanel zählte zu einer 21köpfigen Spitzengruppe, die sich zehn Minuten Vorsprung zum Peloton erarbeitete. Am Ende behielt er die Übersicht und hielt sich mit dem dritten Tagesrang alle Chancen auf einen Rundfahrtsieg offen. Diese Möglichkeiten verbesserten sich, als er bei der vierten Halbetappe den dritten Platz im Zeitfahren einstrich. Die vor ihm platzierten Fahrer Rick Flens (Rabobank Espoirs) und Stef Clement stellten im Klassement keine Gefährdung da, so dass der Cofidis-Fahrer die Führung übernahm, die er auch auf der letzten Halbetappe nicht mehr abgab.

 

Amaël Moinard erreichte bei der ersten Etappe der Tour de l'Avenir (2.1) den dritten Platz. Ebenso einen dritten Platz belegte Maxime Monfort nach der neunten Etappe, einem Einzelzeitfahren. Erfolgreicher war der Teamkamerad Nicolas Roche; denn er gewann den vierten Abschnitt der Rundfahrt, als er sich im Finish gegen zwei Mitstreiter durchsetzte.



* Monier, Monfort und Roche bei der Tour de l'Avenir


Nationale Meisterschaften

Das Siegen gegen internationale Konkurrenz fiel Chavanel schwer. Anders sah es aber aus, als er nur mit Franzosen um den Sieg streiten musste. Bei den Landesmeisterschaften im Zeitfahren rangierte er auf dem ersten Platz, nachdem er über 49,9 km den nationalen Gegnern keine Chance ließ.



Zwischen die Speichen gesehen …

Die Saison ist vorüber, was aber bleibt, wenn der Staub sich legt und zusammengekehrt wird? In medias res: Das beste Ergebnis bei den PT-Klassikern erzielte im Herbst Moreni als Vierter bei der Lombardei-Rundfahrt. Im Gesamtklassement einer PT erreichte sein Landsmann Bertagnolli als Sechster beim Tirreno-Adriatico gleichsam die vorderste Platzierung. Über keinen Podestrang wurde nach einer PT-Veranstaltung berichtet, so wenig erfolgreich war kein anderes Team.

 

Ausgenommen müssen von dieser Bestandsaufnahme natürlich die Tagesergebnisse bleiben, denn dort gab es schon einige bemerkenswerte Erfolge in der elitären Rennserie zu vermelden. Dabei sticht sicherlich der glückliche aber keineswegs unverdiente Etappensieg von Casper bei der Tour hervor. Beim Giro war es Verbrugghe, der sich in Szene setzte und den vielleicht eindrucksvollsten Saisonsieg der Equipe markierte, wobei das natürlich ein subjektiver Eindruck ist. Insgesamt entfiel von den 14 ersten Plätzen die Hälfte auf Etappensiege. Es gab neben vier Triumphen bei Eintagesrennen auch drei Rundfahrterfolge zu verzeichnen, allerdings gelangen diese allesamt bei den eher mäßig besetzten französischen Veranstaltungen. Keiner dieser sieben Siege, ausgenommen Etappenerfolge, wurde bei einem .HC-Wettbewerb verbucht. Diese Bilanz ist in der Tat etwas ernüchternd.

 

Unterzieht man die PT-Ergebnisse weiteren Analysen, so bessert sich die Beurteilung nur wenig. Bei jeweils vier von 13 Klassikern wurde ein Platz in den Top Ten. Auch die Anzahl von tollen Resultaten bei den Rundfahrten, wenn man auf die Top Ten achtet, blieb überschaubar. Bei lediglich vier Gesamtklassements erwarben sich Akteure von Cofidis PT-Punkte, wobei die Polen-Tour hervorsticht, da bei der Landesrundfahrt sogar zwei Fahrer in die Top Ten gelangten.

 

Dann darf es nicht großartig überraschen, dass Cofidis nicht auf den vorderen Rängen des PT-Mannschaftsklassements zu finden ist. Platz 12 scheint aber geschmeichelt, da Rennställe, die in dieser Wertung hinter Cofidis aufgeführt werden, wie z.B. Quick Step, sicherlich erfolgreicher waren. An dieser Stelle muss das Regelwerk hinterfragt werden, nach dem diese Tabelle erstellt wird. Denn bei der Auflistung, bei der festgehalten wird, wie viele Zähler die Fahrer auf ihren individuellen PT-Konten kumuliert gesammelt haben, reicht es mit einem Endresultat von 153 Punkten lediglich zum 19. Rang. Dieses Tableau erfasst die wahre Leistungsstärke des Teams deutlich und dürfte aussagekräftiger sein als die 'richtige' Teamwertung. Überdies hat sich Cofidis mit 14 Saisonsiegen ohnehin keinen Zacken aus der Krone gebrochen.



