von Steamboat, März 2007
Layout & Bildredaktion: MrsFlax & begbie
© Fotos: * www.capture-the-peloton.com, ** www.velo-photos.com, *** www.cyclingimages.com, **** MrsFlax, ***** Mani Wollner
CSC war 2005, im Jahr der ersten Austragung der Pro-Tour (PT)-Rennserie, der stärkste Rennstall. An einer Wiederholung ein Jahr später konnte kaum jemand zweifeln. Zu deutlich war die Dominanz der CSC-Truppe 2005 gewesen, als der Gesamtsieg durch mehrere hervorragende Resultate ermöglicht wurde: Allen voran Bobby Julich, der mit Paris-Nizza und der Benelux-Tour zwei Rundfahrten gewann. Dazu kamen mehrere Podestplatzierungen von Ivan Basso (Tour de France), Jens Voigt (Lüttich-Bastogne-Lüttich), Carlos Sastre (Vuelta), Fränk Schleck (Zürich-Metzgete und Lombardei-Rundfahrt) sowie beim Mannschaftszeitfahren in Eindhoven.
Diese Resultate sollten nach den Planungen der Mannschaftsleitung um Bjarne Riis mindestens wiederholt bzw. sogar noch verbessert werden. Bestehende Defizite wurden durch entsprechende personelle Ergänzungen ausgemerzt bzw. minimiert. So ließen z.B. die Ergebnisse bei den PT-Klassikern Wünsche offen, da keiner gewonnen wurde. Zu diesem Zweck verpflichtete man Rennfahrer, die nach Möglichkeit mehrere Qualitäten aufweisen sollten, um bei verschiedenen Anlässen zu glänzen.
Die Verpflichtung von Fabian Cancellara passte in diesen Rahmen. Er eröffnete dem Rennstall neue taktische Möglichkeiten für die Kopfsteinpflasterklassiker, speziell die 'Hölle des Nordens'. Zudem hatte er sich einen Namen als Zeitfahrer gemacht. Karsten Kroon wurde von Rabobank verpflichtet. Dort stand er im Schatten von Michael Boogerd und Erik Dekker, sollte aber seine Fähigkeiten als Fahrer von anspruchsvollen Klassikern bzw. als Mann für Fluchtgruppen zur Geltung bringen. Auch Stuart O'Grady, der im Laufe der letzten Jahre als Sprinter zwar an Gefährlichkeit bei den Massenankünften etwas eingebüßt hatte, stellte eine Verstärkung dar.
* Cancellara |
** Kroon |
** O'Grady |
Natürlich sollte das Team Basso bei dessen Bemühungen um Gesamtsiege bei der Tour de France (TdF) und beim Giro d'Italia entsprechend unterstützen. Die Mannschaft wurde auf die Doppelbelastung eingestellt - z.B. stellte Julich seine Erfolgsaussichten zurück und wollte Basso helfen. Besonders die 'Grande Boucle' wurde zur Chefsache, weil es natürlich ein Ansporn war, sich als legitimer Nachfolger von Lance Armstrong zu beweisen.
Natürlich hat Erfolg eine Kehrseite. Das ist keine apodiktische Bemerkung sondern die Erkenntnis aus vielen Jahren Betrachtung sportlicher Veranstaltungen, sei es im Radsport oder in anderen Sportarten. Negative Schlagzeilen begleiten meist erfolgreiche Arbeit. Spötter, Neider und Kritiker kommen von alleine oder fühlen sich auf Grund von Vorfällen zur Wortmeldung berufen. Ob sie immer ihre Berechtigung hat, sei mal dahingestellt. Dopingvorwürfe und -unterstellungen bleiben dabei nicht aus. Auch hierfür finden sich in der Geschichte genügend Beispiele und Belege. Hin und wieder allerdings stehen die Beschuldigungen im Raum, ohne dass sie beweisen werden können. Manchmal entpuppen sich die Bemerkungen aber auch als zutreffend. Der Wahrheitsgehalt der Meldungen, die 2006 die Runde machten, ist nicht endgültig überprüft und wahrscheinlich sind die vermuteten Sachverhalte juristisch nicht beweisbar. Nach menschlicher Logik aber muss man annehmen, dass im Laufe der vergangenen Saison ein Dopingring ausgehoben wurde.
Ausgerechnet der Star der Mannschaft, Basso, sorgte für Ungemach. Er geriet unter Verdacht, mit dem Dopingarzt Eufemanio Fuentes gearbeitet zu haben. Zwar wurden Beziehungen zu dem Mediziner dementiert, dennoch wurde Basso scheinbar oder offensichtlich entlarvt, als einen Tag vor dem Beginn der TdF die Liste der Radrennfahrer veröffentlicht wurde, die in diesen ominösen Fall verstrickt waren.
* ...aber seit wann geht der Kapitän als erster von Bord? |
Umgehend wurde Basso von CSC suspendiert. Am Ende der Saison jedoch wurde er mangels Beweisen vom italienischen Verband, der im komplizierten Geflecht der internationalen Angelegenheit für ihn zuständig war, nicht angeklagt. Was solche eine Schlussfolgerung im Radsport heute wohl bedeutet, ist fast jedem klar: Es ist bisher nicht gelungen, den Sportler zu überführen. Dass damit ein Fahrer diskreditiert wird, bleibt nicht aus. Bei mangelnder Berechtigung ist das ärgerlich. Angesichts der Situation – es geht um mehr als 50 Akteure – sollte selbst der unverbesserliche Optimist davon ausgehen, dass die Anschuldigungen ihre Berechtigung haben.
Zudem soll auch die Eskapade nicht unerwähnt bleiben, die nach der 20. Giro-Etappe stattfand, als sein Gegner Gilberto Simoni ihn mit dem Vorwurf konfrontierte, Geld für einen überlassenen Tageserfolg verlangt zu haben. Simoni widerrief allerdings diese Unterstellung.
Allgemein ließ sich zunächst folgendes zu Beginn der Saison 2006 beobachten. Die PT-Saison verlief am Anfang synchron zum gesamten Saisonbeginn. Es waren nicht die vielen Gesamtsiege, durch die das Team seine Vormachtstellung untermauerte, sondern es fielen auch die recht vielen guten Resultate zwischen Platz vier und zehn auf. Im folgenden Text wird auf die Betrachtung einer Auswahl der Kapitäne eingegangen.
Kapitäne
Ivan Basso
Basso startete seine PT-Saison bei Tirreno-Adriatico. Er erreichte den siebten Rang im Gesamtklassement. Einen ersten Showdown auf dem Weg nach San Giacomo mit seinen potentiellen Mitstreitern Paolo Savoldelli und Tom Danielson konnte er aber nicht erfolgreich bestehen, weil diese Etappe aufgrund befürchteten Schneefalls in eine weitere Flachetappe abgeändert wurde.
Zu seiner Vorbereitung auf den Giro zählte auch das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Basso konnte das Rennen aktiv für seine Mannschaftskollegen mitgestalten. Letztlich erreichte der Favorit für die TdF und für den Giro d'Italia einen respektablen zehnten Rang.
Für die 'Corsa Rosa' schlüpfte er in die Rolle des Topfavoriten, den es zu schlagen galt. Er hatte aus der Vorsaison seine Lehren gezogen. 2005 begleitete ihn ein Team durch Italien, das nicht in der Lage war, ihn angemessen gegen die Angriffe der Konkurrenz in den Bergen zu verteidigen. In dieser Saison beorderte Basso Teile der schlagkräftigsten und erfahrensten Männer aus dem CSC-Aufgebot zum Giro. Damit erhielt er tatkräftige Unterstützung von Sastre, Voigt und Julich. Die Delegation wurde mit Iñigo Cuesta, Michael Blaudzun, Nicki Sørensen, Volodymyr Gustov sowie Giovanni Lombardi komplettiert.
** Julich, Blaudzun |
** und Sörensen (v.l.) |
** beim Giro-Prolog |
Seinen ersten Geniestreich zeigte er am Passo Lanciano. Es machte sich bezahlt, dass Sastre den Edeldomestiken mimte und mit hohem Tempo dafür sorgte, dass sich die Spitze des Pelotons schnell ausdünnte. In der entscheidenden Phase dieser achten Etappe wie auch bei den meisten anderen folgenden Tagesentscheidungen übernahm Basso in Armstrong-Manier das Zepter und distanzierte sämtliche Mitfavoriten, um die Etappe nach einer eindrucksvollen Demonstration der Stärke für sich zu reklamieren.
