Mit der Besetzung von 2006 müsste diese Formation weiterhin kleinere Brötchen backen. Deswegen war klar, dass man sich aus dem Personal der Teams, die sich nach dem Saisonende auflösen würden, bedienen würde, sofern sich die Möglichkeit ergäbe. Bemerkenswert ist, dass der Rennstall sich bisher darauf besonnen hat, keinen Fahrer zu verpflichten, der in die Fuentes-Affäre involviert war. Das ist der Unterschied zu sämtlichen anderen gegenwärtigen und künftigen Professional Teams aus Spanien, die – man möchte meinen – skrupellos auch diese Pedalisten für die anstehende Saison unter Vertrag nahmen. Der Fahrer des eigenen Teams, Garcia Quesada, der in der "Operacion Puerto" nicht frei von Schuld schien, wurde aus seinem Vertrag entlassen. Dennoch bleibt eine generelle Skepsis bestehen. Andalucia wäre fast schon die goldene Ausnahme im Bereich der spanischen Professional Teams.
Nächste Saison ziert übrigens der Namenszug "Andalucia-Cajasur" das Teamjersey. Dieses Trikot werden neuerdings Jorge Ferrio, José Antonio Lopez, Jose L. Carrasco und Claudio J. Casas tragen. Sie haben einerseits die Aufgabe, einige Abgänge zu kompensieren. Cabello (hört auf) und Edo sind von Bord gegangen, und auch Rovira wird eine Lücke hinterlassen. Andererseits sollen sie Sorge tragen, dass der Rennstall möglichst viele Startberechtigungen in der PT erhält.
Das Optimum für die Equipe wäre die Wildcard für die Vuelta a Espana. Nimmt man die sportlichen Voraussetzungen als Maßstab, dann stünden die Chancen auf eine Wildcard nicht schlecht. Die zwei neuen Rennställe Karpin-Galicia und Fuerteventura-Canarias wurden gerade erst gegründet, und Relax-GAM war laut UCI-Mannschaftswertung deutlich schlechter. Zudem konnte Relax bei der Vuelta 2006 niemanden überzeugen. Sollte die Ethik als Kriterium dienen, hätte das Team einen weiteren Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Jedoch drohen die als resistent bekannten Veranstalter – und besonders die der Vuelta, ihre Wildcards anhand anderer Kriterien zu verteilen. So wird man sicherlich Astana mit einer bedenken, wenn das kasachische Team mit dem Sieger der Spanien-Rundfahrt tatsächlich keine PT-Lizenz erhalten sollte. Daneben bliebe Relax als hartnäckigster Gegner für die andalusische Formation, wenn nur eine weitere Wildcard ausgelobt werden sollte. Anders als die Kontrahenten scheint deren Mannschaft auf sportliche Erfolge nicht angewiesen zu sein, wenn man die beiden letzten Jahre als Beurteilungsgrundlage heranzieht. Am Horizont droht Andalucia in diesem Falle womöglich ein identisches Schicksal wie Kaiku. Keine Startberechtigung und dann die Liquidation?
Ein Argument, das gegen eine Teilnahme sprechen würde, lässt sich aber nicht von der Hand weisen: Die zwei Erfolge bei der Volta a Catalunya können nicht kaschieren, dass es im Team ein wenig an Kontinuität sowie an Fahrern mit dem Willen zur Verantwortung fehlt. Mitunter unterblieben gute Ergebnisse, die einen Anspruch auf einen Start bei der Vuelta unterstrichen hätten.
Würde man sich jedoch auf Seiten der Vuelta-Veranstalter durchringen können, die abwehrende Haltung gegenüber einer Verpflichtung eines Fahrers aus der Operacion Puerto zu honorieren, dann stünde einer Teilnahme nichts mehr im Wege.