* Cristian Moreni (rechts) wurde 2006 nur selten abgehängt:

Bei der individuellen Betrachtung fällt besonders Moreni auf. Ihm blieb die Krönung seiner nicht unbedingt erwarteten starken Saison vorenthalten. Man muss festhalten, dass er bei den PT-Klassikern leider kein Platz auf dem Treppchen belegte und auch keinen Sieg im Jahr 2006 feierte, aber er avancierte dennoch zu einer verlässlichen Größe. Mit Platz 30 in der PT-Einzelwertung wurde er bester Cofidis-Fahrer.

 

Auch Bertagnolli ist mehr als nur einmal in den PT-Punkterängen zu finden - er wurde 91. der Einzelwertung. Ebenso wie Perez, der den 104. Rang belegte, gehört er 2007 aber nicht mehr dem Kader an. Von den neun Fahrern, die überhaupt in der PT punkten konnten, haben drei Sportler die französische Nationalität. Diese Erfolge lassen sich auf ein gutes Abschneiden bei Etappen zurückführen, da keiner von den Franzosen in den Top Ten oder bei den GTs in den Top Twenty zu finden ist. Casper ist als bester auf Rang 122 zu finden, während Chavanel (149.) und Augé (175.) erst in den Niederungen der Wertung aufgespürt werden. Moncoutié, der eigentliche Star der Formation, blieb sogar punktlos. Im Vorjahr war er noch der erfolgreichste Vertreter seines Landes. Zwar verletzte er sich während der Saison, aber etwas trostlos mutet seine Ausbeute schon an. Verbrugghe (133.), Parra (175.) und Scheirlinckx (186.) waren diesbezüglich erfolgreicher.

 

Den größten Sprung der Jungakteure machte Duque, während Monfort die in ihn gesetzten Erwartungen weniger nachhaltig erfüllte.

 

Hervorgehoben werden sollte das Engagement, das der Rennstall bezüglich der Dopingproblematik betreibt. Die Sauberkeit im Sport geht vor, so ist jedenfalls der Eindruck. Wenn man den Kolportierungen Glauben schenken darf, dann achten die Fahrer untereinander darauf, dass ein Kollege nicht dopt. Verdächtige Bewegungen werden anscheinend sofort der sportlichen Leitung gemeldet. Wenn es stimmt und dieses System funktioniert: Chapeau! Außerdem muss löblich darauf hingewiesen werden, dass in ICPT Cofidis für den Ausschluss von Discovery Channel stimmte.



Top Acht

Moreni – Bertagnolli – Perez – Casper – Verbrugghe – Chavanel – Augé – Duque

 

1. Moreni: Ihm blieb ein Tagessieg bei der Tour verwehrt, aber er belegte einen zweiten Platz und schaffte respektable Resultate bei der Lombardei-Rundfahrt, bei der Klasika San Sebastian, bei Zürich-Metzgete sowie bei der Polen-Rundfahrt.

2. Bertagnolli: Ein Etappensieg beim Tirreno-Adriatico und der sechste Platz im Klassement waren jedoch dem Team neben dem Sieg bei der Tour du Haut Var zu wenig für die Vertragsverlängerung.

3. Perez: Der Spanier schaffte das beste GT-Ergebnis des Teams als Zahnter bei der Vuelta. Sonst fiel er nicht auf und muss zum Saisonende gehen.

4. Casper: In einem Team, das 2006 mit Siegen geizte, stach er ob seines Etappensiegs bei der Tour sowie des Rundfahrterfolges Picardie schon hervor.

5. Verbrugghe: Ein Tagessieg bei einer GT hat besonderen Flair. Der Belgier schaffte ihn beim Giro.

6. Chavanel: Ein dritter Rang bei einer Tour-Etappe sowie aufopferungsvolle Fahrten reichen schon aus, um auch als französischer Zeitfahrmeister in den Top Acht bei Cofidis berücksichtigt zu werden. Aber auch ein Rundfahrtsieg (Tour du Poitou Charentes) geht auf seine Kappe. Diese Saison wie Anzeichen für eine Leistungssteigerung nach, aber da muss mehr kommen.