Nach dem Einzelzeitfahren (11.Etappe) hatte sich die Aussicht auf den Gesamtsieg beim Giro nochmals verbessert. Er nahm sämtlichen Mitfavoriten Zeit ab. Damiano Cunego verlor fast fünf Minuten, auch Simoni und Danilo Di Luca ließen Federn. Lediglich Savoldelli hielt den Rückstand in einem für ihn vorerst erträglichen Rahmen (ca. 50 Sekunden). Ein Anderer aber – sicherlich etwas durch die Windverhältnisse begünstigt – vereitelte den Tagessieg: Jan Ullrich war eine halbe Minute schneller und deutete an, dass er bei der TdF Basso das Feld nicht kampflos überlassen würde.
Bei der 13. Etappe von Alessandria nach La Thuile demütigte er die Konkurrenz weiter. Auf regenassem Untergrund überließ er aber Leonardo Piepoli den Tagessieg. Dafür verteilte er aber bei der 16. Etappe keine Geschenke, als er auf dem Mont Bondone vor Piepoli und Simoni das Ziel erreichte. Bei der mit blumigen Worten seitens der Organisatoren angepriesenen 17. Etappe zum Kronplatz ließ Basso Piepoli gewähren und gab sich mit dem zweiten Rang zufrieden. Diese Großzügigkeit konnte er sich leisten, weil die anderen Kontrahenten weiter an Boden verloren hatten.
*** Oben auf dem Bondone |
*** Oben auf dem Podest |
Das Meisterstück stellte sicherlich die 20. Etappe über den Mortirolo dar. Gemeinsam mit Simoni überfuhr er den Gipfel. Danach ließ er den 'Wolf' auf dem Weg nach Aprica hinter sich, um auch diesen Abschnitt zu gewinnen. Diesen Tagessieg, der seinen Gesamtsieg noch deutlicher ausfallen ließ, widmete er seinem neugeborenen Sohn. Simoni, der den ganz exquisiten Ruf im Peloton genießt, nicht gönnen zu können, beschuldigte - wie eingangs erwähnt - Basso, dass dieser ihm den Tagessieg habe verkaufen wollen. Kleinlaut zog aber Simoni diese Vorwürfe kurz danach zurück.
Die Erfolgsstory von Basso muss an dieser Stelle abrupt enden, da er am Tag vor dem Start der TdF wegen seiner möglichen Verwicklungen in die Fuentes-Affäre vom Team CSC vorläufig suspendiert wurde.
*** Spumante für euch... |
*** ... Silber und ... |
*** ... Gold für mich! |
Fabian Cancellara
Bei den beiden belgischen PT-Klassikern Flandern Rundfahrt und Gent-Wevelgem wusste er als jeweils Sechster zu gefallen. Die erhoffte Podiumsplatzierung konnte er (noch) nicht realisieren. In Flandern war er Tom Boonen nicht gewachsen und verlor den Sprint der ersten Verfolgergruppe. In Wevelgem kam es zu einem Endspurt einer vierzigköpfigen Spitzengruppe, bei der er gegen die Spezialisten keine Chance hatte. Zuvor hatte er aber bereits bei Tirreno-Adriatico das Einzelzeitfahren gewonnen. Die Fähigkeiten des Rouleurs sollte er bei dem nächsten Klassiker auf Kopfsteinpflaster sinnvoll einsetzen können.
Es folgte Paris-Roubaix. Cancellara gehörte zu den Protagonisten des Rennens. Nachdem er gemeinsam mit Boonen das Geschehen im Wald von Arenberg diktiert hatte, ergab die Bestandsaufnahme nach dem Pavé, dass es viele Favoriten in die führende Gruppe geschafft hatten. Aber es fiel noch etwas auf, nämlich dass der Topfavorit Boonen ohne Teamkameraden war, während Lars Michaelsen den Schweizers begleitete.
Damit hatte CSC jemanden, der bei Attacken notfalls die Lücken schließen konnte bzw. selbst den Belgier zur Arbeit zwang. Damit konnte Cancellara sich ganz auf sein Rennen konzentrieren, während Boonen allmählich verschlissen wurde. Auf dem Pavé-Sektor Camphin-en-Pévèle attackierte Cancellara und setzte sich aus dieser Gruppe ab. Zunächst konnte nur Vladimir Gusev folgen. Aber der Russe wurde ihm nicht mehr gefährlich. Der Schweizer nutzte seine Zeitfahrqualitäten und fuhr mit der Präzision eines Uhrwerks dem Sieg letztendlich ungefährdet entgegen. Er genoss die letzte Runde im Velodrom sichtlich und brachte dem Team den ersten großen Sieg des Jahres.
***** Cancellara in der |
***** Hölle des Nordens |
Natürlich hatte er das Zeitfahren nicht verlernt. Nach den Strapazen auf dem Kopfsteinpflaster verlegte er sich im Jahresverlauf auf seine zweite Domäne. Beim Prolog der Volta a Catalunya gab er der kompletten Konkurrenz das Nachsehen. Später sollte bei der WM noch das Sahnehäubchen folgen.
Auf dem Weg nach Salzburg bereitete er sich mittels der Vuelta vor, nachdem er für die TdF im Kader nicht berücksichtigt wurde. Auf der iberischen Halbinsel heimste er den zweiten Platz beim Einzelzeitfahren (in Cuenca) ein. Nur um die Winzigkeit von Sekundenbruchteilen musste er den Tagessieg David Millar überlassen.
Fränk Schleck
Schleck wurde zum Spitzenmann des Teams bei Paris-Nizza. Trotz aller Anstrengungen war aber keine Podiumsplatzierung möglich, Schleck belegte den fünften Rang der Rundfahrt.
Seine Zeit sollte aber erst noch kommen. Zusammen mit Karsten Kroon gehörte er zur Spitzengruppe beim Amstel Gold Race. Und eine Woche nach dem Erfolg von Cancellara stellte CSC bereits den nächsten Sieger bei einem Klassiker. Schleck setzte sich aus dieser Ausreißergruppe ab und narrte besonders das zahlenmäßig überlegene T-Mobile-Team. Damit konnte der Luxemburger endlich die Vermutungen derer bestätigen, die ihm ohnehin einen großen Sieg prophezeit hatten.
***** Amstel Gold |
***** Spalier |
Beim Fleche Wallone legte er mit einem vierten Rang erfolgreich nach. Die Woche in den Ardennen endet mit dem Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich. Schleck, der in seiner Heimat einen Hype durch seinen Erfolg verursachte, zählte auf den letzten Kilometern zu einer Spitzengruppe. Zusammen mit Kroon und Basso versuchte CSC, das Rennen lange offen zu halten. Aber dieses Mal reichte es "nur" zum siebten Platz.
Die Tour de Suisse durfte er als Kapitän bestreiten. Ihm war von Voigt ein Gesamtsieg vorhergesagt worden. Diese Erwartungen erfüllte er aber nicht. Am Ende belegte er den sechsten Rang.
Bei der Tour de France war er als Edelhelfer für Basso vorgesehen. Durch dessen Ausschluss verschoben sich die Parameter im Team. Sastre übernahm die Kapitänsrolle, während die anderen Starter Chancen für eigene Etappensiege erhielten. Schlecks Gelegenheit sollte bei der 15. Etappe nach Alpe d'Huez kommen. Er gehörte zur 25köpfigen Spitzengruppe, die sich auf der Königsetappe in den Alpen vom Peloton löste. Er hielt sich bis zu den Spitzkehren am Schlussanstieg in dieser Gruppe. Letztlich stürmte er Seite an Seite mit Cunego zum Ziel, den er mit einem brachialen Antritt abhängte. Schleck feierte neben seinem Sieg beim Amstel Gold Race einen weiteren großen Erfolg – auf einer sogenannten Klassikeretappe.
Seine Saison endete mit der Lombardei-Rundfahrt. Er zeigte wieder eine starke Vorstellung, aber den Sieg machten andere unter sich aus. Schleck begnügte sich beim 'Rennen der fallenden Blätter' mit dem siebten Rang.
Jens Voigt
Bei der Baskenland-Rundfahrt kam Voigt erstmals in der Saison richtig zur Geltung. Er gehörte einer Ausreißergruppe an, die er durch eine couragierte Fahrweise im Finale auf zwei Fahrer schrumpfen ließ. Sein Gegner im Finale hieß Thomas Voeckler. Der Franzose bewies das bessere Stehvermögen und gewann mit einer Reifenlänge vor dem Deutschen.
* Jens Voigt |
Der einzige Fahrer neben Basso, der auch PT Zähler für sich beim Giro einstrich, war Voigt. Bei der 19. Etappe zum Passo di San Pellegrino gehörte er einer Fluchtgruppe an, die auf dem Anstieg zum Gipfel zu einem Duo zusammen geschmolzen war. Voigt überließ in einer für die Radsportwelt fast einmaligen, für ihn aber fast typischen Geste Juan Manuel Garate den Tagessieg, da Voigt selbst beschied, für den Erfolg nicht genügend mitgearbeitet zu haben und er damit nach seiner Ansicht auch kein Recht habe, Anwartschaft auf den ersten Platz anzumelden. Chapeau!
Nicht nur zur Aufbesserung der angeknacksten Atmosphäre in der verbliebenen CSC Rumpftruppe bedurfte es eines Etappensieges bei der Tour de France, es mussten auch die Schlagzeilen über Basso aus der täglichen Berichterstattung verschwinden. Bei der 13. Etappe von Béziers nach Montélimar ergriff Voigt mal wieder erfolgreich die Chance, einer Ausreißergruppe anzugehören. Zusammen mit vier anderen Fahrern erarbeitete er sich einen Vorsprung von fast 30 Minuten auf das Hauptfeld. Zum Schluss war nur noch Oscar Pereiro an seiner Seite, als der Deutsche mit einer raffinierten Taktik gewann (dass man im Nachhinein lieber auf den Erfolg verzichtet hätte, wenn dadurch nicht Pereiro im Klassement in eine derartige Ausgangsposition gekommen wäre, die Sastre eventuell den Toursieg - zumindest zunächst aber den Podiumsplatz - kostete, versteht sich von selbst).
* D-Tour: Jens Voigt |
... mit Damen... |
Die Deutschland-Rundfahrt wurde zu den Festspielen des Berliners. Zunächst hatte noch niemand mit dem Gesamtsieg gerechnet, als Voigt in der ihm typischen Art Teil einer Fluchtgruppe bei der zweiten Etappe wurde. Er setzte sich im Finish gegen Davide Rebellin und Andrej Kashechkin durch und erreichte Goslar als Tagessieger.
Die Bergetappe nach Sankt Anton entschied Voigt auch für sich. Eigentlich schien er bereits beim Anstieg vom ärgsten Widersacher Levi Leipheimer abgehängt worden zu sein. Aber er gab sich nicht geschlagen und kämpfte sich im Tunnel des Berges wieder zurück. Am Ende des Tages konnte er den Amerikaner gar noch distanzieren. Das Zeitfahren in Bad Säckingen gewann er dann auch noch mit einem imposanten Vorsprung, so dass sein Gesamtsieg nicht mehr in Gefahr geriet. Voigt entfachte kurz nach den Enthüllungen über die Machenschaften der Fuentes-Affäre in Deutschland einen Sturm der Begeisterung. Es war sehr wichtig, dass ein Fahrer, dessen Integrität – nach Ansicht des Autors - offenkundig intakt ist, die Sympathien auf sich vereinte. Die Befürchtung war nicht unbegründet, dass sich die Öffentlichkeit von der Sportart abwenden würde, umso wichtiger ist ein derartiger Akzent.
Ein Wort noch zu ihm. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen (Ausnahme: Sebastian Lang) spricht sich Voigt sehr entschieden gegen das Doping aus. Er fordert drakonische Strafen für Sünder und begrüßt die Offenlegung von Skandalen ausdrücklich. Hernach kritisierte er seinen ehemaligen Kapitän Basso für dessen Vorgehensweise und dessen Verstrickungen in die Fuentes-Affäre. Diese Stellungsnahmen provozieren nicht nur Zuspruch unter den Kollegen. Sein früherer Mannschaftskamerad Jörg Jaksche z.B. kritisierte Voigt und bezichtigte ihn der Heuchelei, wie in den Medien nachzulesen ist. Damit deutete er an, dass Voigt das Geld, welches er durch die Erfolge von Basso kassierte, annahm und behalten habe. Ein solches Argument ist nicht haltbar. Schließlich hat Voigt seine Arbeitskraft zur Verfügung gestellt, um Basso auf sportlichen Weg den Erfolg zu ermöglichen. Dass dieser seinen Leistungen nachgeholfen habe, kann Voigt nebst Kollegen nicht angelastet werden, sofern diese von den Bewegungen um Fuentes und Basso nichts gewusst haben.
* 3-Länder-Tour Mit Brauchbarem... |
* D-Tour ... und Staubfängern |
Die Kritiker von CSC wählen gerne das Argument, dass der Rennstall mit dem umstrittenen Mediziner Luigi Cecchini kollaboriert habe. Inwiefern es zu Unregelmäßigkeiten dabei kam, lässt sich von dieser Stelle nicht schlüssig nachweisen, aber ein solches Argument soll hier nicht fehlen. Vielleicht äußert man sich in welcher Form auch immer seitens der Mannschaft zu diesen Bemerkungen und der Ausgestaltung der Zusammenarbeit.
Zumindest konnte das Vakuum, das Ullrich als Ikone hinterlassen hatte, teilweise gefüllt werden. Voigt kann man nicht vorwerfen, dass er mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, sondern er stellt sich der Kritik und der Thematik.
Pro Tour Rundfahrten
Julich begann bei Paris-Nizza dort, wo er im Vorjahr aufgehört hatte – nämlich an der Spitze. Er gewann den Auftaktprolog und sorgte so gesehen dafür, dass das PT-Leadertrikot virtuell in die Reihen vom Team CSC ging. Auch hier ergibt sich eine Parallele zu 2005, allerdings hieß der Sieger damals Voigt. Außerdem war dieser Erfolg der erste Tagessieg im Jahr 2006. Im Vergleich zu 2005 konnte das Team aber nicht an der Leistung von der Vorsaison bei Paris-Nizza anschließen. Julich verlor auf der ersten Bergetappe glatt acht Minuten auf die anderen Favoriten – und hatte danach keine Ambitionen im Klassement mehr.
* Stuart O'Grady |
Bei Tirreno-Adriatico gab es zu vermelden, dass O'Grady schwer stürzte, so dass binnen einer Woche CSC um die Sprinterfraktion erleichtert wurde, da Matti Breschel auch außer Gefecht gesetzt war. Positiv fiel mit seiner Leistung Kroon auf, der sich neben Basso vorne im Gesamtklassement platzierte. Er wurde Neunter.
Hingegen präsentierte sich Julich 2006 nicht in vergleichbarer Verfassung wie im Vorjahr. Die starken Ergebnisse blieben im Frühjahr aus. Lediglich ein dritter Rang im Einzeitfahren bei der Tour de Romandie konnte noch festgehalten werden. Julich sollte Basso wie schon angedeutet bereits beim Giro unterstützen, da in Italien ein Mannschaftszeitfahren auf dem Programm stand.
Beim Giro drehte sich alles um Basso, der seine Heimrundfahrt gewinnen wollte. Den ersten Stein auf dem Weg Richtung Gesamtsieg legte er mit Hilfe seines Teams beim Mannschaftszeitfahren zwischen Piacenza und Cremona, das CSC mit gehörigem Vorsprung vor den Teams mit den Topfavoriten gewinnen konnte und Basso damit bereits ein Polster vor etlichen Konkurrenten für die Bergetappen ermöglichte, so hatte Simoni schon 1:45 Minuten Rückstand, bevor die ersten wirklichen Höhen in Angriff genommen wurden – und Basso (siehe oben) sollte auch in den Gebirgszügen als unbezwingbar gelten.