7. Augé: Einer der wenigen Etappenerfolge in der Pro Tour ging auf seine Kappe.

8. Duque: Sicherlich die positivste Überraschung im Team. Er deutete bei Sprintankünften Potential an. Für einen Sieg oder PT-Punkte langte es noch nicht. Dafür sorgte er aber für einen Rundfahrtsieg (Tour du Limousin).

 

Keine Aufnahme in die Top Acht fand

 

1. Moncoutié: Eine schwache Saison des Franzosen. Man muss ihm zugute halten, dass er verletzt war, aber keine PT-Punkte und nur das Bergtrikot bei Paris-Nizza sind doch ein bisschen dürftig für seine Ansprüche.



Ausblick

Von den neun Fahrern, die PT-Zähler sammelten, verabschiedeten sich drei. Es entsteht der Eindruck, dass erfolgreiche Teammitglieder nicht unbedingt gewünscht sind. Die Gründe liegen aber woanders, wenn man den Veröffentlichungen und Spekulationen glauben darf, die an dieser Stelle nicht erörtert werden und wohl auch nicht unbedingt für jeden der Abgänge gelten müssen. Perez, Bertagnolli und Casper verlassen jedenfalls Cofidis.

 

Sie lassen eine Mannschaft zurück, die in der kommenden Saison mal wieder versuchen wird, mehr Erfolg als in der abgelaufenen zu haben. Einerseits gilt die Hoffnung denen, die 2006 nicht an ihre Leistungsgrenze herangehen konnten, andererseits hofft man z.B. im Falle von Moreni, dass er sein Format halten und ausbauen kann. Vielleicht gelingt ihm der Sprung auf das Podest bei einem Klassiker.



**** Cofidis bei der Teampräsentation 2007

Zusätzlich hat man sich zu einer Verpflichtung eines aufstrebenden Stars entschieden. Nick Nuyens soll dem Team zu mehr Profil bei den Kopfsteinklassikern verhelfen. Seine eigene Lehrzeit bei Quick Step und bei Boonen sollte abgeschlossen sein. Auf genügend eigene Erfolge kann er ohnehin schon verweisen. Nuyens soll nun versuchen, im flämischen Frühjahr selber für die guten Resultate zuständig zu sein. Dabei kann er sich einiger Unterstützung sicher sein. Mit ihm kommt sein Stallgefährte Kevin De Weert, und von Gerolsteiner konnte Frank Hoj losgeeist werden. Zudem verfügt man in den eigenen Reihen über Scheirlinckx, der seinem Landsmann behilflich sein könnte.

 

Nuyens wird wohl auch die Option für Sprintankünfte werden, wobei sich bisher nicht plausibel abschätzen lässt, wie stark er ist, da er bisher meist hinter Boonen zurückstehen musste. Der Etappensieg bei der Tour de Suisse gelang aus einer Fluchtgruppe heraus.

 

Die Situation bei den Rundfahrten bleibt leicht kritisch und lässt nicht viel Raum für Euphorie. Alternativen zu dem vorhandenen Fahrermaterial bestehen auch nach der Transferperiode kaum – inwiefern Steve Zampieri Linderung verschaffen kann, muss abgewartet werden. Bisher galt er als veritabler Rundfahrer mit Achtungsergebnissen aber nicht als hohe Hausnummer. Allerdings sollte man nicht ganz der Schwarzseherei verfallen. Hoffnungsvolle Lichtblicke und Ansätze lieferte 2006 Chavanel. Trotz nicht besonders erfolgreicher Saison darf man Moncoutié nicht abschreiben. Dass er bei der Grande Boucle kaum in die Podestnähe kommen wird, dürfte klar sein, aber in der Vergangenheit zeigte er mehrfach Qualitäten bei den kleineren Rundfahrten. Ebenso sollte man Parra auf der Rechnung behalten.

 

Cofidis – eine Säule im Kampf gegen Doping, das ist wichtig. Vielleicht schafft die Equipe eine Säulenbildung auch mit sportlichen Ergebnissen – ohne Doping.




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