* Zabriskie meckert vermutlich mit dem Kapitän, weil das französische Boot nicht schnell genug war... |
Bei der Dauphiné Libèré rückten die Pedalisten von CSC wieder in den Fokus der Berichterstattung. Schon beim Prolog blitzte ihre Klasse auf, als David Zabriskie gewann. Sein Teamkollege O'Grady, erholt von seiner Verletzung, erreichte den dritten Platz. Der Amerikaner Zabriskie lief zu großer Form auf. Auch den Kampf gegen die Uhr gewann er bei der inoffiziellen "US-amerikanischen Meisterschaft mit internationaler Beteiligung im Zeitfahren" im Rahmen der Rundfahrt. Er distanzierte den zweitplatzierten Floyd Landis sowie Leipheimer und George Hincapie.
Zabriskie zählte nicht nur deswegen zu den Favoriten für den Prolog der Tour. Dieser Erwartungshaltung wurde er gerecht, wie sein dritter Rang beweist. Allerdings knüpfte er beim Einzelzeitfahren am Ende der ersten Woche nicht an diese vorzügliche Leistung an.
Neuer Teamkapitän in Frankreich war nach dem Ausfall von Basso dessen Edelhelfer Sastre, der bei der ersten Bergankunft am Pla-de-Beret allerdings kurz vor dem Ziel reißen ließ. Damit erhielten seine Aussichten weitere Dämpfer, nachdem Julich und Lombardi frühzeitig bei der Tour ausschieden. Mit nur noch fünf Begleitern musste er sich durch die Alpen kämpfen.
**** Bergankunft in Alpe d'Huez: David Zabriskie |
Carlos Sastre |
... und in La Toussuire: Fränk Schleck |
Bei der 14. Etappe der 'Grande Boucle' (von Montélimar nach Gap) verpasste CSC die Fluchtgruppe, das Peloton kam aber vor dem Zielort den verbliebenen Flüchtlingen sehr nahe. Für Christian Vandevelde, der sich wenige Kilometer vor dem Ziel aus dem Vorderfeld löste, langte es aber nur noch zum dritten Rang. Salvatore Commesso und Sieger Pierrick Fédrigo verteidigten einen knappen Vorsprung vor dem Amerikaner.
Am übernächsten Tag sollten die Kurse für CSC im Klassement steigen. Just als Landis bei der 16. Etappe den Anschluss an die Spitzengruppe im Schlussanstieg nach La Toussuire verlor, attackierte Sastre aus selbiger heraus. Er konnte sich auf die Verfolger einige Sekunden Vorsprung herausarbeiten und beendete nicht nur die Etappe als Zweiter sondern rückte auch auf den zweiten Platz in der Gesamtwertung hinter Pereiro vor.
Bei der 17. Etappe von Mâcon nach Morzine wurde Sastre wieder Zweiter. Er distanzierte Hauptkonkurrent Andreas Klöden erneut, als er am Col de Joux Plane angriff. Eigentlich ein Tag, an dem sich Sastre auf den bevorstehenden Toursieg vorbereiten konnte, wäre Landis nicht gewesen. CSC maß dessen Ausreißversuch ca. 140 km vor dem Ziel die falsche Bedeutung zu. Man vermutete nicht, dass der Amerikaner quasi ein Einzelzeitfahren veranstalten würde, um sich wieder auf die vorderen Ränge des Klassements zu hieven. Viel zu spät nahm CSC gemeinsam mit T-Mobile die Verfolgung auf – hernach kennt man das wahrscheinliche Geheimnis, das dem Erfolg und der Wiederauferstehung von Landis zu Grunde liegt. Man kann davon ausgehen, dass sich Sastre nachträglich als Sieger der Etappe durch die zu erwartende Disqualifikation von Landis fühlen darf.
Sastre sollte erst einige Tage später das wahre Ausmaß dieser Mühen zu spüren bekommen. Beim Einzelzeitfahren zeigte sich, wo seine Defizite waren und wohl auch, dass er mittlerweile durch die Anstrengungen in Mitleidenschaft gezogen wurde. Diese Kombination kostete ihn nicht nur den Gesamtsieg, sondern katapultierte ihn auch vom Abschlusspodium. Er wurde zunächst Gesamtvierter, ein undankbarer Platz. Die Demission von Landis wird für ein Aufrücken auf das Podium sorgen.
Der Rest der 'Grande Boucle' ist schnell erzählt. Sein Kollege Schleck wurde 10. im Klassement. O'Grady ließ noch einen dritten Platz beim Abschlusssprint in Paris folgen, so dass alle in Paris angekommenen CSC-Fahrer PT-Punkte sammelten.
Bei der Deutschland-Tour überstrahlte, wie erwähnt, Voigt alle. Selbst Cuesta konnte da nicht mithalten, wenngleich er im Schatten des Deutschen den siebten Gesamtrang belegte und damit in den Besitz von PT-Punkten kam.
Die Vuelta begann mit einem prologartigen Mannschaftszeitfahren. Für diese Sonderform im Kampf gegen die Uhr ist CSC schon notorisch Favorit. Dieser Erwartungshaltung wurde die Equipe – bestehend aus Sastre, Kurt-Asle Arvesen, Lars Ytting Bak, Cuesta, Marcus Ljungqvist, O'Grady, Gustov und Sørensen sowie Cancellara – mit dem Sieg in Malaga zum Auftakt der GT voll und ganz gerecht. O'Grady lieferte dann noch einen dritten Rang bei der dritten Etappe von Cordoba nach Almendralejo nach.
Sastre verlor ein wenig Zeit bei der fünften Etappe nach Estación de Esquí La Covatilla auf den Tagessieger Di Luca. Auch im Klassement musste er nun hinnehmen, dass andere sich vor ihn schoben. Vermutlich machte sich bemerkbar, dass der Spanier die dritte GT innerhalb eines Kalenderjahres in Angriff nahm.
Dennoch wehrte er sich tapfer und schon bei der siebten Etappe nach Leon zum Alto de El Morredero trumpfte er auf. Zumindest den zweiten Platz konnte er sich sichern. Dem Mitfavoriten Alejandro Valverde konnte er keine Folge leisten. Im weiteren Verlauf zollte er jedoch den Anstrengungen Tribut. Bei der wichtigen neunten Etappe zum Alto de La Cobertoria wurde er Vierter und verlor weitere Zeit auf Valverde aber auch Alexandre Vinokourov und Kashechkin.
Bei der elften Etappe, einer Übergangsetappe von Torrevalega nach Burgos, schloss sich Gustov einer 13köpfigen Spitzengruppe an. Diese minimierte sich, allerdings konnte der Ukrainer zum Schluss Egoi Martinez nicht folgen. Im Kampf um den zweiten Platz setzte er sich aber durch. Mit dem zweiten Rang bei der 15. Etappe (Motilla del Palancar - Factoría Ford (Almussafes)) musste sich O'Grady begnügen, als er im Sprint gegen Robert Förster den Kürzeren zog.
* "Erzähl' mal was, Carlos!" |
Bei der 16. Etappe verlor Sastre weiteren Boden auf Vinokourov und Valverde, so dass der Gesamtsieg bei der Bergetappe zum Observatorio Astronómico de Calar Alto in utopische Ferne rückte. Auch bei der 17. Etappe von Adra nach Granada büßte er zumindest gegenüber Vinokourov weiter an Zeit ein.
Bei der 18. Etappe – auf dem Weg in die Sierra de la Pandera – gab er gar den dritten Gesamtplatz an Kashechkin ab. Auch beim Einzelzeitfahren der vorletzten Etappe in Rivas Vaciamadrid konnte Sastre an der Situation nichts mehr ändern. Am Ende belegte er den undankbaren vierten Rang. Knapp an den Klassementplätzen, die zum Erwerb von PT-Zählern berechtigt hätten, radelte Bak als 21 vorbei.
Pro Tour Klassiker
Kroon konnte an vergangene Zeiten im Trikot von CSC wieder anknüpfen. Im Gegensatz zu den Fahrern seines früheren Teams Rabobank, die im Finale von Flandern das Nachsehen hatten und keinen Fahrer in den Top Ten unterbrachten, schaffte er den achten Rang. Beim Amstel Gold Race unterstützte er Schleck und erreichte selbst den vierten Rang. Den Wallonischen Pfeil beendete Kroon als Dritter, wobei er möglicherweise aus Gründen der Dankbarkeit von Schleck vorgelassen wurde. Kroon schienen durch den Wechsel von Rabobank zur Riis-Truppe regelrecht Flügel zu wachsen.
*** Riis - lässt "Flügel wachsen"? Wie denn? |
Arvesen schaffte im Schatten von Cancellara den zehnten Rang bei Gent-Wevelgem und strich somit einen PT-Punkt ein.
Einen Sieg beim nicht allzu populären Mannschaftszeitfahren in Eindhoven gab es für CSC zu feiern. Bei dieser Veranstaltung, die vor allen Dingen den Teamgeist in den Mittelpunkt stellt, starteten wenige Equipen mit ihren besten Aufstellungen. Diesbezüglich muss den Terminplanern des Rennkalenders ein Rüffel erteilt werden, da am selben Tag die Tour de Suisse ironischerweise mit einem Einzelzeitfahren endete, und es zu einer Überlappung der Wettbewerbe kam. CSC verzichtete auf Cancellara und Basso. Dennoch schaffte das Aufgebot (Julich, O´Grady, Voigt, Zabriskie, Bak, Blaudzun, Christian Müller und Brian Bach Vandborg) den Sieg.
Der Sieg beim GP Ouest-France-Plouay war vermutlich nicht eingeplant. Jakob Piil Storm fühlte sich aber als dänischer Fahrer der CSC-Equipe berufen, auch eine gute Leistung bei einem PT-Rennen abzuliefern. Er belegte den fünften Rang in der Bretagne.
Die Züri-Metzgete war der erste Herbstklassiker. Das Team hatte sich viel vorgenommen. Das lässt sich an den Platzierungen erkennen, da von den ersten zwölf Fahrern vier das Trikot von CSC trugen. In der entscheidenden Phase des Rennens zählten zwei Akteure zu einem Führungsquintett – Cancellara und O'Grady. Der Attacke von Samuel Sanchez konnten sie nichts entgegensetzen. O'Grady gewann den Sprint der Verfolger, während Cancellara Fünfter wurde. Sørensen als Siebter sowie Kroon auf dem 12. Rang sorgten für ein starkes Teamergebnis und verschafften dem Management von CSC mit Blick auf die PT-Mannschaftswertung ein beruhigendes Polster vor den beiden abschließenden Klassikern.
** Giro d'Italia- Prolog: Nicki Sørensen |
** Tour de Suisse: Fabian Cancellara |
** Bayern- Rundfahrt: Kurt Asle Arvesen |
Beim 'Rennen der Windhunde' standen zwei CSC-Fahrer auf dem Podium, aber beide hatten nicht gewonnen. Bei Paris-Tours setzten sich mal wieder Ausreißer durch. Ein Duo rettete einen Vorsprung von acht Sekunden vor dem Hauptfeld. Den Sprint des Pelotons um den dritten Rang gewann O'Grady. Er erreichte damit den Platz hinter Arvesen, der sich im Finale Fabrice Guesdon geschlagen gab. Es blieb der Trost, den Gesamtsieg in der PT-Mannschaftswertung endgültig gesichert zu haben.
Im Vergleich zu 2004 und 2005 hielt sich die Equipe zum Saisonauftakt überraschend zurück. Es gab keine Avancen, den Titel von Voigt bei der Mittelmeer-Rundfahrt zu verteidigen. Weder er noch seine Mitstreiter konnten sich auf vordere Plätze schieben. So musste man sich länger als üblich gedulden, um den ersten Sieg von CSC für 2006 zu notieren.
* O'Grady & Zabriskie in Eindhoven |
Julich kam dem bezeichneten Ziel beim Prolog der Tour of California (2.1) schon recht nahe, musste sich aber seinem Landsmann Leipheimer beugen. Auch Zabriskie suchte an der Westküste seine Chancen - beim Zeitfahren, aber Landis erwies sich als schneller. Hinter ihm landete Julich auf dem dritten Platz. Auch O'Grady hoffte, einen Sieg in Übersee zu erzielen. Mehr als ein dritter Tagesrang war aber nicht drin. Schließlich begnügten sich Zabriskie als Zweiter und Julich als Dritter mit dem Erreichen des Abschlusspodiums. Beim zweiten Amerika-Abstecher der Saison, zur Tour of Georgia (2.HC), dankte Michaelsen seine Nominierung mit dem Sieg bei der ersten Etappe. Zabriskie erreichte zudem beim Zeitfahren den dritten Platz.
Während sich das Team im Vergleich zu 2004 und 2005 bei der Mittelmeer-Rundfahrt und bei Paris-Nizza zurückhielt und die Gesamtsiege nicht wiederholte, wollte man sich beim dritten Eckpfeiler der Frühsaison, dem Criterium International (2.HC), dann doch nicht lumpen lassen. Es bedurfte aber schon des Paradepferdes der Equipe, um den ersten großen Erfolg des Jahres einzufahren. Basso schockte seine Kontrahenten im Hinblick auf die GTs mit einer sehr starken Leistung. Seine schlechteste Platzierungen waren jeweils zweite Ränge beim Zeitfahren und bei der Flachetappe. Die Bergetappe entschied er zu seinen Gunsten und war logischerweise Gesamtsieger der Mini-Tour. Der Gewinn bei der prestigeträchtigen Kurzrundfahrt entschädigte für einen matten Saisonstart des Teams, der sich aber mit der Fokussierung auf die großen Rundfahrten (man hatte bei CSC das hehre Ziel, alle drei GTs zu gewinnen) erklären ließ.
Bereits bei Circuit de la Sarthe (2.1) fand das nächste Zeitfahren statt, das er gewann. Basso bewältigte die 8,8 km am schnellsten. Den zweiten Platz belegte Vandborg. Der Däne erreichte das Abschlusspodium im übrigen als Dritter, während Basso der vierte Platz blieb.
Einen weiteren Tagessieg konnte CSC im Mannschaftszeitfahren - traditionell eine starke Disziplin der Equipe - bei der Settimana Internazionale Coppi e Bartali (2.1) feiern. Zabriskie, F. Schleck, Piil Storm, Blaudzun, Sørensen sowie Alan Johansen und Vandevelde waren an der Realisierung des Erfolgs beteiligt.
* Jeder soviel er kann... |
Den ersten Sieg bei einem Eintagesrennen erzielte ausgerechnet Sastre. Der Spanier, dessen Stärken sicherlich eher bei den Rundfahrten und speziell den Anstieg der Bergetappen zu suchen sind, konnte im Finish der Klasika Primavera (1.1) aus einem Führungsquartett einer jedoch sehr bergreichen Strecke Cunego im Schach halten.
Bei der Tour de Qatar (2.1) errang Breschel einen dritten Etappenrang. Mit selbigem Ergebnis beendete der Däne den GP Samyn (1.1). Er steigerte sich bei der zweiten Etappe den Driedaagse van West Vlaanderen (2.1), als er den zweiten Rang hinter Robbie McEwen einstrich. Trotz eines Sturzes im Finale der letzten Etappe belegte der Youngster den dritten Gesamtplatz. Dennoch musste er seine erlittenen Blessuren im Hospital stationär behandelt lassen und fiel längere Zeit aus. Dies war insofern bedauerlich, da er einen Lauf zu haben schien. In Zukunft könnte er für das Rennen in Flandern zu einer Alternative heranwachsen. In der jungen Radsportsaison war er sicherlich ein teaminterner Gewinner.
* ... und der nächste Schleck... ääähhh... Schluck: Luke Roberts in Bayern |
Im belgischen Frühjahr brillierte auch Kroon, der beim Pfeil von Brabant (1.1) eine gute Mannschaftsleistung mit dem zweiten Platz krönte.
Johansen, der auch für gute Ergebnisse bei den flämischen Frühjahresklassikern eingeplant war, rehabilitierte sich beim GP Herning (1.1) für eine unauffällige Leistung Wochen zuvor. Mit einem großen Vorsprung sicherte er sich den Pflichtsieg für sein Team im heimischen Dänemark.
Maßgeblich war Johansen daran beteiligt, dass die Tour de Luxemburg (2.HC) zum Erfolg von CSC wurde. Zunächst gewann er die zweite Etappe, dann erreichte er im Verlauf der Rundfahrt noch einen zweiten Tagesplatz. Im Klassement belegte er am Ende den dritten Rang. Übertroffen wurde er von Vandevelde, der die Rundfahrt gewann. Ihm blieb ein Etappensieg versagt, lediglich einen dritten Platz bei einem Abschnitt schaffte er.
Voigt, der sich 2006 mehr als in der Vergangenheit üblich in den Dienst anderer Teamkollegen stellte, wusste deutlich seltener durch eigene Erfolge in der ersten Saisonhälfte zu gefallen. Deswegen dauerte es bis zum 15. Juni 2006, bis er seinen ersten eigenen Saisonsieg zelebrierte. Diesen gab es bei der vierten Etappe der STER Electrotoer (2.1) zu bestaunen. Auch sein zweiter Rang im Einzelzeitfahren darf in der Aufzählung nicht fehlen.
***** Ster Electrotoer: |
und wieder ein neues Trikot... |
Arvesen erreichte ebenso einen zweiten Platz bei der zweiten Etappe dieser Rundfahrt. Der größere Erfolg des Skandinaviers bestand allerdings im Gesamtsieg der Ster Electrotoer. Der Norweger schaffte ferner etwas weiter südlich den zweiten Etappenrang bei der Tour de la Régione Wallone (2.HC). Dieser bildete die Grundlage für den dritten Platz im Klassement dieser Tour.
Bei der Bayern-Rundfahrt (2.HC) hatte CSC einiges zu verteidigen, da besonders Voigt in diesen Breiten- und Längengraden in der Vergangenheit mit guten Leistungen nicht geizte. Er befand sich aber während der letztjährigen Austragung im Einsatz beim Giro. Statt seiner rückte Müller in den Mittelpunkt, der bei der dritten Etappe einen zweiten Rang erreichte. Podiumsplatzierungen war in Bayern für CSC fast die Regel: Bak wurde Tagesdritter bei der zweiten Etappe ebenso wie Luke Roberts, der dieses Resultat bei der fünften Etappe davon trug. Im Klassement wurde er Dritter.
Andy Schleck wollte seinem älteren Bruder nicht in allen Belangen nachstehen. Deswegen schien er bei der Sachsen-Tour (2.1) sehr motiviert zu sein. Zunächst glänzte er bei der dritten Etappe, als er als Sieger ins Ziel kam, dann beherrschte er Linus Gerdemann in der Zielpassage der Abschlussetappe und feierte einen zweiten Tagessieg im Osten Deutschlands.
Man könnte meinen, dass beim Heimspiel des Teams in Dänemark O'Grady die zentrale Figur des Teams war. Tatsächlich belegte er bei den sechs Etappen der Post Danmark Rundt (2.HC) stets einen Platz unter den ersten Fünf und im Klassement wurde er Zweiter. Dennoch wird er mit dem Schicksal mehrfach gehadert haben, da er keine Etappe gewann. Neben zwei zweiten realisierte er zwei dritte und zwei fünfte Ränge. Mehr Fortune hatte da schon Cancellara, der nur zwei Etappen – darunter das Einzelzeitfahren – sowie die Gesamtwertung gewann.
***** "Soll ich dir mal was erzählen? |
Aaaaalso, das war so... |
... ach, egal! Ich glaub', du hörst mir eh nicht zu!" |
O'Grady erreichte bei Paris-Bourges (1.1) den dritten Platz. Diesen errang er, als das Hauptfeld den Ausreißer Thomas Voeckler nicht mehr stellen konnte.
Der Luk Cup (1.1) stellt eine Besonderheit im Terminkalender des Radsports dar. Jeweils zwei Fahrer einer Mannschaft starteten als Duo zum Zeitfahren. CSC entsandte die Kombination Cancellara / F. Schleck, die hinter Markus Fothen / Sebastian Lang den zweiten Platz belegten.
Ljungqvist steuerte ebenfalls einem Etappensieg der Jahresausbeute bei. Dieser kam bei der zweiten Etappe der Rundfahrt Paris-Corrèze (2.1) zustande.
Nach der Deutschland-Tour befand sich der Motor von Voigt offensichtlich auf Hochtouren. Am Wochenende nach dieser Rundfahrt standen zwei Eintagesrennen auf dem Programm. Voigt startete bei beiden – und siegte. Bei der TEAG Hainleite Erfurt (1.1) distanzierte er seine Konkurrenten ca. 30 Kilometer vor dem Ziel und fuhr einem ungefährdeten Sieg mit 41 Sekunden Vorsprung entgegen. Beim Sparkassen Giro Bochum (1.1) wiederholte sich die Szenerie. Auch hier war er nicht zu stoppen und steuerte überlegen als Solist dem Sieg entgegen.
Sein Stallgefährte Piil Storm versuchte, den GP Industria Commercio e Artigianato Carnaghese (1.1) zu gewinnen. Es sah lange Zeit gut für ihn aus, die Entscheidung musste zwischen ihm und Felix Cardenas fallen. Dieser hatte schließlich die besseren Beine und Nerven, so dass er gewann.
Bei der Tour of Britain (2.1) sorgte Martin Pedersen gleich für einen Paukenschlag. Er bildete mit Luis Pasamontes sowie Matthew Goss ein Trio, das mit knapp zweieinhalb Minuten Vorsprung das Rennen für sich entschied. Das Nordlicht konnte sich gegen seine Mitausreißer durchsetzen. Diese Etappe war für die Bildung der Gesamtwertung maßgeblich. Pedersen feierte in Großbritannien den größten Erfolg in seiner jungen Karriere, als er am Ende der Rundfahrt auf der höchsten Podiumsstufe stand.
* Drei-Länder-Tour: Voigt mit Kuchen & Kessler... |
Bei der Drei-Länder-Tour (2.1), der ehemaligen Hessen-Rundfahrt, zählte F. Schleck bei der ersten Etappe zu einem Ausreißertrio, das sich einen immensen Vorsprung herausarbeitete. Am Ende des Tages erreichte er den zweiten Platz. Die nächste Etappe gewann Kroon, nachdem er sich mit geringem Vorsprung von den Gegnern absetzte. Beim Zeitfahren schlug die Stunde der Deutschen im Team. Müller wurde Zweiter, während es für Voigt zum dritten Rang reichte. Roberts löste sich beim vierten Abschnitt der Tour aus einer Spitzengruppe, um somit einen Sieg unter Dach und Fach zu bringen, während Kroon einen zweiten Tagessieg feierte, als er als Solist die letzte Etappe gewann. F. Schleck belegte schließlich im Klassement den dritten Platz.
Die Trofeo Città di Borgomanero (1.1) wählte Andrea Peron als Saisonausstand. Gleichzeit beendete er bei diesem Zeitfahrwettbewerb, der von zwei Fahrern als Team bestritten wird, seine Karriere. Ihm zur Seite stand Gustov. Mit dem dritten Platz endete diese Veranstaltung für dieses Duo.
Vandborg erreichte beim Saisonausklang, den Chrono des Herbiers (1.1), einem Einzelzeitfahren, den zweiten Platz. Dieses Ergebnis verwundert angesichts seiner sonstigen Saisonleistungen nicht.
Apropos Zeitfahren: CSC verfügt über viele gute Rouleure. Gerade die nationalen Titelkämpfe im Kampf gegen die Uhr offerierten ihnen die Gelegenheit, möglichst viele verschiedene Meisterschaften zu feiern. Diesem Ziel kam Arvesen vorzüglich nach. Er besiegte bei den norwegischen Meisterschaften in der genannten Disziplin über 50 Kilometer die nationale Konkurrenz. Auch Cancellara hatte die nötige Fortune. Er wurde in der Schweiz den Erwartungen gerecht und tröstete sich mit dem Titel über die Nichtberücksichtigung bei der Tour hinweg.
** Aus unserer beliebten Reihe "CSC-Zeitfahrhelme bei der WM": Cancellara |
Luttenberger |
Zabriskie |
Vandborg |
Zu diesem Zeitpunkt hatte man nicht unbedingt erwartet, dass in Dänemark der neue Meister Vandborg heißen würde, der sich gegen sämtliche Konkurrenz und auch gegen Johansen, der Dritter wurde, durchsetzte. Johansen hatte hingegen beim Straßenrennen das bessere Ende für sich. In den USA setzte sich Zabriskie erwartungsgemäß gegen die amerikanische Konkurrenz durch. Nie geriet der Erfolg in Gefahr, der auf einer Streckenlänge von 32,4 km zustande kam. Auch Peter Luttenberger blieb im Vergleich mit seinen Landsleuten Schnellster und ist einer von fünf nationalen Meistern im CSC-Kader.
Bei den schwedischen Meisterschaften im Zeitfahren errang Ljungqvist über die Strecke von 50 Kilometern den dritten Rang. Trotz der unübersehbaren Stärke nahezu aller Fahrer von CSC im Kampf gegen die Uhr hatte er gegenüber dem Française-des-Jeux-Duo Gustav Larsson und Thomas Lövkvist das Nachsehen.
Voigt konnte ebenfalls seinen Vorsatz nicht in die Tat umsetzen, den deutschen Titel zu gewinnen. Erneut waren wie 2005 im Zeitfahren Michael Rich und Sebastian Lang in nur wechselnder Reihenfolge schneller. Beim Straßenrennen hatte Voigt ebenfalls das Nachsehen. Dass die Konkurrenz bei den Meisterschaften meist ihre zahlenmäßige Überlegenheit in die Waagschale wirft, um den Titel unter sich auszumachen, schmälerte für den meist als Einzelstarter fahrenden Voigt die Chancen. In Klingenthal aber war es ein Amateur, Dirk Müller, der allen ein Schnippchen schlug. Voigt wurde Dritter.
Ähnlich erging es Kroon in der niederländischen Heimat, der auch "nur" den dritten Rang belegte. Die Schleck-Brüder hatten in Luxemburg gegenüber Kirchen das Nachsehen. Fränk wurde Zweiter und Andy Dritter.
Bei der WM im Einzelzeitfahren gaben die CSC-Fahrer in ihren Landestrikots eine Meistervorstellung. Cancellara gewann mit einem Riesenvorsprung vor Zabriskie die Goldmedaille. Vandborg verfehlte um vier Sekunden das Treppchen.
Die Saison von CSC ließ mal wieder kaum Wünsche offen. Vier PT-Wettbewerbe wurden gewonnen. Zudem wurden zwei zweite Plätze sowie drei dritte Plätze erreicht, wenn man einbezieht, dass Sastre wohl offiziell als Drittplatzierter bei der 'Grande Boucle' gewertet wird. Zudem schafften 15 Akteure den Sprung in PT-Einzelwertung, davon blieben acht unter den ersten hundert. Die Akteure sammelten 824 Punkte (vorbehaltlich einer dezidierten Auswertung unter Berücksichtigung der Disqualifikation von Landis ab der 16. Etappe der Tour de France).
* Geschlossene Mannschaftsleistung von CSC: |
die Saison nach dem paramilitärischen Trainingscamp |
Auch in der PT-Teamwertung gewann CSC überlegen mit 388 Zählern, so dass es an der Ausnahmestellung dieses Rennstalls nichts zu deuteln gibt. Dieser Erfolg wurde durch herausragende Leistungen in den Klassikern, also dort, wo nach Ansicht der Analysten ein Manko bestand, begünstigt. Es lassen sich praktisch keine Schwachpunkte feststellen. Man muss höchstens ansprechen, dass nicht alle Wettbewerbe der PT automatisch zu Top-Ten-Platzierungen führten. Lediglich bei den Vattenfall Cyclassics als auch bei der Baskenland-Rundfahrt ergeben sich Ansätze für leise Kritik, da dort eine vergleichsweise magere Ausbeute für die Verhältnisse des Rennstalls eingefahren wurde.
** 'Der den Fuchs tätschelt': Bak |
* 'Der mit dem Barry tuschelt': Voigt |
43 Saisonerfolge wurden erzielt. Alleine 17 davon gelangen in der Pro Tour. Es besteht eine große Leistungsdichte im Team, da selbst Akteure gewannen, die in den PT-Rennen zu Helferzwecken eingesetzt wurden. Zudem gewannen fünf Fahrer die nationalen Titelkämpfe, so dass auch ein starkes Ergebnis bei der WM in dieser Disziplin nicht verwundert. Ein Nebenprodukt sind zudem die vier Mannschaftszeitfahren, die gewonnen wurden.
Aber auch mit der Entwicklung von jungen Fahrern wie Bak, Breschel, A. Schleck, Vandborg und Pedersen kann man sehr zufrieden sein, auch wenn sie nicht explizit in den Top Acht aufgeführt werden.
In der PT-Einzelwertung wurde F. Schleck Dritter. Dieses Resultat ist die Folge guter Saisonleistungen des Luxemburgers. Basso wird auf dem neunten Platz geführt. Zu ihm muss nichts mehr gesagt werden. Sastre hielt der Dreierbelastung der GTs stand und wurde Zwölfter, während der Sieger von Paris-Roubaix, Cancellara, 22. wurde. Routinier Voigt folgt nach einer tollen Saison auf Platz 31, während O'Grady 41. wurde.
Kroon belegte den 44. Platz der PT-Einzelwertung, während dem Norweger Arvesen der Sprung auf den 81. Rang gelang. Zwei mannschaftsdienliche Fahrer folgen auf dem 108. Platz: Piil Storm und Cuesta. Zabriskie ist auf dem 128. Rang zu finden. 138. wurde Sørensen, der sich etwas bedeckt hielt. Julich wurde 165., während Vandevelde auf dem 175. Platz liegt. Den Abschluss bildet Gustov als 186.
Es lassen sich kaum Mängel ausmachen. Lediglich Julich verfehlte die Vorgaben und knüpfte nicht an die Leistungen des Vorjahres an. Natürlich muss man auch vorsichtig bei der Einordnung der Erfolge von Basso sein, der zum Buhmann degenerierte und sicherlich trotz unterbliebener Anklage nicht als rehabilitiert angesehen werden darf. Deswegen werden die Leistungen des Rundfahrers mit Fragezeichen versehen
Kopfzerbrechen dürfte Riis eventuell das hohe Alter einiger Pedalisten bereiten. O'Grady, Voigt und Julich haben ein für Radsportler fast biblisches Alter erreicht. Dennoch sind sie momentan unverzichtbar. Andererseits muss man davon ausgehen, dass irgendwann bei ihnen der Zenit erreicht ist und die Erfolge nicht mehr reproduzierbar werden. Diesbezüglich muss die Teamleitung Vorsorge treffen und sich entsprechend umschauen, wie diese Problematik im Sinne des Rennstalls gelöst werden soll.
Das Kollektiv hat bisher gut funktioniert, aber man muss auch auf der Hut sein, zu glauben, dass es immer so weitergehen wird. Teamintern dürfen Mechanismen nicht einschlafen. Der Star von gestern muss sich als Domestike eingliedern, und es darf auch kein Neidfaktor entstehen. Gelingt dieser Balanceakt weiterhin, dann darf man sich auf weitere Erfolge freuen.
F. Schleck – Cancellara – Voigt – Sastre – O'Grady – Kroon – Zabriskie – Arvesen
** Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara... |
1. Schleck: Er gewann das Amstel Gold Race, dazu kam noch ein Sieg bei der prestigeträchtigen TdF-Etappe nach Alpe d'Huez. Weiterhin holte er beim Fleche Wallone, Lüttich-Bastogne-Lüttich, der Lombardei-Rundfahrt, Paris-Nizza, der Tour de Suisse sowie der Tour de France Platzierungen unter den ersten zehn. Eine ganz starke Saison.
2. Cancellara: Ein gigantischer Sieg bei Paris-Roubaix. Dazu noch gute Ergebnisse in Flandern, bei Gent-Wevelgem und bei der Züri-Metzgete. Auch bei Zeitfahren war er meist top. Eindrucksvoll seine Fahrt zum WM-Gold. Nur zur Tour de France hatte er einen Hänger und wurde nicht nominiert.
3. Voigt: Die Deutschland-Rundfahrt gewann er in beeindruckender Manier selbst. Dazu holte er eine Etappe bei der Tour de France. Auf einen möglichen Etappensieg beim Giro verzichtete er großzügig. Nur bei den Klassikern blieb ein starkes Resultat aus
4. Sastre: Drei GTs in einer Saison – das geht doch nicht. Geht doch! Der Spanier fuhr und fuhr und fuhr. Zweimal Platz vier bei Tour und Vuelta – bei der Tour am Ende noch Dritter.
** ... und WM-EZF-Zweiter Dave Zabriskie |
5. O'Grady: Der Australier landete bei einer sonst durchschnittlichen Saison überraschend auf dem zweiten Rang der Züri-Metzgete und wurde Dritter bei Paris-Tours.
6. Kroon: Der Niederländer lebte bei CSC auf. Er stand auf dem Podium beim Fleche Wallone und brillierte mit guten Resultaten beim Amstel Gold Race und bei Tirreno-Adriatico.
7. Zabriskie: Der Amerikaner war wie gewohnt im Zeitfahren stark, allerdings dominierte er diese nur beim Dauphiné Libèré. Bei der WM wurde er Zweiter. Die Saison war solide aber nicht überragend.
8. Arvesen: Hatte bei Paris-Tours nicht das entscheidende Quäntchen Glück, zudem wurde er Zehnter bei Gent-Wevelgem.
Keine Aufnahme in die Top Acht fand
Julich: Nicht so stark wie im Vorjahr. Hatte Verletzungspech bei der 'Grand Boucle'.
Nach dem Theater um Basso und dessen mögliche Verwicklungen in den Skandal um Fuentes, zog der Rennstall auch trotz der zu erwartenden Einstellung des Verfahrens einen Schlussstrich unter diese Geschichte. Nach außen hin sollte sicherlich die Attitüde gewahrt bleiben, was angesichts speziell der Vergangenheit von Riis ohnehin nicht immer gelingt. Man muss davon ausgehen, dass der Sponsor diese Demission zur Bedingung gemacht, um sich selbst bis 2008 bei dem Team zu verdingen.
*** Giovanni Lombardi ...è Amigo di Birillo? |
Künftig geht es also ohne den bisherigen GT-Kapitän weiter. Der Rennstall wird versuchen, eine teaminterne Lösung vorzubereiten. Sastre bestritt 2006 alle drei GTs, zwei als Kapitän und beendete diese jeweils auf dem vierten Rang, durch Disqualifikation von Landis wurde er bei der Tour de France sogar Dritter. Es ist anzunehmen, dass er bei der Tour und bei der Vuelta auch in der nächsten Saison als Leader an den Start gehen wird. Beim Giro bietet sich ja evtl. F. Schleck als Alternative an. Er kann sich als Gewinner der Saison fühlen, da er als Zehnter im Gesamtklassement und mit dem Etappenerfolg bei der Tour den Nachweis seiner Fähigkeiten geliefert hat.
* Sauberer Retter des deutschen Radsports oder einfach nur schlauer? Jens Voigt |
Auch Voigt wird wieder angreifen, wenn er freie Fahrt erhält, ansonsten wird er sich – wie gehabt – dem Teamdiktat beugen und seinem jeweiligen Kapitän helfen. Bei ihm hat man den Eindruck, dass er im Alter immer stärker wird. Nach einer etwas schwächeren Saison könnte auch Julich wieder in den Kreis derer zurückkehren, die sich um Siege bei den Rundfahrten balgen.
Voigt kann aber auch Optionen bei den welligen Klassikern anmelden. Mit ihm, F. Schleck, Kroon, Arvesen und selbst Cancellara und O'Grady kann CSC variabel agieren. Das hat der Equipe einige Erfolge eingebracht. Im Fokus steht natürlich auch die Wiederholung des Triumphes bei Paris-Roubaix von Cancellara, der von einer starken Mannschaft durch 'die Hölle des Nordens' begleitet wird.
Hingegen ist die Wiederholung des Mannschaftszeitfahrens schon jetzt fest eingeplant. Vermutlich wird die Formation sich nicht aus den acht stärksten Zeitfahrern zusammensetzen (Cancellara, Zabriskie, Julich, Voigt, Arvesen, Vandevelde, O'Grady, Bak) und dennoch haushoher Favorit sein.
** Ohne wirklichen Chick-Faktor: Jakob Piil Storm |
Auf dem Transfermarkt verhielt sich CSC auffällig ruhig. Es wurden hoffnungsvolle Talente wie Matthew Goss oder Juan José Haedo neben dänischen Talenten verpflichtet. Zum Schluss der Kernzeit für Wechsel gab der Rennstall bekannt, dass man Alexandr Kolobnev von Rabobank holt. Der Russe ist ein ausbaufähiger Rundfahrer, hatte aber 2006 ein etwas schwächeres Jahr. Nicht mehr dabei sein werden Luttenberger, Piil Storm, Peron, Lombardi sowie Müller, der sich in der zweiten Saison nicht so stark präsentierte.
Daneben muss man auch sehen, welche Auswirkungen das eigenwillige Programm zur Dopingbekämpfung haben wird. Riis hat ein umfangreiches System integriert, bei dem er einen Kritiker, Rasmus Damsgaard, beschäftigt, der zuvor CSC verdächtigte, mit unlauteren Mitteln zu arbeiten. Er soll mannschaftsintern ca. 800 Proben entnehmen. Dem Geldgeber ist das Programm einen finanziellen Zuschuss wert. Die Werte sollen am Ende der Saison veröffentlicht werden.
Inwiefern Riis, der sich während seiner aktiven Karriere öfters Anschuldigungen ausgesetzt sah, als geläutert gilt, vermag man als Außenstehender nicht wirklich zu sagen. Zumindest gibt er sich so, wie auch das Abstimmungsverhalten in der IPCT-Sitzung beweist, als er für den Ausschluss von Discovery Channel stimmte. Womöglich war er aber auch nur gekränkt, weil sein ehemaliger Zögling eine Offerte des konkurrierenden Rennstalls akzeptiert hatte, so dass sein Voting persönliche Beweggründe hatte.
Nicht jeder der Bediensteten der Equipe ist von den Maßnahmen der Dopingbekämpfung angetan. Von Kroon ist bekannt, dass er über einige Vorgehensweisen in dieser Richtung nicht erfreut ist. Mal sehen, was sich diesbezüglich noch tut.
Zumindest kann man davon ausgehen, dass dem Rennstall vermutlich mehr an einem sauberen Radsport gelegen ist, als vordergründig nur eigene Erfolge im Blick zu haben. Die Mannschaftsmitglieder, die diese Ansicht nicht vertreten, werden ihre Gründe haben.
Ob CSC auch 2007 wieder die beste Equipe stellt, ist somit noch gar nicht so sicher. Bleibt der Erfolg aus, wird es ein Teil der Truppe auf die entstandene Unruhe schieben. Man fühle sich ungerechtfertigt verdächtigt. Außenstehende werden möglicherweise den Umkehrschluss bilden, dass jetzt, da die Equipe wohl sauber ist, eben keine Erfolge mehr möglich sind, ergo: vorher wurde gedopt.
Besieht man sich die Thematik mit der nötigen Ernsthaftigkeit, werden zwei andere Problemkreise offensichtlich. Wie genau und was überprüfen diese Tests? Es wird zwar eine Menge Wind um das System gemacht, aber möglicherweise ist das Tamtam nur ein paar Dezibel zu laut geraten, während die Kontrolle eher unzulänglichen Charakter haben. Wird ein Rennstall gewillt sein, einen eigenen Fahrer tatsächlich zu überführen? Das wäre zwar ein ethisch feiner Zug, aber dem stehen u.a wirtschaftliche Interessen entgegen. Und was passiert, wenn wirklich ein Akteur überführt wird?
Fragen über Fragen. Sie machen aber die Diskussion obsolet, ob CSC wieder die aus sportlicher Sicht erfolgreichste Mannschaft sein wird.
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